Definiere die Forschungsmethoden.
Die Psychologische Forschungsmethodik umfasst fachübergreifende epistemologische und wissenschaftstheoretische Inhalte sowie fachspezifische Methodologien und Methoden.
Was sind vier zentrale Fragen der Philosophie (nach Immanuel Kant)? Gliedere ein in (Ontologie+Epistemologie; Anthropologie, Ethik und Theologie)
– Was kann ich wissen? (Ontologie + Epistemologie)
– Was ist der Mensch? (Anthropologie)
– Was soll ich tun? (Ethik)
– Was darf ich hoffen? (Existenzphilosophie, Theologie)
Was bedeutet Ontologie?
Was ist wirklich seiend? (= Ontologie)
– Beispiel für eine ontologische Frage in der Psychologie: Das Leib-Seele-Problem
Was ist die “Epistemologie”?
• Wie können wir Wirklichkeit erkennen? (= Epistemologie)
– Beispiel für eine epistemologische Frage in der Psychologie: Induktion vs. Deduktion, Empirismus vs. Idealismus
Was bedeutet aprioristisch und was quasi-empirisch?
aprioristisch: allgemein gültige Standards, Regeln etc.
quasi-empirisch: tatsächliche Wissenschaft hat eine Schiedsrichterrolle
Welche 4 wissenschaftstheoretische Ansätze kennst du? Teile sie in aprioristisch und quasi-empirisch auf. Was bedeutet aprioristisch vs quasi empirisch?
Nenne und erkläre kurz die drei Ebenen der Wissenschaftstheorie! Wie bauen sie sich aufeinander auf? (wichtig für Klausur)
Wer ist Immanuel Kant?
Immanuel Kant (1724 - 1804)
Immanuel Kant äußerte in seiner Kritik der reinen Vernunft (1781) Zweifel daran, dass Psychologie eine Wissenschaft sein könne, da jede (Selbst-)Beobachtung psychischer Vorgänge subjektiv und somit unzuverlässig und nicht mathematisch fassbar sei.
Nenne die 9 Merkmale einer naturwissenschaftlichen Psychologie und teile ein, zu welchen Ebenen die jeweiligen Merkmale gehören (E, ML, SM)
(wichtig für Klausur)
Erfahrung als Erkenntnisquelle (E)
Falsifizierbarkeit als Abgrenzungskriterium für wissenschaftliche
Aussagen (ML)
Der Mensch als Naturgegenstand, Ahistorizität (E)
Prinzip von Ursache und Wirkung (Kausalität, Erklärung) (E)
Deduktives-nomologisches Vorgehen (ML)
Inferenzstatistik (ML)
Operationalisierung, Messung und Quantifizieren (ML)
Systematische, kontrollierte Beobachtung (Experiment) (SM)
Standardisierte Befragung (SM)
Welche möglichen Erkenntnisquellen hat die naturwissenschaftliche Psychologie?
Mögliche Erkenntnisquellen (nach Reiß & Sarris, 2012, S. 31)
1. Autorität/ Tradition
2. Intuition
3.Vernunft (Rationalismus)
4.Erfahrung (Empirismus)
Was unterscheidet eine Aussage in den empirischen Wissenschaften gegenüber anderen Aussagen (z.B. Mathematik, Metaphysik, Religion, Kunst, Literatur)?
Falsifikation als Abgrenzungskriterium:
Mögliche Abgrenzungskriterien (Verifikation, Falsifikation, Kritisierbarkeit, etc.)
Popper: Eine wissenschaftliche Aussage (Hypothese) muss an der Erfahrung scheitern können.
Dazu führt man eine empirische Untersuchung durch.
Gelingt es nicht, die Aussage zu falsifizieren, hat sie sich
vorläufig bewährt.
Nenne die Qualitätskriterien für Hypothesen.
logische Widerspruchtsfreiheit
Kritisierbarkeit
Operationalisierbarkeit
Möglichst hoher empirischer Gehalt
Aufstellung der Hypothese vor der Prüfung
Was ist logische Widerspruchsfreiheit?
Logische Widerspruchsfreiheit: Die Hypothese selbst, und der gesamte Komplex aus Hypothese(n) und Hintergrundtheorien und Zusatzannahmen muss logisch widerspruchsfrei sein.
