Lernziele der Vorlesung
Lernziele der Veranstaltung
Sie können verschiedene Gesundheitsbegriffe und Gesundheits-Krankheitskonzepte voneinander abgrenzen
Sie kennen verschiedene Formen der Prävention
Sie kennen Ziele und Anwendungsfelder von Public Health
Nenne Praxisfelder der Gesundheitspsychologie!
Stationäre Gesundheitspsychologie (v.a. Kliniken)
Bsp.: Psychoedukation zu Bio-Psycho-Sozialem Stressmodell
Gesundheitsförderung und -management (v.a. Betriebe; Kranken Kasse)
Bsp.: Wiedereingliederung nach Schwangerschaft und Krankheit
Bsp.: Entwicklung gesundheitsorientierten Kursangebots (z.B. Wassergymnastik bei Älteren; Schwangerschaftsvorbereitungen)
Öffentlichkeitsarbeit (v.a. politische Bundes- und Landesorganisationen)
Bsp.: Entwicklung von Anti-Raucher-Kampagnen
Gesundheitsberatung und -hilfen (v.a. Einzelperson, Paare, Familien)
Bsp.: Beratung zu eiweißarmer Diät bei Phenylketonurie
Bsp.: Psychosoziale Unterstützung bei Kindern mit Behinderung
Gesundheitstraining (v.a. Gruppen)
Bsp.: Umgang mit Stress („Mauru – Online Antistressprogramm)
Nenne Modelle, die sich mit der zentralen Fragestellung auseinander setzen: Wie hägen psychische Faktoren und physische Gesundheit zusammen?
Zentrale Fragestellung:
-> Wie hängen psychische Faktoren und physische Gesundheit zusammen?
Biomedizinisches Modell
Biopsychosoziales Modell
Salutogenesemodell
Risikofaktorenmodell
Erläutere das Biomedizinsiche Modell!
Biomedizinisches Modell (bis 19. Jh.)
> Negativdefinition Gesundheit
Krankheitsursache: körperliche Prozesse (z.B. Genetik) u./o. externe Ursachen (z.B. Bakterien, Viren)
Therapie: somatische Behandlungen (z.B. Operation, Chemotherapie)
Agency (Verantwortungsträger): Arzt
Patient ist passiver Empfänger von Maßnahmen
Körper-Geist-Relation: jeweils getrennte Einheiten
-> Das biomedizinische Modell konnte sich nicht zuletzt aufgrund des enormen technischen Fortschritts in der Medizin bis heute halten!
Ärzt:innen haben nur wenig Zeit für Patient:innen um wirtschaftlich zu arbeiten -> psychosoziale Komponente kommt zu kurz
Erläutere das Bio-Psycho-Sozial Modell!
Bio-Psycho-Sozial Modell (20. Jh.)
-> Positivdefinition Gesundheit
Krankheitsursachen und Therapie: multifaktoriell
Agency (Verantwortungsträger): Arzt & Patient
Körper-Geist-Relation: Endpunkte eines Kontinuums
Erläutere das Salutogenesemodell!
Vermutlich die am besten entwickelte Theorie zur Erklärung von Gesundheit
Konzept zur Beschreibung der Faktoren & dynamischen Wechselbeziehungen zwischen diesen Faktoren hinsichtlich der Entstehung, Aufrechterhaltung und des Vergehens von Gesundheit
Erläutere das Risikofakotrenmodell!
Erweiterung des biomedizinischen Modells
Antwort der 1960er Jahre auf zunehmende Zivilisationskrankheiten („Wohlstandskrankheit“, „lifestyle disease“)
Herbert Freudenberger: Der Lebensstil in Industrieländern bedingt bestimmte Krankheiten
Verschiedene Anforderungen an den Menschen in bestimmten Regionen treten vermehrt auf -> es gibt Risikofaktoren für bestimmte Krankheiten
Früher schon von George Beard beschrieben; nannte dies Neurasthenie (ähnlich wie Burn-Out der heutigen Zeit)
Hat Symptome wissenschaftlich beschrieben und Strategien der Behandlung mit entwickelt
-> es wurde empirisch festgestellt, dass es für bestimmte Krankheiten eine Rolle spielt, wie viele dieser Risikofaktoren kumulativ zusammenhängen
Nenne eine Beispielstudie für das Risikofaktorenmodell!
