Was ist eine Panikattacke grob zusammengefasst?
Ausgestanzte Episode intensiver Angst (plötzlicher Beginn)
Abrupte Entwicklung einer subjektiv dramatischen Symptomatik
Höhepunkt ≤ 10 Minuten, Abklingen innerhalb von 30 - 180 Minuten
Was ist eine Panikstörung grob zusammengefasst?
Wenn Panikattacken wiederholt auftreten
und zu Veränderungen des Verhaltens und der Einstellungen führen (z.B. Sorge, erneut eine Panikattacke zu erleiden oder Furcht vor negativen Konsequenzen der Anfälle), spricht man von Panikstörung.
Nach mehreren Panikanfällen ist das Auftreten von agoraphobischem Vermeidungsverhalten sehr häufig (Agoraphobie mit / ohne Panikstörung
Was ist eine Agoraphobie grob zusammengefasst? Was sind typische “agoraphobische Situationen”?
Agoraphobie
Phobische Befürchtungen beziehen sich auf:
Situationen in der Öffentlichkeit
Situationen, in denen Flucht oder Hilfe unmöglich erscheint
Situationen, in denen Sicherheit vermittelnde Person nicht verfügbar ist.
Vermeidungsverhalten und sozialer Rückzug
(Begleitung wirkt entlastend, dadurch entsteht oft eine Kompensation durch symbiotische Bindung).
Einsicht, dass Furcht übertrieben und unsinnig ist
Typische agoraphobische Situationen: Bus, Zug, Flugzeug, Brücke, Tunnel, Allein zu Hause, von zu Hause entfernt, Menschenmassen, Sportereignis, Kaufhäuser, Kirche, Kino, Hörsaal, Anstehen…
Was wird nach Leitlinie mit Empfehlungsgrad A+ bei F40 Panikstörung und Agoraphobie empfohlen?
Was wird nach Leitlinie mit Empfehlungsgrad B+ bei F40 Panikstörung und Agoraphobie empfohlen?
Was wird nach Leitlinie mit Empfehlungsgrad KKP+/- bei F40 Panikstörung und Agoraphobie empfohlen?
KKP+ = Empfehlung als Expertenkonsens formuliert
KKP- = keine Negativempfehlung
Was wird nach Leitlinie mit Empfehlungsgrad KKP bei F40 Panikstörung und Agoraphobie empfohlen?
Was ist die Soziale Phobie grob zusammengefasst?
Angst vor prüfender Betrachtung in kleinen Gruppen.
Angst, Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen, sich zu blamieren und negativ bewertet zu werden.
Unterscheidung zwischen spezifischer sozialer Phobie (in isolierten Situationen) oder generalisierter sozialer Phobie.
Zumeist sehr große Alltagsbeeinträchtigung
Psychiatrische Komorbidität hoch! (ca. 80% Lebenszeitprävalenz für eine weitere psychiatrische Erkrankung)
Was wird nach Leitlinie mit Empfehlungsgrad A+ bei F40 Soziale Phobie empfohlen?
Was wird nach Leitlinie mit Empfehlungsgrad B+ bei F40 Soziale Phobie empfohlen?
Was wird nach Leitlinie mit Empfehlungsgrad 0+ bei F40 Soziale Phobie empfohlen?
Was wird nach Leitlinie mit Empfehlungsgrad KKP +/- bei F40 Soziale Phobie empfohlen?
KKP+ = Empfehlung als Expertenkonsens formuliert. KKP- = keine Negativempfehlung.
Was ist eine spezifische Phobie grob zusammengefasst?
Anhaltende, irrationale Ängste vor bestimmten Objekten oder Situationen
Phobien der natürlichen Umgebung (z.B. Tiere, Insekten, Sturm, Wasser),
Phobien vor Blut, Spritzen, Verletzungen
Situativ bedingte Phobien (z.B. Autos, Flugzeuge, Höhen, Aufzüge, Tunnel, Brücken)
wird durch Konfrontation fast unvermeidlich hervorgerufen •
ist übermäßig und irrational angesichts geringer Bedrohung führt zu Erwartungsangst
Der Betroffene weiß um die Diskrepanz zwischen geringer Bedrohung und subjektivem Erleben
Was wird nach Leitlinie mit Empfehlungsgrad A+ bei F40 Spezifische Phobie empfohlen?
Was wird nach Leitlinie mit Empfehlungsgrad KKP +/- bei F40 Spezifische Phobie empfohlen?
