Was ist ein Aneurymsa und welche Formen gibt es?
Aortenaneurysma: Aussackung der Gefäßwand der Aorta mit definierten Grenzwerten (1,5fache der Norm)
Häufigste Form: Aneurysma verum mit Ausweitung aller drei Gefäßwandschichten (Intima, Media, Adventitia)
Grenzwert thorakale Aorta: Erweiterung des Durchmessers ♂ >4,0 cm, ♀ >3,4 cm
Grenzwert abdominelle Aorta: Erweiterung des Durchmessers ♂ ≥3 cm, ♀ ≥2,7 cm
Aneurysma sacciforme (sackförmig) und Aneurysma fusiformis (spindelförmig)
Weitere Formen:
Aneurysma dissecans: Folge einer stattgehabten Aortendissektion
Aneurysma spurium: Aneurysma falsum mit paravasalem Hämatom
Welche Risikofaktoren für ein thorakoabdominelles Aortenaneurysma gibt es?
Höheres Lebensalter
Männliches Geschlecht
Rauchen
Weitere
Kardiovaskuläre Erkrankung, insb. Arteriosklerose und arterielle Hypertonie
Positive Familienanamnese
Chronische Aortendissektion
Bindegewebserkrankungen (bspw. Marfan-Syndrom , Ehlers-Danlos-Syndrom)
Vaskulitis oder Infektionskrankheiten mit Aortenbeteiligung, bspw.
Syphilis → Mesaortitis luica
Mykotisches Aneurysma
Takayasu-Arteriitis
Zystische Medianekrose Erdheim-Gsell
Trauma
Welche Einteiliung des abdominellen Aprtenaneurysmas gibt es?
Suprarenales Bauchaortenaneurysma: Oberhalb der A. renalis mit Einschluss eines Nierenarterienabgangs und Ausdehnung bis zur Basis der A. mesenterica superior
Pararenales Bauchaortenaneurysma: Einschluss beider Nierenarterienabgänge bis zur juxtarenalen Aorta oder der Basis der A. mesenterica superior
Juxtarenales Bauchaortenaneurysma: Ausdehnung infrarenal bis zu den Nierenarterienabgängen
Infrarenales Bauchaortenaneurysma: Unterhalb der A. renalis (normal weite Aorta zwischen der oberen Ausdehnung des Aneurysmas und den Nierenarterienabgängen) -> Häufigste Lokalisation
Zusatzbild Einteilung des AAA
Einteiliung
Wie ist die EInteilung des Aortenaneurysmas nach Crawford?
Welche pathophysiologischen Ursachen gibt es?
Gefäßwandschädigung → Veränderter Blutfluss und Kräfteverteilung (Unterbrechung der laminaren Blutströmung, Verwirbelungen) → Ausbildung eines Aneurysmas (Aussackung der Gefäßwand)
Ursache
Degenerative, entzündliche und enzymatische Prozesse
Unterschiedliche Pathogenese je nach Lokalisation des Aneurysmas
Störung der NO-Synthese unter Nikotineinfluss
Welche Symptome zeigen sich allgemein bei Aortenaneurysmata?
meist asymptomatisch oder unspezifische Symptome
Druckgefühl in der Brust
Thorakale Rückenschmerzen
Abdominal- oder Flankenschmerz (teilweise kolikartig )
Schwindelgefühl
Symptome bei Thorakalem Aortenaneurysma?
Einengung bzw. Irritation mediastinaler Strukturen
Stridor (Trachea)
Schluckbeschwerden (Ösophagus)
Obere Einflussstauung (V. cava superior)
Heiserkeit (N. laryngeus recurrens)
Horner-Syndrom (Sympathische Ganglien)
Symptome bei abdonimellem Aortenaneurysma?
Tastbarer pulsierender Tumor im Bauchraum
Seitendifferente oder schlecht tastbare Leistenpulse
Periphere Thromboembolien im Versorgungsgebiet
Was sind Red Flags/das Trias bei Bauch-Aortenaneurysma?
Red flags“ des rupturierten Bauchaortenaneurysmas
„Typischer“ Patient mit Risikofaktoren für thorakoabdominelle Aortenaneurysmen
Klassische Symptomtrias
Plötzlich einsetzende starke Bauch- oder Rückenschmerzen
Hypotension bzw. akuter Blutdruckabfall bis hin zum Schock
Pulsatile abdominelle Raumforderung
Welche Diagnostik beim Aortenaneurysma?
