Textanalytische Aufgaben
Begrifflich-analytische Untersuchung und Interpretation von literarischen Texten:
Narrative Analyse und Interpretation (Handlung, Figuren, Raum, Ort und Erzählweise)
Analyse und Interpretation von Sprache und Stil
Analyse und Interpretation von Gattungsmerkmalen
=> Stärker kognitiv ausgerichtet als der handlungs- und produktionsorientierte LU
=> Umsetzung i.d.R. durch Fragen/Aufgaben zum Text Schreiben/Sprechen ÜBER den Text
Handlungs- und produktionsorientierte Aufgaben
methodischen Ansatz —> SuS gestaltend[1] mit Literatur beschäftigen
grenzt sich ab von einem Unterricht, der sich auf Lehrervortrag, Unterrichtsgespräch und schriftliche Inhaltsangabe, Charakteristik und Interpretation beschränkt.[2]
Gegenpol zu einem Unterricht, bei dem im gelenkten Gespräch Texte analysiert und interpretiert werden.
—> Die [SuS] sollen selbst produktiv tätig werden, indem sie Texte ergänzen, umschreiben, imitieren, antizipieren, szenisch umsetzen und in andere Medien transformieren (Malen, Vertonen, Filmen...).“ [1]
„Bei aller Kritik an fragend-entwickelnden und rein kognitiv-analytischen Zugängen stand als Zieldimension das Verstehen von Texten nie ernsthaft infrage […].
Der Verstehensbegriff ist dabei weit gefasst und meint auch emotionale und affektive Erschließungsformen, die aber auch einen ‚Beitrag zur Textanalysekompetenz‘ […] leisten sollen.“[2]
[1] (Spinner 2011, S. 184)
[2] (von Brand 2019, S. 4f.; Unterstreichungen B.S.)
HAndlungsorieniere Verfahren
=> durch praktisches, selbsttätiges Handeln und aktiven Gebrauch der Sinne bestimmter Umgang mit gegebenem Text
Verfahren:
Audio-visuelle Verfahren
Visuelle Verfahren
Akustische Verfahren
Szenische Verfahren
Vor allem unter Einsatz von Bewegung, Gestik und Mimik werden Textaspekte dargestellt.
Wichtige Methoden: szenische Lesung, Standbild, Pantomime, szenische Interpretation, Puppenspiel, Schattenspiel und szenisches Rollenspiel.
Texte oder Textstellen werden sprachlich und/oder klanglich/musikalisch dargestellt oder untermalt.
Wichtige Methoden: sinnbetonter Vortrag, Vertonung (Hörbuch, Hörspiel), Klangcollage, musikalische Untermalung und Feature.
Der Text oder Textteile werden (typo-)grafisch oder bildhaft dargestellt oder illustriert.
Wichtige Methoden: Variation von Schreib- und Druckform, Bilder/Bildcollagen zum Text, lllustration und Literaturzeitung.
Texte werden in Kombinierung der o.g. Verfahren für Videoproduktionen inszeniert.
Wichtige Methoden: Filmtrailer, Verfilmung und Figurencasting.
Produktionsorientierte Verfahren
—> produktives (meist schreibendes) Erzeugen von Texten, Textteilen oder Textvarianten
Rekonstruktion
Restauration
Transformation
Konkretisation
Nicht explizit gegebene lnformationen (Leerstellen) eines Textes werden aus dem Kontext erschlossen.
Wichtige Methoden: Tagebucheintrag, Stream of Consciousness/innerer Monolog, Verfassen eines Anfangs/Schlusses, Brief aus Figurenperspektive und Ausgestaltung von Ort/Zeit/Figuren/Handlungen
Inhalte oder ästhetische Besonderheiten werden aktiv verändert, zum Beispiel indem sie aktualisiert oder in eine andere Textsorte umgewandelt werden.
Wichtige Methoden: alternative Textpassagen verfassen, Perspektivenwechsel, Ändern der Textsorte, Aktualisierung, Gegentext und Paralleltext
Der nicht vollständige Primärtext wird möglichst originalgetreu wiederhergestellt.
Wichtige Methoden: lückenhafte Texte, Gedicht zu Überschrift verfassen und Text aus Reizwörtern verfassen.
Der nicht vollständige Primärtext wird unter Verwendung seiner Einzelteile möglichst originalgetreu wiederhergestellt.
Wichtige Methoden: lückenhafte Texte mit Wortspeichern, Texte entflechten und zerteilte Gedichtzeilen oder Strophen zusammenfügen.
