Welche sind die fünf der vorherrschenden Richtungen der Psychologie im 20. Jh.?
Würzburger Schule
Gestaltpsychologie
Behaviorismus
Tiefenpsychologie
Kognitionspsychologie
Welcher Ansicht war die Würzburger Schule, welche weiteren Schulen beeinflusste sie?
Gründer: Oswald Külpe (1862-1915) Schüler Wundts
zentrale Fragestellung: Wie laufen Denkvorgänge ab?
Datenerhebung: methodisch kontrollierte Introspektion
Kritik: von Wundt = “Scheinexperiment” weil er meint, nur elementare psychische Prozesse können im Experiment erfasst werden
Einfluss auf: Gestaltpsychologie und Wegbereiter der kognitiven Psychologie
Was behandelt die Gestaltpsychologie?
Höhepunkt 1920er und 1930er
Frankfurter oder Berliner Gestaltpsychologie
Wahrnehmungs bzw. Gestaltpsychologie
zentrale Fragestellung: Wie nehmen Menschen Gestalten wahr, wie erleben sie sie?
Annahme: die mentale Repräsentation von Objekten erfolgt strukturiert => Objekte werden tendenziell anders wahrgenommen, als sie in der Wirklichkeit repräsentiert sind
Datenerhebung: Wahrnehmungsexperimente und Gedächtnisstudien zu Problemlöseverhalten, Motivation zum Lernen etc.
wichtige Vertreter: Max Wertheimer, Wolfgang Köhler, Kurt Koffka, Kurt Lewin
Gegenspieler: Dt = Wundtsche Elementarismus, USA = Behaviorismus
Wer war Max Wertheimer (1880-1943) ?
= Vertreter der Gestaltpsychologie
ging davon aus, dass sich in den menschlichen Sinneseindrücken das Ganze qualitativ von der Summe seiner Einzelteile unterscheidet
Ordnungsprinzipien: Einzelteile fügen sich zu ganzem Zusammen => jedes Element muss in Bezug auf alle anderen Elemente interpretiert werden = “Gestaltfaktoren” (heute Gestaltgesetze)
gestaltpsychologisches Verständnis der menschlichen Wahrnehmung: “Das Ganze ist etwas Anderes als die Summe seiner Teile”
Wer war Kurt Lewin (1890-1947)?
konzipierte die “Feldtheorie”:
versucht absichtliche und zielgerichtete Handlungen des Menschen zu erklären
Verhalten = Funktion der Person und ihrer Umwelt
Lebensraum = Gesamtheit aller Tatsachen, die Verhalten eines Indivduums bestimmen
“Aufforderungcharakter” oder Valenzen = beschreiben fordernde Umwelttendenzen (zB regen manche Objekte Hunger an) Art und Stärke des Aufforderungscharakters werden bestimmt von momentanen Bedürfnissen einer Person
Feldtheorie bietet allgemeinen theoretischen Rahmen für verschiedene Anwendungsfelder der Psychologie (Handlungs und motivationalpsychologie)
Wann und wo entwickelte sich der Behaviorismus, welche Ansichten werden behandelt? Wodurch lässt sich der Erfolg des Behaviorismus erklären?
= Beginn 20. Jh. USA - Behaviorismus, Russland - Reflexologie
(Wundtscher Strukturalismus und Funktionalismus wurden abgelehnt, da Forschungsmethoden zu subjektiv wären)
Fokus auf: beobachtbares Verhalten als Reaktion auf äußere Reize, Verhaltensanpassung
zentrale Frage: Wie beeinflussen Reize aus der Umwelt das Verhalten?
Vertreter: John B. Watson, Iwan Pawlow, Edward Thorndike, Burrhus F. Skinner, Clark L. Hull
Impulse zum Paradigmenwechsel:
Forderung nach nützicher Psychologie
Erfolg europäischer Physiologie
Forderung nach Positivismus
Erfolg erklärbar durch:
Studien reichen von Tierversuchen bis zu Reflexmessung von Menschen
industrielle Gesellschaft => sozialer Fortschritt => wissenschaftliches Lebensverständnis
Wer war John B. Watson (1878-1958) ?
