Epidemiologie Tumorschmerz
66% in fortgeschrittener sowie terminalen Phase
55% unter onkologischer Therapie
39% nach kurativer Behandlung
Die Schmerzstärke lag bei 38% aller Patienten auf der NRS >5.
Ziel: Stabile Schmerzsituation I
Medikamentöse / nicht-medikamentöse Therapie auf Basis eine Behandlungsplans, der von Patient:innen akzeptiert wird und aus professioneller Sicht angemessen ist
Der/die Behandelte ist mit der Situation zufrieden und kann am Alltagsleben teilhaben
Stabile Schmerzsituation II
Ist gekennzeichnet durch:
Kein Überschreiten des individuellen Schmerzmaßes
Eine abhängig von der gesundheitlichen Situation akzeptable Funktionalität und Mobilität
Strategien zur Bewältigung für mögliche Krisen und Komplikationen sind bekannt
Keine unerwünschten Nebenwirkungen der Therapien und Komplikationen der
Erkrankung treten auf (?).
Liegt dies nicht alles vor, wird von einer instabilen Schmerzsituation gesprochen
Nicht medikamentöse Schmerztherapie
Pflege
Lagerung, Mobilisation, Wärme-/Kälteapplikation, Aromatherapie
Kutane Stimulation: Wickel, Einreibungen, Massage
Schulung von Patient:innen und Angehörigen
Physiotherapie
Passive oder aktive Krankengymnastik
Wärmetherapie. Eisbehandlung, Massage, Lymphdrainage
Schulung Bewegungsabläufe/Hilfsmittel
Sozialdienst
Psychologische und Psychotherapeutische Interventionen
Kognitive Verhaltenstherapie
Entspannungsverfahren (PMR nach Jacobson, Imagination,
autogenes Training)
Gesprächstherapie
Musik- und Kunsttherapie
Häufige Herausforderungen
Kommunikation/Bewusstsein/Kognition eingeschränkt
Anamnese/Schmerzerfassung mit VAS/NRS/verbal nicht möglich
Körpersprache, Mimik, verbal (Stöhnen, Schreien, ...), vegetative Symptome (RR, Puls, Schwitzen, Blässe, schnelle Atmung), Muskelspasmus
Erhebung anhand standardisierter Skalen möglich (PAINAD, BESD)
Organdysfunktion
Anpassung/Umstellung bei z.B. Leber-/Niereninsuffizienz
Parenterale Medikamentengabe bei Sub-/Ileus oder Resorptionsstörungen (Abwägung Darmparese durch Opioide vs. Ileussymptomatik)
Grundlagen der medikamentösen Schmerztherapie in der Palliativmedizin
Überprüfung der Schmerzursache: kausale Therapie? (Operation, Wundversorgung, Bestrahlung)
Festes Zeitschema für Analgetika und Begleitmedikation
Individuelle Wahl des Applikationsweges (p.o., s.l., s.c., i.v., transcutan)
Alternative Wege, insbesondere s.c. und s.l. Applikation, sowie kontinuierliche Gabe via Perfusor
Antizipation statt Krisenintervention
Vor Maßnahmen/Tätigkeiten, bei denen Patient:innen Schmerzen erleiden, Gabe von Bedarfsmedikation in ausreichender Menge z.B. vor Mobilisation, Körperpflege, Lagerungen, Verbandswechseln, ...
Schulung und Beratung von Patient:innen und Angehörigen
Als Hilfe zur Selbsthilfe
Wdhlg Modifiziertes WHO-Stufenschema
Stufe 1
nichtopioidhaltige Analgetika
Stufe 2
schwach potente Opioide + nichtopioidhaltige Analgetika
Stufe 3
stark potente Opioide + nichtopioidhaltige Analgetika
+Adjuvantien/Co-Analgetika/Interventionelle Schmerztherapie
Stufe I : Nichtopioide
1. Wahl bei Tumorschmerzen: Metamizol (Novalgin®) 1g 4-6 x tgl. p.o. (oder i.v.): (bei Dauertherapie Blutbildkontrollen empfohlen)
NSAID:
v.a. bei entzündlicher Komponente (1. Wahl: Ibuprofen) nur kurzfristiger Einsatz Cave: Nephrotoxizität, Dosisreduktion bei Leberinsuffizienz Magenprotektion, erhöhtes kardiovaskuläres Risiko
? Alternative ? Cox2-Hemmer (1 x tgl. p.o.)
Ceiling-Effekt; keine Höchstdosierungen => frühzeitige Addition eines Opioids
Opioide: Grundlagen
stark wirksame Opioide: kein Ceiling-EffektSteigerung bis zur Schmerzlosigkeit
Psychische Abhängigkeit: wenig Bedeutung bei Palliativpatienten, da kein
Bedürfnis nach Kontrollverlust; aber Anflutungszeit beachten!
