Ablaut
starke Verben bilden ihre Präteritalformen nicht mit Hilfe eines Dentalsuffixes (-te), sondern durch Veränderung des Stammsilbenvokals, den sog. Ablaut.
Anders als kombinatorische Lautveränderungen – wie etwa der Umlaut – kann der Ablaut nicht aus der lautlichen Umgebung eines Vokals in dem jeweiligen Wort erklärt werden, sondern besteht im zwar spontanen, aber regelmäßigen Wechsel qualitativ bzw. quantitativ verschiedener Vokale.
Zum Nhd. ist er in vielen Positionen des Verbparadigmas aufgegeben worden (sog. Analogieausgleich)
Ablaut = Veränderung des Stammsilbenvokals, also Wechsel des Wurzelvokals
Wie verändern die sich? Je nach Ablautverhältnis (und Qualität bzw. Quantität ihrer Wurzelsilbe) können sie einer von insgesamt sieben Ablautreihen zugeordnet werden.
Alternanzen
Lautwechsel
Anlaut
Der Anlaut ist morphologisch betrachtet der erste Laut eines Wortes oder einer Silbe. So ist [n] der Anlaut des Wortes „Name“ bzw. der Silbe „Na-“. Und [ʃ] („sch“) ist der Anlaut des Wortes „Schule“ bzw. der Silbe „Schu-“.
Apokope
(< griech. apokopḗ, „das Abschneiden“) Damit wird der Wegfall von Lauten <e> am Wortende bezeichnet, z.B. ich vare > ich var.
Auslaut
Der Auslaut ist der letzte Teil einer Silbe.
Dental
ein an den Zähnen gebildeter Konsonant (d,t)
Dentalsuffixes
Der Ausdruck Dentalsuffix kommt gelegentlich in der Sprachwissenschaft ( Linguistik) vor und bezeichnet ein Suffix (also eine Wortendung), dessen Konsonant ein Dental (ein an den Zähnen gebildeter Konsonant) ist.
Diphthong
Der Diphthong, auch Zwielaut und Zweilaut, ist ein Doppellaut aus zwei aufeinanderfolgenden Vokalen, die unterschiedlich sind. Das bedeutet, dass die beiden Vokale (a, e, i, o, u) beim Sprechen verbunden werden und eben nicht voneinander getrennt gesprochen werden. Im Deutschen sind vor allem diese Kombinationen üblich: au, ei, ai, eu, äu und ui. Die Diphtonge ei / ai sowie eu / äu sind lautlich gleich. Bsp.: Feuer oder Maiskolben.
Diphthongierung
aus Monophthong wird Diphthong
Diphthongwandel
aus Diphthong wird ein anderer Diphthong
Elision
Ausfall
Frikativ
Frikative bilden eine eigene Gruppe innerhalb der Konsonanten (v,f,s,z). Es sind Reibelaute, bei denen der Luftstrom aus der Lunge durch eine Enge gepresst wird (wie bei einem Luftaballon, dem man langsam die Luft entweichen lässt). An dieser Stelle verwirbelt sich die Ausatemluft und ein Frikationsgeräusch entsteht.
Hebung
Tiefe Vokale werden gehoben
Kontraktion
Zusammenziehung der Vokale durch Ausfall von Konsonanten in intervokalischer Stellung
Krasis
Krasis ist ja auch eine Klise. Eine extreme klise, bei der viel mehr Bestandteile wegfallen. Kommt allerdings sehr selten vor.
Ändert sich dabei die Qualität der vokalischen Bestandteile, spricht man von Krasis:
daz ist > deist (auch dest/dêst)
Liquiden
/l/ und /r/
Mediae
stimmhafter, nicht aspirierter Verschlusslaut: /b/, /d/, /g/
Monophthong
Als Monophthong wird ein einfacher Vokal (a, e, i, o, u) benannt. Als Vokale werden Laute bezeichnet, bei deren Aussprache der Luftstrom des Sprechers nicht behindert wird, wie es bei den Konsonanten ist. Ein einfacher Vokal ist nun ein Laut, dessen Vokalqualität sich beim Sprechen nicht verändert. Die Formung des Sprechapparats bleibt beim Monophthong also gleich. Beim Dipthong ändert sie sich.
Monophthongierung
aus Diphthong wird Monophthong
Nasalen
Nasale (Konsonanten m und n) werden durch einen Verschluss im Mundraum gebildet, sodass der Luftstrom aus der Lunge durch den Nasenraum entweichen kann.
Spirante
Frikative bzw. Reibelaute (stl. oder sth.)
Sprachfamilie
Genetisch verwandte Sprachen, die nach Annahme der Wissenschaft auf eine gemeinsame ‚Ursprache‘ Zurückgehen. Die Zugehörigkeit von Sprachen zu einer Sprachfamilie wird durch phonologische, morphologische und lexikalische Übereinstimmungen erwiesen.
Suffix
Wortendung
Synkope
(< griech. Synkoptein, „zusammenschlagen“) Damit wird der Wegfall eines unbetonten Vokals <e> im Wortinneren zwischen zwei Konsonanten bezeichnet, z.B. er sihet > er siht.
