Das Dritte Reich - Bedingungsfaktoren
zahlreiche Faktoren schufen zusammen eine Gesamtsituation, in der Ernennung Hitlers zum Reichskanzler möglich wurde
Historische Voraussetzungen:
Obrigkeitsstaatliche Einstellung der Deutschen
Blut- und Eisenpolitik Bismarcks
Wilheminische Ostpolitik (Lebensraum im Osten)
Revisionspolitik der Weimarer Regierung, Kontinuität der “alten Mächte” (Militär, Justiz, Verwaltung)
Gesellschaftliche Fakotoren:
Wirtschaftskrise und die daraus resultierende Not der Bevölkerung (Arbeitslosigkeit, Armut etc.)
Glaube das ein “starker Mann” Karren aus dem Dreck ziehen könnte
Unterstützung der NSDAP durch große Teile der Gesellschaft
breit gestreute Propaganda und Ideologie der NSDAP fiel auf fruchtbaren Boden
hohes Maß an Identifikation mit der NSDAP und Hitler
Warum “Drittes Reich”?
Deutsches Reich 911-1806 : Regnum Teutonicum —> entwickelte sich zum Heiligen Römischen Reich Deutscher Nationen
Kaiserreich 1871-1918 —> Schöpfung Bismarcks, endete mit 1. Weltkrieg
NS: “Drittes Deutsches Reich” —> beginnt mit Amtsantritt Hitlers am 30.01.1933, bis Ende des 2. Weltkriegs am 08.05.1945
31.01.1933
Paul von Hindenburg ernennt Hitler zum Reichskanzler
Auflösung des Reichstags
04.02.1933
Einschränkung wichtiger Grundrechte durch Art. 48 (freie Meinungsäußerung, Presse-Versammlungsfreiheit)
27/28.02.1933
Reichstagsbrand
Präsentation eines holländischen Kommunisten als angeblichen Täter
Profilierung der NSDAP als “schnell und energisch zupackend”
—> Reichstagsbrandverordnung (“Verordnung des Reichspräsidenten zum Schutz von Volk und Staat”), setzt Grundrechte “bis auf weiteres” (de facto bis 1945) außer Kraft
Ermächtigungsgesetz wichtigste Grundlage der NS-Herrschaft, ermöglicht Zerschlagung der KPD
05.03.1933
Reichstagswahlen
NSDAP erreicht “nur” 43,9% —> Hitler will Parlament völlig ausschalten
21.03.1933
Tag von Potsdam
Staatsakt zur Eröffnung des neuen Reichstags in Potsdam in Anwesenheit Hindenburgs, großer propagandistischer Gewinn Hitlers bzw. der NSDAP
23.03.1933
Ermächtigungsgesetz (Gesetz zur Behebung der Not von Volk und Reich)
wird gegen SPD mit Zweitdrittelmehrheit beschlossen
Inhalt:
Reichregierung erhält auch legislative Macht
Gesetze können von der Verfassung abweichen wenn sie sich nicht gegen Reichstag, Reichsrat und Reichspräsidenten wenden, zweite wichtige Grundlage der NS-Diktatur
Reichstagsbrandverordnung und Ermächtigungsgesetz schaffen Doppelstaat
Normalstaat der sich an Gesetzte hält und Maßnahmenstaat der durch Gesetze den Staat willkürlich umformt —> keine Rechtsstaatlichkeit
Maßnahmen mit denen Hitlers zwischen Mai 1933 und August 1934 den totalitären Staat schuf.
Grundlage: Reichstagsbrandverordnung + Ermächtigungsgesetz
Maßnahmen:
Zerschlagung der Gewerkschaften
Auflösung der Parteien
Gleichschaltung der Länder
Neuordnung des Berufsbeamtentums
Schaffung und Ausbau von Parteiorganisationen
Ausbau des Führerstaates (Polizei, Partei, Justiz, Gleichschaltung von Literatur und Kunst)
Legalisierung der Röhm-Morde
Vereinigung des Reichspräsidenten und des Kanzleramtes
Totalitarismus
Herrschaftsform: Diktatur, umfasst alle gesellschaftlichen und politischen Bereiche. Reglementiert, kontrolliert und lenkt; erlaubt keinen staatsfreien Lebensbereich und unterdrückt jede freie Willensäußerung.
