Leber
Physiologische Funktionen
Zentrales metabolisches Organ (Glycogen, Albumin)
Detoxifikation (Bilirubin, Regeneration, multiploide Zellen)
Immunologisches Organ (50 % aller Makrophagen)
Gerinnung (Vitamin K, Faktor V/VII)
Ikterus
Definition u. Einteilung
Gelbfärbung von Haut/ Schleimhäuten und Skleren
durch Ablagerung von Bilirubin im Gewebe
Prähepatischer Ikterus (= Hämolytischer Ikterus)
Hepatischer Ikterus
Posthepatischer Ikterus (= Verschlussikterus)
Cholestase
Definition
Gestörter Abfluss von Galle in den Darm „Gallestauuung“
begleitet von Ikterus, Pruritus und Erhöhung der Cholestaseenzyme ɣGT, AP
Pathophysiologie
Bilirubin ist ein Abbauprodukt des Hämoglobins (Erythrozytenabbau)
Bilirubin wird dann an Albumin gekoppelt zur Leber transportiert
in der Leber wird Bilirubin konjugiert und über die Gallenwege ausgeschieden (gelangt in Stuhl und Urin)
Prähepatischer Ikterus
Ursachen
Entsteht durch den Anstieg des indirekten (nicht konjugierten) Bilirubins
Verursacht durch:
gesteigerte Produktion (Hämolyse, Dyserythropoese, Myolyse)
gestörte Aufnahme in Leberzelle (Meulengracht, Sepsis)
gestörte Konjugation (Meulengracht, Kernikterus, Medikamente)
Folge einer erworbenen oder angeborenen Störung des hepatozellulären Bilirubinstoffwechsels
Angeborene Ursachen:
Verminderte intrazellulären Konjugation (z. B. Morbus Gilbert-Meulengracht)
Verminderten kanalikulären Exkretion von konjugiertem Bilirubin in die Gallenwege
Erworbene Ursachen:
Gestörte Zellausscheidung (Schwangerschaftscholestase, Medikamente, Sepsis)
Leberzellschädigung (Hepatitis, Zirrhose)
Posthepatischer Ikterus
Gallengangserkrankung (PSC, Cholangitis, Cholangiokarzinom)
Obstruktion (Choledocholithiasis, extraluminale Tumoren)
Ursachen: Resultiert aus Erkrankungen
z. B. Gallensteine, Tumoren, narbige oder entzündliche Stenosen,
Primär oder sekundär sklerosierende Cholangitis = extrahepatische Cholestase
Pankreatitis
Prähepatischer Ikterus:
Morbus Meulengracht
Posthepatischer Ikterus:
Cholelithiasis
= Abstrom der Galle verhindert o. Kontraktionsfähigkeit ↓
Pankreatitis oder Pankreas-Karzinom/ Gallengangskarzinom (CCC)
Cholelithiasis (Cholecysto- und Choledocholithiasis)
Asymptomatische Cholelithiasis 60 - 80 %
Symptomatische Cholelithiasis 15 - 25 %
Komplizierte Cholelithiasis 5 % (ggf. Notintervention)
Diagnostik
Leberwerte: Exkretionsleistung
Unkonjugiertes/ indirektes Bilirubin (nicht nierengängig)
Konjugiertes/direktes Bilirubin (nierengängig)
Ikterus bei Plasmaspiegel > 2 mg/dl (34 μmol/l)
Leberwerte: Leberzellschaden
SGPT /ALT (Zytosol, überwiegendes Vorkommen in Leber)
SGOT/AST (mitochondrial, Leber/Herz/Gehirn/Niere)
SGOT > SGPT bei schwerer Zellzerstörung (Alkohol)
Leberwerte: Cholestaseparameter
AP (membrangebundenes Glykoprotein, Knochen/Leber/Niere)
γ-GT (membranständiges Protein, Leber/Knochen/Darm)
Halbwertszeit bis 4 Wochen (nach Alkoholabstinenz
Leberwerte: Syntheseparameter
Albumin (12 g/Tag) und Cholinesterase (nicht nierengängig)
Gerinnungsfaktoren (Faktor V unabhängig von Vitamin K)
Lebererkrankung:
Typischer Verlauf: akut vs. chronisch
Lebererkrankungen:
Allgemeine Ätiologie
Meist zugrunde liegende dominante Lebererkrankung (Prädisposition)
Verschlechterung oder Ausbruch durch Kofaktoren
Multifaktoriell, selten nur ein Faktor der die Leber schädigt
Einfluss: 1. Kofaktoren (ASH/NASH); 2. Altersfaktor (65 Jahre); 3. Regenerationsfähigkeit
Nicht Alkoholische Fettleber Erkrankung
Ätiologie
Adipositas und Metabolisches Syndrom
Diabetes mellitus Typ 2 (Insulinresistenz)
Medikamente (z.B.: Glucocorticoide, Amiodoran, Tamoxifen)
Selten: M. Wilson, M. Crohn, Zöliakie
Verlauf
Adipositas → Insulin Resistenz → Entzündung → Fibrose
Fehlende oder unspezifische Beschwerden
Diagnose
Anamnese und Labor
Sonografie
Histologie zur Abgrenzung ob NASH oder NAFL
Therapie
Gewichtsnormalisierung
Körperliche Bewegung 3 - 5 x 30 Minuten / Woche)
Diabetes Therapie, Insulinsensitivität (Gabe von Insulin)
Alkoholische Fettleber Erkrankung
AFL = Alkoholische Fettleber ohne Entzündung
ASH = Alkoholische Fettleberhepatitis mit Entzündung
Alkoholkonsum (Alkoholtoleraz der Leber ist individuell)