Tenues
(Singular: Tenuis) sind in der Sprachwissenschaft (Linguistik) die stimmlosen, unbehauchten oder „harten“ Verschlusslaute, z. B. p, t, k.
Verschlusslaute
Laut, der durch plötzliche Öffnung des Artikulationskanals erzeugt wird. Zu den Verschlusslauten gehören: p, t, k
präteritaler Suppletivformen
anderer Verben derselben Bedeutung
Dehnung
= ein kurzer Vokal wird zu einem langen Vokal gedehnt
Bei einigen einsilbigen Wörtern wird vom Mhd. zum Nhd. der Vokal gedehnt (Vokale vor -r, -l, -m, -n oder vor den Konsonantenverbindungen -rd, -rt, -rs, -rz etc.; Analogiebildung einsilbiger zu zweisilbigen Flexionsformen):
mhd. spil > nhd. Spiel (Dehnungs-e)
mhd. tac > nhd. Tag mhd. wem > nhd. wēm
mhd. ta-ges > nhd. Ta-ges mhd. varn > nhd. fahren (Dehnungs-h)
nhd. Kürzung (aW)
= ein langer Vokal wird zu einem kurzen Vokal gedehnt
Einige mhd. Vokale werden zum Nhd. hin zu kurzen Vokalen (Kürzung)
mhd. nhd.
hât hat
jâmer Jammer
dâhte dachte
hêrlich herrlich
→ betrifft mhd. lange Vokale in geschlossener Tonsilbe (vor allem vor -ht und -r) → nicht so häufig wie Dehnung
Rundung/Entrundung (eW)
Entrundung (Delabialisierung) = Vordere runde Vokale (/ü/, /ö/ und /ü:/ können zu den nicht gerundeten Vokalen /i/ bzw. /e/ verschoben werden:
Kurz = Runde Vokale werden zu nicht-gerundeten Vokalen
küssen Kissen
nörz Nerz
sprützen spritzen
Rundung (Labialisierung) = Umgekehrt können vordere nicht gerundete Vokale (/e/, /i/ und /ie/) zu den runden Vokalen /ö/ und /ü/ verschoben werden:
Kurz = Nicht-gerundete Vokale werden zu gerundeten Vokalen
zwelf zwölf
wirde würde
helle hölle
triegen trügen
Vokalsenkung vor Nasal (aW)
= Hohe Vokale werden gesenkt
Einige mhd. Vokale werden hinsichtlich ihres Artikulationsortes verschoben; in die nhd. Standardsprache werden aber nur jeweils wenige Wörter mit solchen Verschiebungen aufgenommen. Hohe (geschlossene) Vokale (besonders /u/ und /ü/) können zu /o/ bzw. /ö/ gesenkt werden, insbesondere vor Nasal:
sunne Sonne
sun Sohn
sumer Sommer
künec König
künnen können
nhd. Hebung (eW)
= Tiefe Vokale werden gehoben
Tiefe (offene) Vokale wie /a:/ können zu /o:/ gehoben werden:
mânde Mond
wâc Woge
mâhe Mohn
âne ohne
Klise: Proklise/Enklise (eW)
Wörter, die im Nhd. getrennt geschrieben werden, können im Mhd. zu einem Wort klitisiert werden, d.h. einzelne Wörter können – meist unter Verlust lautlicher Bestandteile – mit dem folgenden Wort (Proklise) oder vorausgehenden Wort (Enklise) verschmelzen.
Neben der Klise mit Negationspartikeln geschieht dies besonders häufig bei den (Personal-)Pronomen:
Proklise = Verschmelzung mit dem folgenden Wort (vorne fällt was weg)
Enklise = Verschmelzung mit dem vorausgehenden Wort (hinten fällt was weg)
ih daz / ih ez > ihz
wir ez > wirz
heten si > hetens
machten ez > machtens
saget er > sageter
tu ez > tuz
er ist > erst
der ist > derst
Häufig wird auch das Präfix -ze proklitisch angefügt (zumeist unter Verlust des -e):
ze machene > zmachene
ze ware > zware
ze aller > zaller
Unterschied zwischen spontanem und kombinatorischen Lautwandel (eW)
Der kombinatorische Lautwechsel unterscheidet sich vom spontanen Lautwandel dadurch, dass er sich abhängig von seiner lautlichen Umgebung vollzieht. Die Ursprünge des kombinatorischen Lautwechsels liegen im Althochdeutschen; insbesondere die Nebensilbenabschwächung hin zum Mittelhochdeutschen war ausschlaggebend.
Spontaner Lautwechsel = Unabhängig von der lautlichen Umgebung (wie z.B. die nhd. Diphtongierung)
genaue Erklärungen zum spontanen Lautwechsel kann die Forschung noch nicht liefern (Es ist einfach passiert, ohne dass man einen lautlichen Zusammenhang herstellen kann).
Kombinatorischer Lautwechsel = Abhängig von der lautlichen Umgebung
Stammsilbenvokal verändert sich aufgrund von Assimilation (d. h. Angleichung an die Artikulationsweise und/oder den Artikulationsort eines benachbarten oder in der Folgesilbe auftretenden Lauts) und Sprachökonomischer Effekt: Vokalassimilation erleichtert die Artikulation
Assimilation/Dissimilation
Beim kombinatorischen Lautwechsel unterscheidet man den zwei Subkategorien: Assimilation (Angleichung) und Dessimilation (Unähnlichmachung).
