Erklärung und Unterschiede von
Leistungsfeststellung = Leistungserhebung
Leistungsbeurteilung = Leistungsbewertung
Informationsfeststellung
Leistungsfeststellungen (LF):
z.B. Mitarbeit, Prüfungen, Schularbeiten
Sie sollen SuS zu sachlich begründeter Selbsteinschätzung hinführen. Sie haben so in den Unterricht eingebaut zu werden, dass alle SuS Nutzen daraus ziehen können.
Die Begriffe Leistungsermittlung, Leistungsfeststellung und Leistungserhebung werden in der Literatur synonym verwendet und fokussieren die Tätigkeit des Feststellens und Festhaltens der Leistungen von Schülerinnen und Schülern. Sie ist nicht automatisch mit dem Zweck der Benotung verbunden. In dieser Handreichung wird durchgehend der Begriff „Leistungserhebung“ verwendet.
Leistungsbeurteilung (LB):
LF bilden die Grundlage der Leistungsbeurteilung, die üblicherweise in Form von Noten erfolgt. Sie muss sachlich fundiert sein und die Art der Bekanntgabe der SuS nicht in ihrer Selbstachtung beeinträchtigen oder entmutigen.
Informationsfeststellung (IF):
Sie dürfen nicht zur Beurteilung der Leistungen von SuS herangezogen werden. Sie dienen lediglich der Information der Lehrpersonen darüber, auf welchen teilgebieten die Lehrziele erreicht wurden und wo ergänzender Unterricht notwendig ist. IF haben von Lehrpersonen im vorhinein als solche deklariert zu werden.
Wann dürfen Leistungsfeststellungen (LF) stattfinden, wann nicht?
LF finden nicht an den letzten drei Unterrichtstagen vor einer Beurteilungskonferenz statt.
Außer wegen wichtigen Gründen durch Zustimmung der Schulleitung (wenn z.B. Krankheit)
Was sind die Inhalte bzw. der Stoff von Leistungsfeststellungen (LF)?
nur der Lehrstoff vom Lehrplan, der im Unterricht behandelt wurde
Was sind Formen der Leistungsfeststellung (LF)?
Sind sie alle gleichwertig zu beurteilen?
Mitarbeit
mündliche Prüfungen und Übungen
Schularbeiten und schriftliche Überprüfungen
besondere praktische LF
besondere graphische LF
Sie sind grundsätzlich alle gleichwertig, jedoch ist die Anzahl, der stoffliche Umfang und der Schwierigkeitsgrad zu berücksichtigen (weshalb dann oft Schularbeiten ein größeres Gewicht in der Notengebung schlussendlich haben als die Mitarbeit beispielsweise)
Was zählt alles zur Mitarbeit?
Wie wird Mitarbeit gewertet bzw. muss es beurteilt werden?
alle Leistungen im Unterricht und auch die Hausüung!
Mitarbeit darf keinenfalls weggelassen werden (Mitarbeit ist Pflicht und nur wenn sie für eine Benotung nicht ausreicht, dürfen andere LF herangezogen werden)
Was versteht man beispielsweise unter besonderen praktischen LF und besonderen graphischen LF?
Was tun, wenn über 50 % eine 5 schreibt?
z.B. Arbeiten am Computer, projektorientierter Unterricht
praktische LF: in Form von praktischen Prüfungen; dabei ist auf Fehler während der Prüfung direkt hinzuweisen
graphische LF: in Naturwissenschaften sind sie gleichgestellt mit schriftlichen LF
Wenn hierbei mehr als 50 % der Klasse ein “Nicht genügen” hat, dann wird die LF einmal wiederholt; Wenn eine Wiederholung nicht möglich ist, dann wird die graphische LF als eine Informationsfeststellung (IF) behandelt (also wird nicht für die leistungsbeurteilung herangezogen)
schriftliche Prüfungen
Was versteht man darunter?
Wann bekanntgeben?
Wann darf man keine schriftlichen prüfungen machen?
Wie lange dürfen solche schriftlichen Prüfungen dauern?
Gesamtarbeitszeit aller schriftlichen Prüfungen in einem Semester
Korrektur
in welchen Fächern möglich?
Tests und Diktate
Sie umfassen ein in sich abgeschlossenes kleineres Stoffgebiet
spätestens 2 Tage vorher bekannt geben, nicht direkt nach 3 freien Tagen
Dauer: Unterstufe (MS und AHS) max. 15 Min.