Charakteristika:
totalitäre Ideologie
Politisierung und Uniformierung des gesellschaftlichen Lebens
Gleichschaltung aller gesellschaftlichen und politischen Kräfte
Einparteiensystem
Führerprinzip
Rechtfertigung: Erforderlich zur Existenzsicherung einer Gruppe/eines Volkes gegenüber inneren und äußeren Gefahren.
Die NS-Ideologie
Voraussetzungen
Nationalismus
Militarismus
Rassenlehre
Obrigkeitsstaatliches Denken
Grundpinzipien
Ewiger Kampf um Lebensraum
Krieg = Naturzustand
Oberstes Ziel des Staates: Schaffung günstiger Voraussetzungen für den Lebenslampf und dessen Durchführung
NS-Moral: Der Zweck heiligt die Mittel, alleinige Bindung an die Prinzipien der NS-Ideologie bzw. den Führer
Der Staat ist nur Mittel zum Zweck
Elitendenken (Herrenrasse)
Grundlagen des Führerstaates
allein Wille des Führers gilt
alle staatlichen und parteilichen Institutionen sind auf ihn ausgerichtet
absolute Befehlsgewalt
bedigungsloser Gehorsam nach oben
Führer unterliegt keinerlei Bindung durch Staat —> Staat = Mittel zum Zweck in seiner Hand
vom Schicksal auserkoren
unfehlbar, es gibt keine Zweifel an ihm, keine Kritik
Führerkult
charakteristisches Element des Führerstaates
Maßlose Überhöhung und Verherrlichung des Führers
spricht ihm charismatische, mystische, übermenschliche Kräfte zu
unterstellt Unfehlbarkeit und macht Opposition bzw. Kritik zu “volksschädigendem Verhalten”
wird zu Religionsersatz, pseudireligiöser Charakter des Führers (von Gott gesandt usw.)
Gleichschaltung der Bevölkerung
durch lückenloses Netz vertikaler Parteiinsitutionen
alter- und berufsbezogene Partei Organisationen (HJ, BdM, RAD, DAF, NS-Berufsverbände)
fast perfektes Überwachungssystem, gab niemandem die Möglichkeit sich auf Dauer der ideologisch-politischen Indoktrination zu entziehen
fordert bedigungslose Ein- und Unterordnung des Einzelnen
Erziehung des Deutschen zum Typus
wichtigstes Ziel der NS-Führung: “rassisch hochwertiges Erbgut”
neuer Mensch mit ausgeprägtem rassisch-völkischen Bewusstsein
sollte völlig in NS-Gemeinschaft aufgehen, Grundlage für das “Germanische Reich”
schulische Erziehung, strikt ausgeübtes Informationsmonopol
ideologische Vereinnahmung
bombastische NS-Kundgebungen, Massenveranstaltungen und emotionalisierende Reden
Die NS-Wirtschaft
Übergeordnete Ziele:
rasche Schaffung von Arbeitsplätzen
propagandistischer Gewinn
“Wehrhaftmachung” Deutschlands
Reichsarbeitsdienst
all. Wehrpflicht
Sicherung notwendiger Rohstoffe
Preis-und Lohnstopp
Förderung der Rüstung, rüstungsrelevanter Forschung
völlige Kontrolle der Landwirtschaft
Rolle der Frau als “Sachwalterin des Hauses”
Bewertung:
NS-Wirtschaft ist nur Mittel zum (politischen Zweck)
nur auf kurzfristige Erfolge/Ziele ausgerichtet
Rüstungswirtschaft
Lebensstandard der Masse verbesser sich nicht
Hitlers außenpolitischer Stufenplan
Hitler wollte Deutschland als Weltmacht etablieren —> Stufenplan
Erringung der Macht im inneren und Stabilisierung als Grundlage für machtbewusste Außenpolitik
Hegemonie in Zentraleuropa, durch Kontinentalimperium, Ziel des Krieges laut NS Propaganda = einheitliches Europa, unter Kontrolle des Deutschen Reichs
Gewinnung eines kolonialen “Ergänzungsraums” in Afrika
Entscheidungskampf um die Weltherrschaft zwischen USA und Deutschland, Bündnis mit “germanischem” GB, Neutralität Japans
