Wie ist die Standarduntersuchung in der Gynäkologie?
Inspektion der Vulva
Spekulumeinstellung zur Beurteilung der Vagina und der Portio
ggf. gezielter zytologischer oder mikrobiologischer Abstrich
bimanuelle Tastuntersuchung
(Laboruntersuchungen)
zytologische oder mikrobiologische Abstriche
Blut
(radiologische Verfahren)
vaginaler Ultraschall
abdomineller Ultraschall
Mammografie/Mammasonografie
MRT Mamma
CT/MRT Abdomen und kleines Becken
(invasivere Diagnostik)
Hysteroskopie
Biopsieentnahme
Laparoskopie
Anatomie der weiblichen Geschlechtsorgane?
Vagina mit nicht-verhorntem Plattenepithel
Uterus (art: Aorta abdominalis > Aa. ovaricae und Aa. iliacae internae > Aa. uterinae; ven: Venenplexus > V. uterina)
Corpus mit Zylinderepithel des Endometriums
Endometrium: Lamina functionalis (Zyklus) und Lamina basalis
Myometrium
Perimetrium
Zervix mit Endo- und Ektozervix mit Transformationszone an der Portio
Portio = Abschnitt der Zervix, der ins Vaginalgewölbe hereinragt
Uterus
Tuben
Ovarien
Versio = Winkel zwischen Vagina und Zervix uteri
Flexio = Winkel zwischen Zervix uteri und Corpus uteri
—> meist anteversio, anteflexio
Wie und wann macht man eine Spekulumeinstellung?
Indikation
Routineuntersuchung zur Beurteilung der Vaginalwand und der Portio vaginalis
Vaginale Beschwerden
Blutungen und vaginaler Ausfluss
Unklare Unterbauchbeschwerden
Es zeigen sich eine regelrecht konfigurierte Portio sowie Vagina mit reizlosen Schleimhautverhältnissen. Am äußeren Muttermund sind die Ziehfäden eines Intrauterinpessars zu erkennen. Bei dem weiß-milchigem Sekret am Rand des unteren Spekulums handelt es sich um den physiologischen Vaginalausfluss (Fluor albus).
Welche Ziel und welche Inidikation gibt es zum PAP-Abstrich?
Ziel: Detektion bzw. Beurteilung des Schweregrades präkanzeröser Veränderungen
jährlich zwischen 20-34 Jahren
danach alle 3 Jahre (+ HPV-Test)
Schwangerschaftsvorsorge
auffällige Befunde
Wie macht man einen PAP-Abstrich?
Sorgfältige Arbeit wichtig und 24h vor Abstrick keine Manipulation der Portio:
Portiooberfläche (insb. suspekten Arealen und/oder der Transformationszone), i.d.R. mit Holzspatel
Zervikalkanal, i.d.R. mit Zyto-Bürstchen
Gleichmäßiger und dünner Ausstrich auf einem Objektträger
Sofortige Fixierung in hochprozentigem Alkohol (alternativ: Fixationsspray) → Zunächst keine Lufttrocknung!
Anschließend Färbung nach Papanicolaou
Nach mind. 15 Minuten und max. 7 Tagen: Beurteilung anhand der Münchner Nomenklatur III
physiologisch: Parabasalzellen, Intermediärzellen, Superfizialzellen (östrogenabhängige Proliferation)
Alternative: Dünnschichtzytologie → Anstatt des Ausstrichs auf dem Objektträger werden die Zellen in ein Röhrchen mit Fixierlösung übertragen
Wie befundet man einen PAP-Abstrich?
0: Test fehlerhaft —> wiederholen
1: physiologisch —> 12 Monate
2: physiologisch ABER Risikoanamnese, Endometriumzellen bei Patientinnenalter >40 J., veränderte zervikale Drüsenzellen, Geringgradig kernveränderte Plattenepithelzellen (< CIN1) —> a/e 12 Monate, g/p 6 Monate —> bei Positivität Differenzialkolposkopie binnen 3 Monaten
3: unklar —> Differenzialkolposkopie binnen 3 Monaten
3d: Dysplasie mit größerer Neigung zur Rückbildung —> 6 Monate —> bei Positivität Differenzialkolposkopie binnen 3 Monaten
4: Karzinomvorstufe —> Differenzialkolposkopie
5: Malignom —> Differenzialkolposkopie
Wie und wann kann man vaginale Erreger diagnostizieren?