Sonographie:
Screening und Verlaufskontrolle: Abschätzung des abdominellen Aortendurchmessers
Ausschluss von Begleiterkrankungen (insb. Poplitealaneurysmen bei häufiger Koinzidenz, Carotisstenose)
CT-Angiografie (CTA)
Indikation: Goldstandard zur Beurteilung der Aorta
Durchführung: Dünnschicht-CT mit Kontrastmittel von Kopf bis unter die Leiste
Beurteilung von
Gefäßverlauf: Abgehende Äste, Ausdehnung des Aneurysmas
Gefäßdurchmesser
Wandbeschaffenheit: Ggf. randständiges, hypodenses thrombotisches Material, Ggf. arteriosklerotische Verkalkungen der Gefäßwand, Bei Ruptur: Nachweis von Kontrastmittelaustritt
Bei KI wie KM MR-Angiographie
Wie wird ein asymptomatisches Aortenaneurysma therapiert? Ab wann ist eine Versorgung indiziert?
Abdominelles Aneurysma mit
Durchmesser >5,5 cm (Männer) bzw. >5 cm (Frauen) oder
Größenzunahme >1 cm/Jahr unabhängig vom Durchmesser
Thorakales Aneurysma
Aorta ascendens und/oder Aortenbogenmit Durchmesser ≥5,5 cm oderGrößenzunahme >0,5 cm/Jahr
Bei zusätzlichen Risikofaktoren (bspw. Marfan-Syndrom, bikuspide Aortenklappe) geringere Grenzwerte, mitunter schon ab 4,0 cm [9]
Aorta descendens mit Durchmesser ≥6,0 cm
Therapie:
Elektive Versorgung
(T)EVAR oder
Offen-chirurgisch: Implantation einer Rohr- oder Y-Prothese(aorto-biiliakal)
bei anderer Aorten-OP Mitversorgung
Abdominelles Aneurysma mit nicht erfüllten Kriterien
Therapie: Konservativ (regelmäßige sonographische Kontrollen)
Wie wird ein symptomatisches Aortenaneurysma therapiert?
Dringliche Versorgung
Wie wird ein rupturiertes Aortenaneurysma therapiert?
Notfallmäßige Versorgung mit Transport unter permissiver Hypotonie (Blutverlust minimieren)
(T)EVAR (präferiern) oder
Wie funktioniert eine offene Operation bei Bauchaortenaneurysma?
Offene Operation bei Bauchaortenaneurysma [1][16]
Prinzip: Ersatz des aneurysmatischen Gefäßabschnittes durch Einsatz einer Rohrprothese oder Y-Prothese
Schnittführung und Zugang
Quere oder vertikale Inzision
Transperitonealer oder retroperitonealer Zugang
OP-Prinzipien
Blutfluss zu einer A. iliaca interna möglichst erhalten
Bei intraoperativer Darmischämie: Reimplantation der A. mesenterica inf.
Kurze renale Ischämiezeiten anstreben
Wahl der Prothese [1]
Rohrprothesen bei passenden anatomischen Gegebenheiten vorziehen
Wahl des Materials obliegt dem Chirurgen
Ablauf (vereinfacht skizziert)
Abklemmen der Aorta entsprechend der Lokalisation des Aneurysmas
Eröffnen des Aneurysmasacks, Entfernen eventueller Thromben
Implantation der Prothese
Verschluss des Aneurysmasacks über der Prothese
Bei Medianlaparotomie: Einlage eines Netzes in Sublay-Technik empfohlen (Prävention einer Narbenhernie)
Wundverschluss
Wie funktioniert eine Endovaskuläre Aortenrepair bei abdominellem Aortenaneurysma?