Was ist “Kritisierbarkeit”?
Kritisierbarkeit: Eine Hypothese ist kritisierbar, wenn es mögliche Ergebnisse der Prüfung gibt, welche die Hypothese falsifizieren würden.
Was ist “Operationalisierbarkeit”?
Operationalisierbarkeit: Eine Hypothese ist operationalisierbar, wenn den in ihr vorkommenden Begriffen beobachtbare Daten zugeordnet werden können.
Was ist mit “möglichst hoher empirischer Gehalt” gemeint?
Möglichst hoher empirischer Gehalt: der empirische Gehalt einer Hypothese gibt an, wie informativ sie ist. Der empirische Gehalt einer Hypothese ist umso größer, je größer die Zahl der Falsifikationsmöglichkeiten ist
Was bedeutet hier “Aufstellung der Hypothese vor der Prüfung”? Warum macht man das?
Aufstellung der Hypothese vor der Prüfung: Damit man von der Prüfung einer Hypothese reden kann, muss die Hypothese vor der Prüfung aufgestellt werden, d.h. bevor man die Daten kennt (→ HARKing: Hypothesizing After the Results are Known).
Nenne und beschreibe kurz vier “Anthropologische Annahmen in der PSychologie”.
Anthropologische Annahmen in der Psychologie
Mechanistische Modelle basieren auf der Maschinenmetapher (der Mensch als Maschine) z.B. Behaviorismus
Computermetapher (der Mensch als informationsverarbeitendes System) z.B. Kognitive Psychologie
Organismische Modelle (der Mensch als biologisches System) stellen die Merkmale Selbstreproduktion und Selbstorganisation in den Mittelpunkt der Aufmerksamkeit (z.B. Piaget)
Reflexive Subjektmodelle (der Mensch als rational Handelnder) betonen mit je unterschiedlichen Gewichtungen die Selbstaktivität, Intentionalität und Reflexivität des Menschen sowie seine Geschichtlichkeit und Kulturalität (z.B. Humanistische Psychologie, Handlungstheorien)
(Die Annahmen 1-3 sind in der naturwissenschaftlich orientierten Psychologie zu finden. Annahme 4 ist charakteristisch für eine geisteswissenschaftlich orientierte Psychologie.)
“Denken in Ursache und Wirkung (Kausalität)” - Formuliere eine 1. singuläre kausale Aussage, 2. einen kausalen Zusammenhang, 3. ein allgemeines Kausalitätsprinzip.
Die Konzentrationsschwierigkeiten von Tim können eine Folge seines häufigen Fernsehkonsums sein. (Singuläre kausale Aussage)
Wenn Personen frustriert werden, dann reagieren sie aggressiv(Kausaler Zusammenhang, Kausalgesetz: x: U(x) → V(x))
Jedes/r Ereignis/Zustand hat (mindestens) eine Ursache(Allgemeines Kausalitätsprinzip)
Gebe die INUS-Definition für eine Ursache nach Mackie wieder. (wichtig für Klausur)
INUS-Definition Ursache nach Mackie: Eine Ursache U eines Ereignisses V ist ein Teil einer Menge S von Bedingungen, der unter den vorliegenden Umständen
• einzeln nicht hinreichend (insufficient)
• aber notwendig (necessary) ist, wohingegen die Gesamtbedingung S
• nicht notwendig (unneccessary), aber
• insgesamt hinreichend (sufficient) für das Auftreten des Ereignisses V ist.
besser zu verstehen:
Eine Ursache (U) ist wie ein kleines Stück von einem Puzzleteil.
Es ist alleine nicht genug, um das Ereignis (Pflanzenwachstum) zu erklären. Zum Beispiel, wenn du nur dieses kleine Stück hast, kannst du das gesamte Bild des Puzzles nicht sehen.
Aber dieses Stück ist trotzdem wichtig, es ist notwendig. Ohne dieses Stück würde das Puzzle nicht komplett sein.
Dann gibt es noch andere Teile im Puzzleteil-Set (Menge S). Diese anderen Teile sind nicht alle notwendig. Einige von ihnen sind eigentlich unnötig.
