Wofür sind Verhaltensbeobachtungen gut? (3)
Bestimmte Merkmale sind nur so erfassbar
Körpersprache, Mimik, Gestik
Interaktionsanalyse
Untersuchung bei Kindern (z.B. Spielverhalten)
Günstig, um erste Eindrücke in einem neuem Untersuchungsgebiet zu sammeln
Weniger leicht verfälschbar
Verhaltensbeobachtung kann verschiedene Informationen liefern, je nachdem, welche Aspekte des Verhaltens betrachtet werden.
Nenne verschiedene Arten der Informationen (6) und je ein Beispiel dazu.
Qualität/Art/Bereich
→ Art des Essens, Sportart notieren, Fahrradhelm tragen (ja/nein)
Häufigkeit
→ Händewaschen, Lächeln zählen, Mahlzeiten
zeitliche Erstreckung
→ Dauer des Essens; Sport
räumliche Erstreckung
→ gelaufene Strecke, Distanz zu GP
Menge
→ Anzahl der Liegestütze, Menge des Essens; Anzahl der Personen; Anzahl der Personen, die Bus/Fahrrad nutzen
Muster von Verhaltensfolgen
→ Sonnenschutzverhalten, Ablauf beim Essen
Was ist mit „Trennung von Beobachtung und Interpretation“ gemeint?
Man konzentriert sich beim Beobachten auf das, was tatsächlich beobachtet wird, und nicht das, was man davon ableitet oder interpretiert.
Beispiel: Wenn man beobachtet, dass jemand häufig die Hände wäscht, ist das eine Beobachtung. Eine Interpretation wäre, dass diese Person vielleicht ein Hygiene-Freak ist oder dass sie eine Zwangsstörung hat.
Um eine korrekte und objektive Verhaltensbeobachtung durchzuführen, ist es wichtig, die Beobachtungen so genau und präzise wie möglich zu beschreiben, ohne persönliche Meinungen, Bewertungen oder Interpretationen einzubeziehen.
Erkläre den Unterschied zwischen Verhaltensbeobachtung und Verhaltensbeurteilung.
Verhaltensbeobachtung
Genaue Beobachtung von Verhaltensweisen, ohne Interpretation
Wahrnehmung und Inferenz getrennt
Objektiv und Wertfrei
„Klient hat während 20-minütigen Gesprächs den Therapeuten zweimal für eine halbe Sekunde angeschaut“
Verhaltensbeurteilung
Geht über die Beobachtung hinaus und beinhaltet Interpretation
Wahrnehmung und Inferenz integriert
Subjektiv und wertend
„zeigt extreme Blickaversion gegenüber dem Therapeuten“
Nenne Varianten der Verhaltensbeobachtung (5)
frei oder systematisch (gebunden)
direkt oder indirekt (anhand von Aufzeichnungen)
in natürlicher Umgebung („im Feld“) oder in einer Situation, die vom Beobachter geschaffen wurde
verdeckt oder offen
wenn offen → teilnehmend oder nicht teilnehmend
Erkläre den Unterschied zwischen unsystematischer/freier Verhaltensbeobachtung und systematischer/gebundener Verhaltensbeobachtung
Unsystematische/freie Verhaltensbeobachtung
Beobachter*in entscheidet, was wichtig ist
Für Beobachtung gibt es in der Regel einen Anlass → nicht unbedingt jedes Verhalten wird beobachtet, sondern in bestimmtem Bereich
Systematische/gebundene Verhaltensbeobachtung
Beobachter*in handelt nach Vorgaben
Aufzeichnung erfolgt nach genau festgelegtem Plan
Güte der Datenerhebung wird kontrolliert
Auswertung der Daten ist festgelegt
Erkläre den Unterschied zwischen direkter und indirekter Verhaltensbeobachtung.
Direkte Beobachtung
Unmittelbare Beobachtung eines Verhaltens durch einen Beobachter
z. B. Lehrer*in beobachtet direkt, wie ein*e Schüler*in während des Unterrichts arbeitet
Indirekte Beobachtung
Beobachten von Anzeichen, die auf das Verhalten schließen, ohne, dass das Verhalten direkt beobachtet, wird
z. B. Lehrer*in beobachtet indirekt, wie ein*e Schüler*in während des Unterrichts arbeitet, indem er*sie die Qualität der Hausaufgaben bewertet
Erkläre den Unterschied zwischen einer Feldbeobachtung und einer Laborbeobachtung.
