Wie ist das Parvovirus aufgebaut?
kleine DNA-Viren, 18-26 nm,
lineare, einzelsträngige (ss) DNA
ca. 5 Kilobasen
ikosaedrales Kapsid
drei Strukturproteine (VP1-3)
Tenazität des Parvovirus?
stabil bei pH 3-9, bei 56 Grad C für 60 Minuten,
sehr resistent gegen Inaktivierung
hohe Affinität zu mitotisch aktiven Zellen
Taxonomie des Parvovirus?
Familie: Parvoviridae
Subfamilie: Parvovirinae
Genus: Protoparvovirus
Spezies: Carnivore protoparvovirus 1 (CPV1), Canine parvovirus 2 (CPV2), Feline parvovirus
Wie hat sich das CPV2 weiterentwickelt?
1979: Veränderungen in 5-6 AS des Hauptkapsidproteins VP2 -> CPV-2a
1987: 1x AS-Mutation in VP2 -> CPV-2b
2000: Neue AS-Mutation im VP2 -> CPV-2c
=> Alle genannten Varianten sind für Katzen und Hunde infektös und für Hunde virulenter als das Ausgangsvirus
Welche Virusvariante löst die Parvovirusinfektion beim Hund aus?
Familie Parvoviridae
Subfamilie Parvovirinae
Genus Protoparvovirus
Spezies Carnivore protoparvovirus 1
Virus/-variante Canine parvovirus 2 (CPV-2)
Welche Rassen haben ein erhöhtes Infektionsrisiko für Parvo bei Hd?
z.B.
Rottweiler
Dobermann
Bullterrier
Labrador
Vor allem Jungtiererkrankung, besondere Gefahr wenn keine anthelminische Behandlung
Was ist besonders infektiös bei Parvo?
Kot/ Fäzes haben hohe Virusmengen
bis 10^8 KID50/g Kot
die höchste Ausscheidung ist nach 4-7 Tagen p.i.
indirekte Übertragung aufgrund hoher Virustenazität von Bedeutung
Kann man Pravoviren gut mit Desinfektionsmittel behandeln?
schwierig
Wie erfolgt die Infektion mit Parvo bei Hd?
oronasale Infektion
primäre Vermehrung im lymphatischen Gewebe des Nasen-Rachen-Raums
Virämie
Vermehrung in lymphatischen Organen & Knochenmark, Kryptepithel des Darms und ggf. des Myokards
=> Lympho-, Leukopenie, Enteritis, nichteitrige Myokarditis
Was bewirkt Parvo im Darm bei Hd? Pathogenese
Maldigestion
Malabsorption -> Ausbildung einer osmotischen Diarrhoe
Aufgrund der Darmschädigung besteht ein erhöhtes Risiko einer bakteriellen Translokation mit systemischer Manifestation -> z.B. coliforme Septikämie
Gefahr eines Endotoxinschocks
Koagilopathie (DIC)
Inkubationszeit von Parvo?
ca. 3-7 Tage
Symptome von Parvo bei Hd?
Anorexie, Lethargie, Fieber
Erbrechen, (hämorrhagische) Gastroenteritis
Dehydrierung, Hypovolämie
Tachykardie, schwacher Puls, kühle Extremitäten, KFZ erhöht
Gefahr der Darminvagination, besonders bei Welpen großwüchsiger Hunderassen
Lymphopenie, Leukopenie -> Immunsuppression
Hyperalbuminämie, Hypokaliämie, Hypoglykämie
Bei Welpen plötzlicher Herztod (Myokarditis) sehr selten, da maternale AK, Impfung und hohe Durchseuchung
Ältere Tiere in der Regel inappaarente Infektion
Was ist bei der pathologischen Sektion bei Pravo zu erkennen bei Hd?
Eingesunkene Peyersche Platten (Depletion)
Gastritis und Enteritis
Thymusatrophie
Myokarditis
fibrinöse Belge auf SH-Oberfläche (“pseudomembranös”)
Was ist in der Histopathologie zu erkennen bei Hd?
Kryptendilatation, & -degeneration
Zottenatrophie
Zottenfusion
Wie erfolgt der Nachweis von Parvo?
Direkter Infektionsnachweis:
Virus-Ag aus Kotproben mittel Ag-ELISA, Immunchromatographie (Lateral Flow Assay) -> Sensitivtät nicht sehr hoch
Virusnukleinsäue-Nachweis mittels PCR
(Immun-) Elektronenmikroskopie
Zellkultur
Indirekter Infektionsnachweis:
Virusantigen-Nachweis ist nur positiven Fällen aussagekräftig
Kann falsch-negativ ausfallen -> Gründe: zu geringe Ag-Menge im Kot? Käkale Ak? zu späte Testung? usw.
