Die gesellschaftliche Konstruktion der Wirklichkeit
(1966 [1969])
Basis des Sozialkonstruktivismus
Soziale Wirklichkeit als ein dynamischer Prozess
(Re)Produktion durch die Mitglieder der Gesellschaft
Zwei große Teilbereiche:
Gesellschaft als objektive Realität
Gesellschaft als subjektive Realität
Hier:
Institutionen
Exkurs: primäre Sozialisation
—>Beide haben zusammen eine soziale Schule gebildet—>Basis gesetzt für Sozialkonstruktivismus
—>Beim Sozialkonstruktivismus gedanklich in eine Situation versetzten in der es noch keine Gesellschaft gibt
Methodologischer Individualismus
Institutionen - Organismus und Akivität
Der Mensch als einzigartiges Wesen (im Reich der Tiere)
Keine spezifische Umwelt; keine „Welt des Menschen“
(Mensch nicht spezifisch angepasst in eine Umwelt, kann sich überall anpassen —>Weltoffenheit)
Geographische Ungebundenheit
—>Weltoffenheit
Vorteile:
(s.o.)
Hiatus
Nachteile:
Eine unzureichende biologische Konstitution (Sinne und Bewegungsapparat)
Reizüberflutung
Instinktarm
Extra-uterine Frühjahr (vgl. Portman)
—>„Der Vorgang der Menschwerdung findet in Wechselwirkung mit einer Umwelt statt.“ (51)
Menschwerdung hat nicht nur eine natürliche, sondern ebenso auch eine kulturelle/gesellschaftliche Komponente, vermittelt durch „signifikante Andere“ (s.u.)
—>Es gibt keine angeborenen Eigenschaften des Menschen, die eine spezifische Form der Sozialität bedingen
—>Der Mensch als Mängelwesen braucht aber irgendeine Form der Sozialität („Homo socius“ (54))
Die Formen des menschlichen Miteinanders resultieren aus den Gegebenheiten. „Der Mensch macht seine eigene Natur…“ (52)
Die Gesellschaftsordnung „besteht einzig und allein als ein Produkt menschlichen Tuns“ (55) [—>Sozialkonstruktivismus]
—> Annahme, das Reproduzieren Gesellschaft aus den vorhandenen/gegebenen Strukutren/Gesellschaften
Ursprünge der Institutionalisierung
Der Mensch braucht Gesellschaft und die vorhandenen Institutionen, wie entwickeln sich diese aber?
Die Wiederholung einer Handlung wird zur Routine; es muss nicht bei jeder Wiederholung ausgehandelt werden, wie die Handlung durchgeführt wird
—>Die „Bürde der Entscheidung“ wird abgenommen
—>Habitualisierung der Handlung
—>„Vor dem Hintergrund habitualisierten Handelns öffnet sich ein Vordergrund für Einfall und Innovation.“ (57)
Institutionen entwickeln sich aus Lösungsansätzen, die wiederholt werden und zu Routine werden —>Erleitern Leben —>Komplexitätsreduktion —>Muss nicht jedes mal ausgehandelt werden —> “Bürde der Entscheidung“ wird abgenommen, welches zu einer Habitualisierung (Routine —>Habits) der Handlung führt —> Ermöglicht Vordergrund für Einfall und Innovation —>Kapazitäten frei was anderes zu machen, da man nicht mit der Entscheidung beschäftigt ist
Habitualisierung als Grundlage der Institutionalisierung
Wenn die Habitualisierung sich an bestimmte Gruppen richtet und deren Handlungsspielraum determiniert, spricht man von einer Institution
(Bsp. Uni gibt der bestimmten Zielgruppe Studierenden einen Handlungsspielraum)
—>Institutionen bilden den Rahmen aller möglichen Handlungen, ebenso wie den Interpretationsrahmen der Handlungen anderer (vgl. „Definition der Situation“)
Individuen, die während des Prozesses der Habitualisierung/Institutionalisierung „anwesend“ waren, haben einen intuitiven Zugang zu der Institution
Das „Wieso“ „Warum“ und „Wie“ sind nachvollziehbar
Problem: „Es ist unmöglich, eine Institution ohne den historischen Prozeß, der sie heraufgebracht hat, zu begreifen“ (58)
Dieses Begreifen ist zentral, denn ohne die Geschichte der Institution, empfindet man den gegebenen Handlungsrahmen durch diese u.U. als sinnlos
(Institution + Habitualisierung muss Menschen plausbilisiert werden, um Bedeutung und Sinn der Institution zu verstehen, sonst wird es als sinnlos wahrgenommen)
