Schmerzauslöser = Noxen
Gewebeschädigung: Mechanisch, chemisch, thermisch
Pathologische Veränderung: Entzündungen, Tumore
Nozizeption
Definition
= Aufnahme von Reizen, die den Organismus potenziell oder tatsächlich schädigen
Die zugehörige Sinnesempfindung wird als Schmerz bezeichnet
Arten von Schmerz
Somatischer Schmerz
Oberflächenschmerz
Tiefenschmerz
Viszeraler Schmerz
Neuropathischer Schmerz
Eingeweide Schmerz
Hyperalgesie und Allodynie
Hyperalgesie = erhöhte Empfindlichkeit gegen noxische Reize
Allodynie = Schmerzempfinden bei nicht noxischen Reizen
Schmerzperzeption
Reizung spezieller Schmerzrezeptoren (Nozizeptoren)
Weiterleitung durch: Nozizeptive Neurone
= Periphere freie Nervenendigungen der primär afferenten Aδ und C Fasern
aufsteigende nozizeptive Neuronensystem
absteigendes antinozizeptives Neuronensystem
= Schmerzentstehung und -weiterleitung
Aδ vs. C Fasern
Einteilung der Analgetika
Nicht-Opioid-Analgetika
antipyretisch, antientzündlich
Schmerzentstehung und -weiterleitung
Opioid-Analgetika
Schmerzweiterleitung und -verarbeitung
Saure antipyretisch antiphlogistische Analgetika
Vertreter und ihre therapeutische Wirkung
Nicht Selektiver COX Hemmstoffe:
Nicht saure antipyretische Analgetika
Einteilung der Nicht-Opioid-Analgetika
Antiphlogistische, antipyretische Analgetika =NSAIDs
Acetylsalicylsäure (ASS), Ibuprofen, Diclofenac
Selektive COX-2-Inhibitoren (z.B. Etoricoxib)
Antipyretische Analgetika
Paracetamol
Metamizol
weitere analgetisch wirksame Substanzen:
Conotoxin, Botulinum Neurotoxin
NSAIDs
Wirkung
NSAIDs = non-steroidal anti-inflammatory drugs
analgetisch: Schmerz dämpfend
antipyretisch: Fieber senkend
antiphlogistisch: Entzündungs hemmend
Indikationen
Leichte bis mittlere Schmerzen
Entzündungen, entzündlicher Schmerz
Fieber
Kopf-, muskuloskelettale-, postoperative- Tumor-, Dysmenorrhö
Destruktive Osteoarthrose, rheumatoide Arthritis
Wirkmechanismus
= COX Hemmstoffe → Hemmung der Eikosanoid Synthese
→ antipyretisch, analgetisch, antiphlogistisch: Warum?
Eicosanoid Synthese
→ NSAID Wirkmechanismus
Schlüsselenzyme: Phospholipase A2, Cyclooxygenasen, Lipoxigenasen
Zentraler Metabolit: Arachidonsäure
Hemmung von COX 2 führt zu Hemung der Produktion von:
Prostaglandin, Prostacyclin und Thromboxan
→ Hemmung von Schmerz, Fieber und Entzündung
NSAIDs: Antiphlogistische antipyretische Analgetika (NSAIDs)
Salicylate: Salicylsäure, Acetylsalicylsäure
Arylpropionsäuren: Ibuprofen, Naproxen, Ketoprofen
Arylessigsäuren: Diclofenac, Indometacin
Oxicame: Piroxicam, Meloxicam
Pyrazolidindione: Phenylbutazon
Selektive COX-2-Inhibitoren: Antiphlogistische antipyretische Analgetika
Etoricoxib, Celecoxib, Parecoxib
Aniline: Paracetamol
Pyrazolinone: Metamizol
NSAIDs: Vertreter
= amphiphile Säuren
Acetylsalicylsäure, Ibuprofen, Diclofenac, Naproxen
Acetylsalicylsäure ASS (Salicylat)
Irreversible Hemmung der COX-Aktivität durch Acetylierung an Serin S530
Nicht-selektiver COX-Hemmer mit Präferenz für COX-1
Dosis