Oberstufe AHS max. 20 Minuten
sonst max. 25 Minuten
Gesamtarbeitszeit: MS 30 Min., AHS Unterstufe 30 Min., AHS Oberstufe 50 Min., sonst 50 bzw. 80 Min.
nicht zwei oder sogar mehr Schularbeiten bzw. schriftliche Prüfungen am selben Tag erlaubt
innerhalb 1 Woche korrigiert den SuS zurückgeben
nicht in allen Fächern sind schriftliche Prüfungen zulässig (Werken etc.) und auch nicht in Schularbeiten-Fächern
Unterschied schriftliche Prüfungen und schriftliche Mitarbeitsfeststellungen
schriftliche Prüfungen: Sie umfassen ein in sich abgeschlossenes kleineres Stoffgebiet
schriftliche Mitarbeitsfeststellungen: behandeln ein Stoffgebiet nicht umfassend, sondern lediglich punktuell
Was sind Grundsätze der Leistungsbeurteilung?
gerecht
sachlich
objektiv
unabhängig von Beurteilung anderer SuS (Vergabe von Schulnoten nicht in Abhängigkeit der durchschnittlichen Klassenleistungsfähigkeit)
Verhalten darf nicht in die Leistungsbeurteilung einbezogen werden!
Darf das Verhalten in die Leistungsbeurteilung einbezogen werden?
Nein!
Vorgetäuschte Leistungen = “Schwindeln”
Wie beurteilen?
Wie nachholen?
dürfen nicht mit “Nicht genügend”, sondern überhaupt nicht beurteilt werden
—> versäumte Schularbeit —> muss nachgeholt werden
Versuch eines SuS zu Schummeln wird von LP verhindert, muss SA fortgesetzt und beurteilt werden
Laut Schulunterrichtsgesetz sind vorgetäuschte Leistungen sind nicht zu beurteilen. Die Lehrkraft hat die unerlaubten Hilfsmittel unverzüglich abzunehmen. Wenn die Hilfsmittel noch nicht eingesetzt worden sind, ist die Leistungsfeststellung fortzusetzen. Wurden jedoch die Hilfsmittel schon eingesetzt, so ist die gesamte Leistung als vorgetäuscht anzusehen und es tritt die Rechtsfolge der Nichtbeurteilung ein.
Note beeinspruchen?
Note ausbessern?
—> Also kann sich ein/e SuS freiwillig prüfen lassen?
Noten können nicht beeinsprucht werden
aber: bei Nichtberechtigung zum Aufsteigen kann man Widerspruch bei zuständiger Schulbehörde einbringen
Note mit mündlicher Prüfung einmal im Semester ausbessern (max. 15 Minuten) —> fließt in Gesamt-Leistungsbeurteilung ein
kann nicht nur negative Leistungen ausbessern (also wenn davor nur 5er und dann 4er in dieser mündlichen kleinen prüfung, dann bessert sie nicht unbedingt die Gesamt-Note auf eine 4 aus)
Jede/r SuS hat grundsätzlich einmal im Semester das Recht, eine mündliche Prüfung abzulegen. Dies wird als sogenannte Wunschprüfung laut LBVO bezeichnet. Voraussetzung dafür ist aber, dass sich der/die SuS bei der Lehrkraft rechtzeitig angemeldet hat, dass eine Abhaltung innerhalb der noch zur Verfügung stehenden Zeit vor der Notenkonferenz möglich ist. Diese Prüfung ist aber - wie sie fälschlicherweise oft bezeichnet wird - keine “Entscheidungsprüfung” und ein/e SuS kann durch eine positive Absolvierung dieser Prüfung nicht zwingend zu einer positiven Jahresbeurteilung kommen. Der “Wunschprüfung” kommt nach wie vor keine erhöhte Gewichtung im gefüge der Leistungsfeststellungen zu, denn es handelt sich um eine mündliche Prüfung und die Gewichtung kann nur nach den Vorgaben der LBVO erfolgen.
Zeugnisnote
Alle im gesamten Unterrichtsjahr erbrachten Leistungen sind zu berücksichtigen
Dem zuletzt erreichten Stand ist größeres Gewicht zuzumessen!
Wie sind die Schulnoten definiert?
a) Erfassung und Anwendung des Lehrstoffs
b) Durchführung der Aufgaben
c) Eigenständigkeit des/der SuS = eigenen Standpunkt beziehen
d) Selbstständigkeit der Arbeit = anleitungsfreies Arbeiten = selbstständige Anwendung des Wissens und Könnens
Ist das Nacharbeiten verpasster Schulübungen zuhause rechtswidrig? Oder das Nacharbeiten am Nachmittag in der Schule?