Feldbeobachtung
Beobachtung findet in natürlicher Umgebung statt
Kann schwieriger zu kontrollieren sein als eine Laborbeobachtung
Variablen können schwerer zu manipulieren sein
Höhere externe Validität, da das Verhalten in einer natürlichen Umgebung beobachtet wird
Ethische Fragen können auftreten, insbesondere wenn es um Tiere oder Menschen geht
Laborbeobachtung
Beobachtung findet in einer künstlichen Umgebung statt
Forscher kann variablen kontrollieren und manipulieren
Höhere interne Validität, da die Umgebung kontrolliert ist und unabhängige Variablen kontrolliert werden können
Ethische Fragen können auftreten, wenn Täuschung oder unethische Praktiken verwendet werden
Erkläre den Unterschied zwischen der offenen und verdeckten Beobachtung.
Offene Beobachtung
Teilnehmer sind sich bewusst, dass sie beobachtet werden
Der Beobachter kann direkt beobachten und Interaktionen mit den Teilnehmern haben
Kann zu einer Verhaltensänderung der Teilnehmer führen, da sie wissen, dass sie beobachtet werden
Ethisch einfacher durchzuführen, da Einwilligung der Teilnehmer eingeholt werden kann
Verdeckte Beobachtung
Teilnehmer sind sich nicht bewusst, dass sie beobachtet werden
Der Beobachter muss verdeckt agieren, um die Teilnehmer nicht zu beeinflussen oder ihre Verhaltensweisen zu verändern
Kann zu einem höheren Maß an Objektivität führen, da die Teilnehmer ihr Verhalten nicht anpassen oder beeinflussen können
Kann ethische Fragen aufwerfen, da die Teilnehmer nicht informiert werden und Einwilligung nicht eingeholt werden kann.
Erkläre den Unterschied zwischen der aktiv-teilnehmenden, passiv-teilnehmenden und nicht-teilnehmenden Verhaltensbeobachtung
Aktiv-teilnehmende Beobachtung
Der Beobachter nimmt aktiv am beobachteten Geschehen teil.
Der Beobachter ist meistens Teil der Gruppe, die beobachtet wird.
Der Beobachter nimmt die Perspektive der Teilnehmer ein.
Durch die aktive Teilnahme erhält der Beobachter ein vertieftes Verständnis für das Verhalten und die Interaktionen der Teilnehmer.
Passiv-teilnehmende Beobachtung
Der Beobachter nimmt am beobachteten Geschehen teil, jedoch auf passive Weise.
Der Beobachter befindet sich im Hintergrund und beobachtet das Geschehen ohne Einflussnahme.
Der Beobachter hat keine direkte Interaktion mit den Teilnehmern.
Durch die passive Teilnahme kann der Beobachter das Verhalten der Teilnehmer unverfälscht beobachten.
Nicht-teilnehmende Beobachtung
Der Beobachter nimmt nicht aktiv oder passiv am beobachteten Geschehen teil.
Der Beobachter befindet sich außerhalb des Geschehens und beobachtet es aus der Distanz.
Durch die Distanz kann der Beobachter das Verhalten der Teilnehmer objektiv beobachten, ohne Einfluss auf das Geschehen zu nehmen
Erkläre den Unterschied zwischen der Isomorphen und der Reduktiven Beschreibung
Isomorphe Beschreibung
Orientiert sich an der unmittelbaren Beschreibung des beobachteten Verhaltens
Beschreibt das beobachtete Verhalten möglichst detailliert und genau
Ziel ist eine möglichst objektive und wertfreie Beschreibung
Reduktive Beschreibung
Reduziert das beobachtete Verhalten auf bestimmte Merkmale oder Kategorien
Oftmals eine Vereinfachung des beobachteten Verhaltens
Kann dazu dienen, das beobachtete Verhalten besser zu verstehen oder zu erklären
Was ist ein Beobachtungssystem (Kodierschema/coding-scheme)?
Ein systematisches Verfahren zur Erfassung und Aufzeichnung von Verhaltensdaten
Menge von Regeln, die spezifizieren, welche Verhaltensaspekte jeweils beachtet und registriert werden müssen
Erkläre das Zeichensystem und Kategoriesystem und deren Unterschiede.
Zwei verschiedene Arten von Beobachtungssystemen, die zur Klassifizierung von Verhaltensdaten verwendet werden.
Zeichensystem
Zeichen werden verwendet, um Verhalten zu kodieren
Kategoriesystem
Verhaltenskategorien werden vorab genau definiert; Verhalten wird Kategorien zugeordnet
kompatible Kodes
untereinander inkompatible Kodes
Zeitpunkte denkbar, zu denen keine Kodierung
möglich
zu jedem Zeitpunkt der Beobachtung immer eine Kodierung möglich
Verhaltensweisen, die als weitere Zeichen für
Verhaltensaspekt gedeutet werden könnte
bestimmter Verhaltensaspekt inhaltlich
vollständig abgedeckt
Reduktion durch AUSWAHL
Reduktion durch ABSTRAKTION
aus registrierten Markierungen kann eindeutig
auf beobachtetes Verhalten zurückgeführt werden
konkrete Information geht verloren
Was ist ein Stichprobenplan?