Tabletten, Pulver, Granulate
Thrombozytenaggregations-hemmend: 50-100 mg/d
Antipyretisch: 500-1500 mg/d
Analgetisch: 500-3000 mg/d
Antiphlogistisch/ antirheumatisch: 3-6 g/d
NSAIDs: Allgemeine Nebenwirkungen
Häufig: Übelkeit, Sodbrenne, Erbrechen
Mucosale Schäden am oberen Gastrointestinaltrakt (Magen)
Wichtig: Geburtsverzögerung, Blutungsverstärkung, vorzeitiger Verschluss Ductus arteriosus Botalli
Mucosale Schäden
Peptischer Ulkus 25 % NSAID-Einnahme
Hämorrhagie/Perforation 2-4 % NSAID Einnahme
Tod 7000-10000/Jahr (USA)
Ursache: Ionenfallenprinzip, Anreicherung in Magenschleimhaut
Risikofaktoren: > 65 Jahre, Glucocorticoide, Antikoagluantien, H. pylori
ggf. Gabe von PPIs (z.B. Pantoprazol), aber nicht routinemäßig
ASS spezifische Nebenwirkungen
+ Thromozytenaggregationshemmung
Thrombozytenaggregationshemmung
Verlängerte Blutungsneigung; therapeutisch eingesetzt zur Antikoagulation!
Mechanismus:
irreversible COX-Hemmung = keine Thromboxansynthese (TXA2)
geringe Dosis ausreichend (50 – 100 mg / 24 Stunden)
Ibuprofen (Arylpropionsäurederivat)
Mechanismus
= Reversible unselektive COX-Hemmung
gute analgetische, antipyretische und antiphlogistische Wirkung
schneller Wirkungseintritt bei D,L-Lysinsalz (hohe Wasserlöslichkeit)
Salben (Wirkung umstritten, Rückstände in Umwelt!)
Ibuprofen
Dosierung
z.B. Ibuhexal, Naproxen,
max. 2,4 g/Tag (z.B. 600 mg alle 6 Stunden)
nicht länger als 2 Wochen
Indikation
Schmerzen (Kopf-), Fieber, Entzündungen, Rheumatoide Arthritis, Osteoarthritis
für Kinder geeignet (ab 6 Monaten, Saft zur Fiebersenkung)
UAW und KI
Bei längerer Anwendung relevant!
s. NSAIDs: Magen, 12-Fingerdarm (seltener als bei ASS9
verlängerte Blutungszeit dh. Zeitabstand ASS-/ Ibuprofen Gabe einhalten
Kontraindikationen:
Schwangerschaft im letzten Drittel
Magen-/Nierenschaden
Diclofenac (Arylessigsäurederivat)
z.B. Voltaren®, z.B. Diclac
= Reversible Hemmung der Cyclooxygenasen (Präferenz für COX-2)
Gute antiphlogistische, analgetische und antipyretische Wirkung
Potenter als Ibuprofen, Naproxen, Indometacin
Diclofenac
UAW und Interaktionen
Wie andere NSAIDs: GI-Trakt und Niere
Herz- / Kreislaufsystem (Warnhinweis: KI bei Bluthochdruck, KHK)
Interaktionen: z.B. schwächende Wirkung von ACE-Hemmern, AT1-Antagonisten, Diuretika
Rheumatoide Arthritis, Osteoarthritis, Wirbelsäulenversteifung Kurzzeitanwendung bei Skelettmuskelverletzung
Rote Hand Brief (Kontraindikationen)
Nutzen von Diclofenac überwiegt die Risiken
Hinweis auf erhöhtes Risiko arterieller thrombotischer Ereignisse
vergleichbar mit dem von selektiven COX-2-Hemmern
Kontraindikationen daher:
Herzinsuffizienz
Ischämische Herzerkrankung
Periphere Arterienerkrankung
oder zerebrovaskulärer Erkrankungen
bei signifikanten Risikofaktoren für Herzerkrankungen sollte abgewogen werden!
z.B. Hypertonie, Hyperlipidämie, Diabetes mellitus, Rauchen
Bei allen Patienten sollte die niedrigste wirksame Dosis über den kürzesten, zur Symptomkontrolle erforderlichen Zeitraum angewendet werden.