Aber wenn du alle Teile im Set zusammenfügst, wird das Puzzle vollständig. Das bedeutet, diese Gesamtheit von Teilen ist ausreichend, um das Pflanzenwachstum zu erklären.
In einfachen Worten: Eine Ursache nach Mackie (INUS-Definition) ist wie ein wichtiges Puzzleteil, das alleine nicht genug ist, um das Ereignis zu erklären. Aber wenn du es zusammen mit anderen Teilen kombinierst, ergibt sich eine ausreichende Erklärung.
Diese Definition hilft zu verstehen, dass oft mehrere Dinge zusammenkommen müssen, um etwas zu erklären, und dass einzelne Teile alleine nicht ausreichen, um die ganze Geschichte zu erzählen.
Beschreibe ein Beispiel für die Definition der Ursache nach Mackie. (grob)
Beispiel (Westermann, 2000, S. 154)
Eine Psychologin ist zu der Auffassung gelangt, dass der langjährige Heimaufenthalt von Jens die Ursache für seine wiederholte Straffälligkeit ist. Dies bedeutet:
− Der Heimaufenthalt ist einzeln nicht hinreichend, denn viele Heimkinder werden nicht kriminell (z.B. weil sich die Heimerziehung positiv auswirkt).
− Der Heimaufenthalt und die anderen Erfahrungen und Eigenschaften von Jens waren zusammen nicht notwendig, denn die Straffälligkeit hätte auch bei ganz anderen Lebensumständen auftreten können.
− Bei Jens waren offensichtlich der Heimaufenthalt und die anderen Bedingungen zusammen hinreichend für die Straffälligkeit, denn ansonsten wäre es ja nicht zur Straffälligkeit gekommen.
− Unter den gegebenen Umständen war nach Auffassung der Psychologin der Heimaufenthalt einzeln notwendig, d.h. bei Konstanz aller anderen Bedingungen wäre Jens nicht kriminell geworden.
Beschreibe das Karten Beispiel und die Aufgabe dazu. (grob) Was hat das mit der INUS-Definition zu tun?
Notizen: Die Wason'sche Aufgabe hat Ähnlichkeiten mit der INUS-Definition einer Ursache, da sie den Fokus auf notwendige und hinreichende Bedingungen legt. Die Teilnehmer müssen erkennen, welche Karten notwendig und ausreichend sind, um eine logische Schlussfolgerung zu ziehen.
Oft zeigen Studien zur Wason'schen Aufgabe, dass Menschen Schwierigkeiten haben, die korrekten Karten auszuwählen und logisch zu denken. Sie neigen dazu, selektiv Informationen zu überprüfen, die ihre bereits vorhandenen Überzeugungen bestätigen, anstatt die notwendigen und hinreichenden Bedingungen sorgfältig zu analysieren.
Wann ist ein psychologisches Experiment intern valide?
Definition:
Ein psychologisches Experiment ist dann intern valide,
wenn die Veränderung der unabhängigen Variable eine
Veränderung der abhängigen Variable hervorruft,
unter sonst gleichen Bedingungen (ceteris paribus).
Cook & Campbell (1979) definierten drei Bedingungen für den Nachweis eines kausalen Zusammenhanges in einer empirischen Studie. Nenne und erkläre diese kurz.
1. Kovarianz: Veränderungen in der angenommenen Ursache (unabhängige Variable, UV) müssen mit den Veränderungen im angenommenen Effekt (abhängige Variable, AV) in einem systematischen Zusammenhang stehen.
2. Zeitliche Abfolge: Die Ursache (UV) muss vor dem Effekt (AV) stattfinden.
3. Keine alternativen Erklärungen: Die angenommene Ursache muss die einzige mögliche Ursache für den Effekt (AV) sein (ceteris paribus Bedingung).
Beschreibe die Darstellung des deduktiv-nomologischen Ansatzes anhand des Trichtermodells (nach Sedlmeier und Renkewitz, 2018, S. 15).
Definiere die Validität einer empirischen Untersuchung.
Definition Validität einer empirischen Untersuchung: Die Validität einer Untersuchung ist umso größer, je größer die Wahrscheinlichkeit ist, dass die Untersuchung Ergebnisse erbringt, die zu einer richtigen Entscheidung über die geprüfte Hypothese führen. (Westermann, 2000, S. 293)
Welche Konsequenzen ergeben sich aus der Definition der Validität einer empirischen Untersuchung?
