Was unterscheidet den materiellen vom formellen Begriff des Sozialrechts?
formell: SGB + alle in § 68 SGB I aufgeführten Gesetze
materiell: vgl. § 1 SGB I. Öffentliches Recht zur Verwirklichung sozialer Gerechtigkeit und sozialer Sicherheit
Welche „klassischen“ Säulen der sozialen Sicherung kennen Sie?
Sozialversicherung
Krankenversicherung, Pflegeversicherung, Arbeitslosenversicherung, Rentenversicherung, Unfallversicherung
Versorgung
Kriegsopferentschädigung, Soldatenversorgung, Opferentschädigung
Fürsorge/Existenzsicherung
Grundsicherung für Arbeitssuchende, Sozialhilfe
Welche Aufgaben hat das Sozialrecht?
§ 1 Abs. 1 SGB I
Menschenwürdiges Dasein sichern, freie Entfaltung der Persönlichkeit sichern, Familie schützen/fördern, Erwerb des Lebensunterhalts durch frei gewählte Tätigkeit ermöglichen, besondere Belastungen des Lebens auch durch Hilfe zur Selbsthilfe ausgleichen.
Was ist das Sozialstaatprinzip?
Staatszielbestimmung
Art. 20 Abs. 1 GG Die Bundesrepublik ist ein demokratischer und sozialer Bundesstaat.
sozialer Ausgleich und soziale Gerechtigkeit - was genau das bedeutet, entscheidet aber die Legislative mit ihrer Einschätzungsprärogative: das absolute Existenzminimum muss aber gewahrt bleiben!
Interpretationsmaßstab für Grundrechte: Grundsätzlich keine originären Ansprüche auf die Gewährung individueller sozialer Leistungen, nur mit Zusammenspiel der Grundrechte – lädt Grundrechte mit sozialer Dimension auf
Vorbehalt des Gesetzes: Verwaltung darf nicht ohne Gesetz handeln, nur mit EGL
Vorrang des Gesetzes: Verbot des Handels gegen ein Gesetz
Welche Gemeinsamkeit verbindet das SGB I mit dem SGB IV und dem SGB X?
Beinhalten Allgemeine- (SGB I), Gemeinsame- (SGB IV) und Verfahrensregelungen
Gelten fürs gesamte SGB
Was ist ein Sozialrechtsverhältnis?
knüpft an das Bestehen eines gegenwärtigen oder künftigen Sozialleistungsanspruchs an
begründet ein öffentlich-rechtliches Schuldverhältnis
dem Sozialleistungsberechtigten und -träger werden vom Gesetzgeber Verpflichtungen auferlegt
Wer ist Leistungsträger im Sinne der SGBs?
§ 12 SGB I (Legaldefinition)
Zuständig für die Sozialleistungen sind die in den §§ 18 bis 29 genannten Körperschaften, Anstalten und Behörden (Leistungsträger)
Welche Pflichten haben Sozialleistungsträger?
§§ 13, 14, 15 SGB I (Aufklärung, Beratung, Auskunft)
Was unterscheidet die Auskunft (§ 15 SGB I) von der Aufklärung (§ 13 SGB I)?
Was meint § 14 SGB I, wenn er von einer Beratung spricht?
§ 13 SGB I Aufklärung:
Allgemeine und abstrakte Unterrichtung der Bevölkerung über soziale Rechte und Pflichten. Merkblätter, Broschüren etc.
§ 14 SGB I Beratung:
Gezielte Information über sozialrechtliche Fragen
bedeutend für den Bürger und die Beurteilung seiner Rechte und Pflichten
§ 15 SGB I Auskunft:
Wissensvermittlung, damit derjenige, der Sozialleistungen in Anspruch nehmen muss, nicht von Stelle zu Stelle verwiesen wird. Begrenzt auf Nennung des zuständigen Leistungsträgers. Stellen müssen auch untereinander zusammenarbeiten.
Welche Voraussetzungen hat der sozialrechtliche Herstellungsanspruch?
Was unterscheidet den Anwendungsbereich des Amtshaftungsanspruchs von dem des sozialrechtlichen Herstellungsanspruchs?