Indikation: V.a. Entzündung des Introitus, der Vagina und der Portio vaginalis (Kolpitis, Zervizitis) oder des inneren Genitale (Endomyometritis, Adnexitis)
Zytologie
Normalbefund: Stäbchenförmige Laktobazillen (Döderlein-Stäbchen)
Pseudomyzelien (Pilzinfektion), begeißelte Protozoen (Trichomonadeninfektion), Clue cells (bakterielle Vaginose), Amintest mit 10%-igen Kalilauge (fischiger Geruch → V.a. Aminkolpitis)
Gramfärbung: V.a. Gonorrhö = Tripper (gramnegative Diplokokken —> Gonokokken)
Kultureller Erregernachweis und Resistenzbestimmung
ggf. PCR oder immunologische Diagnostik (Chlamydien, HPV-Differenzierung)
pH>4,5: Dysbiose des Vaginalmilieus —> Begünstigung einer bakteriellen Infektion
Wann macht man eine HPV-Diagnostik?
bei auffälligem PAP-Abstrich
>30 Jahre als Screening zusätzlich
>35 Jahre alle 3 Jahre
Bei HPV-Positivität und unauffälligem Pap-Abstrich: Erneuter HPV-Test nach 12 Monaten
Wie macht man HPV-Diagnostik?
Abstrich mit einem Watteträger von der Portiooberfläche / Transformationszone —> Nachweis der Virus-DNA mittels PCR oder HC2-Test (Nukleinsäure-Hybridisierung) im Labor
Was sind Kolposkopie und Differenzialkolposkopie?
Kolposkopie = „Betrachtung bzw. Untersuchung der Vagina“ —> Vergrößerungsoptik zur Inspektion der Vulva,, der Vagina und der Portio
Differenzialkolposkopie = Darstellung der Portio mithilfe eines Spekulums und Beurteilung der Portio unter Lupenvergrößerung (6- bis 40-fach) mit dem Kolposkop
Welche Indikationen gibt es zur Kolposkopie?
Abklärung von Auffälligkeiten im Bereich der Vulva, Vagina und Portio (im Abstrich oder in der Spekulumuntersuchung)
Inspektion mit dem Kolposkop und Durchführung verschiedener Tests, ggf. Fotodokumentation und Biopsieentnahme
Kolposkopisch gezielte zytologische Abstrich- und histologische Probenentnahme (Biopsie)
Operative Eingriffe unter kolposkopischer Kontrolle (z.B. Konisation)
Wie beurteilt man eine (Differential-)Kolposkopie?
≠ Befunde
Essigsäureprobe: charakteristische Weißfärbung (essigweißes Epithel) gibt je nach Ausprägung Hinweise auf Lokalisation und Ausprägung von möglicherweise dysplastischem Epithel
Zum einen wird der Zervixschleim durch Essig koaguliert und dadurch eine bessere Sicht auf die Transformationszone ermöglicht, zum anderen dringt Essig in die Epithelzellen ein und bedingt eine Anämisierung
Schiller-Iod-Probe: fehlende Braunfärbung kann Hinweise auf die Lokalisation und Ausprägung möglicher dysplastischer Epithelzellen geben
Iod-positive Bereiche: Iod wird von den glykogenhaltigen Plattenepithelzellen aufgenommen und gespeichert → braun gefärbte Zellen
Iod-negative Bereiche: Die weiter endozervikal liegenden Drüsenepithelzellen (physiologisch) sowie weniger differenzierte, möglicherweise dysplastische Zellen enthalten wenig bis gar kein Glykogen → wenig bis gar keine angefärbten Zellen
Probeentnahme: Auffällige Bereiche mittels Knipsbiopsie zur histopathologischen Beurteilung
Essigweiß
Welche Befunde kann man in der (Differential-)Kolposkopie beobachten?