Assimilation = /Anpassung
Einflussrichtung: progressiv, regressiv, reziprok
Durchführungsgrad: total, partiell
Entfernung: Kontaktassimilation, Fernassimilation
Einflussrichtung
Progressive Ass. (fortschreitend): liegt vor, wenn der fragliche Laut an einen vorangehenden Laut angeglichen wird (Übertragung der Merkmale auf den Folgelaut).
Beispiel: mhd. Zimber > nhd. Zimmer
Regressive Ass. (rückschreitend): liegt vor, wenn der fragliche Laut an den Folgelaut angeglichen wird.
Beispiel: *germ. gasti > ahd. gesti > mhd. geste
Reziproke Ass. (wechselseitig): liegt vor, wenn zwei (oder mehrere) Segmente sich wechselseitig beeinflussen (wobei ein dritter Sprachlaut die beiden ursprünglichen ersetzt).
Beispiel: ahd. fisk [sk] > nhd. Fisch [∫]
Durchführungsgrad
Totale Ass.: liegt vor, wenn eine vollständige Angleichung zweier Sprachlaute aneinander folgt.
Partielle Ass.: liegt vor, wenn die Angleichung nicht alle Merkmale betrifft.
Beispiel: *germ. gasti > ahd. gesti
Entfernung der betroffenen Laute
Kontaktassimilation: liegt vor bei unmittelbar aufeinander folgenden Lauten.
Beispiel: mhd. zimber > nhd. Zimmer
Fernassimilation: liegt vor bei einer Angleichung nicht benachbarter Laute.
Dissimilation = Unähnlichmachung
Entähnlichung zweier oder mehrerer ähnlicher Laute innerhalb eines Wortes (z.B. im Hinblick auf größere Deutlichkeit).
Beispiel: mhd. sehs > nhd. sechs (ch wurde ursprünglich als Frikativ gesprochen. Das hat sich bei ‚sechzehn‘ und ‘sechzig‘ erhalten. Da es sich bei s ebenfalls um einen Frikativ handelt, ist eine Dissimilation erfolgt, so dass ch als /k/ ausgesprochen wird.
Umlautung
Als Umlautung bezeichnet man die partielle Assimilation der Vokale /a/, /ā/, /o/, /ō/, /u/, /ū/ in betonten Silben an - die in der (unbetonten) Folgesilbe vorhandenen - palatalen Hochzungenvokale /i/, /ī/ bzw. /j/. Nur die genannten velaren Vokale sind umlautfähig. Ein /e/ kann nicht umgelautet, sondern nur gehoben werden. Die Umlautung beginnt im Ahd. und ist im Mhd. abgeschlossen.
Funktion der Umlauts
Unterscheidung von Singular und Plural der Substantive:
mhd. diu mûs – die miuse
mhd. diu naht – die nähte
mhd. daz huon – diu hüener
Markierung der Konjunktivformen im Präteritum
wir nâmen – wir næmen
wir wurfen – wir würfen
Unterscheidung von Adverb (ohne Umlaut) und Adjektiv (mit Umlaut) desselben Stammes
ahd. swuazo (Adv.) > mhd. suoze (Adv.)
ABER: ahd. swuazi (Adj.) > mhd. süeze
mhd. schône (Adv.) – mhd. schœne (Adj.)
mhd. kuone (Adv.) – mhd. küene (Adj.)
mhd. faste (Adv.) – mhd. feste (Adj.)
= gefordert ist das Wissen um den Vorgang der Umlautung aus sprachwissenschaftlicher Sicht sowie um die Funktionen des Umlauts; es muss nicht auf diachroner Ebene zwischen Primär-, Sekundär- und Restumlaut unterschieden werden, wichtig im Sinne des angewandten Wissens ist jedoch, dass Sie die einzelnen umlautfähigen Vokale im Mittelhochdeutschen sowie deren Umlaute kennen, damit Sie z.B. Infinitive zurückverfolgen können oder einen Singular bilden können, Adjektive von Adverbien unterscheiden usw.
nwg. Hebung (eW)
Nordwestgermanische Hebung = Der älteste kombinatorische Lautwandel im Vokalismus ist die Hebung von idg. /e/ vor einem /i/, /j/ oder /u/ der Folgesilbe bzw. vor folgendem Nasal + Konsonant zu /i/.
Die nordwestgermanische Hebung findet (auch) schon im Indogermanischen statt. Wichtig ist sie im Mittelhochdeutschen vor allem zur Herleitung von Infinitiven von den gehobenen Singularstämmen.
e vor i/j/u in der Folgesilbe > i
e direkt vor Nasal+Konsontant > i
nwg. Senkung bzw. Brechung (eW)
Grundsätzlich wird germ. /u/ vor /a/, /a:/, /o/, /o:/, /e/, /e:/ in der Folgesilbe ahd. zu /o/ gesenkt. Bei /i/ oder /u/ in der Folgesilbe bleibt das /u/ der Stammsilbe dagegen erhalten. Dieses Phänomen bezeichnet man nach Jacob Grimm als „Brechung“.