Oxicame: Piroxicam und Meloxicam
= Reversible COX-Hemmung
Meloxicam mit starker Präferenz für COX-2
antiphlogistisch, vergleichbar mit ASS
besser verträglich
lange Halbwertszeit dh. einmalige Tagesdosis
Indikation und UAW
UAW: wie andere NSAIDs: Magen, Niere
Indikation: rheumatoide Arthritis, Osteoarthritis, akuter Skelettmuskelschmerz
Antiphlogistische antipyretische Analgetika: selektive COX-2-Inhibitoren
Vertreter
Selektive COX-2-Inhibitoren: Therapieeinschränkungen
Therapieeinschränkungen: prothrombotisches Risiko
Patienten über 65 Jahren: strenge Indikationsstellung, Vorsicht!
Keine Anwendung bei Patienten mit:
Koronarer Herzkrankheit, nach Schlaganfall
mit erheblichen Risikofaktoren für kardiovaskulärer Ereignisse
z.B. Hypertonie, Hyperlipidämie, Diabetes mellitus, Rauchen,
Periphere arterielle Verschlusskrankheit
Etoricoxib: KI für Patienten mit Bluthochdruck
Sorgfältige Nutzen-Risiko-Abwägung!
Abwägen kardiovaskuläres versus gastrointestinales Risiko
Einsatz der niedrigsten wirksamen Dosis über kürzest möglichen Behandlungszeitraum (3 bis maximal 6 Monate)
Selektive COX-2-Inhibitoren
= Selektive Hemmung der Cyclooxygenase 2 (COX-2)
UAW
Prothrombotisches Risiko
Erhöhtes kardiovaskuläres Risiko
Ödeme
Arthrose, rheumatoide Arthritis
Schmerzen und Entzündungen im Bereich der Gelenke, Morbus Bechterew
postoperative Schmerzen
Kontraindikationen
Nie bei Patienten mit Herz-/Kreislaufproblemen!
KHK, Herzinsuffizienz
eingeschränkte Leber- und Nierenfunktion
bereits vorliegender Ulcus oder Blutungen im GI-Trakt
Aniline = Paracetamol (Acetaminophen)
Pyrazolinone = Metamizol
Paracetamol (Anilinderivat)
Wirkmechanismus: unklar, umstritten
keine antiphlogistische Wirkung
schlechte Anreicherung im entzündeten Gewebe
verbreitetes analgetisches "Hausmittel"
bei ASS-Unverträglichkeit
Molekulare Wirkmechanismen: Hypothesen
Inhibierung von Cyclooxygenasen
(bes. zentrale COX-2, indirekte Effekte? POX-site)
Aktivierung Endocannabinoid-System
Inaktivierung TRPV1-Rezeptoren
Beeinflussung antinozizeptives System
Indikationen und Dosierung
Indikationen:
milde bis moderate Schmerzen: Kopf-, Zahn-, Rücken-, Gelenk
symptomatische Behandlung von Fieber
Dosierung:
Erwachsene: max. 4 g/Tag (z.B. 500 – 1000 mg 4 x täglich)
Überdosierung: Gefahr akuten Leberversagens ab 8 g/Tag
Kinder: nach Alter und Gewicht (s. Beipackzettel!)
Mengen (Packungen) > 10 g sind verschreibungspflichtig!
Kleinere Mengen nur „apothekenpflichtig“! Cave: Suizidversuche!
Kontraindikationen und UAW
UAW: selten, außer bei Überdosierung
KI: Nieren- / Lebererkrankungen (Hepatitis C, Alkoholkonsum!)
Paracetamol Intoxikation
Leberversagen! ca. 24 Stunden Latenzzeit!
Hohes Risiko bei Paracetamol-Überdosierung!
