HIV: Ursprung
1920: vermutlich zoonotische Übertragung von Primaten auf Menschen
SIV = Simian Immundefizienzvirus der Primaten
HIV 1: Übertragung von SIV aus Schimpansen
HIV 2: Übertragung von SIV aus Rauchmangaben
HIV: Typen
HIV 1 und 2 sind phänotypisch nicht zu unterscheiden
HIV 1: Häufigster Typ weltweit, 3 Hauptgruppen (M,N,O,P)
Gruppe M (maior) ist weltweit am häufigsten, Subtypen A bis K
in Europa und den USA: HIV1:B
in Westafrika: HIV:A; in Südafrika HIV-1M:C;
in Ostafrika HIV-1M:A und HIV-1M:D
HIV 2 mit 6 Subtypen (A - F), selten, überwiegend in Westafrika
Doppelinfektionen mit verschiedenen Subtypen können vorkommen
HIV: Epidemiologie
Globale Schätzung im Jahr 2021
Menschen die mit HIV leben: 38.4 Millionen
Neue HIV Infektionen 2021: 1.5 Millionen
Todesfälle: 650.000
ca. 50% der Infizierten sind Frauen
Rückgang der Neuinfektionen in Deutschland im Jahr
ua. durch COVID: Sexualpartner, Mobilität, Testangebote ↓
außerdem: PrEP und Therapie ↑
HIV: Transmissionwege
Sexuell
Parenteral
Vertikal
HIV: Sexuelle Transmission
Hohes Risiko bei Promiskuität und “unsafe sex”
z.T. auf Urlaubsreisen in Hochprävalenzgebiete
Generell erhöhen STD`s/ Schleimhaut-Defekte das Übertragungs Risiko
Transmission immer auch abhängig von Viruslast
Analverkehr: rezeptiv > insertiv
Vaginalverkehr: Frau > Mann (infektiös für beide Partner)
Oralverkehr: geringes Risiko
HIV: Parenterale Transmission
i.v.-Drogenmissbrauch (sehr hohes Risiko bei Nadeltausch!): 3 - 4 %
Therapie mit Blut(produkten):
HIV Ak Test von Blut/-produkten (Ende 1985)
In DE Risiko bei fast 0%
HIV: Vertikale Transmission
Übertragung von einer HIV-infizierten Mutter auf das Kind
Durch antiretrovirale Therapie sinkt das Risiko < 1 %
HIV: HIV Erstnachweis
Serologie
Einverständniserklärung muss vorliegen
Screeningtest: Bestimmung von HIV-Antikörpern und HIV1 p24-Antigen
Bestätigungstest (bei positivem Ergebnis): z.B. Westernblot
HIV: Virusquantifizierung
z.B. PCR
Maßeinheit der Virusmenge (Viruslast) z.B. RNA-Kopien/ml Plasma
HIV: Therapieziel
Therapieziel: Absinken der HIV-Replikation unter die Nachweisgrenze
< 20 - 50 Kopien/ml ist das Therapieziel
HIV: Bestimmung der T Helferlymphozyten
CD4 Zellzahl = Auskunft über das Ausmaß des Immundefektes
< 200/μl ist das Risiko für Auftreten von AIDS ist groß = Anpassung der Therapie nötig
wird für die Stadieneinteilung der CDC-Klassifikation herangezogen
HIV: Diagnostisches Fenster
Viruslast entspricht nicht immer der Schwere der Symptomatik!
Akute Infektion kann sich unterschiedlich äußern
Parameter die nach einem positiven Testergebnis bestimmt werden:
HIV Parameter: HI Viruslast, HIV Resistenztestung, CD4 Zellzahl
Sexuell übertragbare Erkrankungen
Lues
Chlamydien
Serologie auf Viruserkrankungen
Hepatitis-Viren (Hep A,B,C)
Herpes-Viren (CMV, EBV, HSV, VZV)
Weitere Infektionskrankheiten, z.B.:
Toxoplasmose- Serologie
Quantiferon-Test (TBC?)