Schüler dürfen nur dann außerhalb der Unterrichtszeit an der Schule zur Nachholung der versäumten Pflichten herangezogen werden, wenn es sich um solche Aufträge handelt, die ausschließlich an der Schule erfüllt werden können (bspw das Nachholen von Versuchen im Chemieunterricht, für die die Einrichtungen in der Schule benötigt werden). Das aus der Praxis bekannte „Nachsitzen“ als Strafmaßnahme ist im Regelfall rechtlich nicht gedeckt. Da Hausübungen schon nach dem Wortlaut grundsätzlich zu Hause zu erledigen sind, wird in den meisten Fällen ein Zurückbehalten eines Schülers nach Unterrichtsende zum Zweck der Nachholung von nicht erledigten Hausübungen unzulässig sein. Hat ein Schüler im Unterricht gefehlt (bspw wegen einer Erkrankung), so wird vom Lehrer in der Praxis häufig das Nachholen sämtlicher während seiner Fehlzeit aufgetragenen Hausübungen gefordert. Eine solche Verpflichtung ist jedoch rechtlich nicht gedeckt, es finden sich nirgendwo Hinweise auf eine Pflicht zur Nachholung.
Wann muss eine Schularbeit nachgeschrieben werden?
Gemäß § 7 Abs. 9 der Leistungsbeurteilungsverordnung ist grundsätzlich eine Schularbeit nachzuholen, wenn mehr als die Hälfte der Schularbeiten pro Semester versäumt wurden. Sind also beispielsweise in einem Gegenstand drei Schularbeiten je Semester vorgesehen und eine davon wird versäumt, ist diese nicht nachzuholen. Werden jedoch zwei oder mehr Schularbeiten versäumt, ist im Regelfall genau eine nachzuschreiben.
Eine Ausnahme hiervon besteht bei Schularbeiten in der Oberstufe der AHS, BAfEP und der BASOP. Ist pro Semester mehr als eine Schularbeit lehrplanmäßig vorgesehen, müssen jedenfalls so viele Schularbeiten nachgeholt werden, dass zumindest zwei Schularbeiten mitgeschrieben wurden.
Was ist eine Feststellungsprüfung?
Wenn durch ein längeres Fernbleiben (entschuldigt oder unentschuldig) der Schüler bzw. des Schülers eine sichere Leistungsbeurteilung in einem Gegenstand zum Ende des Unterrichtsjahres nicht möglich ist, ist eine sog. "Feststellungsprüfung" durch die Schulleitung anzusetzen (§ 20 Abs 2 SchUG). Der Termin der Prüfung ist zumindest zwei Wochen vor dem Tag der Prüfung durch die Schulleitung mitzuteilen. Wenn die Schülerin bzw. der Schüler entschuldigt dem Unterricht (zB aufgrund einer längeren Krankheit) ferngeblieben ist und daher zu erwarten ist, dass die Feststellungsprüfung nicht positiv abgelegt werden kann, so ist die Prüfung durch die Schulleitung auf eine sog. "Nachtragsprüfung" zu stunden. Wenn die Schülerin bzw. der Schüler aber selbst verschuldet gefehlt hat (zB geschwänzt hat), dann ist die Stundung der Feststellungsprüfung ausgeschlossen. Tritt die Schülerin bzw. der Schüler nicht zur angesetzten Feststellungsprüfung am Ende des Unterrichtsjahres an, folgt eine Beurteilung des betreffenden Gegenstandes mit "nicht beurteilt". Wird die Feststellungsprüfung negativ beurteilt, besteht die Möglichkeit zur Wiederholungsprüfung am Beginn des neuen Unterrichtsjahres anzutreten.
Pädagogischer Leistungsbegriff
Leistungsbeobachtung
Schülerinnen und Schüler zeigen in verschiedenen unterrichtlichen Situationen Leistungen und Kompetenzen, die in Bezug zu einer bestimmten Kompetenzerwartung stehen und im Sinne des pädagogischen Leistungsbegriffs von der Lehrkraft erfasst werden. Dies erfordert eine bewusste und systematische Wahrnehmung und Dokumentation aller Aspekte von Leistung im Unterricht.