= Hauptbegründer der behavioristischen Perspektive
seine Forschungen wurden von vielen Forschenden aufgegriffen => großer Einfluss auf Praxis
seine Annahme: Verhalten ist eine Reaktion auf einen äußeren Reiz. Zwischen zwei Reizen kann eine Verbindung gebildet werden.
Wer war Iwan Pawlow (1849-1936)?
= russischer Forscher und Mediziner
entdeckte bei der Arbeit mit Hunden ähnliche Ansätze wie Watson
=> Klassische Konditionierung
=> wesentlicher Beitrag zur Entwicklung behavioristischer Lerntheorien
Wer war Edward Thorndike (1874-1949), und wer Burrhus F. Skinner (1904-1990)?
Thorndike :
Forschung an Reiz-Reaktions-Verknüpfungen
Verknüpfungsstärke wirkt sich auf die Reaktion aus
Verhaltensreaktion umso wahrscheinlicher, je stätker Verbindung zwischen Reizen
aufbauend darauf =
Skinner:
Entwickelt Lerntheorie = Prinzip der Operanten Konditionierung
Wichtigkeit Verbindung zwischen Reiz, Reaktion und auf Reaktion folgende Reize
Reaktion => bekrätigender oder entkräftender Folgereiz (zb Belohnung)
bekräftigender Folgereiz: Verbindung Verhaltensreaktion und Ursprungsreiz gestärkt => zukünftiges Auftreten wahrscheinlicher
entkräfitgender Folgereiz: Verbindung Verhaltensreaktion und Ursprungsreiz geschwächt => zukünfiges Auftreten geringer
Wer war Clark L. Hull (1884-1952)?
schrieb 1952 Verhaltenstheorie, in welcher sich alle behavioristischen Überlegungen gipfelten:
Reiz & Reaktion als elementare Komponenten des Verhaltens => Kombination von beidem = Gewohnheit
Wiederholung der Kombination = Festigung dieser
Triebstärke als Faktor der Durchführung einer Gewohnheit (Anreiz Belohnung)
neobehaviorismus = erweitert Reiz-Reaktions-Schema um mentale Variable
Welche Kritik am Behaviorismus gab es?
reiner Fokus auf Verhaltenskomponente => was passiert zwischen Eintreten Reiz und Reaktion darauf? - mentale Zustände etc. nicht behandelt
“Black Box”
1960er langsames Ende
Was beinhaltet die Tiefenpsychologie?
= psychologische und psychotherapeutische Konzepte, in denen unbewusste seelische Vorgänge als zentraler Aspekt für menschliches Verhalten verstanden werden.
Vertreter: Freud, Adler, Jung
Wer war Siegmund Freud (1856-1939)?
= Wiener Arzt und berühmtester sowie einflussreichster Vertreter der Tiefenpsychologie
Psychoanalyse = seine eigene Schule innerhalb der Tiefenpsychologie
zentrale Rolle hier: emotionale Reaktionen auf Kindheitserfahrungen und umbewusst Denkprozesse
Bewusstes ist getrennt von Umbewusstem
Ängste entstehen durch das Leben in Zivilisation - viele psychische Probleme gehen auf Verdrängung dieser Ängste zurück
Triebbefriedigung und Lustprinzip als psychodynamische Kräfte, die in Gesellschaft nicht ausgelebt werden können
Ödipuskomplex
Instanzmodell der Persönlichkeit (nächste Karte)
Er prägte die wissenschaftliche Psychologie und durch seine Arbeit mit psychisch Kranken auch die Praxis.
Neopsychoanalyse: weiterentwickelt von zB Horney und Fromm
weniger das Studium der menschlichen Triebe betonend
mehr die Auseinandersetzung mit der Umgebung des Menschen
Zugehörigsein als grundlegendes Bedürfnis und quelle neurotischer Entwicklungen
Was beschreibt Freuds Instanzenmodell der Persönlichkeit?
beschreibt wie
das Es (unbewusst, triebgesteuert, lustprinzip folgend),
das Über-Ich (soziales Regulativ, internalisierte Normen) und
das Ich (Vermittler zwischen Es und Über-Ich)
miteinander in Konflikt stehen
Das Ich bedient sich zum Abwehren von Ängsten an Abwehrmechanismen (zB Verdrängung)
diese Mechanismen seien Nachts schwächer => verdrängte Inhalte können durch Träume ins Bewusstsein gelangen
Wer war Alfred Adler (1870-1937)?