≠ Beurteilung
Gutartige Befunde:
Portioektopie —> endometriales Zylinderepithel der Endozervix auf der vaginalen Portiooberfläche
physiologischen Zustand unter Östrogen- und Gestageneinfluss
Transformationszone: Übergang des nicht-verhornenden Plattenepithels der Ektozervix (Portio vaginalis) in das endozervikale Zylinderepithel
Ovula Nabothi: Ca. 0,5–1,5 cm große Retentionszysten in der Zervix, die durch ein Überwuchern des Plattenepithels über die zervikalen Drüsenausführungsgänge entstehen
Keine Therapie notwendig
Zervixpolyp: Hyperplastisches Schleimhautepithel, welches sich als sichtbare, meist glatt serosierte Gewebsvermehrung im Bereich der Zervix darstellt
Therapie: Abtragung mit anschließender Kürettage
Offene Drüsenausführungsgänge der Endozervix
Bösartige Befunde (= auffällige Befunde, die weiterer Beobachtung, Abklärung oder Therapie bedürfen):
Kondylome: HPV-Infektion (6 o. 11) —> rasenförmig wuchernde Condylomata acuminata an der Portio
Klinik: I.d.R. asymptomatisch
Therapie: Entfernung mittels Laser, Kryosation oder Imiquimod-Salbe
Metaplasien: Umwandlung des hochprismatischen Zylinderepithels in mehrschichtig unverhorntes Plattenepithel
Leukoplakien: Zellatypien, die sich als weißliche, nicht abwischbare Beläge präsentieren
in und außerhalb der Transformationszone liegen
Weitere Abklärung: Biopsieentnahme mit histopathologischer Untersuchung
Felderung/Mosaik
Gefäßatypien
Essigweißes Epithel
Iod-negative Bereiche
Maligne Entartungen: I.d.R. nur bei HPV-Typ-16- und -18-Befall
Welche Labordiagnostik wird in der Gynäkologie veranlasst?
Jeweils in Abhängigkeit von der Fragestellung:
Schwangerschaftstest: Immer bei Frauen im gebärfähigen Alter mit unklaren Unterbauchbeschwerden!
Entzündungsparameter
Hormondiagnostik
Urinstatus, -sediment und Nierenretentionsparameter
Transaminasen und alkalische Phosphatase
Tumormarker: Die meisten Tumormarker dienen der Verlaufskontrolle im Hinblick auf Therapieerfolg und Rezidiventstehung
CA-15-3: Verlaufsparameter bei Mamma- und Ovarialkarzinom
CEA: Verlaufsparameter bei Mammakarzinom
CA-125: Verlaufsparameter u.a. beim serösen Ovarialkarzinom oder beim ovariellen Keimzelltumor
CA-19-9: Verlaufsparameter beim muzinösen Ovarialkarzinom
SCC: Plattenepithelkarzinom (z.B. an Zervix, Vagina, Vulva)
AFP: Keimzelltumoren
HCG: Verlaufskontrolle in der Frühschwangerschaft bzw. bei EUG, Chorionkarzinom oder Keimzelltumoren
Welche Indikationen gibt es zur vaginalen Sonographie?
Mittel der ersten Wahl zur Beurteilung des inneren weiblichen Genitales:
Genaue Beurteilung von
Endometrium
Endometriale Prozesse
Beurteilung des Zyklusstadiums: Anhand der Endometriumdicke
Lagekontrolle eines Intrauterinpessars
Myometrium: Bspw. Diagnostik von Uterusmyomen (Uterus myomatosus), Fehlbildungen
Zervix: Bspw. Verdacht auf Zervixkarzinom, Fehlbildungen
Ovarien: Bspw. Diagnostik von Zysten, Ovarialtumoren, Follikelreifung
Tuben: Bspw. Entzündung, Abszesse
Schwangerschaftsdiagnostik
Zervixlängenmessung: Bspw. bei Verdacht auf Zervixinsuffizienz bzw. Trichterbildung am inneren Muttermund
Schwangerschaftsentwicklung bis ca. 12. SSW
Wie befundet man eine vaginalen Sonographie?
Physiologische Befundbeschreibung
Uterus: 8×3 cm, anteflektiert/retroflektiert/gestreckt, keine Myome oder Polypen
Endometrium: Zeigt sich als echoreicher Streifen im zentralen Längsschnitt des Uterus, sog. Endometriumreflex
Myometrium: Homogen und echoarm, keine Myome
Ovarien: Ovarien bds. scharf abgrenzbar, normal groß, mit normalem Follikelbesatz
Tuben: Unter physiologischen Bedingungen nicht darstellbar
Douglas-Raum: Vorhandensein freier Flüssigkeit
Geringe Menge (bis zu 1,5 cm) physiologisch bei prämenopausaler Patientin
Höhere Menge Hinweis auf entzündliches Geschehen, EUG, intraabdominelle Blutungen
Wann macht man eine Sonographie der Mammae und Axillae?
zusätzliches Diagnostikum bei der Beurteilung von klinischen Tastbefunden an der Brust, Lymphabflusswege, insb. die axillären Lymphknoten:
Beurteilung von Tastbefunden bzw. ergänzend zur Mammografie bei Verdacht auf Mammatumor bzw. Mammakarzinom
Sonografie der Axilla zur Beurteilung axillärer Lymphknoten
Beurteilung und Verlaufskontrolle entzündlicher Prozesse in der Mamma, vor allem zum Ausschluss von Abszessen
Hilfsmittel bei der Durchführung von Stanzbiopsien im Rahmen der Tumordiagnostik in der Brust und bei der präoperativen Drahtmarkierung
Wann macht man eine Mammographie?