HPO - Synästhetisch-multimediale Verfahren
Im Kontext der neuen Medien lassen sich heute viele der oben genannten Verfahren und Methoden miteinander kombinieren, digital umsetzen und ggf. auch publizieren. Dabei verschwimmt mitunter die starre Trennung von handlungs- und produktionsbasierten Verfahren
Chancen
Gegenpol zu rein kognitiv-analytischen Zugängen zur Literatur
stärkere Berücksichtigung emotionaler und affektiver Zugänge (z.B. durch Perspektivenübernahme) sowie von Imagination und intuitivem Erspüren
Aufgreifen medialer und technischer Veränderungen
Chancen für inklusiven Unterricht (Berücksichtigung vielfältiger Lernvoraussetzungen)
Lernerfolg stellt sich durch sinnvolle Verknüpfung von drei Phasen ein: Planung, Produktion (Schreiben) und Reflexion über Prozess und Produkte[1]
[1] Bitte denken Sie diese Phasierung bei der Konstruktion Ihrer Aufgaben mit.
Gefahren
Verselbständigung der Methoden: fehlende Ausrichtung der Aufgaben an Verstehensanforderungen des konkreten Textes
kaum empirische Studien zur Wirksamkeit
=>„An diesem Ziel, zum (besseren) Verständnis von Literatur, und das bezogen auf konkrete Lernende und konkrete Texte, beizutragen, ist mithin jedes Verfahren, ist jede Methode des Literaturunterrichts zu messen.“ (5)
=> Argumente „Förderung der Kreativität“, „macht SuS Spaß“ etc. reichen als Begründungen für eine handlungs- und produktionsorientierte Aufgabe nicht aus
Warum verwendet Zabka das Begriffspaar diskursive vs. poetische Aufgaben anstatt der herkömmlichen Verwendung analytische vs. (handlungs- und) produktionsorientierte Aufgaben?
=> gängige Begriffspaar ist unscharf
schriftliche Analysen, Zusammenfassungen usw. = produktiv verfasst [ bestimmte Form der Produktion (= poetisch: durch ästhetische Sprachverwendung gekennzeichnet)
analytisch nicht nur nicht-poetische Aufgaben " siehe Charakterisierung, Zusammenfassung, Interpretation, … (=synthetisch-konstruktiv)
Vergleichen zw. alternativen diskursiven und poetischen Aufgaben: Worin liegen jeweils die Gemeinsamkeiten und worin unterscheiden sich diskursive und poetische Aufgaben?
Gemeinsamkeit:
Demand gleich= Gefühlswelt des Jungens herausfinden
Unterschiede:
In der Alternative versetzt man sich mehr in die Perspektive rein und die Aufgabe ist allg. offener gestaltet. (Anderes Verhältnis zu Nähe und Distanz)
Bei der Alternative ist es schwerer, am Text zu bleiben (Rückendung auf den Text)
Gefahr: offener für subjektive Abweichung " Verhindern: durch Support (vgl. Aufgabe 5)
Welches Element müssen poetische Aufgaben Zabka zufolge immer aufweisen? Warum?
Subjektiver Zugang (Verbindung alltagsweltlicher Vorstellung mit der fiktiven Welt
Auswertungsgespräch – Funktion/Ziel der Reflexion: eine analytische Phase nachfolgend (Textbezug)[1];
[1] Vgl.: Text mit traurigem Protagonisten und S. schreibt einen inneren Monolog, in der die Figur glücklich ist; + Begründung, warum die Figur im geschriebenen Monolog so oder so fühlt etc. [ Begründung am Text
Was fällt Ihnen in Bezug auf den Support der poetischen Aufgaben auf?
Mehr Vorgaben (z.B. Aufgabe 5 – poetisch: kein offener Tagebucheintrag)) und Support
Textstelle davor gemeinsam lesen
Diskursive Aufgabe davor, die jedoch nicht den Sinn der poetischen Aufgabe nimmt
=>Verhindern, dass die SuS subjektiv abdriften
Texte werden in ihren medialen Erscheinungsformen vielfältiger
Texte seltener solitär —> umrahmt von kommerziellen und nicht-kommerziellen/professionellen und nicht-professionellen Formen von Nebentexten und -produkten[1]
=> gezielt nutzbar, um Fiktionalität und Realität gekonnt miteinander zu verschränken (Fake und Fakt verschwimmen)
Auch die Möglichkeiten, mit Literatur umzugehen, haben sich weiterentwickelt
Bspw. Textverarbeitungsprogramme lässt sich der Umgang mit Texten und Textfragmenten zum Teil erheblich erleichtern (2. B. Füllen von Lücken, Verschieben von Fragmenten)
Arbeitsergebnisse lassen sich teilen
Inszenierte Intertextualität[2]
Hypertexte
[1] wie Buchtrailern, auditiven oder filmischen Adaptionen (vgl. das Modell von Alexander Hallet), Inszenierungen mit Puppen, Lego oder Playmobil oder auch Ergebnissen schulischen Literaturunterrichts, die medial verbreitet werden
[2] Indem literarische Figuren unterschiedlicher Texte in sozialen Medien miteinander kommunizieren.