Voraussetzungen Sozialrechtlicher Herstellungsanspruch:
Sozialrechtsverhältnis zum Antragsgegner: z.B. möglicher Rentenanspruch
Betreuungsfehler: insb. Unterlassung der gebotenen Beratung o Auskunft §§ 14,15
Rechtswidrigkeit: Wenn sich der Beratungsbedarf z.B. aufgedrängt hat
Kausalität: Wenn z.B. ein Recht auf Nachentrichtung von Rentenbeiträgen nicht ausgeübt wurde, aus Unwissenheit, weil nicht vernünftig unterrichtet wurde
Rechtsnachteil auf dem Gebiet des Sozialrechts: Alle SGBs
Rechtsfolge: Beseitigung eines rechtswidrigen oder die Herstellung eines rechtmäßigen Zustandes (Naturalrestitution): Hier also auch z.B. rückwirkende Zahlungen
Amtshaftungsanspruch (AGL: § 839 BGB i.V.m. Art. 34 GG):
auf Schadensersatz in Geld gerichtet
setzt eine schuldhafte Verletzung einer Amtspflicht voraus
Folgenbeseitigungsanspruch (gewohnheitsrechtlich anerkannt):
zielt auf Beseitigung der tatsächlichen Folgen rechtswidrigen Verwaltungshandelns
Welche Obliegenheiten hat eine Person, die Leistungen nach den SGBs beantragt oder bezieht?
§§ 60 - 67 SGB I, § 20 SGB X
Angabe von Tatsachen (§ 60 SGB I, Ergänzung des Amtsermittlungsgrundsatzes § 20 SGB X)
persönliches Erscheinen beim Leistungsträger (§ 61 SGB I)
Untersuchungen (§ 62 SGB I)
Heilbehandlung (§ 63 SGB I)
Grenzen der Mitwirkung (§ 65 SGB I): Besonders, wenn Verhältnismäßigkeit nicht gegeben. Intimsphäre verletzt etc.
Folgen fehlender Mitwirkung (§ 66 SGB I): Vollständige oder teilweise Versagung der Leistung
(nachträgliche Erbringung der Leistung möglich [also Ermessen], wenn die Mitwirkung nachgeholt wird (§ 67 Abs. 1 SGB I)
Was muss ein Leistungsträger vor Erlass eines Versagungsbescheids veranlassen?
§ 66 III SGB I (schriftlicher Hinweis, Frist zur Nachholung seiner Mitwirkung)
Voraussetzungen:
Obliegenheitsverletzung nach den §§ 60-62 SGB I
Erhebliche Erschwerung der Sachverhaltsaufklärung
Fehlender Nachweis der Leistungsvoraussetzungen
Was hat es auf die Gewährung von Sozialleistungen für Auswirkungen, wenn der Leistungsantrag bei einer unzuständigen Behörde gestellt wird?
§ 16 II SGB I Antragstellung: Unzuständiger Leistungsträger übersendet zum Zuständigen
Was ist unter einer Dienst- Sach- oder Geldleistung zu verstehen?
Leistungsarten:
Dienst-, Sach- und Geldleistungen (§ 11 SGB I)
Dienstleistung:
Zu den Dienstleistungen gehören alle Leistungen in Form einer persönlichen Betreuung und Hilfe
Sachleistung:
Leistungen bezeichnet, die vom Sozialleistungsträger in Natur gewährt werden.
Sie bestehen im Zurverfügungstellen von Sachen mit Ausnahme von Geld
z. B. durch Aushändigung von Arznei-, Verband-, Heil- und Hilfsmitteln
Was besagt der Untersuchungsgrundsatz?
§ 20 SGB X Untersuchungsgrundsatz
(1) Die Behörde ermittelt den Sachverhalt von Amts wegen. Sie bestimmt Art und Umfang der Ermittlungen; an das Vorbringen und an die Beweisanträge der Beteiligten ist sie nicht gebunden.
Was ist ein Verwaltungsakt mit Dauerwirkung?
Ein Verwaltungsakt mit Dauerwirkung liegt in der Regel dann vor, wenn eine laufende, regelmäßig wiederkehrende Leistung bewilligt wird. Solche Verwaltungsakte werden gemäß §§ 48 ff. VwVfG oder nach spezialgesetzlichen Vorschriften, wie zum Beispiel § 48 SGB X aufgehoben.
Was ist ein begünstigender Verwaltungsakt?
45 I SGB X Legaldefinition
Soweit ein Verwaltungsakt, der ein Recht oder einen rechtlich erheblichen Vorteil begründet oder bestätigt hat.