Was ist grob die generalisierte Angststörung (GAS)?
Generalisierte, viele Lebensbereiche umfassende und anhaltende Angst im Hinblick auf alltägliche Situationen
Angst ist frei flottierend, bezieht sich auf die Zukunft und heftet sich an verschiedenste Gedanken (z.B. wenn sich das Kind auf dem Nachhauseweg um 10 Minuten verspätet, Kochen mit dem Dampfkochtopf, anstehende Reisen, Verkehrsunfälle)
Was wird nach Leitlinie mit Empfehlungsgrad A + bei F40 Generalisierte Angststörung empfohlen?
Was wird nach Leitlinie mit Empfehlungsgrad B + bei F40 Generalisierte Angststörung empfohlen?
Was wird nach Leitlinie mit Empfehlungsgrad KKP +/- bei F40 Generalisierte Angststörung empfohlen?
Wie ist der Ablauf einer Exposition? (4 Schritte)
1. Diagnostische Phase
Funktionale Bedingungsanalyse mit Herausarbeitung aufrecht-echterhaltender Bedingungen des Problemverhaltens
Abklärung medizinischer Kontraindikationen (z.B. Herz-Kreislauf-Erkrankungen)
2. Kognitive Vorbereitung
Psychoedukation über die vorliegende Störung
Vermittlung eines individuellen Modells der Entstehung, Aufrechterhaltung, Funktion und Abläufe unter Angst
Ableitung des Therapierationals (Reizkonfrontation)
3. Intensivphase der Reizkonfrontation
Idealerweise mit Therapeutenbegleitung
4. Selbstkontrollphase
Was ist Voraussetzung für ein Expositionsverfahren?
eine ausreichende Aufklärung des Patienten und dessen ausdrückliches Einverständnis!
Was ist Exposition? Was ist das Ziel?
Verfahren, bei deren Anwendung Patient/innen den von ihnen gefürchteten Reizen (extern und/oder intern) ausgesetzt werden.
Ziel ist die Reduktion der emotionalen Reaktion durch wiederholte Auseinandersetzung mit dem Reiz.
Expositionsverfahren werden im Rahmen eines Gesamttherapiekonzepts eingesetzt.
Bei welchen Störungen ist die Exposition das Verfahren 1. Wahl? Bei welchen Störungen ist es erwiesen wirksam? Bei welchen Störungen gibt es Hinweise auf Wirksamkeit?
Wie ist die formale Einteilung von Expositionsverfahren?
Was ist das Ziel der Konfrontation? Wie geht man beim Angstmeidung und wie bei Angst-Management vor?
Was ist die Zielemotion und das Exo-Prinzip bei folgenden Arten von Expositionen:
Exposition in vivo
Interozeptive Exposition
Cue exposure
Figur-/ Spiegelexposition
Sorgenexposition
Welche Erklärungsansätze gibt es für die Wirksamkeit von Expositon? (3)
Lerntheoretische Erklärung: Löschung
Wegfall der aufrecht erhaltenden Bedingungen (C- ; z.B. Flucht) führt zur Löschung der gelernten Reaktion
Physiologische Erklärung: Habituation
biologischer Prozess des Nachlassens der Reaktionsantwort
Kognitive Erklärung: Neuattribution
Ausbleiben der gefürchteten Konsequenz führt zu einer Neubewertung der Situation
Was ist eine neuere Annahme für die Erklärung der Wirksamkeit von Exposition? Was ist die Annahme des Erklärungsansatzes?
Restrukturierung des Furchtgedächtnisses
„Emotional Processing Theory“
Annahme, dass Angststörungen auf einer Fehlorganisation des Gedächtnisses beruhen
„Furchtstruktur“
Furchtstruktur enthält:
Informationen über die gefürchtete Situation bzw. den gefürchteten Reiz
Informationen über verbale, physiologische und motorische Reaktionen auf diesen Reiz
Interpretationen hinsichtlich der Bedeutung des Angststimulus
Was sind Analoge Effekte von Exposition auf verschiedenen Reaktionsebenen?
Was zeichnet eine erfolgreiche Exposition nach Foa & Kozak, 1986 aus?