Abklärung bzw. Erkennung pathologischer Krebsvorstufen oder Mammakarzinome:
Bei klinisch auffälligem Befund: Sollte bei Frauen ab 40 Jahren durchgeführt werden
Krebsfrüherkennung (Mammografie-Screening)
Ohne Risikofaktoren: Screeninguntersuchung alle zwei Jahre bei Frauen zwischen 50 und 69 Jahren
Mit Risikofaktoren: Screening bereits im jüngeren Alter beginnen und in geringeren zeitlichen Abständen wiederholen
Wie wird eine Mammographie gemacht?
Aktueller Standard: 2D-Mammografie
Bester Zeitraum zur Durchführung: Kurz nach der Menstruation
Kompression und Fixierung der Mamma zwischen Röntgenfilm und Kompressionsplatte
Immer in zwei Ebenen: Kranio-kaudal (cc) und medio-lateral-oblique (mlo)
Durchführung mit weicher Röntgenstrahlung im Bereich 25–35 kV
Sensitivität: ∼80%
Wie beurteilt man Ergebnisse der Mammographie?
Physiologische Befundbeschreibung: Radiologisch unauffällige Mammae beidseitig, kein Mikrokalk, BI-RADS I, ACR-Stadium
Beispiel:
unscharfer Befund mit Spiculae —> MammaCA
unscharfer Befund mit vereinzelt Mikrokalzifikationen (genau schauen!) —> wahrscheinlich MammaCA
Wann macht man in der Gynäkologie ein MRT?
Eine Kontrastmittel-MRT wird nicht routinemäßig durchgeführt und ist speziellen Fragestellungen mit unklaren Befunden in der konventionellen Diagnostik vorbehalten.
Was ist eine Biopsieentnahme und wann macht man das?
= Minimalinvasive Probenentnahme (PE) zur Abklärung unklarer Befunde
Indikationen:
Portio-PE bei auffälligen zytologischen oder kolposkopischen Befunden
Mamma-Biopsie bei unklaren mammografischen oder sonografischen Befunden
Was ist und welche Indikationen gibt es für eine Hysteroskopie?
= Uterusspiegelung zur Diagnosestellung oder therapeutischen Behandlung einer Pathologie im Uterus (Gebärmutterhals, Gebärmutterhöhle und Tubenostien
Diagnostisch
Abklärung auffälliger Sonografiebefunde oder Blutungsstörungen bei Verdacht auf intrakavitäre Pathologien wie Polypen, Myome oder Karzinome
Kinderwunschdiagnostik
Therapeutisch: Gezielte Abtragung pathologischer Befunde unter Sicht (operative Hysteroskopie)
Polypabtragung (Zervix- oder Endometriumpolyp)
Resektion submuköser intrakavitärer Myome
Endometriumresektion
Kombination mit operativen Eingriffen
Abrasio (Kürettage): Ausschabung der Gebärmutterhöhle
Mögliche Indikationen: Missed abortion, V.a. Plazentareste post partum
Fraktionierte Abrasio: Getrennte Gewinnung von Gewebe aus Gebärmutterhals und Gebärmutterhöhle zur histologischen Aufarbeitung
Mögliche Indikationen
Verdacht auf Endometrium-/Zervixkarzinom
Postmenopausale Blutungen
Vaginale Blutungsanomalien
Was ist und welche Indikationen gibt es für eine Laparoskopie/Pelviskopie?
= Diagnostische oder therapeutische Endoskopie der Organe des kleinen Beckens über Transabdomineller OP-Zugang i.d.R.