Eine Senkung vor /a/, /e/, /o/ unterbleibt, wenn eine Nasalverbindung (/nn/, /mm/, /n/ + Kons., /m/ + Kons.) dazwischentritt.
Beispiele aus dem Bereich der Substantive:
germ. *wulfaz > ahd./mhd. wolf
germ. *iugom > ahd. joh > mhd. joch
u vor a/o/e in der Folgesilbe > o
Die Senkung unterbleibt, wenn eine Nasalverbindung (nn/mm/n,m + Kons.) dazwischentritt.
Die Brechung ist im Mittelhochdeutschen wichtig, da sie die Ablautreihen IIIa (ohne Brechung, da Nasalverbindung) von der Ablautreihe IIIb (mit Brechung) der starken Verben unterscheidet.
Alternanz von mhd. /ie/ – /iu/
Je nach Folgelaut können ie und iu alternierend auftreten. Das ist wichtig, da es zur Herleitung des Infinitivs dienen kann.
Es kommt ferner zu einem Nebeneinander von mhd. /iu/ und /ie/, weil im zugrundeliegenden germ. Diphthong /eu/, dessen einzelne Bestandteile je nach Folgelaut gehoben oder gesenkt werden, nämlich das /e/ zu /i/ oder das /u/ zu /o/. So entstehen ahd./mhd. /iu/ oder ahd. /eo/ > mhd. /ie/.
mhd. Auslautverhärtung (eW)
Im Mittelhochdeutschen wurden die Mediae /b/, /d/, /g/ im Wortauslaut in der Regel zu den Tenues /p/, /t/, /k/ „verhärtet.“ Dieser Lautwandel wird als Auslautverhärtung bezeichnet.
Abgesehen von der Stellung im Auslaut werden im Mittelhochdeutschen auch Mediae /b/, /d/, /g/ im Silbenauslaut vor /t/ zu Tenues /p/, /t/, /k/ verhärtet (assimilatorische Auslautverhärtung).
Charakteristisch für das Mittelhochdeutsche ist der seit Ende des 11. oder Anfang des 12. Jh.s einsetzende Ausfall von Konsonanten in intervokalischer Stellung und die damit verbundene Zusammenziehung (Kontraktion) der Vokale. Hier sind insbesondere die Kontraktion über die intervokalische Spirans /h/ und die Kontraktion über die intervokalischen Mediae /b/, /d/ und /g/ zu nennen.
Kontraktion über die intervokalische Spirans /h/ = In intervokalischer Stellung konnte /h/ ausfallen, was zumeist eine Kontraktion der Vokale nach sich zog. Neben den kontrahierten blieben aber auch die un- kontrahierten Formen erhalten. In der Regel sind diese Formen sogar die gebräuchlicheren.
Kontraktion über die intervokalischen Mediae /b/, /d/ und /g/ = In intervokalischer Stellung konnten die Mediae ausfallen, und die Vokale haben sich zu einem Langvokal oder Diphthong kontrahiert. Dies ist meist eingetreten, wenn ein /t/ nachfolgte. Auch hier blieben neben den kontrahierten die unkontrahierten Formen bewahrt.
Primärberührungseffekt
= Besteht kein Bindevokal zwischen Wortwurzel und t (oft in Flexionsendung), und endet die Wortwurzel auf einen Verschlusslaut (b/g/p/k), entstehen neue Konsonantenverbindungen:
bt/pt > ft
gt/kt > ht
relevant ist der PBE vor allem für Präteritumsbildung der schwachen Verben BSP: denken > dâhte, würken > worhte, dünken > dûhte
Grammatischer Wechsel
= Unter ›Grammatischem Wechsel‹ versteht man den Wechsel der Konsonanten …
/f/ ←→ /b/
/d/ ←→ /t/
/h/ ←→ /g/
/s/ ←→ /r/
… in etymologisch verwandten Wörtern oder in verschiedenen Flexionsformen ein und desselben Wortes.
Merksatz: Frau Bertas Dicke Tochter Hat Gerne Süßen Rahmen
Hauptgruppen der Verben
Im Mittelhochdeutschen lassen sich Verben in drei Gruppen einteilen: schwache Verben (swV), starke Verben (stV), anomale Verben (aV). Diese Gruppen unterscheiden sich vor allem in der Bildung des Präteritums voneinander; besonders die anormalen Verben auch in anderen Bereichen der Flexion*.
* Beim Flektieren werden Änderungen an den grammatischen Merkmalen eines Wortes vorgenommen. Bei der Flexion entstehen aber keine neuen Wörter, sondern es werden nur Formen desselben Wortes gebildet.
Starke Verben
Schwache Verben
Anomale Verben
Eine große Gruppe von Verben bildet ihr Präteritum durch Ablaut des Wurzelvokals: die ablautenden oder auch einfach die starken Verben.
Im Germanischen entstand eine neue große Gruppe von Verben, die J. Grimm als schwache Verben bezeichnete. Im Unterschied zu den starken bilden die schwachen Verben das Präteritum nicht durch Ablaut des Wurzelvokals, sondern durch das Anhängen eines Dentalsuffixes (mhd. -te, 1./3. Sg.) an die Verb- wurzel.