Was für Konsequenzen hat es, wenn ein Verwaltungsakt nichtig und was für Folgen hat es, wenn ein Verwaltungsakt rechtswidrig ist?
Auch rechtswidriger VA ist wirksam und wird bestandskräftig
Formelle Bestandskraft:
Unanfechtbarkeit (VA kann nicht mehr mit Rechtsmitteln angefochten werden)
Materielle Bestandskraft:
Regelung ist für die Beteiligten verbindlich
(für Behörde grds. mit Wirksamwerden des VA, für den Betroffenen mit der Unanfechtbarkeit des VA)
Ausnahme: Nichtigkeit nach § 40 SGB X
Unterscheide: rechtmäßig - rechtswidrig
rechtswirksam (kann nicht mehr angefochten werden)
rechtsunwirksam = nichtig
Was ist der Unterschied zwischen § 45 und § 48 SGB X?
§ 45 SGB X greift, wenn der begünstigende VA bereits bei Erlass rechtswidrig war.
§ 48 SGB X greift, wenn die Rechtswidrigkeit im Nachhinein eintritt
z.B. weil sich Änderungen im Rechtsverhältnis ergeben haben
Aufhebung nach rechtmäßiger Bewilligung von VA mit Dauerwirkung.
Was ist ein „Überprüfungsantrag“ und warum gibt es diesen im Sozialrecht?
§ 44 SGB X: bietet im deutschen Sozialrecht jedem Betroffenen die Möglichkeit, einen nicht rechtskonform erlassenen Verwaltungsakt durch die zuständige Behörde überprüfen zu lassen.
auch dann möglich, wenn der Verwaltungsakt bereits bestandskräftig geworden ist und/oder Widerspruchsfristen bereits verstrichen sind
Wann kann Erstattungsbescheid erlassen werden? Was ist die Rechtsgrundlage?
§ 50 I SGB X: Sobald ein Aufhebungsbescheid ergangen ist
Was ist das Versicherungsprinzip?
Ein Prinzip der SV:
Gefahrengemeinschaft
Beitragszahlung (Versicherungsprämie)
Deckung im Versicherungsfall
Was bedeutet Solidarität in der Sozialversicherung?
Risikoausgleich (Risikostrukturausgleich):
Er soll einen fairen Wettbewerb ermöglichen, indem er das Einkommen und die Erkrankungen der Versicherten in gewissen Maße ausgleicht
richtet sich nach Bedarf und Bedürftigkeit und nicht nach pers. Risiko
Generationenausgleich
Einkommensausgleich
Familienlasten-/leistungsausgleich (z.B. Kindergeld, Kinderfreibetrag)
ggf. Strukturausgleich
Was bedeutet Selbstverwaltung in der Sozialversicherung?
Gegenteil wäre zentralisiert
SVträger = Körperschaften des Öffentlichen Rechts (§ 29 I SGB IV)
Selbstverwaltung durch Versicherte und Arbeitgeber als Beitragszahler
Konzept der Mitgliedschaft
Satzungsbefugnis
staatliche Rechtsaufsicht
Wann ist jemand „Beschäftigter“ im Sinne des Sozialversicherungsrechts und wann „Selbstständiger"?
§ 7 SGB IV - Definition Beschäftigung:
Beschäftigung ist die nichtselbständige Arbeit, insbesondere in einem Arbeitsverhältnis
Anhaltspunkte für eine Beschäftigung sind eine Tätigkeit nach Weisungen und eine Eingliederung in die Arbeitsorganisation des Weisungsgebers
§ 5 V SGB V:
nicht versichert ist, wer hauptsächlich selbstständig erwerbstätig ist
Was ist eine geringfügige Beschäftigung?
§ 8 Abs. 1 Nr. 1 SGB IV
liegt vor, wenn der Arbeitslohn nicht höher ist als 520 € im Monat ist
Jahresbetrachtung zugrunde gelegt:
das regelmäßige monatliche Arbeitsentgelt darf im Jahresdurchschnitt 520 € nicht übersteigen
Wie prüft man subjektive Ansprüche im Sozialversicherungsrecht?
Versicherter Personenkreis
Versicherungsfall
Leistungen der Versicherungen und besondere Leistungsvoraussetzungen
zuständiger Leistungsträger (Vollständigkeit halber)
Wann ist jemand versicherungspflichtig im SGB V?