Leistungsdokumentation
Auf der Basis von systematischen Leistungsbeobachtungen entstehen regelmäßig datierte Leistungsdokumentationen. Diese dienen als Grundlage für die Bestimmung des Lernstands und unterstützen die individuelle Förderung der Schülerinnen und Schüler. Außerdem ist die Dokumentation unverzichtbar für die anschließende Leistungsbewertung.
Leistungsmessung
Leistungsmessungsverfahren unterliegen testtheoretischen Gütekriterien einer Messung (Objektivität, Reliabilität und Validität). Dies betrifft standardisierte Testverfahren (z. B. VERA, PISA). Leistungserhebungen, die regelmäßig im Unterricht durchgeführt werden (Leistungsnachweise), müssen diesen Anforderungen im wissenschaftlichen Sinne nicht entsprechen.
Lern- und Leistungssituation
Lernsituationen unterscheiden sich deutlich von Leistungssituationen. Während für gelingende Lernprozesse Fehler als Chance gesehen werden, versucht man in Leistungssituationen Fehler zu vermeiden. Entsprechend braucht kompetenzorientierter Unterricht sowohl Aufgaben für Lern- als auch Leistungssituationen.
“Standard” versus “Standard AHS”
Ab der 6. Schulstufe wird bei der Beurteilung in Deutsch, Mathematik und Lebende Fremdsprachen zwischen zwei leistungsniveaus (Standard und Standard AHS) unterschieden.
Standard
Standard AHS
= AHS Unterstufe
1
2
3
4
5
Wenn man in Standard eine 1-2 hat, wechselt man zu Standard AHS (3-4).
Wenn man in Standard AHS eine 5 hat, wechselt man zu Standard (3)
Ergänzende Rückmeldung
Zusätzlich zur Beurteilung mit Ziffernnoten werden durch die folgenden besonderen Elemente die Stärken, Fähigkeiten und Talente der Schüler:innen in den Mittelpunkt gerückt:
Ergänzende differenzierende Liestungsbeschreibung (EDL):
Die ergänzende differenzierende Leistungsbeschreibung hält in schriftlicher Form die Leistungsstärken sowie die Lernfortschritte des SuS fest. Sie wird in der 5. bis 7. Schulstufe zusammen mit dem Jahreszeugnis, in der 8. Schulstufe gemeinsam mit der Schulnachricht ausgehändigt.
Kinder-Eltern-LP-Gespräche (KEL-Gespräche):
KEL-Gespräche sind Kinder-Eltern-Lehrpersonen-Gespräche, die regelmäßig stattfinden. SuS führen mit ihren Eltern und Lehrkräften gemeinsam ein Gespräch über Lernerfolge, Lernfortschritte und Lernprozesse. Die SuS werden auf diese Form der Rückmeldung in der Schule vorbereitet. Die KEL-Gespräche stärken das Verantwortungsbewusstsein des SuS und sorgen darüber hinaus für ein wetschätzendes Schulklima.
EDL und KEL-Gespräche
Wesentliche Schritte zur kompetenzorientierten Reifeprüfung
Wesentliche Schritte zur kompetenzorientierten Reifeprüfung sind:
Kompetenzorientierung des Unterrichts und der Prüfungskultur
Erstellung der schulspezifischen Themenbereiche durch die FachlehrerInnenkonferenzen
Entwicklung von kompetenzorientierten Aufgabenstellungen durch die jeweilige Fachlehrkraft
Kompetenzorientierte mündliche Reifeprüfung
Ablauf
Erstellen des Themenpools und der Aufgaben
Durchführung
Bis Ende November der Abschlussklasse:
- Erstellen und Beschließen des Themenpools mit den lernzielorientierten Themenbereichen (mit Fachlehrerkonferenz)
- Bekanntgabe der Themenbereiche für die SuS
Erstellen des Themenpools:
Pro Jahreswochenstunde in der Oberstufe 3 lernzielorientierte Bereiche (z.B. 6 Wochenstunden —> 18 Themenbereiche)
Themenbereiche können klassenspezifisch (Klassenpakete) oder jahrgangsübergreifend sein
Themenbereiche können jährlich verändert werden oder bestehen bleiben
Eine gleichmäßige Verteilung der Themenbereiche auf die einzelnen Schulstufen ist nicht zwingend notwendig. Allerdings müssen aus jeder Schulstufe Themenbereiche in den Themenpool Eingang finden. Ein Themenbereich kann natürlich auch auf unterschiedlichen Schulstufen behandelt werden.
Konkrete Aufgabenstellungen dürfen in den Themenbereichen nicht enthalten sein.