Neben den starken und schwachen Verben existieren im Mhd. auch Verben, die sich nicht in die beiden großen Gruppen einordnen lassen – sog. besondere/anomale Verben.
Je nach Ablautverhältnis und Qualität bzw. Quantität ihrer Wurzelsilbe können sie einer von insgesamt sieben Ablautreihen zugeordnet werden.
Dentalsuffix bezeichnet ein Suffix (eine Wortendung), dessen Konsonant ein Dental (an den Zähnen gebildet) ist. Bsp.: d und t
Definition Ablaut: Ablaut ist der regelmäßige Wechsel bestimmter Vokale nach Qualität (Artikulationsstelle des Vokals verschiebt sich) und Quantität (Vokallänge wird abgestuft) in etymologisch verwandten Wörtern. Er begegnet sowohl bei der Wortbildung als auch bei der Formenbildung der starken Verben.
Lenisierung
Im Inlaut nach Nasal (/m/, /n/) oder Liquid (/l/, /r/) wurde im Mittelhochdeutschen vielfach die Tenuis /t/ zur Media /d/ lenisiert, also „erweicht“.
Dieser Lautwandel, der völlig konträr zur mhd. Auslautverhärtung ist, wird als mhd. Lenisierung bezeichnet.
ahd. bintan > mhd. binden (aber: er bant)
ahd. scolta > mhd. er solde (3. Sg. Präteritum Ind.; daneben gibt es auch mhd. solte ,sollte‘)
Ekthlipsis
Ekthlipsis (aW) = Verschmelzung von Dentalsuffix und Verbwurzel
Ausfall eines Konsonanten mit nachfolgender Kontraktion
Endet eine Verbwurzel auf Dental (d oder t), so kann es zu einer Verschmelzung von Dentalsuffix und Verbwurzel kommen: So lautet das Präteritum von antwürten nicht antwurtete, sondern antwurte.
Bei swV
Rückumlaut
schwache jan-Verben: umlautloses Präteritum bzw. „Rückumlaut“
= Wenn im Präteritum ein Wechsel des Stammvokals stattfindet, den man regelbedingt hier nicht vermuten würde. Gegensatz zur Umlautung
Warum? Wichtig ist, dass die jan-Verben ursprünglich in ihren Präsensformen eine j- bzw. i-haltige Endsilbe aufwiesen, die bereits ahd. Umlautung bewirkte. In den Präteritalformen dieser Verben dagegen fiel das j bzw. i der Endsilbe schon sehr früh im Germanischen aus, weshalb es im Präteritum nicht zum Umlaut kam. Die Mehrzahl der jan-Verben zeigt daher ahd./mhd. (und in Einzelfällen auch noch nhd.) sog. umlautloses Präteritum.
Alle wichtigen Alternanzen bei schwachen Verben
j-Präsentien
Wichtig ist, dass die jan-Verben ursprünglich in ihren Präsensformen eine j- bzw. i-haltige Endsilbe aufwiesen, die bereits ahd. Umlautung bewirkte. In den Präteritalformen dieser Verben dagegen fiel das j bzw. i der Endsilbe schon sehr früh im Germanischen aus, weshalb es im Präteritum nicht zum Umlaut kam. Die Mehrzahl der jan-Verben zeigt daher ahd./mhd. (und in Einzelfällen auch noch nhd.) sog. umlautloses Präteritum.
Ablautreihe: (5) Zur Ablautreihe V gehören auch drei Verben mit dem Wurzelvokal /i/ (die sog. ›j-Präsentien‹): biten (›bitten‹), sitzen (›sitzen‹), ligen (›liegen, fallen‹), bei denen im Germ. in den Präsensformen eine j-haltige Silbe auf die Wurzelsilbe folgte: So wurde das ursprüngliche /e/ des Wurzelvokals zu /i/ gehoben, zudem trat vor /j/ im Germ. in der Regel eine Verdopplung des vorhergehenden Konsonanten auf, die noch in der 1. Pers. Präs. Sing. und in den Formen des Präs. Plur. sichtbar sind:
àich bitte/du bitest/er bitet/wir bitten/ir bittet/si bittent
Präteritopräsentien
Präterito-Präsentien sind Verben, deren ehemalige Präteritalformen eine präsentische Bedeutung angenommen haben. Die ursprüngliche Präsensform ging verloren, und eine neue Präteritumform wird erstellt. Die Präterito-Präsentien folgen alle einem ähnlichen, aber nicht immer direkt ersichtlichen Muster. Am einfachsten ist es, die Stammformen der Verben auswendig zu lernen, um sie im Text schnell erkennen zu können. Alle mittelhochdeutschen Präterito-Präsentien sind:
Anormale Verben
Vorab: Die unregelmäßigen Verben des Mittelhochdeutschen lassen sich in verschiedene Gruppen unterteilen, die eigene Merkmale aufweisen. Alle anomalen Verben sind jedoch aus dem Grund anomal, dass sie ihre Stammformen weder rein nach dem Muster der schwachen Verben noch rein mit dem Ablaut, wie die starken Verben, bilden. Meist tritt eine Mischform beider anderer Verbarten auf. Es ergibt sich folgende Unterteilung der Anomalen Verben: Mischverben, Wurzelverben, Kontrahierte Verben, wellen und Präterito-Präsentien.