Ak-Nachweis mittel:
Ak-ELISA
Hämagglutinationshemmungstest
Virusneutralisationstest
Wie erfolgt die Therapie bei Parvo bei Hd?
Bekämpfung des Flüssigkeitsverlust & Elekrolytimbalanzen (besonders K+) => i.v.-Infusion
Breitspekturm-Antibiotika parenteral (z.B. Amoxicillin, Cephalosporin, Gentamicin)
Interferon mittels rekominierten omega-Interferon
Hyperimmunserum
Prävention gegen Parvo bei Hd?
Aktive Immunisierung:
Lebendimpfstoffe, als Einzel- oder Kobinationsvakzine
Problem der “immunologischen Lücke”
Impfschema Pravo bei Hd?
Grundimmunisierung:
8 LW
12 LW
16 LW
15 LM
Revakzinierung nach Grunimmunisierung:
alle 2-3 Jahre sind ausreichend
Wie wird das feline Parvovirus noch genannt?
Katzenseuche
Katzenstaupe
feline Panleukopenie
feline Infectous enteritis
Taxonomie feline Parvoviren?
Vertreter: Carnivore protoparvovirus 1, Variante felines Parvovirus
Epidemiologie des felinen Parvovirus
Alle Feliden und Procyoniden (Kleinbären) sind empfänglich
Infektion in Hunden verläuft abortiv
Vor allem Jungtiere erkranken
Weltweite Verbreitung
Hohe Tenazität der Erregers
Pathogenese des felinen Parvovirus?
Oronasale Aufnahme
Vermehrung in Epithelien des Nasen-Rachenraums und
Tonsillen
Besiedlung von Geweben mit hoher Mitoserate ( wie Lieberkühnsche Krypten, Knochenmark, Lymphgewebe)
Nach intrauteriner Infektion Schädigung des Fetus möglich
Nach Rekonvaleszenz längere Virusausscheidung möglich
Was passiert bei der in utero Infektion bei felinen Parvoviren?
Frühes Stadium: embryonaler/fetaler Tod, Resorption
Mittleres Stadium: Abort, Mumifikation
Spätes Stadium: Augenschädigungen, Kleinhirnschäden (zerebelläre Hypoplasie), Hydrocepha- lus, Hydranenzephalie
Symptome feline Parvoviren?
Bei jungen Katzenwelpen perakuter Verlauf möglich
Heftige Abdominalschmerzen; häufig kein Fieber, sondern eher subnormale Temperaturen
Erbrechen und Durchfall möglich (Bild der „Vergiftung“)
Tod innerhalb von Stunden (sudden death)
Akuter („klassischer“) Verlauf: besonders bei Jungtieren (Schwinden maternaler Antikörper)
Fieber, Apathie, Anorexie, Erbrechen, Abdomen schmerz- haft, (blutiger) Durchfall (seltener als bei Hund), Dehydra- tation
Deutliche Leukopenie
Thrombozytopenie (DIC)
Unbehandelt Letalitätsrate zwischen 25 und 95%
Inapparenter Verlauf häufig, besonders ältere Tiere
Bei Stress, Darmparasiten mit Gewebeschädigung (erhöhte Mitoserate!), abrupter Futterumstellung o.ä. kann sich jedoch bei Hinzutreten einer FPV-Infektion eine akute Enteritis entwickeln
Welche Veränderungen in Organen ist bei felinen Parvoviren zu erkennen?
Makroskopische Veränderungen:
Darm dilatiert, ödematös, Hyperämie, Blutungen
Röhrenkochen: Mark dysplastisch
Welpen ggf. mit Kleinhirnhypoplasie
Mikroskopische Veränderungen:
Darm: Krypten degeneriert, Zotten verkürzt
Atrophie der lymphatischen Gewebe
Kleinhirn; Granularschicht geschädigt
Direkter Erregernachweis
aus Kotprobe:
Virusanzucht
ELISA
RIM (lateral flow assay)
Latex-Agglutinationstest
PCR
(Immun-)Elektronenmikroskopie
Was ist im Blut von erkrankten Tieren mit felinen Parvoviren zu erkennen?
Leukopenie (bis auf < 500 Lymphozyten/μl Blut)
Wie erfolgt der Erregernachweis post mortem?
IFT/IHC (Dünndarm, Darmlymphknoten, Milz, Leber, Knochenmark, Zungenschleimhaut)
Indirekter Erregernachweis feline Parvoviren?
Antikörpernachweis mittels
NT
HAH
IIFT
Wie wird eine Erkrankung mit felinen Parvoviren therapiert?
Wichtigste Maßnahme: Bekämpfung des Flüssigkeitsverlustes (z.B. i.v.-Applikation von Elektrolytlösungen)!
