Welche verschiedenen Arten gibt es ?
Divertikulose, Divertikelkrankheit und Divertikulitis
Divertikulose definition
Divertikelkrankheit
Divertikulitis
Die Divertikulose ist eine Erkrankung des Dickdarms, die meist das Colon sigmoideum betrifft.
Charakteristisch ist das Auftreten hernienartiger Ausstülpungen der Mukosa und Submukosa (sog. Pseudodivertikel) durch Muskellücken der Tunica muscularis.
Als seltenere Form ist hiervon die Coecumdivertikulose mit angeborenen echten Divertikeln abzugrenzen.
Divertikelkrankheit (symptomatische Divertikulose): Sammelbegriff für alle symptomatischen Formen einer Divertikulose (bspw. mit Bauchschmerzen, Stuhlunregelmäßigkeiten)
Divertikulitis: Entzündung eines Divertikels und seiner Umgebung idR akutes Krankheitsbild (Leitsymptome: akute, progrediente Schmerze im linken Unterbauch (Linksappendizitis) und Fieber
Komplizierte Divertikulitis: Divertikulitis mit Perforationen, Fisteln oder Abszessen
Chronische Divertikulitis: Rezidivierende oder persistierende Entzündung, die zu weiteren Komplikationen führen kann (insb. Fisteln und Stenosen)
Ätiologie
Ungünstige Ernährung
Bewegungsmangel
Übergewicht bzw. Adipositas
Zigarettenrauchen
Alkoholkonsum
Chronische Obstipation
Entstehung und Verlauf der Divertikulose sind von mehreren Risikofaktoren abhängig, die größtenteils beeinflussbar sind!
Klassifikation
Pathogenese der Divertikelbildung
Verdickung der Darmwandmuskulatur
Bindegewebsschwäche
Veränderung von Gehalt, Zusammensetzung und Verknüpfung der Bindegewebsfasern
Gestörter Metabolismus der extrazellulären Matrix
Enterische Neuropathie
Störungen der Kolonmotilität bzw. -sensitivität
Wie entsteht Divertikulitis
weitere folgen der Divertikulose
Kompression der versorgenden Blutgefäße durch Pseudodivertikel → Minderversorgung der Schleimhaut → Entzündung → Divertikulitis
Verengung des Divertikelhalses bzw. Stuhlretention (Kotsteine) → Erhöhter intraluminaler Druck → Ulzerationen bzw. Erosionen der Divertikelwand → Mikro- oder makroskopische Perforation
Arrosionen im Randbereich der Divertikel → Blutungen
Arrosion im Bereich der A. mesenterica inferior → Blutungen im Colon sigmoideum, Colon descendens, Colon transversum oder oberen Rektum
Leitsymptome Divertikulitis
Leitsymptome
Akute, progrediente Schmerzen im linken Unterbauch (sog. Linksappendizitis)
Fieber
Sonderfälle: Zökumdivertikulitis (Schmerzlokalisation im rechten Unterbauch) oder anders lokalisierte Divertikel (bspw. prävesikaler Schmerz)
Weitere Symptome
Stuhlveränderungen (Obstipation/Diarrhö)
Flatulenz
Übelkeit, Erbrechen
Peritoneale Reizung (lokale Abwehrspannung)
Blut im Stuhl
Bei alten oder immunsupprimierten Patient:innen kann die Ausprägung der Beschwerden sehr milde sein!