Organstatus
Blutbild mit Diffrential-Blutbild
Apparative Untersuchung
CDC Stadieneinteilung
HIV: Verlauf
HIV: Laborparameter die für eine Progression sprechen:
Für eine Progression der HIV-Infektion sprechen folgende Laborparameter:
Anstieg der Viruslast (siehe unten)
Abfall der T-Helferzellen
CDC Klassifikation: Kategorie A
Akute HIV Krankheit, Akutes retrovirales Syndrom
Asymptomatische Infektion
Persistierende generalisierte Lymphadenopathie (PGL)
Lymphadenopathie-Syndrom (LAS)
Kategorie A: Akutes retrovirales Syndrom ARS
ca. 30 % der Infizierten 1 bis 6 Wochen nach Erstinfektion
Symptome: Fieber, Lymphknotenschwellungen, stammbetonter makulopapulöser Hautausschlag, Splenomegalie, Pharyngitis, Myalgien, evtl. Diarrhö, Gewichtsverlust
HIV-AK Test meist noch negativ
HIV-AK werden positiv in der Regel 1 bis 3 Monate nach der Infektion
Kategorie A: Asymptomatische Infektion (Latenzphase)
HIV AK Test 1 bis 3 Monate nach Erstinfektion positiv
Virusvermehrung in lymphatischem Gewebe
Dauer: im Mittel ca. 10 Jahre
Kategorie A: PGL/ LAS
HIV AK Test: positiv
Generalisierte Lymphadenopathie: Persistierende (> 3 Monate)
Di.: Biopsie + Histologie
CDC Klassifikation: Kategorie B
Nicht-Aids-definierende Erkrankungen: Kategorie B
= Erkrankungen, die durch einen Immundefekt begünstigt werden
Febrile Temperaturen (≥ 38,5 °C)
Chronische Diarrhö (> 1 Monat)
Idiopathische thrombozytopenische Purpura
Entzündungen des weiblichen kleinen Beckens;
Zervikale Dysplasie oder Carcinoma in situ
HIV-assoziierte periphere Neuropathie (ca. 40 %)
Bazilläre Angiomatose
(Err.: Bartonella henselae oder B. quintana; Th.: Erythr. oder Doxycyclin)
Listeriose
Oropharyngeale oder vulvovaginale Candidosen (> 1 Monat)
Herpes zoster, Befall mehrerer Dermatome (Gefahr intraokulärer Komplikationen)
Orale Haarleukoplakie (OHL): Beläge am Zungenrand
CDC Klassifikation: Kategorie C
Aids-definierende Erkrankungen: Kategorie C
Wasting Syndrom
AIDS definierte Malignome
Kaposi Sarkom
Invasives Zervix Karzinom
Opportunistische Infektionen
Protozoen Infektionen z.B. Zerebrale Toxoplasmose
Pilzinfekte z.B. Pneumocystis jirovecii-Pneumonie PCP
Candidose von Bronchien, Trachea, Lunge oder Ösophagus
Kryptokokkose, extrapulmonal
Bakterielle Infekte z.B. Salmonellen Sepsis, Tuberkulose
Virusinfekte: Cytomegalie, Herpes simplex/ zoster,
Progressive multifokale Leukenzephalopathie (PML)
HIV: Late presenter
CD4 Zellzahl <200/µl und AIDS definierte Erkrankungen
Höhere Morbidität und Mortalität
Schlechteres Ansprechen auf ART
Höhere Kosten durch Krankenhausaufenthalte
ca. ein Drittel der HIV-Infizierten sind noch nicht diagnostiziert
⇒ Risikoverhalten
⇒ höheres Transmissionsrisiko
Wie verhindern wir das Auftreten von Late Presentern?
HIV Indikatorerkrankungen
Blutbildveränderungen bei HIV Infizierten
Symptome und Befund „Warnlampen“
Sexuell (STD) oder durch Blut-Blut-Kontakt übertragbare Erkrankungen
Lues, Gonorrhoe, Herpes genitalis, HepB HepC, Chlamydien
Dermatologische Erkrankungen z.B Herpes Zoster <65 LJ.
Hals-Nasen-Ohren: Oropharyngealer Soor, orale Haarleukoplakie
Unspezifische Symptome: unklarer Gewichtsverlust, Fieber länger als sieben Tage, wiederkehrende oder chronische Diarrhoe, Persistierendes, Mononukleose ähnliches Krankheitsbild
Maligne Erkrankungen: Lymphome, Zervikale bzw. anale Karzinome
Blutbildveränderungen: Unklare Leukopenie und/oder Thrombozytopenie
Thrombozytopenie (< 150 Giga/l) 8-30%
Anämie ( < 10 g/dl) 2,5-34%
Leukopenie (v.a. Lymphopenie)
Frühe, asymptomatische Infektion 5-10%
Späte Infektionsphase/AIDS 50-70%
Klassische HIV Befunde
Schluckbeschwerden, Lymphknotenschwellung → Hinweis auf ARS
B Symptomatik → Hinweis auf fortgeschrittene Erkrankung mit Immundefekt
Gewichtsverlust, Fieber, Nachtschweiß
Laborveränderung → häufige Veränderungen der chronischen HIV Infektion
Leukozytose, Thrombopenie, Monozytose
HIV: Therapie Möglichkeiten
Gesunde Lebensführung und Vermeidung resistenzmindernder Faktoren
Kombinierte antiretrovirale Therapie (cART - früherer Name: HAART)
Prophylaxe und Therapie opportunistischer Infektionen u.a. Komplikationen
Psychosoziale Hilfe
Wann sollte ein HIV-Test veranlasst/empfohlen werden?