Physische Abhängigkeit: kein abruptes Absetzen
Toleranzentwicklung gegenüber der Wirkung: Dosissteigerung / Wechsel auf ein anderes Opioid / Wechsel des Applikationsweges
Schwach wirksame Opioide: Ceiling-Effekt = keine Überschreitung der Maximaldosis
Nebenwirkungen ausgeprägter als bei modernen starken Opioiden + Ceiling Effektschwach wirksame Opioide bei Tumorschmerzen nicht mehr empfohlen
Levomethadon
Morphin: Levomethadon = 4 : 1
Gute orale Bioverfügbarkeit
Starkes Opioid, NMDA-Antagonist und Serotonin-Reuptake-Hemmer
Wirkung gegen nozizeptiven und neuropathischen Schmerz
Stark variable Plasma-HWZ (10-75 Stunden) bei Wirkdauer von 6-12 Stunden,
komplizierte Aufdosierung (steady state erst nach 3-4 Tagen)
nicht als erste Wahl
geeignet zur Opioidrotation bei unzureichender Schmerzreduktion durch andere Stufe 3 Opioide
Applikation: - oral (L-Polamidon ® Tropfen) - (i.v. und s.c. Gabe möglich)
Methadon
Racemat aus D- und L-Methadon
nur in-vitro und
tierexperimentelle Studien
Apoptose und Zelltod in soliden Tumoren und Leukämien.
Down-Regulation der cAMP- Konzentration, Hemmung des Tumor-Wachstums,
ggf. verbesserte Wirksamkeit einer antitumoralenTherapie.
Bedarfsmedikation
Grundsätze:
je Gabe: ca. 1/6 – 1/10 der Opioidtagesgesamtdosis Wdh. bis Schmerzfreiheit (keine absolute Mengenbeschränkung),
aber maximale Bedarfsmenge entsprechend Anflutungszeit (z.B. bis max. alle 10 / 20 / 30 / 40 min)
bei > 3 Bedarfsgaben / Tag: Steigerung der Festmedikation
Morphin i.v., s.c., supp. oder p.o. Hydromorphon i.v., s.c., p.o. Oxycodon p.o. i.v., s.c. Fentanyl transmucosal (Abstral®, Effentora®, Instanyl®, PegFent®) etc.
Begleitmedikation zur Schmerztherapie
Prophylaxe / Verringerung der Nebenwirkungen:
• Antiemese: bei Einleitung / Dosissteigerung Opioidtherapie Haloperidol oder Metoclopramid, dann Toleranzentwicklung
über ca. 14 Tage:
• Laxantien Toleranzentwicklung !
dauerhaft unter Opioidtherapie (z.B. Laxans®, Movicol®): keine
• „Magenschutz“ mit PPI bei NSAID, Steroiden
Ko-Analgetika
Pharmakologisch keine Analgetika Kombination mit WHO Stufe I und III
Antidepressiva - Amitryptilin, Doxepin, Duloxetin Antikonvulsiva – Carbamazepin, Gabapentin, Pregabalin Neuroleptika - Levomepromazin, Haloperidol Benzodiazepine – Lorazepam / Midazolam, TetrazepamCannabinoide
Steroide Bisphosphonate, Denosumab
Ko-Analgetika: Amitriptylin
Neuropathischer und Tumorschmerzen
Schmerzdistanzierung
Reuptake-Hemmung von Serotonin +
Noradrenalin
Reduzierung von Hyperalgesien und Allodynien
anxiolytische Wirkungen
Anticholinerge und sedierende
Nebenwirkungen
10-75 mg p.o. zur Nacht
KI: Herzerkrankungen, AV- Blockierungen, Epilepsien, Prostatahyperplasie
Ko-Analgetika: Gabapentin
• Wirkung an Calcium-Kanälen und NMDA-Rezeptoren
• unverändert renal ausgeschieden.
• Abnahme von exzitatorischen Neurotransmittern wie Substanz P und calcitonin gene-related peptide (CGRP).
• Reduzierung von Hyperalgesien und Allodynien
• Maximale Dosis: 3600mg/die bei Erwachsenen
• KI: Schwangerschaft/Stillzeit, Kinder unter 12 Jahren, Pankreatitis, Leber- und Niereninsuffizienz.
Ko-Analgetika: Cannabinoide
Linderung von Schmerzen, Übelkeit und Steigerung des Appetits.
intial 108 Studien; insgesamt 9 Studien mit 1561 Studienteilnehmern eingeschlossen. Fragestellung: Metaanalyse über Wirksamkeit, Verträglichkeit und Sicherheit.
Cannabinoide führen bei Patient:innen mit HIV-bedingter Kachexie zur Appetitsteigerung.
keine Empfehlung zum Einsatz mit Cannabinoiden.
Bisphosphonate
Zoledronsäure (Zometa®): Reduktion skelettaler Komplikationen, direkte schmerzlindernde Effekte nachgewiesen
Unerwünschte Ereignisse:
grippeähnliches Syndrom
Renale Nebenwirkungen
Hypokalzämie
• Kiefer-Osteonekrose
• Akute-Phase-Reaktion (10-20 %)
• Abfall der Kreatinin-Clearance (bis zu 10%)
• Abfall des Serum-Kalzium-Spiegels (ca. 3 %)
• Multifaktorielles Geschehen
Denosumab (X-Geva)
humaner monoklonaler IgG2-Antikörper
Zielstruktur: humaner RANK-Ligand
Zulassung zur Prävention von skelettbezogenen Komplikationen bei Erwachsenen mit Knochenmetastasen aufgrund solider Tumoren.
Überlegen in der Zeit bis zur Schmerzprogression gegenüber Zoledronsäure
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