Divertikulitis Untersuchung des Abdomens
Untersuchung des Abdomens
Evtl. lokalisierte Druckschmerzhaftigkeit mit ggf. walzenförmiger Resistenz im linken Unterbauch
Akutes Abdomen mit lokaler oder generalisierter Abwehrspannung und Loslassschmerz: Verdacht auf Perforation mit peritonealer Reizung
Digital-rektale Untersuchung: Ggf. Schmerzen bei tiefem Sitz der Divertikulitis
Messen der Körpertemperatur: Typischerweise >37,5 °C
Laboruntersuchung
Leukozyten↑
CRP↑
Urinstatus: Liefert Hinweise auf Differenzialdiagnosen wie Urolithiasis oder Harnwegsinfekte
Bildgebung
Abdomensonografie: Methode der 1. Wahl bei V.a. Sigmadivertikulitis
Direkter Nachweis entzündeter Divertikel
Echoarme Darmwandverdickung auf >5 mm mit Aufhebung der Wandschichtung und ggf. Kokarden-Phänomen
Entzündliche Fettgewebsreaktion in der Umgebung
Ggf. Nachweis freier Flüssigkeit oder eines Abszesses
Kontrastmittelgestütztes CT-Abdomen: Indiziert, wenn sonografischer Befund nicht ausreicht
Durchführung: Kontrastmittelgabe erfolgt i.d.R. rektal, oral und i.v.
Befund
Entzündliche Schwellung und Wandverbreiterung, Fettgewebsimbibierung
Freie Luft bei Perforation
Vorteile: Hochsensitiver Nachweis der Divertikel und Ausschluss von Komplikationen (Abszess, Fistel, Perforation)
Röntgen: Bei Vorliegen eines akuten Abdomens
Eine Koloskopie sollte in der Akutphase einer Divertikulitis wegen der Perforationsgefahr vermieden werden!
Differentialdiagnose
Chronisch-entzündliche Darmerkrankungen
Colitis ulcerosa
Morbus Crohn
Akute entzündliche Darmerkrankungen
Bakterielle Durchfallerkrankungen
Appendizitis
Reizdarmsyndrom
Therapie
Nahrungskarenz, parenterale Ernährung und Flüssigkeitssubstitution
Bedarfsgerechte Analgesie
Metamizol
Opioide: Bei starken Schmerzen zur Akuttherapie (vorzugsweise aufgrund geringerer Spasmogenität Pethidin)
Je früher und schwerer die Erstmanifestation einer Divertikulitis, desto größer die Wahrscheinlichkeit, dass im weiteren Krankheitsverlauf eine operative Therapie erforderlich wird!
Antibiotikum: MUC (Metronidazol, Cerfuroxim, Unacid)
Appendizitis definition
Die Appendizitis ist eine Entzündung der Appendix vermiformis (wurmartiges Anhängsel des Zäkums) und eine der häufigsten Ursachen des akuten Abdomens. Sie tritt vermehrt im Kindes- und Jugend- bzw. jungen Erwachsenenalter auf. Ätiologisch liegt ihr oft eine Obstruktion mit Entleerungsstörung der Appendix zugrunde.
Häufigste Ursache für akutes Abdomen
Ursachen
Mögliche Ursachen für Obstruktion des Appendixlumens
Koprolithen (Kotstein)
Lymphatische Hyperplasie
Benigne/maligne gastrointestinale Tumoren oder Fremdkörper
Typische Erreger
Escherichia coli
Pseudomonas aeruginosa
Klebsiella pneumoniae
klassifikation
Unkomplizierte akute Appendizitis
Katarrhalisch : Hyperämie der Appendix, Ödembildung (reversible Phase)
Seropurulent: Histopathologisch tiefere Ausbreitung der Entzündung in alle Wandschichten, makroskopisch Rötung und Verdickung
Komplizierte akute Appendizitis
Ulzerophlegmonös: Histopathologisch diffuse entzündliche Veränderungen der gesamten Appendixwand, makroskopisch fibrinös-eitrige Beläge und endoluminale Ulzerationen
Gangränös: Histopathologisch nekrotisierende Entzündung, makroskopisch livide Verfärbung
Perforiert
Gedeckte Perforation mit Perityphlitis, ggf. perityphlitischer Abszess