Anderweitig nicht erklärbare Unterbauchbeschwerden sowie abklärungsbedürftige Untersuchungsbefunde von Uterus und Adnexe
Vorteil: Möglichkeit zur Probeentnahme
Operatives Staging bei Zervixkarzinom
Sterilitätsdiagnostik und Reproduktionsmedizin: Bspw. Chromopertubation bei Verdacht auf tubare Sterilität
Therapeutisch: Bspw. EUG, Endometriose, Uterusmyome, Fehlbildungen, Laparoskopische Hysterektomieverfahren (LASH, LAVH, TLH), Adnexektomie, Zystenentfernung
Wie entstehen Fehlbildungen der weiblichen Geschlechtsorgane?
Störung bei Verschluss der Müller-Gänge —> Vagina und Uterus
unvollständigen Resorption des Septums oder fehlenden Verschmelzung der Müller-Gänge —> Uterus
Störung bei Rückbildung der Milchleiste —> Polymastie (mehrere Mammae), Polyethelie (mehrere Brustwarzen) oder Athelie (fehlende Brustwarze)
Welche Fehlbildungen des Uterus (Korpus) sind relevant?
Fehlerhafte Verschmelzung der Müller-Gänge während der Embryonalentwicklung
Uterus arcuatus: Weitestgehend abgeschlossene Vereinigung der Müller-Gänge, nur der Fundusbereich ist verbreitert und eingefurcht
Uterus bicornis: Unvollständige Verschmelzung mit paarigem Uterus
Unicollis: Unpaarige Zervix
Bicollis: Paarige Zervix
Uterus didelphys (Uterus duplex): Unvollständige Verschmelzung mit zwei getrennten Uteri und Zervices und meist auch zwei getrennten Vaginae
Uterus unicornis: Aplasie eines Müllergangs
Abgeschlossene Verschmelzung der Müller-Gänge bei unvollständiger Resorption des Septums
Uterus subseptus/Uterus septus: Von der äußeren Form unauffälliger Uterus; medianes Septum und zwei Uteruslumina hysteroskopisch und sonografisch nachweisbar
Welche Fehlbildungen der Zervix uteri sind relevant?
Synechien im Zervikalkanal
Postentzündlich (z.B. Chlamydien)
Posttraumatisch (z.B. Kürettage)
Klinik
Sekundäre Amenorrhö
Molimina menstrualia: Amenorrhö, die monatlich an Schmerzintensität zunimmt
Ausbildung einer Hämatometra (Blut im Uterus)
Therapie
Operative Lösung der Synechien
Ausräumung der Hämatometra
Welche Fehlbildungen der Vulva und Vagina sind relevant und wie ist deren Klinik bzw. Therapie?
Hymenalatresie = Vaginalöffnung membranartig verschlossen
Vaginalatresie = fehlt angeboren oder erworben (Infektion, Verletzung) die äußere Mündung der Vagina
—> Menstruationsblut kann nicht abfließen und staut sich in der Vagina (= Hämatokolpos), im Uterus (= Hämatometra) und in den Tuben (Hämatosalpinx)
vor der Menarche asymptomatisch
primäre Amenorrhö
Tastbarer Unterbauchtumor
Inzision des Hymens oder plastisch-chirurgische Wiederherstellung der Vagina Neovagina)
Ausräumung des restlichen Menstruationsblutes
Labiensynechie = Partielle oder komplette Verklebung der inneren Labien
Östrogenmangel
seltener Trauma (Entzündung, sexueller Missbrauch)
Epidemiologie
2–5% aller Mädchen bis zum 4. Lebensjahr leiden an Synechien
Lösung mit östrogenhaltiger Salbe (eine operative Lösung ist nicht zu empfehlen, da es hierbei häufig zu Vernarbungen und Rezidiven kommt)
Mayer-Rokitansky-Küster-Hauser-Syndrom
= Vaginalaplasie + Zervixaplasie + rudimentäre Uterushörner
Ätiologie
unbekannte Störung in der Entwicklung der Müller-Gänge im zweiten Embryonalmonat
46, XX
normalen Ovarialfunktion —> normale sekundäre Geschlechtsmerkmale
Erstes Symptom: Primäre Amenorrhö
Schmerzhafte oder nicht mögliche vaginale Penetration
Sterilität
Evtl. MURCS-Assoziation :
MUellergangsaplasie —> Harnwegsfehlbildungen
Renale Aplasie —> Nierenfehlbildungen
Cervicothorakale —> Fehlbildungen des Herzens
Somitendysplasie —> Skelettanomalien, Muskelschwäche
Diagnostik
Geschlechtshormone im Normbereich: LH, FSH, Prolaktin, Östradiol und Testosteron
Sonografie: Uterus und Vagina nur begrenzt darstellbar, unauffällige Ovarien, evtl. Begleitfehlbildungen der Nieren oder der Harnwege
konservativ (z.B. Dehnung mittels Dilatatoren)
operativ (z.B. Vaginalplastik)
—> vaginale Penetration ermöglichen
Was ist eine Androgenresistenz?