Framingham-Heart-Study of Multiple Risk Factors (Massachusetts ; seit 1948ff)
Ziel : Entstehungsbedingungen der Koronaren Herzkrankheit
Stichprobe : 5209 Frauen und Männer
Es ist wissenschaftlich bewiesen, dass die Anlagerung mit Cholesterin (für Aufbau / Schutz der Zellwände zuständig) zusammenhängt
Zwei Cholesterin Arten wirken optimal zusammen
Wenn zu viel von low density Lipoprotein da ist und zu wenig von high density Lipoprotein, dann funktioniert Abtransport nicht mehr und es können sich Ablagerungen bilden
Kombination von Risikofaktoren -> Exponentielles Wachstum des Erkrankungsrisikos
Was versteht man unter primäre Prävention nach der Taxonomie von Caplan?
Prävention (Taxonomie von Caplan, 1964)
Primäre Prävention
Setzt ein, bevor eine Krankheit zum Ausbruch kommt
Ziel: Senkung der Inzidenzrate (d.h. Neuerkrankungen)
Zielgruppe: Gesunde
Z.B. Impfungen
Was war nochmal die Inzidenzrate?
-> Was war nochmal die Inzidenzrate?
= Anteil der Neuerkrankungen im Verhältnis zur Anzahl der Untersuchten in einem bestimmten Zeitraum
Z.B. 7-Tagesinzidenz: In einer Bevölkerungsgruppe von x nicht erkrankten Personen wurden über 7-Tage x Personen mit Corona infiziert
Was war nochmal die Prävalenzrate?
-> Was war nochmal die Prävalenzrate?
= Häufigkeit, mit der ein bestimmtes Merkmal in einem bestimmten Zeitraum / zu einem bestimmten Zeitpunkt in einer Population vorkommt
Z.B. an Brillenträger*innen in Bevölkerungsgruppe
Was versteht man unter sekundärer Prävention nach der Taxonomie von Caplan?
Sekundäre Prävention
Setzt beim Frühstadium einer Krankheit ein
Ziel: Senkung der Prävalenzrate (d.h. Häufigkeit in Population)
Zielgruppe: Teilnehmende Gesunde (= Patienten)
z.B. Krebsvorsorge
Was versteht man unter tertiärer Prävention nach der Taxonomie von Caplan?
Tertiäre Prävention (= Reha)
setzt nach der Manifestation einer Krankheit ein
Ziel: Anpassung an Krankheitszustand und Verhinderung von Folgeschäden
Zielgruppe: Patienten
Erläutere weitere Taxonomien der Prävention!
Spezifität (Taxonomie nach Perrez, 2006)
Spezifische Prävention: krankheitstypische Maßnahmen (z.B. Impfungen)
Unspezifische Prävention: allgemeine Gesundheitsförderung (z.B. schulische Ernährungserziehung)
Zielgruppe (Taxonomie nach Gordon, 1983)
Universell: Breitbandstreuung (z.B. Aids-Kampagnen der 1980er)
Selektiv: Angebote für bestimmte Risikogruppen (z.B. HIV-Aufklärung in Fixerstuben)
Indizierte Prävention: Angebote für symptomatisches Problemverhalten (z.B. betriebliche Programme für Mitarbeiter mit Alkohol- u./o. Überarbeitungsproblemen)
Erläutere das Relative Risiko (RR)!
Und da gibt es noch einen relevanten Kennwert…
Relative Risiko (RR): Das relative Risiko ist eine statistische Kennzahl zum Vergleich zweier Risiken, die in der Epidemiologie verwendet wird.
Wieviel höher ist das Erkrankungsrisiko in zwei Gruppen?
Kennwerte für das RR
= 1 kein Unterschied zwischen den Gruppen hinsichtlich der Risiken / Quoten
> 1 erhöhtes Risiko / Quote einer Erkrankung in der Risikofaktoren-Gruppe
< 1 niedrigeres Risiko / Quote einer Erkrankung in der Risikofaktoren-Gruppe
Was versteht man unter Public Health?
Public Health
-> Maßnahmen zur Förderung der öffentlichen Gesundheit (Bevölkerungsgesundheit) und Weiterentwicklung des Gesundheitssystems im Sinne einer wachsenden Versorgungsqualität und Wirtschaftlichkeit
Nenne die Ziele von Public Health!