Modifikation unter 3 Bedingungen möglich:
Aktivierung der Furchtstruktur
Patient muss Angst erleben
Verfügbarkeit von korrigierenden Erfahrungen
Patient muss erleben, dass Angst nicht zur Katastrophe führt und von allein nachlässt
Diese korrigierenden Erfahrungen werden durch das Erleben des Nachlassens der Angstreaktion in und zwischen den Situationen möglich („within-session habituation“ u. „inbetween-session habituation“)
Emotionale Verarbeitung der korrigierenden Erfahrung
Der Patient darf die gemachten Erfahrungen nicht auf andere Faktoren, die mit der Furchtstruktur kompatibel sind, zurückführen
Was ist Sicherheitsverhalten?
Alle Verhaltensweisen, die der Reduktion pathologischer Angst bzw. dem Verhindern einer unrealistischen, befürchteten Katastrophe dienen…
Warum ist Sicherheitsverhalten ungünstig?
Wirkung von Sicherheitsverhalten:
Verhindert Angstanstieg und damit die erforderliche Aktivierung – Verhindert die adäquate Verarbeitung der korrigierenden Informationen
Angenommene Mechanismen:
Fehlattribution des Erlebten
Fehlende kognitive Kapazität zur Verarbeitung korrigierender Informationen (Aufmerksamkeitsproblem)
Wie ist die Wirksamkeit von Exposition bei spezifischen Phobien?
Effektstärken von Exposition im Vergleich zu:
Wartegruppen: d = 1.05
Nicht expositionsbasierten Behandlungen: d = 0.44
Differenzielle Wirksamkeit unterschiedlicher Formen von Exposition:
Überlegenheit in vivo vs. andere Formen (d = 0.38) – Keine Unterschiede zwischen Exposition allein und Exposition in Kombination mit kognitiven Techniken
Keine Unterschiede hinsichtlich Art der Phobie und Anzahl der Sitzungen
Hohe Wirksamkeit bereits bei einmaligen Sitzungen
Was zeigen Meta-Analysen zu der Wirksamkeit von Expositon bei Panikstörung und Agoraphobie?
Meta-Analyse über 42 Studien: Exposition als Einzelverfahren
sowie Behandlungspakete, die Exposition beinhalten, erbringen die höchsten Effekte
Wie wird Exposition von Patienen in der Therapie in der Regel angenommen?
Hohe Akzeptanz bei Patienten
Bei Vorgabe mehrerer Behandlungsrationale wählen Patienten überdurchschnittlich häufig Exposition als das Erfolgversprechendste
Keine höheren Dropout-Raten als bei anderen Verfahren
Meist sind es die Therapeuten, die Vorbehalte gegen den Einsatz von Expositionen haben!
Bei welcher Störung ist die Wirksamkeit von Exposition besonders gut?
Insbesondere bei Angststörungen erbringt Exposition häufig die höchsten Effektstärken
Bei sachgemäßer Anwendung keine Hinweise auf Verschlechterung durch Exposition
Wie sind die Phasen eines Expositionsverfahrens? (3 Phasen)
1. Diagnostische Phase: Funktionale Diagnostik der Angst
2. Psychoedukation und kognitive Vorbereitung allgemeines Modell der Störung
individuelles Störungsmodell
individuelles Veränderungsmodell
gemeinsames Erstellen einer Angsthierarchie
3. Exposition und Selbstkontrollphase
Welche Modelle können für die Psychoedukation bei Angststörungen angewandt werden?
Teufelskreislauf der Angst
Angstverlaufskurve
Das Modell “Teufelskreis der Angst” wird häufig für die Psychoedukation angewendet. Wie funktioniert es?
Wie sieht die Angsverlaufskurve aus?
Angst als kurzfristiges Gefühl, das im Falle einer Bedrohung schnell viel Energie für Kampf oder Flucht zur Verfügung stellt
Biologischer Aspekt:
nicht für überdauernde Reaktion gedacht; Energie nicht unendlich (Angst als Warnfunktion – lässt nach, wenn nichts Bedrohliches eintritt)
Kognitiver Aspekt:
Erfahrung, dass befürchtete Konsequenz nicht eintritt, führt zu kognitiven Neulernen
Was sind Implikation für die Durchführung der Exposition?
Ausreichend lange dem Gefühl aussetzen, bis dieses von allein nachlässt
Währenddessen nichts tun, um das Gefühl zu beeinflussen oder zu reduzieren
Ausreichend oft dem Gefühl aussetzen
Nach Möglichkeit sich dem Gefühl in verschiedenen Kontexten aussetzen
Wichtig: Es geht bei Exposition nicht um das Konfrontieren mit einem bestimmten Reiz, sondern um das Konfrontieren mit der damit verknüpften Emotion.
Was sind mögliche Beispiele für die Durchführung einer Exposition?
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