Bei Hypoproteinämie Plasma- oder Bluttransfusion
Filgrastim (Neupogen®)
Antiemetika
Breitbandantibiotika
Wärme
Vitaminsupplementierung (B-Vitamine)
Heparin (bei DIC)
Wann und warum wird eine passive Immunisierung bei Katzen mit Parvoviren eingesetzt?
Kann bei Katzen mit unvollständigem oder fehlendem Immunschutz eingesetzt werden (z.B. Aufnahme in Tier- heim oder bei Ausbruch von FPV)
Nutzen des therapeutischen Einsatzes ist umstritten
Aktive Immunisierung nicht vor drei Wochen nach passiver Immunisierung
Prophylaxe gegen das feline Parvovirus?
Tot- und Lebendimpfstoffe erhältlich
Nur als Kombinationsvakzinen
“Core-Vakzine”= Pflichtimpfung
Trächtige Katzen mit inaktivierter Vakzine impfen
Grundimmunisierung: 8./12./16 LW und mit 15 Monaten
Danach alle 2-3 Jahre revakzinieren (Empfehlung StIKo Vet)
Aktuelle Studien zeigen, dass die Impfungen bis zur 16. LW bei einigen Katzen nicht ausreichend sind.
Eine Impfung in der 20. LW ist daher zusätzlich anzuraten (Proksch et al., Tierärztl. Praxis 1/2018)
Welche Core-Komponenten bei Katzenimpfstoff?
Felines Parvoovirus (RCP)
Felines Calicivirus
Rhinotracheitisvirus (Felines Herpesvirus)
Taxonomie der Schweine Parvoviren?
Vertreter: Ungulate proroparvovirus 1, Variante Procines Parvovirus (PPV)
Neben dem „klassischen“ Ungulate Protoparvovirus 1 sind in weiteren Genera noch andere Parvoviren des Schweines beschrieben. Deren pathogenes Potential ist jedoch unklar.
Wie sieht PPV aus?
ss DNA
vier virale Proteine
Durchmesser ca. 28-30 nm
Nur ein Serotyp
Kann in Zellkulturen mit zpE angezüchtet werden (wenn auch nicht einfach)
Hämagglutinierende Eigenschaften
Hohe Tenazität
Pathogenese PPV?
Infektion oronasal; genital
Virämie, ggf. Leukopenie, evtl. mildes Fieber; meist sub- klinisch
Trächtiges (seronegatives) Tier: intrauterine Infektion von Embryo/Fetus
Infektion während der (ersten) Trächtigkeit wird durch lang wirksame maternale Antikörper begünstigt!
Ausscheidung über Kot, Speichel, Nasensekret, Sperma
Welche Symptome bei PPV?
Klinische Manifestation (nur) bei trächtigen Sauen!
SMEDI-Syndrom
S = stillbirth (Totgeburt)
M = mumification (Mummifikation)
E = embryonic ...
D = ... death (embryonaler Fruchttod)
I = infertility (Fruchtbarkeitsstörungen)
PPV gilt als wichtigster Erreger des SMEDI-Syndroms
Was passiert bei welchem Infektionszeitpunkt und wie sieht man das bei PPV?
DD zu PPV?
KlassischeSchweinepest
AujeszkyscheKrankheit
PRRS
PCV2-Infektion
Enterovirusinfektionen • Leptospirose • Brucellose
Wie erfolgt die Diagnose von PPV
Klinischer Verdacht:
Insbesondere Jungsauen betroffen
Mumifizierte Früchte unterschiedlicher Größe neben normal geborenen Ferkeln
Wie erfolgt der direkte Infektionsnachweis bei PPV?
Virusanzucht (schwierig, nicht routinemäßig)
Antigennachweis: IFT, Gefrierschnitt, fetales Gewebe, Plazenta oder IHC; ggf. HA-Test mit Gewebeextrakten
Genomnachweis: PCR, fetales Gewebe, Plazenta
Indierekter Infektionsnachweis PPV?
Nachweis antiviraler Antikörper (HAH, VNT) im positiven Falle relativ wenig aussagekräftig (hohe Seroprävalenz, Impfungen)
Nachweis von Ak bei Neugeborenen vor Kolostrumaufnahme (z.B. in Nabelblut) beweisend für intrauterine Infektion
Bekämpfung und Prophylaxe von PPV?
Erreichen einer Seuchenfreiheit ist unrealistisch
Angestrebt werden sollte lückenlose Vakzinierung
Impfstoffe: Totvazinen, häufig als Kombinationsimpfstoffe eingesetzt (mit Rotlauf)
Jungsauenbesonderswichtig!
Jungsauen Grundimmunisierung ab 6.LM
Altsauen Wiederholungsimpfung 2-4 Wochen vor Belegung
Ebermitimpfen
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