Wurzelverben
Wurzelverben bilden ihr Präsens ohne verbindenden Vokal zwischen Wurzel und Flexionsendung. Da deshalb die Personalendung direkt an die Wurzel gehängt wird, heißen diese Verben Wurzelverben: sîn, tuon, stân/stên, gân/gên. Das Präteritum bilden alle – außer tuon – mittels präteritaler Suppletivformen (also anderer Verben derselben Bedeutung).
Mhd. sîn (aW)
sîn ist ein Verbum Substantivum, da es sich auf die Existenz bezieht und deshalb nur präsentische Formen bildet. Die präteritale Suppletivform für sîn lautet wesen. Das Partizip Präteritum ist gewesen/gesîn.
kontrahierte Verben
Im Mittelhochdeutschen gibt es zwei kontrahierte Verben: hân und lân. Die Flexion im Präsens stimmt weitgehend mit der Flexion bei Wurzelverben überein; das Präteritum funktioniert allerdings anders.
(1) hân bildet die kontrahierte Form des Verbs haben (swV). Die Flexion funktioniert ähnlich wie bei stân/stên und gân/gên. Es existieren auch Flexionen der vollen Form haben. Die kontrahierte Form wird vor allem als Hilfsverb, die volle Form als eigenständiges Verb verwendet. Im Konjunktiv Präsens werden vor allem die unkontrahierten Formen verwendet; der Konjunktiv Präteritum wird regelmäßig gebildet. Das Präteritum wird mit dem Dentalsuffix ausgedrückt. Das Partizip Präteritum wird mit dem unkontrahierten Wort gebildet und lautet gehabet.
(2) lân bildet die kontrahierte Form des Verbs lâzen (stV, VII). Es funktioniert nach dem gleichen Prinzip wie hân, auch im Bereich des Konjunktiv Präsens. Im Präteritum Indikativ kann die verkürzte Form lie statt des Vollverbs liez auftreten; im Konjunktiv Präteritum tritt dagegen nur die unkontrahierte Form liez auf. Das Partizip Präteritum lautet gelân (selten auch unkontrahiert gelâzen).
Mischverben
Bei den Verben beginnen und bringen (die eintige Mischverben überhaupt) treten im Präteritum sowohl Ablaut als auch Dentalsuffix auf. Das Verb kann also schwach oder stark (AR IIIa) flektiert werden. Die Stammformen lauten also folgendermaßen:
wellen
Die ursprünglichen Indikativformen des Verbes werden im Germanischen von den ehemaligen Konjunktivformen ersetzt. Im Mittelhochdeutschen wird dann das Dentalsuffix des Wortes wegen des voranstehenden Liquides lenisiert.
Perfektive Verben
Die perf. Verben sind keine eigene Verbklasse. Das Partizip Präteritum der mhd. Verben besitzt als kennzeichnendes Präfix die Vorsilbe ge- (z.B.: mhd. binden – ge-bunden), sofern das Verb nicht bereits im Ininitiv mit einer untrennbaren Vorsilbe verbunden ist (z.B. mhd. verbinden – verbunden; erlouben – erloubet).
Bei insgesamt sechs mhd. Verben fehlt das Präix ge- im Partizip: Diese Verben haben bereits seit ihrer Entstehungszeit auf die Ausweisung der Abgeschlossenheit eines Vorganges mittels Präfix verzichtet, da sie semantisch Vorgänge oder Handlungen bezeichnen, deren Abgeschlossenheit bereits durch das Präteritum bereits zum Ausdruck gebracht ist. Die betreffenden Verben werden perfektive Verben genannt.
Vokaltrapez
MITTEL, HOCH und DEUTSCH
MITTEL: zeitliche Gliederung (Periodisierung)
1. Althochdeutsch: ca. 750-1050
2. Mittelhochdeutsch: ca. 1050-1350
3. Frühneuhochdeutsch: ca. 1350-1650
4. Neuhochdeutsch: ab ca. 1650
HOCH: geographische Gliederung des Deutschen („nieder/platt“ vs. „hoch“)
DEUTSCH: sprachhistorische Einordnung (Sprachverwandtschaft „Indogermanisch – Germanisch – Deutsch“)
Indogermanisch > ab ca. 3. Jahrtausend v. Chr. (3000 – 500 v. Chr.)
1. Lautverschiebung abgeschlossen um 500 v. Chr.
Germanisch > ab ca. 500 v. Chr. (500 v. Chr. – 700 n. Chr.)
2. Lautverschiebung abgeschlossen im 7. Jh. n. Chr.
Deutsch > seit ca. 750 n. Chr.
Benrather Linie
Die 2. Lautverschiebung unterscheidet vor allem die hochdeutschen Mundarten von den anderen germanischen Sprachen. Sie begann etwa 500 n.Chr. in den Alpen und breitete sich bis in den Norden aus. Sie ist die Hauptlinie der Lautveränderung, die den deutschen Sprachraum teilte: Nördlich dieser Linie wird Niederdeutsch (bzw. wurde Altsächsisch) gesprochen, südlich davon Hochdeutsch (bzw. Althochdeutsch).