= testikuläre Feminisierung
männlicher Genotyps (XY)
weiblichen Phänotyps (46, XY-DSD)
je nach Ausprägung der Androgenresistenz (komplett vs. inkomplett)
Grund: Endorganresistenz gegenüber Androgenen (Androgenrezeptordefekt oder postrezeptorische Störung)
Wie ist die Klinik der Androgenresistenz?
komplette Androgenresistenz: Äußere Geschlechtsorgane weiblich (testikuläre Feminisierung)
Entwicklung von Mammae (Thelarche)
Weibliche äußere Genitalien mit blind endender Vagina
Uterusaplasie
Fehlende sekundäre Geschlechtsbehaarung (Pubarche), „hairless woman“
Keine Menarche: Primäre Amenorrhö, Sterilität
Innere Geschlechtsorgane männlich (intraabdominelle Hoden, keine Ovarien)
Je nach Ausprägung der Androgenresistenz Mischformen möglich
Wie diagnostiziert man Androgenresistenz?
Präpubertär: Testosteron↑↑
Postpubertär: Hohe LH-Spiegel und hochnormale/erhöhte Testosteronspiegel (bei fehlender Virilisierung)
Direkte Genanalyse (Androgenrezeptordefekt)
Wie behandelt man Androgenresistenz?
psychologische Begleitung
Therapieansatz insb. abhängig von Geschlechtsidentität des betroffenen Kindes, Rezeptorstatus und ggf. Phänotyp
medikamentös mit Hormonersatztherapie
Wunsch nach männlichem Phänotyp (bei inkompletter Resistenz) → Hochdosierte Androgentherapie
Wunsch nach weiblichem Phänotyp (bei kompletter Resistenz) → Östrogentherapie
Therapieoptionen bzgl. des Entartungsrisikos der Hoden
Inkomplette Androgenresistenz und Wunsch nach weiblichem Phänotyp: Operative Entfernung der Hoden vor der Pubertät
Komplette Androgenresistenz
Operative Entfernung der Hoden nach(!) der Pubertät
Regelmäßige sonografische und klinische Kontrollen der intraabdominal liegenden Hoden
Da das Risiko einer Entartung nach der Pubertät nicht abzuschätzen ist, sollten die Hoden in situ engmaschig kontrolliert werden.
Welche DD gibt es zur Androgenresistenz?
= Perineoskrotale Hypospadie mit Pseudovagina
nur männliche Genotypen betroffen
Defekt der 5α-Reduktase: Testosteron wird nicht in Dihydrotestosteron (DHT) umgewandelt → Fehlende Virilisierung der Geschlechtsorgane, die DHT-abhängig sind (insb. äußeres Genitale)
bei Geburt meist weiblich erscheinendes äußeres Genital
in der Pubertät dann Virilisierung aufgrund von zunehmender Testosteronsynthese (Peniswachstum, Descensus testis, Entwicklung einer männlichen Geschlechtsidentität)
Hormonbestimmung: Testosteron↑, DHT↓ (erhöhter Testosteron-DHT-Quotient); kein Anstieg von DHT unter hCG-Gabe
Genetik
weiblicher Geschlechtsidentität: Ggf. Entfernung der Hoden, Substitution von Östrogen und Gestagen nach Abschluss des Längenwachstums
männlicher Geschlechtsidentität: Ggf. Testosteronsubstitution
Was ist Endometriose?
= verstrengte Gebärmutterschleimhaut (endometriumartige Zellverbände außerhalb der Gebärmutterschleimhaut) die dem hormonellen Zyklus unterliegt
unbekannte Ätiologie, mehrere Theorien:
Transplantationstherapie “rückwärts über die Tuben”
Metaplasietheorie aus Stammzellen durch hormonelle Reizung
Archimetratheorie aus gelockerten Anteilen der untersten Gebärmutterschicht
genetische, immunologische oder hormonelle Faktoren
Chronische Erkrankung der reproduktionsfähigen Frauen
Wie häufig ist Endometriose?