Zugangswege zur Arteria femoralis: Bevorzugt perkutan, Alternativ: Offen-chirurgisch (über die Leiste)
Ablauf (vereinfacht skizziert am Beispiel einer zweiteiligen Bifurkationsprothese) unter angiografischer Kontrolle
Zugang über die Leiste: Perkutan oder chirurgisch
Einbringen eines Führungsdrahtes in die A. femoralis und Vorschub in die abdominelle Aorta
Einbringen und Vorschub des zusammengefalteten Prothesenkörpers über den liegenden Führungsdraht (Seldinger-Technik)
Expansion des Prothesenkörpers durch Entfaltung des inneliegenden Ballons
Einbringen eines weiteren Führungsdrahtes in die kontralaterale A. femoralis
Verankerung der proximalen Landungszone
Vorschub des kontralateralen Prothesenschenkels (Seldinger-Technik) über den zweiten Führungsdraht
Expansion des zweiten Prothesenschenkels (mittels Ballon)
Distale Verankerung beider Prothesenschenkel
Entfernen der Führungsdrähte
—> lebenslange Nachkontrollen
Welches VErfahren wählt man beim abdominellen Aortenaneurysma wann und warum?
Nach anatomischen Gegebenheiten und Dringlichkeit
Intaktes Aortenaneurysma
Offene Operation und EVAR gleichwertig
Voraussetzung: Anatomische Machbarkeit für EVAR
Rupturiertes Aortenaneurysma
Bevorzugt EVAR
Voraussetzung: Anatomische Machbarkeit, Erfahrung des Operateurs und strukturelle Gegebenheiten
Nach Patientencharakteristik
Patientenwunsch berücksichtigen
Patientencompliance berücksichtigen, insb. bei EVAR (standadisierte Nachsorge)
Wie funktioniert offen-chirurgische OP bei thorakalem Aortenaneurysma?
Prinzip: Offen chirurgische Implantation einer Kunststoffprothese
Lagerung: Rechtsseitenlage
Zugangsweg: Linkslaterale Thorakotomie oder Thorakolaparotomie links (je nach Lokalisation und Ausmaß)
Besonderheiten
Einsatz einer „Herzlungenmaschine“ zur extrakorporalen Zirkulation
Intraoperatives Neuromonitoring (Ableitung motorisch evozierter Potenziale)
Exposition der Aorta
Abklemmen der Aorta (je nach Aneurysmalokalisation)
Durchtrennung der thorakalen Aorta
Rekonstruktion: Implantation einer Rohrprothese
Welche Kontrollen erfolgen postoperativ?
Kontrolluntersuchungen, insb.
Tasten der Pulse!
Prüfen der Motorik und Sensibilität
Bilanzierung
Wundkontrollen, Kontrolle von Drainagen
Laborkontrollen
Welche Komplikationen können bei einem Aortenaneurysma auftreten?
Aortenruptur
Aortendissektion
Embolie
Intervention: Endorganischämie, Myokardischämie, Apoplex, Nierenfunktionseinschränkungen, Infektion
Spät: Aortointestinale Fistel, Endoleak, Kinking (Abknicken), Stentmigration, Stenose
Wie werden Endoleaks klassifiziert?
Typ Ia: Leck im Bereich der proximalen Anheftungsstelle; Typ Ib: Im Bereich der distalen Anheftungsstelle
Typ II: Retrograde Blutzufuhr in den Aneurysmasack über ein (IIa) oder mehrere (IIb) Seitengefäße
Typ III: Leck durch mechanisches Versagen des Stent-Grafts (aufgrund von Separation der modularen Komponenten) (IIIa) sowie Frakturen oder Löcher im Endograft (IIIb)
Typ IV: Leck durch die Graftabdeckung i.S. einer Graftporosität
Typ V: Aneurysmaexpansion ohne sichtbares Leck in der Bildgebung (ggf. durch Endotension)
Welche Präventive Maßnahmen, bzw Screening gibt es?
Rauchstopp (wichtigster modifizierbarer Risikofaktor!)
Weitere Maßnahmen
Lebensstilveränderungen zur kardiovaskulären Prävention
Blutdruckkontrolle
Therapie der arteriellen Hypertonie
CVRF: Lipidsenkung zur kardiovaskulären Prävention
CVRF: Thrombozytenaggregationshemmung
Screening:
Indikation: Standardisiertes Ultraschallscreening für
Männer >65 Jahre
Frauen >65 Jahre mit Raucheranamnese (aktuelle und ehemalige Raucher)
Ggf. Personen mit positiver Familienanamnese (Verwandte 1. Grades)
Thorakales Aortenaneurysma: Marfan-Syndrom
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