—>Scheitern des Stufenplans durch Kriegseintritt GB’s
NS-Außenpolitik 1933-36
1933
Übergeordnetes Ziel: “Eroberung von neuem Lebensraum im Osten” und “rücksichtslose Germanisierung”
Verlängerung des Berliner Vertrags
Konordat mit dem Vatikan: innere Autonomie der Kirche, beschränkt sich auf Religion, Kultur und karitative Anliegen
Reichstagsrede Hitlers: gibt sich friedliebend, respektiert die nationalen rechte anderer Völker, will Versailler-Vertrag einhalten
Austritt Deutschlands aus dem Völkerbund
1934
Deutsch-polnischer Nichtangriffspakt
1935
Wiedereingliederung des Saarlandes
Wiedereinführung der all. Wehrpflicht —> Verstoß gegen Versailler Vertrag, Beschwichtigungsrede Hitlers
Deutsch-britisches Flottenabkommen —> soll Wettrüsten verhindern
1936
Besetzung des entmilitarisierten Rheinlands, Verstoß gegen Versailler Vertrag, Beschwichtigungsrede Hitlers
Hitler und Mussolini verkünden “Achse Berlin-Rom)
Abkommen zwischen Deutschland und Japan (gegen kommunistische Internationale)
Grundzüge der NS-Außenpolitik
Oberste Ziele: Lebensraum, Rassenpolitik, Weltmacht
Krieg als “legales” Mittel von Anfang an eingeplant
Schaffung vollendeter Tatsachen, Verstöße gegen VV
Zweigleisige Politik (Maßnahmen, friedliebende Äußerungen)
Falsche Einschätzung des Westmächte
—> Zweiter Weltkrieg
Die Zeit der Blitzkriege
Polenfeldzug 01.-18.09.1939: Aufteilung Polens zwischen Deutschland und der UdSSR in West und Ostpolen
Besetzung Dänemarks, Norwegens (April-Juni 1940) -> Sicherung schwedischer Erzimporte
Westfeldzug: 10.05.-22.06.1940: Besetzung Hollands, Belgiens und Luxemburgs, Vorstoß durch die Ardennen (Operation “Sichelschnitt”), Kapitulation Frankreichs, Zweiteilung (Nordfrankreich und Antlantikküste besetzt durch deutsche Truppen), Südfrankreich wird von Marschall Pétain in Vichy verwaltet (Vichy Regime)
Luftschlacht um England (Juli-November 1940): geht unentschieden aus, England kann nicht besetzt werden, erster entscheidender Rückschlag
Die Ausweitung des Krieges
Balkanfeldzug (Jugoslawien und Griechenland, April-Juni 1941)
Afrikafeldzug (Februar 1941- September 1942) zur Unterstützung Italiens gegen GB
Beginn des Ostfeldzuges (22.06.1941): Große Anfangserfolge, die der frühe Winter beendet
Kriegseintritt Japans und der USA (08.12.1941) durch japanischen Angriff auf Pearl Habor (Hawaii)
Rückzug und Niederlage
Zweite Phase des Afrikafeldzuges (Sep. 1942-Mai 1943): wachsende logistische Probleme, Kapitulation 12.05.1943, danach Angriff der Alliierten von Sizilien aus auf die “Festung Europa”
Niederlage im Osten (1942-1944): nach Stalingrad (2.2.1943) permanenter Rückzug
Ausrufung des “totalen Kriegs” durch Goebbels (18.3.1943)
Kriegsende (1944/45): Bombenkrieg gegen deutsche Städte, Landung der Alliierten in der Normandie (06.06.1944)
Bedingungslose Kapitulation (08.05.1945)
Der Unrechtscharakter des Dritten Reiches
Politische Gegner, ehtnische, religiöse, rassische Minderheiten
“Volksschädlinge”
“Ballastexistenzen”
Fremdarbeiter
->KZ, Misshandlungen, Ermordung, extreme Lebenssituationen
Hetze und Terror
Nürnberger Gesetze
systematische Einengung des Lebensraums
“Endlösung” in den Konzentrationslagern in Polen
->”Endlösung” durch Massenvernichtung (Holocaust)
Behandlung nach “rassischer Wertigkeit”
Liquidierung der ruddischen und plnischen Oberschicht