2. häufigste gynäkologische benigne Erkrankung
Prävalenz 2-30% der Frauen im fertilen Alter
Altersgipfel 35-34 Jahre
Hohe Rezidivrate (20–80%) —> Besserung nach Menopause
Welche Risikofaktoren gegünstigen eine Endometriose?
Genetische Disposition, positive Familienanamnese
Frühe Menarche
Kurze Menstruationszyklen
Späte erste Schwangerschaft
Kinderlosigkeit
Stressassoziiert
Voroperationen (zB Sectio)
Wie klassifiziert man Endometriose?
Endometriose innerhalb der Tuben zählt noch zu Endometriosis genitalis interna
Wie ist die Klinik bei Endometriose?
sekundäre Dysmenorrhö (… bei Menstruation)
zyklussynchroner Crescendoschmerz
Beginn 2 Tage vor Blutung
Dysurie (… bei Wasserlassen)
Dyschezie (… bei Stuhlgang)
Dyspareunie (… bei GV)
Mittelschmerz (… bei Eisprung)
—> Besserung der Beschwerden nach Menopause
Bei Darmbefall: Dyschezie, Hämatochezie, Druckgefühl, Blähungen, Tenesmen, Diarrhö, Obstipation
Bei Blasenbefall: Suprapubische Schmerzen, Pollakisurie, Harndrang, Dysurie, Hämaturie
Bei Thoraxbefall: Hämoptysen
Chronisch zyklische/azyklische Unterbauchschmerzen
Menometrorrhagien (verstärkte, verlängerte Blutung)
Mikrohämaturie, Blasenfunktionsstörungen
Darmbeschwerden, zyklische Diarrhö, Hämatochezie
Wie diagnostiziert man Endometriose?
Zwischen dem ersten Auftreten der Symptome und der Diagnosestellung vergehen im Durchschnitt 6–10 Jahre!
Anamnese (Risikofaktoren), gynäkologische Untersuchung
transvaginale Sonographie
Adenomyosis uteri (vergrößerter Uterus und hypoechogene Streifen im Myometrium)
Endometriome (ovarielle Schokoladenzysten): Raumforderung mit homogen-echoarmer Binnenstruktur
operativ mittels diagnostischer Laparoskopie mit histologischer Diagnosesicherung
Welche DD gibt es zur Endometriose?
entzündlich-infektiöse Erkrankungen im Bauchraum (zB Ovarialzyste, Uterusmyome)
Neoplasie (zB Ovarialtumor), Metastasen
Verwachsungen post-operativ
Wie behandelt man Endometriose?
KEINE Heilung nicht symptomatische Therapie:
medikamentös
Analgetika
hormonelle Therapie um Amenorrhoe zu erzielen
1. Kontinuierliche reine Gestagentherapie mit Dienogest 2 mg
2. GnRH-Agonisten: GnRH-R in Hypophyse blocken (LH, FSH & Östrogen ↓)
langfrstig und kontinuierlich
GnRH-Antagonisten: GnRH-R in Hypophyse blocken (LH, FSH & Östrogen ↓)
kurzfristig
Östrogen-Gestagen-Präparate, insb. Dienogest-Ethinylestradiol-Kombination
andere Gestagentherapien
bei sehr ausgeprägten und therapierefraktären Beschwerden: Aromatasehemmer
operativ + GnRh-Analoga für 6 Monate / + Gestagene kontinuierlich
laparoskopische Entfernung der Herde
Adhäsiolyse (Verwachsungen lösen)
Endometriome: Ausschälung der Schokoladenzysten
Adenomyosis uteri: Hysterektomie
großer Befund intraperitoneal: Laparotomie
ggf. Koloskopie, Zytoskopie mit Herdresektion
NW der GnRH-Analoga: Wechseljahrbeschwerden (Hitzwallungen, Trockenheit der Vagina, Abnahme der Libido, Verringerung der Knochendichte)
Wann würde man operativ behandeln?
Symptomatische Patientinnen mit Endometriose
Suspektes Erscheinungsbild der ovariellen Endometriose
Insuffizienz der Hormontherapie
Frauen mit unerfülltem Kinderwunsch und Endometriose
Welche Komplikationen können bei Endometriose auftreten?
Behinderung der Ovulation durch Endometriome
verklebungen, Verwchsungen der Tuben oder anderer Organe
Obstipation bis (Sub-)Ileus
Harnstau, Funktionsverlust der Niere
selten Entartung
Last changeda year ago