Vorab festgelegte Planung, die regelt, wann und wie oft Verhaltensstichproben bei der Beobachtung genommen werden
Plan enthält Informationen darüber, welches Verhalten beobachtet wird und wie lange die Beobachtungsdauer ist
verschiedene Arten von Beobachtungsplänen:
Zeit-Stichprobenintervall (time-sampling) → In bestimmtem Intervall wird Verhalten beobachtet
Ereignis-Stichprobenplan (event-sampling) → Verhalten wird beobachtet, wenn bestimmtes Ereignis auftritt
Erkläre was der Stichprobenplan „Time-Sampling“ ist.
Verhalten des Beobachtungsprojekts wird in festen Zeitintervallen aufgezeichnet
Beobachter*in notiert, ob Verhalten in Zeitintervall gezeigt wurde oder nicht
In jedem Zeitabschnitt wird eine Markierung vorgenommen, wenn die Verhaltensweise auftritt – unabhängig von ihrer Dauer
In der Verhaltensbeobachtung gibt es unterschiedliche Stichprobenpläne, die die Vorgehensweise bei der Auswahl und Kodierung von Verhaltensweisen festlegen.
Fassnacht (1995) beschreibt vier Fälle in Bezug auf den Ausfüllungsgrad von Intervallen bei der Verhaltensbeobachtung.
Nenne diese vier Fälle und beschreibe, wie sich die Verhaltensweise erstreckt.
Fall: Die Verhaltensweise erstreckt sich kontinuierlich über den Anfang und das Ende des Intervalls.
Fall: Die Verhaltensweise beginnt innerhalb des Intervalls und erstreckt sich über dessen Ende hinaus.
Fall: Die Verhaltensweise beginnt am Anfang eines bestimmten Intervalls und endet innerhalb dieses Intervalls.
Fall: Eine oder mehrere Verhaltensweisen liegen vollständig innerhalb des Intervalls.
Erkläre folgende Stichprobenpläne und in welchen Fällen (Fassnacht, 1995) sie verwendet werden können.
Kommentar sampling (point sampling)
One-zero sampling
Predominant activity sampling
Whole interval sampling
Kommentar sampling (point sampling) → Nur 1. Fall
Verhalten wird nur kodiert, wenn es sich mit dem Ende des Intervalls deckt
Beobachter macht dabei eine Notiz über das Verhalten des Probanden am Ende des Intervalls.
One-zero sampling → 1. - 4. Fall
Verhalten wird in allen Fällen nur einmal kodiert
Es wird nur angegeben, ob das Verhalten im beobachteten Zeitintervall stattgefunden hat (1) oder nicht (0).
Predominant activity sampling → Nur 4. Fall
Verhalten wird nur dann kodiert, wenn das Intervall zum großen Teil von Verhalten ausgefüllt wird.
Ist das Verhalten in diesem Zeitraum vorherrschend, wird es kodiert.
Whole interval sampling → 1. Fall, 3. Fall
Es werden nur Intervalle kodiert, in denen eine Verhaltensweise das ganze Intervall abdeckt.
Wenn eine Verhaltensweise während des gesamten Intervalls auftritt, wird sie kodiert.
Wenn sie nur einen Teil des Intervalls einnimmt, wird sie nicht kodiert.
Event-triggered-sampling bedeutet, dass die Beobachtung dann protokolliert wird, wenn ein vorher definiertes kritisches Ereignis eintritt
Es gibt dabei diskrete, momentane Verhaltensweisen und sich zeitlich länger erstreckende Zustände. Erkläre die beiden.
Diskrete, momentane Verhaltensweisen
kurze, punktuelle Verhaltensweisen, die innerhalb von Sekundenbruchteilen abgeschlossen sind.
Beispiele: Nicken oder Rülpsen
Sich zeitlich länger erstreckende Zustände
Verhaltensweisen, die sich über einen längeren Zeitraum erstrecken und somit einen bestimmten Zustand darstellen
Beispiele: Weinen oder Schlafen.
Nenne die Definition des diagnostischen Interviews
Erkläre den Unterschied zwischen dem unstandartisiertem, halbstandartisiertem und standartisiertem Interview.
Unstandardisierte Interviews
Keine vordefinierten Fragen oder Themen
Verlauf des Interviews ist spontan
Unterschiedliche Ergebnisse bei verschiedenen Interviews
Halbstandardisierte Interviews
Vordefinierte Fragen oder Themen
Mehr Flexibilität als bei standardisierten Interviews
Raum für Nachfragen oder Ergänzungen
Eine gewisse Standardisierung und Vergleichbarkeit, aber auch Raum für individuelle Antworten und Perspektiven.