Versklavung der Völker im Osten Europas
->Germanisierung, Versklavung oder Vernichtung
Die Nürnberger Gesetze
16.09.1935 Erlass der Nürnberger Gesetze
schufen pseudorechtliche Grundlage der Judenverfolgung
Reichsbürgergesetz bestimmte das nur Reichsbürger (=Staatsangehörige “deutschen oder artverwandten Blutes") die vollen politischen Rechte besitzen
verbot Eheschließung zwischen Juden und deutschen Staatsbürgern
bereits bestehende Ehen mussten aufgelöst werden
Judenverfolgung
lässt sich in 4 Phasen unterteilen:
Hetze und Terror (Reichsprogomnacht)
Nürnberger Gesetze —> schufen pseudorechtliche Grundlage für Judenverfolgung im Dritten Reich
systematische Einengung des Lebens- und Freiheitsraums
“Endlösung” (Holocaust=Massenvernichtung) —> Wannseekonferenz —> KZ’s in Polen
Der Widerstand
Ursachen:
Abschaffung der Demokratie
Verfolgung Andersdenkender und Minderheiten
Missachtung menschlicher Freiheit und Würde
Krieg
Formen:
Verweigerung von Befehlen
Sabotage, Verteilung von Flugblättern
Anbringen von Wandparolen
Attentatsversuche
Sozialistischer Widerstand
Widerstand von Anfang an
kleine, nichtvernetzte Widerstandsgruppen
Mittel: Verbreitung illegaler Publikationen, Sabotage, Gewaltakte, Kampf aus dem Exil
hohe Verluste
Militärischer Widerstand
zunächst Zusammenarbeit mit NS
entsteht Ende der 30er Jahre
wächst mit militärischen Niederlagen
aktiver Kern um v. Stauffenberg
Widerstand der SPD
Widerstand nach anfänglicher Fehleinschätzung
kleine Diskussionsgruppen
Planung für die Zeit nach Hitler
Widerstand der Parteiführung aus dem Exil
kein geschlossener, effizienter Widerstand
Gewerkschaftlicher Widerstand
zunächst zurückhaltend
keine Geschlossenheit
enge Verbindungen zur SPD, kein gemeinsames koordiniertes Vorgehen
Bürgerlicher Widerstand
abwartend o. pos. Einstellung zum NS
Widerstandsgruppen seit Mitte der 30er Jahre
Beschäftigung mit ethischen, moralischen, gesellschaftspolitischen Themen
kein aktiver Widerstand (Ausnahmne: Goerdeler)
Widerstand: Einzelkämpfer
ca. 40 erfolglose Attentatsversuche auf Hitler
Beispiele: Elser, von Tresckow, von Schlabrendorff
Widerstand der Jugend
zahlreiche, kleine Widerstandsgruppen
Ablehnung des politischen Systems
provokatives Auftreten, Rückzug in Nischen
Proteste, Sabotagen
zielgerichteter Widerstand: Weiße Rose
Kirchlicher Widerstand
zunächst Arrangement bzw. Zustimmung zum NS
Haltung der Kirchenführung nicht entschieden
Pfarrernotbund, bekennende Kirche, Widerstand betreiben viele Einzelkämpfer
kein geschlossenes, entschiedenes Vorgehen bei der Kirche
Erklärungs- und Definitionsmodelle
aufgrund seines spezifischen Charakters schwer einzuordnen
radikale Form der bürgerlich-kapitalistischen Gesellschaft
extreme Variante des Faschismus
totalitäre Herrschaft
Die “Aufarbeitung” des Dritten Reiches
Unmittelbare Nachkriegszeit:
Schulfrage (Kollektivschuld?) —> war “Betriebsunfall”, unglückliche Verkettung verschiedener Faktoren, Freisprechung des “normalen Deutschen” von jeglicher Schuld
50er/60er Jahre
Historiker weisen nach, dass Mehrheit NS Staat unterstützt hat
80er
Streit ob NS-Verbrechen, z.B. mit denen Stalins verglichen und dadurch relativiert werden dürfen
Heute
Konsens, Vergleiche dürfen nicht der Relativierung des Holocaust dienen
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