Durchführung:
Vorbereitungszeit = mindestens 20 Minuten
Prüfungszeit = zwischen 10 und 20 Minuten
KandidatInnen ziehen zwei Themenbereiche und entscheiden sich für einen dieser Bereiche. Jede Kandidatin/jeder Kandidat zieht die Bereiche aus dem vollständigen Themenpool. Von der Prüferin/dem Prüfer ist den KandidatInnen dann aus dem gewählten Themenbereich eine kompetenzorientierte Aufgabenstellung vorzulegen.
Die Vorsitzende/der Vorsitzende hat darauf zu achten, dass die Prüfung dialogisch und kompetenzorientiert abläuft.
kompetenzorientierte Aufgabenstellungen
Pro Themenbereich sind mindestens zwei kompetenzorientierte Aufgabenstellungen vorzubereiten, zum Beispiel bei 18 Themenbereichen —> 36 verschiedene Aufgabenstellungen mit gleichwertigem Anspruchsniveau. Ein- und dieselbe Frage darf nicht, auch wenn dies möglich wäre, verschiedenen Bereichen zugeordnet werden.
Die Grundlage von kompetenzorientierten Aufgabenstellungen ist stets das Kompetenzmodell Biologie und Umweltkunde (bzw. Kompetenzmodell Naturwissenschaften).
Für die Überprüfung, ob eine Aufgabenstellung kompetenzorientiert formuliert wurde, empfiehlt es sich die Aufgabenstellung nach den folgenden Kriterien zu prüfen (das sind die kognitiven Anforderungen in Prüfungsaufgaben laut Maier et al. (2010)):
1. Reproduktionsaspekt (Abruf von Wissen)
2. Transferaspekt (Wissen in Beziehung setzen, Wissen anwenden)
3. Problemlösungsaspekt und Reflexion (eigenständiges Einschätzen und Entscheiden)
Kompetenzmodell Biologie
dient als Leitlinie für den Unterricht im Fach Biologie und Umweltkunde
Inhaltsdimension: exemplarische Auflistung der Themenbereiche (siehe Vorschlag „Themenpools“)
7 Basiskonzepte:
- Struktur und Funktion
- Reproduktion
- Kompartimentierung
- Steuerung und Regelung
- Stoff- und Energieumwandlung
- Information und Kommunikation
- Variabilität, Verwandtschaft, Geschichte und Evolution
Anforderungsdimension: Das sind die Niveaus. Jeder dieser Bereiche wird in 5 (bzw. 6) Anforderungsniveaus gegliedert: W1-W5, E1-E5, S1-S6 —> jeweils 5 (bzw. 6) Anforderungsniveaus
Handlungsdimension:
Die dahinter liegende Struktur orientiert sich an der naturwissenschaftlichen Herangehensweise (Wissen organisieren, Erkenntnisse gewinnen, Schlüsse ziehen und gestalten).
In jeder der drei Handlungsdimensionen haben wir 5 Niveaus und nicht W —> E —> S eine Kompetenzniveau-Erhöhung!
Drei Kompetenzbereiche:
- W (Wissensbereich): beobachten, erfassen und beschreiben; Fachwissen aneignen und kommunizieren —> WISSEN ORGANISIEREN
- E (Erkenntnisbereich): untersuchen, bearbeiten und interpretieren —> ERKENNTNISSE GEWINNEN
- S (Transferbereich): bewerten, entscheiden und handeln; Standpunkte begründen und reflektiert handeln —> SCHLÜSSE ZIEHEN
Beispiele für Themenbereiche (Themenpool)
Zellbiologie, Zellteilung, Pflanzenanatomie und -physiologie, Verdauungssysteme, Ausscheidung und Wasserhaushalt, Haut, Immunbiologie, Kreislaufsysteme, mechanischer und chemischer Sinn, Auge und Ohr, Nervenzellen, Nervensystem, Fortpflanzung und Entwicklung des Menschen, Hormonsystem, Molekulargenetik, Klassische Genetik, Humangenetik, Evolution
Definition Kompetenzen nach Weinert (2001)
Kompetenzen sind kognitive Fähigkeiten und Fertigkeiten über die Personen verfügen oder die sie erlernen können, um bestimmte Probleme zu lösen, sowie die damit verbundenen motivationalen, volitionalen und sozialen Bereitschaften und Fähigkeiten, um die Problemlösung in variablen Situationen erfolgreich und verantwortlich zu nützen (Weinert, 2001).
Was sind Operatoren?