Standardisierte Interviews
Vorab definierte Fragen, in exakt gleicher Reihenfolge und Formulierung gestellt
Vergleichbarkeit der Antworten
Wenig Flexibilität im Interviewablauf
Erkläre den Unterschied zwischen einem strukturiertem und einem standardisierten Interview
Strukturiertes Interview
Systematisch aufgebaut
Vorab festgelegt, welche Fragen wann und unter welchen Umständen gestellt werden
Ermöglicht Flexibilität je nach Antworten auf vorhergehende Fragen
Erfüllt eine wesentliche Forderung der Standardisierung, ist aber nicht notwendigerweise vollständig standardisiert
Standardisiertes Interview
Vollständig standardisiert
Was sind die drei Aufgaben, um einen guten Leitfaden zu erstellen?
Grobaufbau des Leitfadens festlegen
Fragen finden
Ausarbeitungen im Detail vornehmen (Feinaufbau des Leitfadens)
Nenne die Elemente der Phasen eines Interviews.
Einmal durchlesen reicht für weiter (braucht nicht auswendig gelernt werden) 😉
Was sind Vorteile und Nachteile fertig formulierter Fragen?
Vorteile fertig formulierter Fragen
Entlastung des Interviewers während des Gesprächs
Hohe Standardisierung und Vergleichbarkeit der Antworten von verschiedenen Probanden
Möglichkeit für andere Personen das Interview zu führen
Nachteile fertig formulierter Fragen
Hoher Aufwand für die Vorbereitung des Interviews im Vergleich zum Notieren von Stichworten
Gefahr von deplatziert wirkenden Fragen
Interview kann eher den Charakter eines Abfragens annehmen und sich vom natürlichen Dialog entfernen
Nenne Hinweise zur Formulierung von Fragen im Interview (Westhoff & Kluck) (7)
Abschnitt möglichst mit einer offenen Frage beginnen
Möglichst kurze und verständliche Sätze
Nach konkretem Verhalten fragen
Kontext als Gedächtnisstütze nutzen
Fachbegriffe und Fremdwörter vermeiden
Keine Suggestivfragen
Keine Fragen, die das erfragte Verhalten bewerten
Wie kann man die interviewte Person zum Reden motivieren?
Interviewpartner vorab informieren
angemessene Fragen
aktives Zuhören
Antwortalternativen vorzugeben kann helfen
Gefühle explorieren
Woran erkennt man in einem Interview Widerstand und wie kann man damit umgehen?
Erkennung von Widerstand
Widerstand ist der Versuch, ein Thema zu vermeiden oder nicht darüber zu sprechen
Offene Äußerungen des Probanden wie "Darüber möchte ich nicht sprechen" sind ein Hinweis auf Widerstand
Andere Anzeichen von Widerstand können Schweigen oder mangelndes Erinnerungsvermögen sein
Umgang mit Widerstand
Ursachen für den Widerstand sollten erkannt werden
Interviewer kann Verständnis zeigen und Ängste des Probanden entkräften
Alternativ kann die Frage leicht umformuliert oder begründet werden
Konfrontation kann in manchen Fällen helfen
Das Thema kann auf einen späteren Zeitpunkt verschoben werden.
Wie stellt man in einem Interview am besten peinliche Fragen?
Das Thema der peinlichen Frage nennen und kurz begründen, warum man dazu Fragen stellt.
Eventuell um Entschuldigung bitten, dass man nun diese Fragen stellen muss.
Die kritischen Fragen einfach und direkt formulieren, ohne um das Thema herumzureden.
Bei sensiblen Themen im klinischen Kontext kann man sich an Formulierungsvorschlägen orientieren.
Wie behält man während eines Interviews die Kontrolle über die Gesprächsführung?
Erklären Sie zu Beginn des Interviews die Zielsetzung und den Zweck des Gesprächs.
Überlegen Sie im Voraus, welche Fragen Sie stellen möchten, um das Gespräch auf das Thema zu konzentrieren.
Stellen Sie klare und präzise Fragen, um Missverständnisse zu vermeiden.
Fassen Sie die Antworten des Klienten zusammen und bringen Sie das Gespräch auf das nächste Thema, wenn der Klient abschweift.
Geben Sie dem Klienten eine Orientierung zu einem neuen Themenblock und erklären Sie, warum Sie diese Fragen stellen.
Achten Sie darauf, dass Sie auf dem Punkt bleiben und nicht zu lange bei einem Thema verweilen.
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