Der Prozess der Tradierung von Institutionen ist aus zwei Gründen beachtenswert:
Ohne Tradierung wird der Sinngehalt der Institution u.U. nicht korrekt erfasst
Durch die Tradierung bekommen Institutionen Legitimität; nicht nur Objektivität
Sie stehen dem Individuum als etwas von außen gegebenes und nicht verhandelbares gegenüber
Allerdings nicht nur für die „Neuankömmlinge“, sondern auch für die „ErfinderInnen“
—>Durch Prozess der Tradierung Bedeutung der Institutionalisierung verstehen, weil wenn Legitimität sinkt, dann steigt auch die Wahrscheinlichkeit kein normkonformes Verhalten zu haben
„Die Objektivität der institutionalen Welt ‚verdichtet‘ und ‚verhärtet‘ sich, nicht nur für die Kinder, sondern […] auch für die Eltern.“ (63)
Wie findet diese Tradierung statt? —> primäre Sozialisation
Tradierung findet bei der primären Sozialisation statt durch die Weitergabe an Normen an die nächste Genration bekommen Habitualisierung + Institutionalisierung Legitimiät und Objektivität, welche dann wieder weitergegeben wird
Internalisierung der Wirklichkeit
Erfolgt durch
Primäre Sozialisation
Sekundäre Sozialisation
Zentral: Die Übernahme einer Welt in der Andere schon leben
Kann Transformation beinhalten
Das Kind wird Mitglied der Gesellschaft
Durch „Signifikante Andere“ (a.k.a. „Eltern/Erziehungsberechtige“); denen das Kind ausgeliefert ist
Keine Wahlfreiheit
Identifikation quasi-automatisch und quasi-unvermeidlich
„Signifikante Andere“ vermitteln die objektive gesellschaftliche Realität durch ihre Augen —>Art und Weise wie wir aufwachsen abhängig von Schicht- und Individualperspektive von unseren Eltern, weil diese unvermeindlich ans Kind weitergegeben wird und zunächst für die ersten Lebensjahren zu der objektiven Realität des Kindes wird
Schichtperspektive
Individualperspektive
—>„Signifikante Andere“ nehmen die Realität auf eine spezifische Art und Weise wahr und geben diese Sichtweise an ihre Kinder weiter
Beispiele?
Verständnis von Geschlechterrollen
Existenz von Gender
Politische Orientierung
—>Wird vom Kind als objektive Realität wahrgenommen
Progressive Loslösung von Rollen und Einstellungen von speziellen anderen und Generalisierung zu Rollen und Einstellungen überhaupt
Suppenbeispiel
—>Identifikation mit der Gesellschaft
Unterschiede zwischen den Gesellschaften sind evident
—> Primäre Sozialisation hat die grundsätzliche Einpassung des Individuums in die Gesellschaft zum Ziel ->Grundwelt wird gebildet
Grundsätzlich denkbar: Gesellschaften, die keine sekundäre Sozialisation benötigen
Sekundäre Sozialisation wird dann nötig, wenn Distribution von Wissen vorhanden ist
Z.B. durch Arbeitsteilung
Rollenspezifisches Wissen
„Die ‚Subwelten‘, die mit der sekundären Sozialisation internalisiert werden, sind im allgemeinen partielle Wirklichkeiten im Kontrast zur ‚Grundwelt‘, die man in der primären Sozialisation erfaßt.“ (149)
Probleme
Baut auf der Primärsozialisation auf, muss also mit einem geprägten Wesen rechnen
Kommt ohne gefühlsgeladenen Identifikation aus
Die VermittlerInnen der sekundären Sozialisation sind austauschbar
Identifikation mit den Inhalten ist wesentlich weniger zwangsläufig
—>findet im sozialen Umfeld statt: Bildung; Medie; Freundesgruppen
In dem Seminar gesammelte Beispiele für Instutionen
Sportvereine
Ausländerbehörde
Arbeitsamt
Supermarkt
Herrentoiletten
Straße
Ehe
Religion
Geschlecht
Arbeit
Kita
Zusammenfassung
Der Mensch muss seine eigene Natur schaffen und die Menschwerdung findet als Wechselspiel zwischen Individuum und Gesellschaft statt
Institutionen resultieren aus der Habitualisierung „sinnvoller“ Lösungswege
Stehen den Individuen einer Gesellschaft als objektive Realität gegenüber
Werden in der Sozialisation vermittelt
Beispiele für Institutionalisierungen
Last changeda year ago