Aus dieser Definition ergeben sich folgende Konsequenzen:
Die Validität einer Untersuchung wird größer, wenn sowohl die Wahrscheinlichkeit (e) für eine fälschliche Akzeptierung als auch die Wahrscheinlichkeit (f) für eine fälschliche Ablehnung der empirischen Hypothese kleiner wird.
− Die Validität wird größer, wenn e sinkt und f gleichbleibt.
− Die Validität wird größer, wenn f sinkt und e gleichbleibt.
Merke:
Wenn e klein gehalten wird, handelt es sich um eine strenge Prüfung der Hypothese.
Wenn f klein gehalten wird, handelt es sich um eine wohlwollende Prüfung der Hypothese.
Welche Arten von Validität gibt es?
Arten von Validität (nach Westermann, 2000):
– Theorienvalidität
– Hypothesenvalidität
– Interne Validität
– Externe Validität
– Variablenvalidität
– Signifikanztestvalidität
– Entscheidungsvalidität
Nenne die Ziele psychologischer Forschung nach Westmeyer.
Ziele psychologischer Forschung nach Westmeyer, 2010, S. 87f.
Beschreiben (Beobachten)
Erklären (Beantworten von Warum-Fragen)
Vorhersagen & Prognosen
Kontrolle (Intervenieren)
Obwohl ein einfaches Fortschrittsmodell wissenschaftshistorisch wiederlegt ist (Kuhn, 1962), besteht ein Ideal, dass zumindest innerhalb eines Paradigmas eine kumulative Entwicklung stattfindet. Dafür ist innerhalb der naturwissenschaftlichen Psychologie die Standardisierung von Methoden und Methodologien sehr hilfreich.
Was ist eine deduktiv-nomologischen Erklärung? (Hempel-Oppenheim-Schema)
Das Hempel-Oppenheim-Schema der deduktiv-nomologischen Erklärung
Eine deduktiv-nomologische Erklärung eines Sachverhaltes ist ein logisch korrektes Argument, das aus dem Explanans (den erklärenden Sätzen), allgemeingültigen (wissenschaftlichen) Gesetzen und speziellen Bedingungen (Randbedingungen) und dem daraus ableitbaren Explanandum (dem zu erklärenden Satz) besteht.
Notiz: Stell dir vor, du möchtest verstehen, warum etwas passiert ist.
Allgemeine Regeln: Du hast Regeln oder Gesetze, die beschreiben, wie die Dinge normalerweise funktionieren. Zum Beispiel: "Wenn die Temperatur 0 Grad Celsius erreicht, wird Wasser zu Eis."
Besondere Informationen: Du hast spezielle Informationen über das Ereignis, das du erklären möchtest. Zum Beispiel: "Die Temperatur heute war 0 Grad Celsius."
Schlussfolgerung: Du kombinierst die allgemeinen Regeln mit den besonderen Informationen, um zu einer Schlussfolgerung zu gelangen. In diesem Fall wäre deine Schlussfolgerung: "Das Wasser ist zu Eis geworden."
Erklärung: Die Erklärung liegt darin, dass die allgemeinen Regeln und die speziellen Informationen zusammenpassen, um zu erklären, warum das Ereignis eingetreten ist. Es war kalt genug, dass das Wasser gefroren ist, wie es die Regeln sagen.
Also, das Schema hilft dir, zu verstehen, warum etwas passiert ist, indem du bekannte Regeln und Informationen nutzt, um eine logische Erklärung zu bilden.
Nenne die Adäquatheitsbedingungen des HO-Schemas.
Das Explanandum folgt logisch aus dem Explanans.
Das Explanans enthält mindestens ein allgemeines Gesetz.
Das Explanans hat einen empirischen Inhalt, d. h., es muss falsifizierbar sein.
Alle Sätze des Explanans sind gut bewährt.
Beachte: Das HO-Schema ist ein Idealmodell. Es stößt in der Psychologie an Grenzen, da psychologische Gesetze oft nicht deterministisch sind.