Wieso sind Operatoren wichtig, was sind ihre Funktionen?
Seit dem Schuljahr 2014/2015 muss in Österreich sowohl die schriftliche als auch die mündliche Reifeprüfung kompetenzorientiert abgehalten werden —> Bedeutung und richtige Verwendung von Operatoren (sprachliche Anforderungen)
Operatoren
… = handlungsinitiierende Verben in der Imperativform, die konkret zum handlungsorientierten Formulieren der Aufgaben beitragen
… = präzise Aufforderungen bzw. Arbeitsanweisungen, die zu beobachtbaren Tätigkeiten oder Produkten führen.
Die Funktion von Operatoren besteht darin, den Schüler:innen genau zu vermitteln, was sie zu tun haben, ihnen also präzise Handlungsanweisungen zu geben. Operatoren stehen daher im Dienste einer transparenten Struktur und im Interesse der Klarheit einer Prüfungsaufgabe. Sie signalisieren, welche Tätigkeiten beim Bearbeiten von Prüfungsaufgaben erwartet werden
Was sind Kompetenzbereiche der mündlichen Reifeprüfung und was sind Kompetenzbereiche der schriftlichen Reifeprüfung?
Operatoren: Kompetenz, Definition, Beispiele
analysieren
argumentieren
begründen
benennen
beschreiben
beschriften
beurteilen
darstellen
definieren
diskutieren
entwickeln
erklären
erläutern
Unterschied erklären und erläutern
„erklären“ versus „erläutern“:
Erklären: Sachverhalte sollen in einen größeren biologischen Zusammenhang (Theorien, Modelle, Gesetzmäßigkeiten, Regeln und Funktionszusammenhänge) gebracht und begreiflich gemacht werden. —> Vorgang/Theorie/Ablauf erklären bzw. darlegen
Erläutern: Ein Sachverhalt oder eine Abbildung muss zunächst beschrieben und dann erklärt werden. Die Anschaulichkeit und Verständlichkeit befinden sich dabei im Vordergrund. —> Abbildung beschreiben und Vorgang/Theorie/Ablauf anschließend erklären
erörtern
interpretieren
kritische Stellung nehmen
Unterschied zwischen den Operatoren analysieren und interpretieren
„analysieren“ versus „interpretieren“:
Analysieren: Schüler:in soll allgemeine Schlüsse und Ergebnisse objektiv darlegen.
Interpretieren: Erklärungsmöglichkeiten der Analyseergebnisse sollen herausgearbeitet und dadurch eigene Erkenntnisse gewonnen werden
Unterschied zwischen den Operatoren argumentieren, diskutieren und erörtern
„argumentieren“ versus „diskutieren“ versus „erörtern“:
Argumentieren: Darlegung von Begründungen (= Argumenten) unter Einbezug von Beispielen und/oder Vergleichen.
Diskutieren: Pro- und Kontra-Argumente zu einer Sachlage werden gegenübergestellt. Gegenüberstellung führt allerdings nicht zu einer eigenen Stellungnahme
Erörtern: Die objektive Gegenüberstellung von Vor- und Nachteilen führt zu einer eigenen Stellungnahme. Es sollten Themen gewählt werden, die es den Schüler:innen möglich machen, auf Grundlage ihrer Pro- und Kontra-Argumente eine eigene Stellungnahme zu verfassen. Es bieten sich hierbei vor allem aktuelle biologische Themen an, die in den Medien diskutiert werden.
nennen
vergleichen
zeichnen
zusammenfassen
Korreliert Output- und Kompetenzorientierung mit einer objektiveren Leistungsbeurteilung?
Die Hoffnung ist, dass aus einem kompetenzorientierten Unterricht, eine kompetenzorientierte Leistunsgfeststellung folgt und darauf eine kompetenzorientierte Leistungsbeurteilung. Eine solche LB ist kriterienorientiert (durch Bildungsstandards und Kompetenzraster) mit hoher Transparenz, Objektivität und Vergleichbarkeit und orientiert sich ausschließlich an den Kompetenzen der Schüler:innen.
Outputorientierte Steuerungsinstrumente sind Bildungsstandards, Kompetenzmodelle, Zentralmatura etc.
Die Einführung der Bildungsstandards führt dazu, dass die Methoden- und Sozialkompetenz der Schüler:innen bei der Leistungsbeurteilung berücksichtigt wird.