Das bedeutet, dass im nördlichen niederdeutschen Sprachraum die 2. Lautveränderungen nicht vollzogen wurde. In den niederdeutschen Dialekten (Plattdeutsch) sind die ursprünglichen Laute erhalten geblieben wie in dat (das) oder ik (ich). Auch die englische oder friesische Sprache haben die zweite Lautverschiebung nicht mitgemacht, was folgende Beispiele zeigen:
• maken > machen
• pund > Pfund
• water > Wasser
• dag > Tag
• geven > geben
Der charakteristischen Lautverschiebung k > ch nach wird die Benrather Linie auch als „maken-machen-Linie“ bezeichnet. Die im hochdeutschen Sprachraum vollzogene Konsonantenverschiebung ist die tiefgreifendste Veränderung in der Geschichte der deutschen Sprache. Sie führte zur Herausbildung der verschiedenen deutschen Mundarten wie Friesisch, Fränkisch, Schwäbisch, Bairisch, Alemannisch.
2. Lautverschiebung
Abschluss im 7. Jh. n. Chr. (500 v. Chr. – 700 n. Chr.)
Entstehung des Althochdeutschen aus dem Germanischen
[alle anderen germ. Sprachen haben diese LV nicht mitvollzogen (z.B. Englisch oder Niederdeutsch)]
Verschiebung der Reibelaute zu Verschluss- und Reibelauten
Literaturwiss. Kontext: Cormeau/Störmer (2007, Kap. 3.2 + 4.1)
Literaturwiss. Kontext: 4.2. Handlungsbeginn: Heinrichs Suche nach Heilung (V. 133-266)
In diesem Abschnitt wird beschrieben, wie Heinrich nach Heilung sucht und wie dies sein Handeln beeinflusst. Der Erzähler wechselt von der resümierenden Exposition zum Fokus auf die Figur Heinrich und sein Handeln. Nach einer kurzen Zusammenfassung von Heinrichs Reisen nach Montpellier und Salerno wird schließlich das Arztgespräch dargestellt, was zu einer szenischen Darstellung führt.
Zunächst wird ein Kontrast zwischen Heinrichs Verhalten und dem Beispiel des biblischen Hiob hergestellt. Hiob wird Geduld, die freudige Annahme des Leidens und unerschütterliches Vertrauen in Gott zugeschrieben, während Heinrich Schmerzen, Stimmungsverfinsterung, Trauer und sogar den Wunsch nach dem Tod zeigt. Es wird darauf hingewiesen, dass die Darstellung von Hiob als vorbildhaftem Heiligen nicht auf mangelnde Kenntnis des Alten Testaments zurückzuführen ist, sondern dass der Erzähler bewusst einen Kontrast zu einem objektivierten religiösen Verständnisschema setzen möchte. Der Fokus liegt hier auf der persönlichen Auseinandersetzung des individuellen Subjekts mit dem Leid.
Heinrichs Betroffenheit führt dazu, dass er aktiv wird und bei den berühmtesten Ärzten nach Heilung sucht. Obwohl dies als Kurzschluss erscheinen mag, da die Krankheit eine religiöse Dimension hat, wird argumentiert, dass Heinrich aufgrund seiner eigenen Betroffenheit keinen objektiven Überblick haben kann. Der Erzähler bleibt in seiner Wertung nicht eindeutig, da er von der betroffenen Figur keine ausgestaltete Subjektivität erwartet.
Das Gespräch mit dem Salerner Arzt führt dazu, dass Heinrich sein Verständnis seiner Situation ändert. Er begreift mühsam, dass es ein Heilmittel gibt, das jedoch nicht verfügbar ist, da es das freiwillige Lebensopfer eines anderen erfordert. Die Hoffnung auf ein Wunder Gottes bleibt, ist jedoch nicht zu erwarten. Es wird klargestellt, dass Heinrich nichts tun kann, um es zu erreichen, da die Entscheidung von einer Jungfrau getroffen werden müsste.
Heinrichs Reaktion auf diese Erkenntnis zeigt Resignation und Verzweiflung. Der Erzähler gibt keinen Einblick in seine Auseinandersetzung mit der Bedingung oder in eine religiöse Besinnung. Stattdessen berichtet er von Heinrichs letzter Verfügung über seinen Besitz und seinem Rückzug aus der Gesellschaft in die Einsamkeit.