Nenne 7 Merkmale einer geisteswissenschaftlichen Psychologie. Welche wissenschaftstheoretische Ebene kommt dem jeweilligen Merkmal zu?
Der Mensch als Kulturwesen, Historizität (E)
Phänomenologie: Der Zugang zum menschlichen Bewusstsein, Introspektion (primär E, aber auch ML)
Hermeneutik: Der Prozess des Verstehens, Rekonstruktion von Bedeutung sprachlicher Äußerungen (primär E, aber auch ML)
(ML)
Der qualitative Forschungsprozess (ML)
Qualitative Forschungsmethoden: von Grounded theory bis Atlas.ti (SM)
Was sind mögliche Erkenntnisquellen der geisteswissenschaftlichen Psychologie?
Autorität/ Tradition
Intuition
Vernunft (Rationalismus)
Erfahrung (Empirismus)
Anmerkung: Intuition könnte sich auf das Verstehen von Fremdpsychischem beziehen. Man könnte argumentieren, dass Verstehen verlangt, sich in den Anderen hinein zu versetzen und nachzuerleben, was er/sie denkt oder fühlt.
Was sind anthropologische Annahmen der geisteswissenschaftlichen Psychologie? (grob)
Die Annahmen 1-3 sind in der naturwissenschaftlich orientierten Psychologie zu finden. Annahme 4 ist charakteristisch für eine geisteswissenschaftlich orientierte Psychologie.
Was bedeutet Introspektion? Erläutere näheres.
Bewusstsein ist unmittelbar nur zu erfahren durch Selbstbeobachtung, durch innere Wahrnehmung (Introspektion).
Bewusstseinsinhalte sind grundsätzlich subjektiv („ich und nur ich glaube“).
Doch können Individuen Kenntnis über Bewusstseinsinhalte Anderer erhalten („ich weiß, was du glaubst“) und Anderen eigene Bewusstseinsinhalte zur Kenntnis bringen („du weißt, was ich glaube“).
Das geschieht oft ausdrücklich über sprachliche und bildliche Mitteilungen.
Was ist die Bedeutung?
Wir beziehen uns auf das vermutete angenommene Ganze!
-> THE CAT
Der hermeneutische Zirkel:
Gebe Erläuterungen zum hermanetischen Zirkel.
Erläuterungen zum hermeneutischen Zirkel
Problem: Im Versuch, das Einzelne durch seinen Zusammenhang mit dem Ganzen zu verstehen, wird vorausgesetzt, dass dieses Ganze schon bekannt ist. Andererseits soll ja gerade durch das Verstehen einzelner Aspekte der Zusammenhang des Ganzen erschlossen werden. Es ergibt sich also ein Zirkel: Das Einzelne erschließt sich aus dem Ganzen, das Ganze aus dem Einzelnen.
Antwort: Jener Zirkel bedeutet keinen Mangel, welcher der Methode anhaftet, sondern ist Wesenszug von Verstehen überhaupt. Die Formulierung jenes Zirkel- Theorems trägt dem Sachverhalt Rechnung, dass die einzelnen Elemente eines Sinnkomplexes ihre Bedeutung nur durch ihren Bezug auf das Sinnganze erhalten. Das bedeutet, Sinnelemente können nur vermittels eines Ausgriffs auf das Sinnganze verstanden werden. Umgekehrt allerdings kann letzteres wiederum nur über den Durchgang der einzelnen Elemente gewonnen werden. Hierin ist der eigentliche Grund für die Notwendigkeit jener zirkulären Methode zu sehen.
Bessere Erkärung zum hermeneutischen Zirkel:
Der hermeneutische Zirkel ist eine Idee, wie wir Dinge verstehen, indem wir ihre Teile und ihren Zusammenhang betrachten. Es gibt jedoch eine Art Problem dabei:
Problem: Wenn wir versuchen, etwas Einzelnes durch seine Verbindung zum Ganzen zu verstehen, setzen wir voraus, dass wir das Ganze schon kennen. Aber gleichzeitig wollen wir ja gerade durch das Verstehen der einzelnen Teile den Zusammenhang des Ganzen herausfinden. Das führt zu einem Kreislauf: Das Einzelne ergibt sich aus dem Ganzen, aber das Ganze ergibt sich aus dem Einzelnen.