ua. abhängig von Vorerkrankungen, Geschlecht und Mangelernährung
Akoholabusus → Steatose/ Steatohepatitis → Fibrose → Zirrhose → HCC
Klinik
Hepatomegalie 90% (tastbare Vergrößerung)
Appetitlosigkeit, Übelkeit, Gewichtsverlust (wenn fortgeschritten)
Fieber
Akuter Alkoholkonsum: Nachweis von Ethanol im Atem oder Serum
Bei reiner Fettleber: ɣGT und IgA Erhöhung
Bei Fettleberhepatitis: zusätzlich Transaminase Erhöhung
Sonografie: helle Leber und Leberzirrhose
Erlaubter Alkoholkonsum
Erlaubte Alkoholmenge: 20 bis 40 g/Männer; 10 bis 20 g/Frauen
Konsum in Deutschland: 10,5 l reinen Alkohol/Jahr; 1,77 Mio. alkoholabhängig
Fettlebererkrankung:
Nicht invasive Diagnostik
Diagnose anhand von Rechenformel (Score)
NAFLD Fibrosis Score, APRI Score, BARD Score, FIB-4 Score
Therapiealgorithmus
Lebertransplantation in DE nach 6. monatiger Abstinenz
Autoimmune Hepatitis
Pathogenese
Pathogenese der Autoimmunität
Genetische Disposition
Molekulare Mimikry
Inadäquate Immunantwort
Molecular Mimikry: Virus o. Medikament wird vom Körper angegriffen und verhält sich so dass es die Leberzellen verändert - dh fängt der Körper an die Leberzellen anzugreifen = überschießende Immunantwort
Autoimmun vs. Medikamentöse Lebererkrankung?
Beide werden zunächst mit Cortisol behandelt
Therapieerfolg ohne Rezidiv = DILI (medikamentös)
Therapieerfolg aber Rezidiv bei Ausschleichen der Therapie = Autoimmune Leberkrankheit
Bestimmung einer Autoimmunen Lebererkrankung über Antikörperdiagnostik
Immunsuppression mit Budesonid oder Prednisolon + Azathioprin
Induktionstherapie, Erhaltungstherapie (3 bis 4 Jahre)
Bei Therapieversagen:
Steroidmonotherapie/6-MP; Mycophenolat Mofetil; Cyclophosphamid/Tacrolimus
PBS und PBC
Primär biliäre Cholangitis = PBC
Primär sklerosierende Cholangitis = PSC
PBC: Chronische nicht eitrige Entzündung der peripheren Gallengänge
PSC: Sklerosierende, chronische Entzündung der intra und extrahepatischen Gallengänge
PBS vs PBC
Prävalanz, Geschlecht, Alter, Cholestaseenzymmuster, Autoantikörper, Gallegangsläsionen, Cholangiographie
PBC: Ursodesoxycholsäure, bei Therapieversagen: Obeticholsäure
PSC: Ursodesoxycholsäure, bei Stenosen Dilatation (ERCP)
Malignomrisiko
→gegenüber einem Vergleichskollektiv der Normalbevölkerung
Cholangiokarzinom (13 %) = 161 x
Pankreaskarzinom = 14 x
Kolonkarzinom = 10 x
Cave: Assoziation PSC und Colitis ulcerosa (Koloskopie obligat)
Hereditäre Lebererkrankungen:
Hämatochromatose
Morbus Wilson
Definition und Ätiologie
Durch erhöhte Eisenresorption und -ablagerung in Parenchymzellen von Leber, Pankreas, Hypophyse, Myokard ua. Organen gekennzeichnete hereditäre Eisenspeicherkrankheit
Vermehrte Eisenresorption im Darm
Primäre Eisenüberladung = hereditäre Eisenüberladung
Sekundäre Eisenüberladung = erworben (z.B Hämolyse)
Manifestationen
Erbgang: Autosomal rezessiv (Typ 1 bis 3) oder dominant (Typ 4)
40 - 60 Jahre (m > w)
Penetranz 50 - 75 %
Selbstschutz bei Frauen durch Menstruation
involvierte Organe
Leber (Leberzirrhose)
Haut (Pigmentation) „Bronzediabetes“
Pankreas (Diabetes mellitus)
Gelenke (Arthropathie)
Herz (Kardiomyopathie)
männliche Gonaden (Libidoverlust)
Anamnese, Klinik
Labor: Erhöhtes Plasmaferritin und Transferritinsättigung
Leberbiopsie mit Histologie, Eisenkonzentrationsbestimmung
Vorsorgeuntersuchung zur Früherkennung eines HCC
Aderlass mit Ziel Ferritin ≤ 50ng/m bzw. Transferritinsättigung ≤ 45%
Alternative:
Chelatbildner Deferasirox
Erythrozyten Apharese
Lebertransplantation (behebt nicht Gendefekt!)
M. Wilson
Kupferspeicherkrankheit infolge einer Mutation des Wilson Gens
Autosomal rezessive Mutation im ATP7B-Gen
Führt zu verminderter biliärer Ausscheidung von Kupfer
und somit zur Anlagerung von Kupfer in der Leber
Typen
Hepatischer Typ (in der Regel vor 20. LJ)
häufig akut-auf-chronisches Leberversagen
typisch LV mit hämolytischer Krise
Neurologischer Typ (in der Regel vor 40. LJ)
meist motorische (extrapyramidale) Symptome
in 30 % psychiatrische Symptome (Abklärung!)
Chelatbildner (D-Penicillamin, Trientine)
Zink (meist in Kombination mit Chelatbildner)
bei Versagen: Lebertransplantation
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