Begriff der Anforderung
= Leistungsvoraussetzungen einer Person die zur erfolgreichen Bewältigung der mit einer bestimmten Stelle verbundenen Aufgaben benötigt wird
beinhalten berufsrelevante Merkmale, also erfolgskritische interindividuelle Differenzen (kein Wunschkonzert)
stehen direkt oder indirekt mit dem individuellen Arbeitshandeln in Zusammenhang
Arbeitsanalyse vs. Anforderungsanalyse
Arbeitsanalyse ist eine Aufgabenbeschreibung die am Arbeitsplatz zu erfüllen sind
Anforderungsanalyse ist eine Anforderungsbeschreibung, die ein Arbeitsplatz an den Arbeitsplatzinhabenden stellt
Anforderungsprofile können Anforderungen kategorisieren in:
KSAOs: Knowledge, Skills, Abilities und Other characteristics
Kompetenzklassen:
Fachkompetenz
Selbstkompetenz (sich selbst einschätzen)
Methodenkompetenz
Sozialkompetenz
Methodische Zugänge an die Anforderungsanalyse
erfahrungsgeleitet-intuitive Methoden
beschäftigt sich mit den ,,Eigentümlichkeiten” der Berufe
traditionell in Berufsberatung genutzt
Voraussetzung: große Erfahrung mit der Tätigkeit und dem Ratsuchenden/ Bewerbenden
Ergänzung um empirische Methoden ratsam
personenbezogen-empirische Methoden
explorative-statistisches Vorgehen: Zusammenhänge zw. Merkmalen berufstätigen Personen und Leistungshöhe, Berufszufriedenheit, etc.
Problem: Trainingseffekte (wenn man länger auf einer Stelle sitzt) und Selektionsprobleme
arbeitsplatzanalytisch-empirische Methoden
empirisches Vorgehen, formalisierte Verfahren
weniger Raum für stereotype Berufsvorstellungen
oft Methode der Wahl
Ebenen der Anforderungsanalyse
Aufgabenebene
objektive Beschreibungen der Tätigkeiten und Tätigkeitselemente
Aufgabeninventare
Hierarchical Task Analysis
Functional Job Analysis (FJA)
Tätigkeitsbewertungssystem (TBS)
Verhaltensebene
Verhaltensbezogene Beschreibung von Tätigkeiten
Position Analysis Questionaire (PAQ), bzw. dt. Fragebogen zur Arbeitsanalyse (FAA)
Critical Incident Technique (CIT)
Eigenschaftsebene
Formulierung von Fähigkeiten und Eigenschaften für erfolgreiche Ausführung
Fleishman Job-Analysis System
NEO-FFI, NEO-PI-R
Bochumer Inventar zur berufsbezogenen Persönlichkeitsbeschreibung (BIP)
Ability Requirement Scales (ARS)
Hauptinformationsquellen Arbeitsanalyse
Durchführende:
Arbeitsplatzinhabende
Vorgesetzte
Arbeitsanalytiker*innen
Analysemethoden
Beobachtungen
Mündliche Befragungen/ Interview
Fragebogenerhebung
Beschäftigung mit dem Arbeitsmaterial
Auswertung schriftlicher Materialien
Arbeitsausführung durch Arbeitsanalytiker*innen
Elektronische Verhaltens- und Ergebniserfassung
Fokus von Methoden zur Arbeitsanalyse
work oriented (arbeitsbezogen) oder worker oriented (eigenschaftsbezogen)
work-oriented Methode
analytische Zerlegung der Arbeitsaufgabe in Aufgabenelemente (task statements)
Beschreibung der Tätigkeiten nach dem Grad der Beschäftigung mit diesen Elementen: ,,Data, People, Things”
Einstufung durch Profis in Kategorien:
Organisatorische und technische Bedingungen
Kooperation und Kommunikation
Verantwortung
Erforderliche geistige Leistungen
Qualifikations- und Lernerfordernisse
Hauptziel: Analyse und Bewertung arbeitsgestalterische Lösungen -> aufgezeigt werden sollen Gestaltungsmöglichkeiten
Beobachtungen und Interview
subjektive und objektive Varianten
Position Analysis Questionaire (PAQ)
Fragebogen mit 221 Items (sog. Arbeitselementen), Bearbeitung durch Profis nach Interview mit Subject-Matter-Experts
Einstufung der Arbeitselemente auf vorgegebenen Skalen z.B. nach Häufigkeit oder Wichtigkeit
Informationsaufnahme und -verarbeitung, Arbeitsausführung, arbeitsrelevante Beziehungen, Umgebungseinflüsse, Arbeitsbedingungen
Arbeitsschritte Critical Incident Technique
Erheben
Bewerten
Gruppieren
Prüfen
TAToo (Task Analysis Tools)
Orientierungsrahmen für CIT
Kombinierter Einsatz verschiedener Methoden wie Fragebögen und Workshops
Konkrete Hinweise zur Umsetzung
In einer empirischen Überprüfung mit Einsatz in drei Organisationen wurde Ökonomie und Nützlichkeit positiv bewertet
Fleishman Job Analysis System (F-JAS)
Eigenschaftsinventar
Stellen oder Berufe werden durch Subject-Matter-Experts ganzheitlich hinsichtlich ihrer Anforderungen eingeschätzt
Ganzheitlicher, dadurch auch subjektiver, sodass mindestens 20 Experts befragt werden sollten
NEO Job-Profiler
persönlichkeitseigenschaftsbezogenes Verfahren
Anforderungen werden nach dem FFM beschrieben
Einschätzung der Anforderungen hinsichtlich ihrer grundsätzlichen Relevanz und ihrer relativen Bedeutung
Einfach, kostengünstig, aber relativ pauschal
große Gruppen an Experten zur Objektivierung
Mögliche Alternativen zu Anfoderungsanalysen im klassischen Sinne
Kompetenzmodelle
spezifisch für Organisationen
gerne mal ein einfaches Konglumerat an positiven Eigenschaften
kann aber ganz gut sein wenn es auf einigen Anforderungsanalysen in der Vergangenheit basiert
Occupational Information Netword/ BERUFENET
Rückgriff auf Datenbanken beruflicher Anforderungen
ersetzt keine Anforderungsanalyse, bietet aber Einsparpotenzial und deutlichen Informationsgewinn
Forschungsbefunde zu berufsrelevanten Merkmalen -> Validitätsgeneralisierung
helfen zur Prognose von Leistung, sodass arbeitsspezifische Analysen wenig darüber hinaus nützen können
Akzeptanz kann schwierig werden je impliziter und unnachvollziehbarer der Anforderungsbetzug ist
Spezifika eines Unternehmens werden nicht abgebildet
für Ableitung des Trainingsbedarfs ist die genaue Kenntnis der Aufgabe unverzichtbar
Abschließende Bewertung der Methoden
Praktikabilität: PAQ und FJA gut
Rechtliche Gesichtspunkte: analytische Methoden (z.B. FJA) besonders gut, Eigenschaftsinventare besonders ungünstig
Reliabelste Ergebnisse durch professionell ausgebildete und erfahrene Arbeitsanalytiker*innen sowie arbeitsplatzspezifische Verfahren und standardisierte Ratingskalen
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