Ziele:
Häufigkeit und Verteilung von Gesundheit und Krankheiten in Bevölkerungen zu erfassen
Ursachen von Gesundheit und Krankheit
Präventionsmaßnahmen
Wirksamkeit und Wirtschaftlichkeit genutzter Maßnahmen
Optimale und nachhaltige Gestaltung von Gesundheitssystemen
Teilhabe von Patient:innen und Bürger:innen
Netzwerkwissenschaft:
Demographen, Epidemiologen
Gesundheitsmanager, -ökonom, -pädagogen, -politiker, -psychologen, -soziologen; Medizinanthropologen
Gesundheitssystemforscher
Rechtswissenschaftler, Ethikvertreter
Biometriker und Statistiker
Nenne historische Ereignisse zu Public Health!
Infektionskrankheiten: Geißel der Menschheit im 19. Jh.
Tod durch Tuberkulose: ca. 120.000 Menschen jährlich
Tod durch Diphterie: ca. 50.000 Kinder jährlich
Medizin, Hygiene und Gesundheitsversorgung am Beginn des 20 Jh.
Charité-Ärzte (u.a.):
Robert Koch (1843-1910)
Entdeckung des Tuberkulose-Erregers; Kultivierung des Milzbrand-Erregers außerhalb des Organismus und erstmalige Beschreibung eines vollständigen Lebenszyklus
Emil Behring (1854-1917)
Entdeckung der Antikörperbildung bei infizierten Tieren
Paul Ehrlich (1854-1915)
Entdeckung medikamentöser Syphilis-Behandlung (Vorläufer heutiger Chemotherapie)
Rudolf Virchow (1821-1902)
Arzt:
Entdeckung der Zelle als kleinste Einheit eines Organs
V.a. bedeutsam für die Kehlkopfkrebs-Diagnostik
Hygieniker:
1870: Berlin erhält erstmalig eine Kanalisation und zentrale Trinkwasserversorgung
Gesundheitspsychologe: „Die Medizin ist eine soziale Wissenschaft“ (1848)
1874: Erste kommunale Krankenhäuser in Berlin, zusätzlich Parks und Kinderspielplätze zur Verbesserung der Lage des städtischen Proletariats
1875: Nationale Vorsorgeideen für Gesundheit und Wehrbereitschaft (Trunen vs. schwedische Gymnastik)
Und: Forderung nach berufsmäßiger Ausbildung zur Krankenpflege
Nenne die 10 häufigsten Gründe für Sterblichkeit in den USA zwischen 1900 und 2010!
Die 10 häufigsten Gründe für Sterblichkeit in den USA
Die Mortalität konnte in den 100 Jahren um 50% gesenkt werden
Ein großer Anteil macht der blaue Block aus: Tuberkulose, Influenza, Diphterie etc.
Aufgrund des Hygienestandards
Andere Krankheitsursachen, z.B. Krebs hat sich mehr als verdoppelt -> da Menschen viel älter werden
Nenne die Top 10 häufigsten Gründe für die Senkung der Mortalität!
Gründe für Senkung der Mortalität
Public Health: Top 10 im 20. Jh.
Kontrolle über Infektionskrankheiten
Gesündere und sichere Lebensmittel
Fluoriertes Trinkwasser
Gesündere Mütter und Kinder
Verbesserte Sicherheit bei motorisierten Fahrzeugen
Sicherheit am Arbeitsplatz
Identifikation des Tabakkonsums als Gesundheitsgefahr
Familienplanung
Senkung der Todeszahlen bei Koronarer Herzkrankheit und Schlaganfällen
Immunisierung und Impfungen
Nenne aktuelle Beispiele für Public Health!
Public Health: Aktuelles
Klimawandel und Gesundheit
In bestimmten Bereichen geht es sehr langsam vorwärts (z.B. wurde in der Tagesschau schon vor vielen Jahren von dem Klimawandel berichtet)
Beispiel: Intervention in Nepal
Enabling women to reduce health risks of heavy lifting: Social support and self-efficacy in rural Nepali families
Beispiel: Urbanisierung in Indien und Chile: Umwelt und Gesundheit in ariden Regionen
Zu Dynamiken von gekoppelten sozial-ökologischen Systemen
Last changeda year ago