„Risikogruppen“
Sexuell übertragbare Erkrankungen, memo: Hepatitis B/C HIV-Indikatorerkrankungen
AIDS-definierende Erkrankungen
rez. Pneumonien (> 2/Jahr), PjP, Lymphome, Tuberkulose etc.
Mononukleose-ähnliches KH-Bild (nach Risikoprofil?)
Leuko-und Thrombopenie (nicht erklärbar)
Seborrhoische Dermatitis/ exanthem
Zervix bzw. Analkarzinom bzw. Dysplasie
Empfehlungen zum Therapiebeginn:
Symptomatische HIV-Infektion:
Immer Indikation zur antiretroviralen Therapie
Asymptomatische HIV-Infektion:
Jedem Patienten mit HIV-Infektion word eine antiretrovirale Therapie angeboten werden
Unabhängig von der CD4-Zellzahl.
Frühtherapie reduziert die Rate an Aids-bedingten Erkrankungen und die Mortalität!
Zur Senkung der Infektiosität (um die HIV-Transmission zu reduzieren), „treatment as prevention“
HIV: Therapiestandard
Kombinationsbehandlung mit mind. 3 antiretroviralen Substanzen
um Resistenzentwicklungen zu verhindern/verzögern
1x täglich, 1xTablette
Faktoren mit Einfluss auf die Therapieentscheidung:
Viruslast und CD4-Status
Resistenztest, HLA-Typisierung
Opportunistische Erkrankungen/ HIV-Organmanifestationen
Begleiterkrankungen, Medikamenteninteraktionen Individualisierte Therapie
Individuelle Toleranz gegenüber möglichen Nebenwirkungen
Herkunft, Alter, Geschlecht, Beruf und Lebenssituation
(vermutetes) Adhärenz Niveau
„Soft factors“: Tablettenanzahl, - größe, - farbe;
Einnahmemodalitäten (1x/d oder 2x/d); Verfügbarkeit als Saft etc.
Risiko einer ARS Therapie:
Risiko: Immunrekonstitutionelles inflammatorisches Syndrom (IRIS)
Klinische Verschlechterung einer infektiösen oder inflammatorischen Kondition
im zeitlichen Zusammenhang mit ART überschießende Entzündungsreaktion
Ungünstige Prognose Parameter:
Erhöhte Viruslast (> 10.000 Kopien/ml) zum Zeitpunkt der ersten Untersuchung
Anstieg der Viruslast, persistierende Viruslast > 10.000 Kopien/ml
Niedrige T Helferzellzahl zum Zeitpunkt der Diagnose (late presenter)
Abfall der T Helferzellzahl im weiteren Krankheitsverlauf
Anstieg des β2 Mikroglobulin Spiegels
Progression des klinischen Staging
HIV: Präventionsmöglichkeiten
ART: Bei bekannter HIV-Infektion (Treatment as Prevention (TasP))
Regelmäßige Verlaufskontrollen unter ART
Sicherstellung der Adhärenz
PrEP: Reduktion des Infektionsrisikos für Nicht-Infizierte vor Exposition
Anwendung von antiretroviralen Substanzen bei HIV negativen zum Schutz vor Ansteckung
Probleme: NW: Niere, Knochen; Resistenz, STIs, Koinfektion mit HepB
PEP: Reduktion des Infektionsrisikos für Nicht-Infizierte nach Exposition
Kein Teilen von Injektionsnadeln: Substitutionstherapie
Maßnahmen zur Vermeidung einer Mutter-Kind-Transmission siehe: HIV in der Schwangerschaft
Male Medical Circumcision (MMC)
Freiwillige Beschneidung von Männern in Hochprävalenzregionen
Ziel: HIV Transmissionsrisiko reduzieren
Nadelstichverletzung: Infektionsrisiko
500.000 Nadelstichverletzungen pro Jahr in Deutschland!
Schulungen und Nadelabwurfbehälter: 60% Reduktion der Nadelstichverletzungen
Gebrauch von Handschuhen: 50% Reduktion der übertragenen Blutmenge
Infektionsrisiko nach Nadelstichverletzung
Hepatitis B 1 : 250
Hepatitis C 1 : 6 500
HIV1 : 650 000
Infektionsrisiko nach Nadelstichverletzung an positiver Indexperson
Hepatitis B 1 : 3
Hepatitis C 1 : 30
HIV 1 : 300
Verhalten bei Kontamination mit pot. inf. Material
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