Heterogenität und Inklusion
HPO= ist seit jeher über die besonderen Anforderungen einer heterogenen Schülerschaft begründet worden
Ziel: Lernen mit allen Sinnen —> Passung der gewählten Methoden im Hinblick auf die Lernenden und deren Voraussetzungen einerseits und die Gegenstände und die mit ihnen verbundenen Ziele andererseits
Lernen mit allen Sinnen
HOO nicht mehr als Basis verstanden, sondern als ‚Zusatz,‘, um bestimmte Zugänge zur Literatur zu ermöglichen, die unter rein analytischer Perspektive schwieriger zu gewährleisten wären
=> handlungs-, produktions-, analytisch und diskursiv orientierte Verfahren sollten nebeneinanderstehen, ineinandergreifen oder aufeinander aufbauen[1]
[1] Bspw. Charakterisierung einer literarischen Figur lässt sich nahezu lernzielgleich über eine Figurencharakteristik, eine szenische Interpretation, eine Rollenbiografie, einen Brief einer weiteren literarischen Figur, ein Figurencasting oder ein literarisches Gespräch vornehmen.
Zieldimension des Literaturunterrichts = „Erwerb einer fachlich literarischen Kompetenz“[1]
Erwerb einer fachlich literarischen Kompetenz
methodische Entscheidungen nicht mehr in ein Verhältnis zum Text zu setzen, sondern = Wegbereiter zur Ausbildung einer Kompetenz[2]
bedarf eine klare Benennung konkreter Erkenntnisziele (ohne die Vieldeutigkeit des Textes unzulässig zu beschneiden)
Intuitives Erspüren, Imagination, emotionale Ansprechbarkeit = Prozesse, die u. a. im Umgang mit Literatur unerlässlich seien[3]
___________________
[1] Kreft1982, S. 285
[2] Da führt dann das Verfassen eines Tagebucheintrags automatisch gleich zur Fähigkeit, sich in Figuren einzufühlen (und nicht mehr, zu ergründen, warum eine bestimmte Figur so handelt und fühlt, wie dargestellt)
[3] unter den Output-Gesichtspunkten der Bildunqsstandards aber nur schwer trainierbar und damit in Gefahr, verdrängt zu werden.
benötigten Fähigkeit zum literarischen Gespräch —> (unterrichts-)methodische Form zur Kommunikation über Literatur[1]
„AIIes Handeln im Unterricht muss im Denken fundiert bleiben oder sollte gleich unterbleiben“[2]
Der Lernerfolg stellt sich in drei unterschiedlichen Phasen ein:
1. in der Planung
2. im Prozess der Handlung oder des Schreibens (" bedeutende Aushandlungsprozesse)
3. im Gespräch ü. den Prozess + sowie die entstandenen Produkte[3] " Arbeitsergebnis mit dem zu erschließenden Text vergleichen[4]
=>aIle drei Phasen sollten immer sinnvoll aufeinander bezogen werden statt.
_________________
[1] (2.8. Beim Lesen und Hören Vorstellungen entwickeln, subjektive Involviertheit und genaue Wahrnehmung miteinander ins Spiel bringen, sich aut die Unabschließbarkeit des Sinnbildungsprozesses einlassen.
[2] (Müller-Michaels 1996, 5. 412)
[3] Wichtig ist aber auch, wie mit den Ergebnissen der Schülerinnen und Schüler umgegangen wird, um - eine alte Kritik aufgreifend (vgl. Haas/Menzel/Spinner 1994, 5. 23) - weder die Schülertexte noch das Original zu entwerten
[4] Wie und worum seid ihr zu diesem Ergebnis gekommen? Was habt ihr auf dem Weg zu eurem Ergebnis für Erkenntnisse gewonnen? Was unterscheidet euer Ergebnis vom Original? Warum ist das so? Was hat das für Konsequenzen?
=>Kreative Schreiben (auch creative writing) = ,, [steht]im Dienst der Kreativitätsförderung"[1]
Stark mit der Person und Persönlichkeit des Schreibenden verbunden
Produktives Schreiben = immer mit einem literarischen Text verbunden, den es schreibend zu erschließen gilt
Erfordert auch Kreativität, darf jedoch nicht zum Selbstzweck werden (Ziel der Texterschließung im Vordergrund)
[1] (Abraham / Brendel-Perpina 2015, S. 15)
Last changeda year ago