Literaturwiss. Kontext: 4.3. Der Meierhof: Entstehung neuer Voraussetzungen (V. 267-368)
In diesem Abschnitt wird die neue Umgebung des Meierhofs eingeführt. Es wird erwähnt, dass es sich nicht um die Gesellschaft handelt, sondern um eine Familie, die auf dem Hof lebt. Es wird jedoch nichts über die Beziehung zu anderen Bauernsiedlungen gesagt. Das Verhältnis zwischen dem Herrn und den Abhängigen wird als eine persönliche Beziehung mit utopischem Charakter beschrieben. Die Bauern erbringen freiwillig Dienstleistungen für den Herrn und sind vor Fremdeinwirkungen geschützt. Im Gegenzug kümmern sie sich solidarisch um den kranken Herrn. In dieser sozialen Harmonie nimmt die achtjährige Tochter eine besondere Rolle ein und wird zur zweiten Hauptfigur. Ihre Beziehung zu Heinrich wird als vielschichtig dargestellt. Sie zeigt dem kranken Herrn uneingeschränkte Aufmerksamkeit und sorgt sich ständig um ihn. Ihre kindliche Güte wird letztlich als von Gott gegebene Liebesfähigkeit erklärt. Gleichzeitig ist ihr Umgang mit Heinrich auch spielerisch, geprägt von kleinen Geschenken und erotischer Annäherung. Die Bedeutung dieser erotischen Akzente wird jedoch nur oberflächlich angedeutet. Die Bindung zwischen Heinrich und dem Mädchen wird als Gewohnheit, Gemüt, Barmherzigkeit und Liebesfähigkeit charakterisiert, ohne dass die Situation reflektiert wird.
Literaturwiss. Kontext: 4.4. Heinrichs Selbstdeutung (V. 369-458)
In diesem Abschnitt wird beschrieben, wie die Frage des Meiers nach medizinischer Hilfe in Heinrich eine Selbstreflexion auslöst. Zuvor hatte Heinrich in Salerno nur an den therapeutischen Möglichkeiten interessiert. Nun betrachtet er sein Schicksal jedoch aus einem religiösen Blickwinkel. Es wird darauf hingewiesen, dass von einer "Entwicklung" zu diesem Erkenntnisstand gesprochen wird, da zuvor keine vergleichbare Innenschau stattgefunden hatte. Heinrich deutet sein Leiden als Strafe für sein vergangenes Leben, in dem er sich nicht der richtigen Wertordnung bewusst war. Es ist nicht das Verlangen nach einem besseren Leben an sich, das fragwürdig ist, sondern dass er es nicht als Gottesgeschenk verstand und Gott nicht genug Beachtung schenkte. Die Konsequenz davon ist sein Mangel an Wert aufgrund seiner abstoßenden Krankheit. Heinrich gibt resignierend seinem Schicksal eine Deutung, die jedoch offenlässt, was in seiner Vergangenheit bewusstseinsmäßig und schuldhaftes Handeln war. Das aufgegebene Therapierezept bietet dem Mädchen die Möglichkeit, zu handeln.
Literaturwiss. Kontext: 4.5. Der Entschluss zum Opfer (V. 459-1026)
Der Abschnitt beschreibt den Entschluss des Mädchens, sich selbst zu opfern, um Heinrich zu heilen. Sie argumentiert überzeugend mit dem Ziel des ewigen Lebens und der Mühsal des irdischen Daseins. Die Eltern des Mädchens sind zunächst skeptisch, doch durch ihre geschickte Argumentation und die Zustimmung zur Opferbereitschaft des Mädchens geben sie schließlich resigniert nach. Die Argumentation des Mädchens hat die Wirkung einer Predigt und überzeugt die Eltern von der Bedeutung des Opfers. Es wird jedoch angemerkt, dass die Rede des Mädchens zu geschickt und zweckorientiert ist, um einfach als stille Hingabe akzeptiert zu werden. In der folgenden Szene akzeptiert Heinrich die Beweggründe des Mädchens, sieht sie jedoch zunächst als kindliche Hingabe. Als er sie nach dem Willen ihrer Eltern fragt, wird ihm klar, dass er selbst die Entscheidung treffen muss. Die Situation ist ernst, und alle Beteiligten weinen. Der Erzähler lässt offen, wie Heinrich seine Entscheidung trifft, gibt jedoch an, dass das Entscheidungsproblem für ihn gestellt ist. Der Text endet mit den Vorbereitungen für die Reise, und Heinrichs Entschluss wird nur faktisch festgelegt. Es wird vermutet, dass die Kürze in der Darstellung von Heinrichs Entscheidung darauf hindeutet, dass das Entscheidungsproblem nicht ausführlich ausgetragen wird.
Literaturwiss. Kontext: 4.6. Die Reise nach Salerno (V. 1027-1386)
Der Text beschreibt eine Szene aus "Der arme Heinrich" von Hartman von Aue, in der das Mädchen sich bereit erklärt, Heinrich bei seiner Reise nach Salerno zu begleiten, um ihn dort zu heilen. Sie argumentiert geschickt, dass ihr Opfer für die ewige Gesundheit ihres Herrn notwendig ist. Heinrich wird von ihrem Anblick und ihren Argumenten bewegt und erfährt eine innere Umkehr. Er erkennt, dass sein vorheriges Einverständnis mit dem Opfer nicht im Einklang mit Gottes Willen steht und beschließt, die Operation zu verhindern. Das Mädchen reagiert verstört, da ihre Opferbereitschaft scheinbar umsonst ist. Heinrich zeigt jedoch Nachsicht und bleibt in seiner Entscheidung bestärkt. Das Wunder Gottes wird durch die Opferbereitschaft des Mädchens und ihre nachfolgende Verzweiflung ausgelöst. Die Handlungen beider, ihre Treue und ihre Opferbereitschaft, führen letztendlich zum Ausgleich und zum Glück in der Ehe.
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