Antwort: Dieser Kreislauf ist kein Fehler in der Methode, sondern er ist ein grundlegender Teil des Verstehens an sich.
Die Formulierung dieses Zirkel-Theorems erklärt, dass die einzelnen Teile eines größeren Sinnzusammenhangs ihre Bedeutung erst durch ihre Beziehung zum Gesamtkontext erhalten. Das bedeutet, dass Teile des Sinns nur verstanden werden können, wenn wir sie im Zusammenhang mit dem Gesamtsinn betrachten. Umgekehrt können wir den Gesamtsinn nur verstehen, indem wir die einzelnen Teile betrachten. Hier liegt der eigentliche Grund, warum diese zirkuläre Methode notwendig ist:Sie ermöglicht es uns, sowohl die Teile als auch den Gesamtkontext zu verstehen, indem wir zwischen ihnen hin- und herwechseln und so nach und nach ein besseres Verständnis entwickeln. Dieser Kreislauf ist also eine natürliche Art, wie wir Dinge wirklich begreifen können.
Was ist der “hermeneutische Prozess”? (wichtig für Klausur)
Der hermeneutische Prozess (Hans-Georg Gadamer, 1960)
Im Dialog findet ein In-Beziehung-Setzen der Meinung von Person A zur Meinung von Person B über eine Sache statt.
Jedes Gespräch beginnt mit einem Vorverständnis (basiert auf Hintergrundwissen)
Rekonstruktion der Meinung des anderen und Revision der eigenen Meinung (→ Gesprächsoffenheit)
Zugehörigkeit beider Gesprächspartner zu einer Kommunikations- gemeinschaft (→ gemeinsamer Überlieferungszusammenhang)
Das Ergebnis des Verstehens ist mehr als das subjektive Verstehen des anderen, nämlich intersubjektive Wahrheit.
Wie stellt sich die wissenschaftliche Methode der qualitativen Forschung nach Miles und Huberman (1994, p. 12, siehe auch Sedlmeier & Renkewitz, 2018, S. 996) dar?
Wie stellt sich die Zeitliche Strukturierung der Bestandteile des Forschungsprozesses (nach Miles & Huberman, 1994, p. 10, siehe auch Sedlmeier & Renkewitz, 2018, S. 996) dar?
(grob)
Wie stellt sich die Vielfalt qualitativer Methoden dar (müssen wir bestimmt nicht lernen, nur als Übersicht) (grob)
Beispiele für Forschungsprogramme einer verstehenden Psychologie: Nenne einige Psychologische Forschungsprogramme, die teilweise oder ganz einer verstehenden Psychologie zugerechnet werden
können.
Psychoanalyse (Freud, u.a.)
Kulturhistorische Psychologie (Wygotzki, Leontjew, u.a.)
Gestaltpsychologie (z.B. Würzburger Schule: Külpe, Marbe, Ach, Bühler, u.a.)
Phänomenologische Psychologie (z.B. Graumann u.a.)
Phänomenologische Psychopathologie (z.B. Jaspers, Gebsattel, Tellenbach u.a.)
Humanistische Psychologie (Rogers, Maslow, u.a.)
Kulturpsychologie (Bruner, Straub, u.a.)
Kritische Psychologie (Holzkamp, u.a.)
Historische Psychologie (Jüttemann)
Subjektive Theorien (Groeben & Schele)
Diskursive Psychologie (Deppermann) •...
“Psychoanalyse als interpretative Erfahrungswissenschaft” - Beschreibe!
Freud selbst verstand sich als Naturwissenschaftler.
Habermas (1968) deutet dies als „szientistisches
Selbstmissverständnis“
Nach Habermas entsteht psychoanalytische Erkenntnis in der Selbstreflexion des Patienten wie des Analytikers im Kontext eines interaktiven Geschehens (sprachlich, aber auch durch Übertragung und Gegenübertragung). Hermeneutische Prozesse und Methoden spielen dabei eine zentrale Rolle.
Wenn Symptomen Symbolwert zugeschrieben wird, haben sie Zeichencharakter.
Als was versteht sich die akademische PSychologie heute?