Was fließt neben der erbrachten Leistung noch alles in die Note mit ein?
angenommene Intelligenz
Geschlecht
soziale Herkunft
sprachliches Talent
Auftreten
Aussehen
Beliebtheit
Handschrift
Auskünfte des kollegiums
Erscheinungsbild der Arbeit (Länge und Genauigkeit der Texte etc.)
Reihungseffekte
Auch erhalten Schüler:innen mi gleicher Leistungsfähigkeit unterschiedliche Noten, je nachdem, ob sie sich in leistungsstarken oder leistungsschwachen Klassen befinden (soziale Bezugsnorm).
sachliche Bezugsnorm versus soziale Bezugsnorm
sachliche Bezugsnorm (wünschenswert, aber oft auch problematisch) = Vergleich von Schüler:innenleistungen mit vorab festgelegten Lehrzielen
soziale Bezugsnorm (oft und klassenintern) = Vergleich von Schüler:innenleistungen mit den leistungen der Klassenkolleg:innen
kompetenzorientierter Unterricht —> weniger Orientierung an sozialer Bezugsnorm bei Notenvergabe (NICHT BESTÄTIGTE HYPOTHESE)
5 Prozesse zur Zielerreichung (Kompetenzorientierung —> objektivere LB)
Setzen, Kommunizieren und Angleichen von Erwartungen (individuelle Förderung, Formulierung verbindlicher Standards —> Vergleichbarkeit, Chancengleichheit, Objektivität)
Stimulierung von Entwicklungsanstrengungen durch Datenfeedback
Standardisierung durch Unterstützungsmaßnahmen (Musteraufgaben zu Bildungsstandards, Lehrfortbildungen über Kompetenzraster)
Einbeziehung der Schulpartner:innen
Standardisierung durch schulinterne Koordinierung
Was sind Bildungsstandards und auf was zielen sie ab?
Bildungsstandards legen aus Sicht der Schüler/innen konkret formulierte Lernergebnisse in Form von Könnensbeschreibungen (sogenannte „Can–Do–Statements“) fest, die aus den Lehrplänen der Schularten und Schulstufen abgeleitet wurden. Wie „Gesetze, Verordnungen und Lehrpläne, die vorgeben, wie Schule zu gestalten ist“, gewährleisten Bildungsstandards nichts anderes als „eine gewisse Einheitlichkeit der Bedingungen, unter denen Schülerinnen und Schüler unterrichtet werden“ (Herzog, 2013, S. 12). In Österreich zielen Bildungsstandards seit ihrer Einführung 2008/09 auf eine Veränderung der Unterrichts- und Schulpraxis durch Kompetenzorientierung ab.
Funktionen von Bildungsstandards
Bildungsstandards sollen die kontinuierliche Entwicklung der Fähigkeiten von Lehrerinnen und Lehrern im Bereich Diagnostik und Förderung begünstigen (Förderfunktion) und – infolge ihrer regelmäßigen Überprüfung – durch datenbasierte Rückmeldungen die systematische Schul- und Unterrichtsentwicklung unterstützen (Evaluations- und Schulentwicklungsfunktion). Bildungsstandards „und die auf ihrer Grundlage durchgeführten Kompetenzmessungen decken somit nicht den gesamten Lehrstoff einzelner Unterrichtsgegenstände ab und stellen auch nicht auf den Stand des Unterrichts ab. Sie können daher und dürfen auch nicht als Grundlage für die Beurteilung der Leistungen von Schülern und Schülerinnen herangezogen werden. […] Aus diesem Grund richten sich Bildungsstandards primär an den Lehrer und die Lehrerin, um kompetenzorientierten Unterricht sowie kompetenzorientierte Förderung sicherzustellen“ (Erläuterungen zur Änderung des Schulunterrichtsgesetzes BGBl. I 117/2008).
Die Bildungsstandards dienen vorrangig der nachhaltigen Einführung, Etablierung und Unterstützung der Kompetenzorientierung. Damit einhergehend steht der Wandel in der Planung, Gestaltung und Durchführung von Unterricht und des unterrichtlichen Handelns im Sinne von „teaching to competencies“.
Der Erfolg der Kompetenzorientierung und der Bildungsstandards steht und fällt mit den Lehrpersonen, die mit ihrem unterrichtlichen Handeln die Lernentwicklung von Schülerinnen und Schülern begleiten und unterstützen, der Schulleitung als pädagogische Führung und der Schulaufsicht als übergeordnete Instanz. Die nachhaltige Etablierung der Kompetenzorientierung mithilfe von Bildungsstandards setzt voraus, dass die damit verbundenen Ansätze und Ideen als zentrale Themen der Schul- und Unterrichtsentwicklung begriffen werden.
