Der diagnostsiche Prozess
Das Erstgespräch (Ablauf)
Ziel: Indikationsprüfung
Welche Informationen sind dazu notwendig?
Behandlungsanlass / Motivation zum Aufsuchen der Therapie
Aktuelle Symptomatik
--> Erste kategoriale Einordnung / Verdachtsdiagnose
-> Erste Schweregradeinschätzung
Eigen-/Fremdgefährdung
Krankheitsverlauf
Grobe Sozialanamnese
Vorbehandlungen
Medikamentöse Behandlung
Vorbefunde, somatische Befunde
Rückmeldung der Verdachtsdiagnose und Behandlungsgempfehlungen
Organisatorisches (zeitliche Verfügbarkeit, etc.)
Standardisierte Befunderhebung zur Diagnostik psychischer Störungen
Standardisierte Befunderhebung
Mindestens drei Gruppen von Instrumenten:
Checklisten
Strukturierte Interviews
Standardisierte Interviews
Wesentliche Hilfe, die umfangreichen Kriterien der klassifikatorischen Diagnostik anzuwenden
Vorgegebene Fragen sowie Durchführungs-und Kodierungsregeln:
erhöhen die Objektivität der Durchführung und Auswertung
machen Diagnosen zuverlässiger
Reliabilität der wichtigsten Verfahren mehrfach empirisch gesichert
Auflistung der Diagnosekriterien und Entscheidungsbäume mit Hinweisen für die Diagnose oder mögliche Differenzialdiagnosen
Freies Interview: das konkrete diagnostische Vorgehen wird nicht vorgegeben
-> maximale Flexibilität
->kein Schutz gegen „Bestätigungsdiagnostik“
Reliabilität und Validität hängen stark vom Training der Kliniker und der Homogenität der Patientengruppe ab
IDCL: Internationale Diagnose-Checklisten für ICD-10 und DSM-IV
IDCL-P: Internationale Diagnose-Checklisten für Persönlichkeitsstörungen
(Semi-) Strukturiertes Interview
SCID-5-CV: Strukturiertes Klinisches Interview für psychischeStörungennachDSM-5 (eh. SKID-I für DSM-IV)
SCID-5-PD: Strukturiertes Klinisches Interview für Persönlichkeitsstörungen nach DSM-V (eh. SKID-II für DSM-IV)
DIPS: Diagnostisches Interview bei psychischen Störungen
Kinder-DIPS: Diagnostisches Interview bei psychischen Störungen im Kindes-und Jugendalter
Mini-DIPS: Diagnostisches Kurz-Interview bei psychischen Störungen
Alle Schritte der Datenerhebung und Auswertung vollständig festgelegt
Es werden ausschließlich die Antworten des Patienten kodiert
Das Zusammenfügen von Symptomen und Syndromen zur Diagnose ist durch explizite Algorithmen vorgegeben
Kann auch durch Computer erfolgen
Volle Standardisierung
maximiert Objektivität und Reliabilität
stößt im klinischen Alltag auf weniger Akzeptanz
berücksichtigt Fehlerquellen wie falsches Frageverständnis, Antworttendenzen oder widersprüchliche Angaben der Patienten nicht
Kann die Validität der Diagnosen erheblich mindern
-> CIDI: Composite International Diagnostic Interview
-> DIA-X: Diagnostisches Expertensystem für psychische Störungen
Fazit
Insbesondere strukturierte Interviews ermöglichen eine reliable und valide Diagnostik
Ökonomische und anwenderfreundliche Verfahren, mit deren Hilfe Therapeut*innen in vergleichsweise kurzer Zeit einen umfassenden diagnostischen Befund erheben können
Das DIPS dient neben der klassifikatorischen Diagnostik auch explizit zur Erhebung therapierelevanter Informationen
Verzerrende Einflüsse auf Diagnosen
Die Diagnostik psychischer Störungen beruht in erster Linie auf subjektiven Patient:Innenangaben und Diagnostiker:Innenentscheidungen.
Besondere Möglichkeit für verzerrende Einflüsse, die in der psychologischen Forschung gut belegt sind
Drei der wichtigsten Einflüsse sind Kontext, Erwartungen und Glaubwürdigkeit (zusammengefasst bei Rosenhanund Seligman, 1989)
Auch Zusatzinformationen und Therapeut:Inneneigenschaften haben einen starken Einfluss (z.B. Bruchmüller und Meyer, 2009)
Typische Urteilsfehler
Strukturierte Interviews als diagnostische Hilfsmittel
Die Entwicklung strukturierter und standardisierter Interviews war eine der wichtigsten Veränderungen des diagnostischen Vorgehens im Bereich psychischer Störungen.
Wesentliche Fehlerquellen wurden beseitigt und die Voraussetzungen für reliableund indirekt auch valide kategoriale Diagnosen geschaffen.
Standardisierte Befunderhebung macht Diagnosen zuverlässiger.
Auch die Objektivität von Durchführung und Auswertung ist durch die Vorgabe von Fragen und genauen Durchführungs-und Kodierungsregeln gegenüber unstandardisierten Befragungen erhöht.
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