Erklären und Verstehen: Wie existieren diese beiden Begriffe in der wissenschaftlichen Psychologie nebeneinander? Erläutere genaueres.
(Resümee)
Die akademische Psychologie versteht sich heute in weiten Teilen als Naturwissenschaft und folgt der naturwissenschaftlichen Methodologie.
Nur 1% aller Originalarbeiten in 15 führenden APA-Journals der Jahrgänge 1989, 1994 und 1995 waren qualitative Forschung (Kidd, 2002 nach Sedlmeier & Renkewitz, 2018, S. 992).
Historisch betrachtet, existierten in der Psychologie neben dem dominanten naturwissenschaftlichen Ansatz immer auch Ansätze einer verstehenden Psychologie – bis in die Gegenwart hinein. Sie lassen sich nur schwer als geisteswissenschaftlich im Sinn der Begrifflichkeit des späten 19. Jahrhunderts begreifen.
➢ Merke! Sowohl wissenschaftstheoretisch als auch historisch, gilt der Gegensatz zwischen Erklären und Verstehen überholt. Erklären und Verstehen sind voneinander abhängig und ergänzen einander (Westermann, 2000, S. 174f., Poser, 2012, S. 217ff.)
Was bedeutet diese Aussage genau: ➢ Merke! Sowohl wissenschaftstheoretisch als auch historisch, gilt der Gegensatz zwischen Erklären und Verstehen überholt. Erklären und Verstehen sind voneinander abhängig und ergänzen einander.
Erläutere!
aus eigenen Notizen:
Die Idee, dass dieser Dualismus zwischen Erklären und Verstehen überholt ist, bedeutet, dass diese beiden Ansätze nicht als unabhängig voneinander betrachtet werden sollten. Stattdessen wird argumentiert, dass sie sich gegenseitig beeinflussen und ergänzen können:
Erklären durch Verstehen: Beim Erklären psychologischer Phänomene können Erklärungen effektiver sein, wenn sie auch das Verstehen der individuellen Perspektiven und Bedeutungen berücksichtigen. Das bedeutet, dass reine Ursache-Wirkungs-Erklärungen oft unvollständig sind, wenn sie nicht die subjektive Erfahrung der beteiligten Personen einbeziehen.
Verstehen durch Erklären: Das Verstehen von individuellem Verhalten und Erfahrungen kann durch die Anwendung wissenschaftlicher Prinzipien und empirischer Erkenntnisse gestärkt werden. Das Verstehen kann tiefer gehen, wenn es auf einer soliden Grundlage von wissenschaftlichen Theorien und Daten basiert.
In der modernen Psychologie tendieren viele Forscher dazu, eine integrative Perspektive zu verfolgen, die sowohl das Erklären als auch das Verstehen berücksichtigt. Dies ermöglicht eine ganzheitlichere Sichtweise auf menschliches Verhalten und mentale Prozesse, die sowohl empirische Daten als auch die individuelle Erfahrung miteinbezieht.
Neben einer eigenständigen epistemischen Praxis einer verstehenden Psychologie bieten die mit ihr assoziierten Wissenschaften (Philosophie, Geschichte, Sprach- und Kulturwissenschaften, Soziologie, etc.)…was?
Neben einer eigenständigen epistemischen Praxis einer verstehenden Psychologie bieten die mit ihr assoziierten Wissenschaften (Philosophie, Geschichte, Sprach- und Kulturwissenschaften, Soziologie, etc.) einen Reflexionsraum für die naturwissenschaftliche Psychologie, deren Entdeckungs- Begründungs- und Anwendungszusammenhänge.
Nenne Beispiele für einen Reflexionsraum einer verstehenden Psychologie.
Beispiele:
– Was meint eigentlich der Begriff des Selbsts in dem Konstrukt der
Selbstwirksamkeit?
– Ist die Replikationskrise nur methodologisch zu lösen, so wie open science das propagiert?
– Was ist eigentlich der Gegenstand der Psychologie?
– Welcher Verantwortung kommt der Psychologie für die Psychologisierung von
Lebenswelten zu?
– Wie verhalten sich technisches und emanzipatorisches Erkenntnisinteresse?
Malisch und Keller (2020) sprechen von dem Ansatz der Psychological Humanities in Anlehnung an die Medical Humanities.
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