§ 5 SGB V
Wann ist jemand versicherungsfrei im SGB V?
§ 6 SGB V
Was ist die freiwillige Versicherung im SGB V?
§ 9 SGB V
Was ist die Familienversicherung im SGB V?
§ 10 SGB V
Wann liegt der Versicherungsfall „Krankheit“ vor?
Wenn ein Regelwidriger Körper- oder Geisteszustand, ärztlicher Heilbehandlung bedarf und/oder Arbeitsunfähigkeit zur Folge hat
Was besagt die so genannten Entstellungsrechtsprechung des BSG?
“Körperliche Ausprägung in solcher Auffälligkeit das bereits bei flüchtigen Begegnungen sich das Interesse auf die Betroffene fixiert”
Subjektives Empfinden reicht nicht, man müsse sich mit eigenem Körper abfinden
Objektive Beurteilung zählt
Trennung von psychischen und physischen Krankheiten
sonst möglicherweise Symptomverschiebung
Ausnahme Transsexualität
Nicht jede Abweichung ist regelwidrig
Wie erfolgt die Leistungserbringung in der GKV?
Was ist ein Heilmittel?
§ 32 SGB V: medizinische Dienstleistungen, z.B. Physiotherapie
Was ist ein Hilfsmittel?
§ 33 SGB V: Gegenstände, z.B. Prothesen
Wann ist eine Krankenhausbehandlung erforderlich?
§ 39 SGB V
Versicherte in der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) haben Anspruch auf vollstationäre Behandlung, wenn das Behandlungsziel durch teil-, vor- oder nachstationäre oder ambulante Behandlung einschließlich häuslicher Krankenpflege nicht erreicht werden kann.
Was ist der Gemeinsame Bundesausschuss? Welche Aufgaben hat er?
In der gesetzlichen Krankenversicherung legen Gremien der sogenannten gemeinsamen Selbstverwaltung viele notwendige Details für das Leistungsangebot fest. Der Gemeinsame Bundesausschuss ist das höchste Gremium dieser gemeinsamen Selbstverwaltung. Hier arbeiten unter anderem Vertreterinnen und Vertreter von Institutionen der Krankenkassen, der Krankenhäuser und der niedergelassenen (Zahn-)Ärzteschaft zusammen.
Mit der Definition und fortlaufenden Aktualisierung solcher Regelleistungen sind allerdings sehr viele Detailfragen verbunden. Deshalb legt der Gesetzgeber nur ganz allgemein fest, was zur Gesundheitsversorgung gehört – beispielsweise Krankenbehandlung, Heilmittel und Krebsfrüherkennung. Mit der Aufgabe, den Leistungsanspruch auf Basis von möglichst guten wissenschaftlichen Erkenntnissen näher auszugestalten, beauftragte der Gesetzgeber den Gemeinsamen Bundesausschuss.
Was sind Richtlinien des Gemeinsame Bundesausschuss?
In Richtlinien werden die Inhalte der gesundheitlichen Versorgung näher bestimmt und festgelegt, welche Leistungen von der GKV gezahlt werden.
Die Richtlinien des G-BA sind gemäß § 72 SGB V rechtsverbindliche Grundlage für die vertragsärztliche Versorgung.
So wie RV von BMG, GBA ist aber nur Exekutivorgan, daher nur Richtlinie
Wann, in welcher Höhe und wie lange besteht ein Anspruch auf Krankengeld?
§ 3 I EFZG: Arbeitnehmer hat einen Anspruch auf Entgeltfortzahlung im Krankheitsfalle bis zur Dauer von sechs Wochen. § 44 ff. SGB V
Ist eine Entgeltersatzleistung, grundsätzlich unbegrenzt.
Aber: längstens für 78 Wochen innerhalb von drei Jahren wegen derselben Krankheit, sogenannte Blockfrist (§ 48 SGB V)
Höhe: 70 % des so genannten Regelentgeltes (§ 47 SGB V)
Wie wird der Pflegegrad berechnet und welche Pflegegrade gibt es?
§ 15 SGB XI - Ermittlung des Grades der Pflegebedürftigkeit
es gibt fünf Pflegegrade
dann Mittelwertbildung über Anlage 1 & 2
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