Freie Perforation mit diffuser Peritonitis
wie kann es zu einer appendizitis komen
Obstruktion des Appendixlumens → Entleerungsstörung der Appendix vermiformis, Sekretstau → Bakterielle Vermehrung, Druck in Lumen und Darmwand ↑ → Inflammation, Thrombose kleiner Gefäße, Lymphstau → Ischämie mit möglichen Folgekomplikationen
symptome
Schmerz
Zunächst diffuse epigastrische/periumbilikale Schmerzen (viszeraler Schmerz )
Schmerzwanderung in den rechten Unterbauch nach ca. 4–24 h (somatischer Schmerz )
Objektive Zeichen: Schonhaltung (gebeugte Hüfte), Erschütterungsschmerz
Vegetative Symptomatik
Inappetenz
Wind- und Stuhlverhalt
Fieber, Schüttelfrost
Sonderfälle
Perforation: Ggf. vorübergehende Schmerzreduktion mit anschließend diffusem Bauchschmerz bei Peritonitis
Ungewöhnliche Schmerzlokalisation
Lagevarianz der Appendix (bspw. retrozäkal) mit veränderter Schmerzlokalisation
Bei Schwangeren kann der Schmerz höher lokalisiert sein
Atypische Symptomatik: Bei Älteren oder Kindern kann die Klinik geringer oder untypisch ausgeprägt sein (siehe: Appendizitis - Besondere Patientengruppen)
Veränderungen:
Infiltration des Gewebes durch neutrophile Granulozyten
Je nach Stadium Ulzerationen und Wandnekrosen
diagnostik durch
Anamnese: typische symptome
Abdomenuntersuchung: Auskultation, Palpation, Appendizitiszeichen prüfen
Druckschmerz im rechten Unterbauch
Abwehrspannung
Schmerzauslösung durch Erschütterung
Körpertemperatur messen: Axillo-rektale Temperaturdifferenz ≥1 °C
Ggf. digital-rektale Untersuchung (DRU)
Entzündungsparameter: Leukozytose, CRP Erhöhung
Urinstatus
Sonographie: appendixdurchmesser >6mm, wandverdickung, flüssigkeit um die appendix, appendix nicht komprimierbar, bei perforation: freie intraabdominelle luft
Appendizitiszeichen, schmerzhafte druckpunkte
differentialdiagnose
Gastroenteritis (häufige Differenzialdiagnose!)
Chronisch-entzündliche Darmerkrankung
therapie
Der V.a. eine Appendizitis rechtfertigt im Regelfall eine operative Therapie! „If in doubt, take it out!“
Kalkulierte Antibiotikatherapie bei unkomplizierter bis perforierter Appendizitis mit lokalisierter Peritonitis
Cephalosporin der 2. Generation + Metronidazol
rektumkarzinom definition
Das kolorektale Karzinom umfasst Karzinome des Kolons (≥16 cm oral der Anokutanlinie) und des Rektums (<16 cm entfernt von der Anokutanlinie). Prädisponierend sind genetische Faktoren (z.B. HNPCC), Ernährungsstil und verschiedene assoziierte Erkrankungen. Da die meisten kolorektalen Karzinome aus Adenomen entstehen (95%), spielen koloskopische Vorsorgeuntersuchungen eine große Rolle in der Prävention (entfernung der polypen). Klinisch zeigen sich meist nur unspezifische oder gar keine Symptome – ein rektaler Blutabgang sollte jedoch immer an die Möglichkeit eines kolorektalen Karzinoms denken lassen.
lokalisation
Rektum: 50%
Colon sigmoideum: 30%
Colon transversum und Colon descendens: 10%
Zäkum und Colon ascendens: 10%
prädisponierende Faktoren
protektive faktoren
pathologie
metastasierung: lymphogen und hämatogen -> primär in die leber, auch: skelett und gehirn
TNM
Diagnostik
bei unklaren befunden, fernmetastasen: ct von abdomen, becken und oder thorax
abhängig von TNM
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