= Vetreter der Tiefenpsychologie und Begründer der Individualpsychologie
wandte sich in ihren Grundzügen von Freuds Fokus auf Sexualität ab
versteht stattdessen neurotische Verhaltensformen als Überkompensation von individuellen Unzulänglichkeiten
Motivation für Überkompensation = Streben des Individuums nach Macht, Überlegenheit, Anerkennung im sozialen Umfeld
Streben führt zu asozialer Gesellschaft
durch Gemeinschaftsgefühl wird Geltungsstreben kompensiert
Gemeinschaftsgefühlt entsteht durch Geborgenheit in der Mutterbeziehung
Wer war Carl Gustav Jung (1875-1961)?
= Vertreter der Tiefenpsychologie und Begründer der Analytischen Psychologie
Neben den unbewussten Aspekten der Psyche, die sich in seelischen Erkrankungen äußern behandelt die Analytische Psychologie auch die gesunde, schöpferische Entfaltung des Menschen
Libido als allgemeine Lebensenergie (bei Freud nur Sexuell)
Theorie des kollektiv Unbewussten
Traumsymbole als zentrale Rolle
Reservoir der eigenen Erfahrungen der Spezies Mensch - Wissen mit dem alle Menschen geboren werden
Archtypus - Vorstellungen und Urbilder wie beispielsweise eine schützende Mutter - Magna Mater
Was ist die kognitive Wende? Welche Ereignisse regten sie an?
es wurde deutlich, dass der Behaviorismus konnte Ansprüche nicht erfüllen => Wende hin zum Kognitivmus
1948: Vertreter verschiedener wissenschaftlicher Disziplinen (Psychologie, Informationstheorie, Linguistik, Philosophie, Neuowissenschaften und Kybernetik) kommen zum Hixon-Symposium zum Thema “celebral mechanisms in behavior”
Beginn interdisziplinärer Zusammenarbeit => Beginn kognitiver Wende
11. 09. 1956: “Symposium on Information Theory” am MIT
Geburtsdatum der Kognitionswissenschaft
Beiträge zu drei zentralen Diszilpinen
Psychologie: Georg Miller (menschliche Fähigkeit Anzahl an Objekten Wahrzunehmen beschränkt sich auf 7 +/- 2)
Lingusitik: Noam Chomsky (allen natürlichen Sprachen läge eine universelle Grammatik zu Grunde)
Computerwissenschaft: Allen Newell und Herbert Simon (Logiktheorie-Maschine)
Worum geht es beim Kognitivismus?
Zentrum: nicht direkt beobachtbare Prozesse = höhere kognitive Funktionen
zB Aufmerksamkeit, Wahrnehmen, Denken, Entscheiden, Erinnern
Prozesse werden betrachtet vor Hintergrund der Informationsverarbeitung - Mensch als Informationsverarbeitendes System
Verhalten = nicht nur Resultat externer Bedingungen (Behaviorismus) - auch Ergebnis interner Handlungsziele
Modellvorstellung: Mensch als planendes, selbsttätig handelndes, wahrnehmendes Individuum
Kongitionspsychologie ist ab den 1970ern die dominierende Richtung innerhalb der Psychologie
Was behandelt der Konnektionismus?
postuliert von Rumelhart und McClelland
Kernannahme: kognitive Phänomene können durch wenige allgemeingültige Informationsverarbeitungsprinzipien erklärt werden
konnektionistisches Modell besteht aus Einheiten (Neuronen) und Verbindungen zwischen diesen Einheiten (Synapsen) - Einheiten in mehreren Schichten (Neuronenschichten des Cortex). => parallele Verarbeitung durch tausende Verknüpfungen innerhalb Hunderter von Einheiten
diese Modelle können bei der Erklärung der Beeinträchtigung von PatientenInnen mit Hirnschäden helfen => in kognitiver Neuropsychologie sehr wichtig
Es hat kein Paradigmenwechsel von Kognitivismus zu Konnektionismus stattgefunden. Viele konnektionistische Methoden werden jedoch in der kognitiven Psychologie zur Modellbildung verwendet.
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