Bildungsstandardüberprüfung und Informelle Kompetenzmessung (IKM)
In Österreich wurden die Bildungsstandardüberprüfung und die Informelle Kompetenzmessung (IKM) als komplementäre, jedoch funktionell unterschiedliche Instrumente im Zusammenhang mit den Bildungsstandards und der Kompetenzorientierung unter der Annahme einer selbstregulierten, datenorientierten Steuerung der Schul- und Unterrichtsentwicklung sorgsam und entwicklungsorientiert orchestriert. Die externe Kompetenzmessung der Schüler/innen ist an den Schnittstellen obligatorisch; die Auswertungen der Standardüberprüfungen haben so zu erfolgen, dass auf deren Basis Maßnahmen zur Qualitätsentwicklung nicht alleine bundesweit und landesweit („System-Monitoring“), sondern insbesondere schulbezogen („Schulentwicklung und kooperative Unterrichtsentwicklung am Standort“) erfolgen können (vgl. BGBl. II Nr. 1/2009). Ergänzend dazu wird vom BIFIE die Informelle Kompetenzmessung (IKM) als Selbstevaluierungstool auf freiwilliger Basis angeboten. Sie bietet Lehrerinnen und Lehrern die Möglichkeit, eigenverantwortlich Kompetenzen einer Klasse, Lösungswege in der Bearbeitung von Aufgaben („klassenbezogene Unterrichtsentwicklung“) sowie Stärken und Schwächen einzelner Schüler/innen („pädagogische Diagnostik“) zu erheben. Die Kompetenzmessung der IKM und deren unmittelbare Rückmeldung dienen als objektivierte Basis für eine systematische Unterrichtsentwicklung und pädagogische Diagnostik. Die Bildungsstandards wurden im Jahr 2008 im Schulunterrichtsgesetz (BGBl. I. 117/2008) verankert und 2009 vom zuständigen Regierungsmitglied verordnet.
Aufgaben der Informellen Kompetenzmessung (IKM) und deren fachdidaktische Analyse wie auch eine professionelle Reflexion über die eigene Unterrichtsgestaltung und -strukturierung können der Unterrichtsentwicklung mit Bezug auf die Kompetenzorientierung und die Bildungsstandards dienen. Eine Ausformung, Entwicklung und Festigung der Kompetenzen bei den Schülerinnen und Schülern erfolgt jedoch nicht durch die reine Bearbeitung von Testitems, sondern durch eine angepasste Auswahl von Lernaufgaben und deren adäquate Einführung und Behandlung im Unterricht.
Dimensionen und Prinzipien kompetenzorientierten Unterrichts
Um Kompetenzen von SuS nachhaltig, effektiv und fundiert zu fördern und sie als interessierte und neugierige Lernende zu fordern, sollen Lehrpersonen bei der Kompetenzorientierung in Anlehnung an Weinert (2001) mehrere Merkmale und vielfältige Dimensionen aktiv und aktivierend anstreben.
Kompetenzorientierung im Unterricht ist unter Beachtung der Definition von Weinert (2001) eine Verbindung und Verknüpfung des kognitiven Wissens und Könnens mit motivationalen, volitionalen und sozialen Aspekten und Fähigkeiten wie auch mit dem verantwortungsvollen und reflexiven Beurteilen und Nutzen von Kompetenzen.
Aus den Impulsen und Ideen zum guten Unterricht in Verbindung mit der Definition von Weinert lassen sich notwendige Aspekte und Dimensionen der Kompetenzorientierung im Unterricht entwickeln. Für das Konzept der Kompetenzorientierung im Unterricht lassen sich in Anlehnung an Arbeiten von Helmke (2006), Klieme und Rakoczy (2008) und Feindt und Meyer (2010) folgende Dimensionen und Prinzipien analytisch herausfiltern:
Ergänzend zu diesen Prinzipien der Kompetenzorientierung sind der Lebensraum Klasse und Schule (Schul- und Klassenklima), das Selbstkonzept der Schüler/innen in einem Fach oder das Interesse der Schüler/innen an einem Fach wie auch an bestimmten Aufgabenstellungen im Hinblick auf Lernerfolg oder -misserfolg und den Kompetenzerwerb förderliche und damit beachtenswerte Faktoren
Modell Aspekte und Prinzipien der Kompetenzorientierung
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