Cave: Suizidversuche
Antidot: N-Acetylcystein (NAC)
Metamizol (Pyrazolonderivat)
Wirkmechnismus
Pyrazolonderivat: Metamizol (Novaminsulfon)
z.B Novalgin®, Metamizol-STAD
Hemmung der Prostaglandinsynthese?
zentral dämpfende Wirkung
stark analgetisch, gering antiphlogistisch
spasmolytisch (Kaliumkanal-öffnend)
Postoperativer Einsatz
Kolikschmerzen
Krebspatienten
immer „beliebter“, Anwendung steigt!
gut wirksam, wird meist gut vertragen
kein Leberschaden, keine Effekte auf Magen
kein Analgetika-Asthma
kein Blutdruckanstieg
UAW (Risiken)
Agranulozytose (sehr selten, Cve: Infektionen), rezeptpflichtig!
Strenge Indikation, Blutbildkontrolle
Schockreaktion bei schneller i.v. Applikation
im Notfall: Adrenalin
WHO Stufenschema der Schmerztherapie
Opioid Analgetika
Opioide, Opiate, endogene Morphine
Opiate = Medikamente, natürlich oder halbsynthetisch aus Opium (= getrockneter Milchsaft des Schlafmohns Papaver somniferum) gewonnen, z.B. Morphin, Codein
Opioide = Sammelbegriff für natürliche oder synthetische Substanzen mit morphinartigen Eigenschaften, z.B. Hydromorphin, Naloxon, Fentanyl
Körpereigene Opioidpeptide = endogene Morphine: Endorphine, Enkephaline, Dynorphine
Morphin ist die Referenzsubstanz aller Opioide
Allgemeines
Stark wirksame Analgetika, Beeinflussung der Schmerzbewertung
Vorwiegend zentralnervöse, aber auch periphere Wirkung
Stimulation des endogenen antinozizeptiven Systems
Anwendung: starke Schmerzen, z.B. postoperativ oder unfallbedingt, Tumorschmerzen, bei Herzinfarkt
Bindung an Opioid-Rezeptoren im ZNS und Nervenplexus des Magen-Darm-Traktes sowie der Blase
Zentrale Wirkung
Sedativ hypnotisch
Temperaturabfall: Hemmung des hypothalamischen Temperaturzentrums
Atemdepression: Hemmung des Atemzentrums
Herabsetzung der Empfindlichkeit des medullären Atemzentrums gegenüber PCO2 im Blut
Antitussiv: Hemmung des medullären Hustenzentrums
Emetisch: Stimulation von Chemorezeptoren in Area postrema (Früheffekt)
Antiemetisch: Hemmung der Erregbarkeit des medullären Brechzentrum (Späteffekt)
Wirksamkeit von Opioidanalgetika
Analgetische Potenz:
Relative Wirkstärke im Vergleich zum Morphin
Je höher die analgetische Potenz, desto niedriger die benötigte Dosis (in mg), die zu vergleichbarer Analgesie führt.
Periphere Wirkung
Steigerung des Tonus der glatten Muskulatur/Sphinkter
Spastische Obstipation
Störung des Gallenflusses (Kontraktion der Sphinkter Oddi)
Harnverhalten, Kontraktion der Harnleiter, Unterdrückung des Harndranges
Hemmung der Wehentätigkeit
Histaminfreisetzung:
Hautreaktionen
Bronchokonstriktion
Blutdruckabfall
Nebenwirkungen der Opioide
Die gleichzeitige Gabe zentraldämpfender Pharmaka (z.B. Antidepressiva, Antipsychotika) und/oder Alkohol verstärken die Nebenwirkungen der Opioidanalgetika!
Atemdepression
Harnverhaltende Wirkung
Abhängigkeitspotential (Gewöhnung und Suchtgefahr euphorisierend)
Vergiftung (Koma, Atemlähmung, Miosis)
Antidot (Antagonist): Naloxon, Naltrexon
Wirkungen der Opioide: Übersicht
Opioide: Morphin Vergiftung
Opioide: Toleranz
Opioide: Abhängigkeit
Tumor Schmerztherapie
WHO Empfehlung
Nicht-invasive, wenn möglich orale Therapie
nach Stufenschema
Individuell auf den Patienten abgestimmt
Dauertherapie nach festem Zeitplan
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