Was ist ein Nabelschnurvorfall?
Nabelschnur bei geöffneter Fruchtblase neben (okkult) oder vor (overt) dem vorangehenden kindlichen Teil im mütterlichen Becken
Was sind Risikofaktoren für einen Nabelschnurvorfall? (15 Punkte)
Klinische Situationen
Multiparität
niedriges Geburtsgewicht (< 2,5 kg)
Frühgeburt < 37 SSW
angeborene Fehlbildung
Beckenendlage
Schräg-/Querlage und instabile Lage
zweiter Zwilling
Polyhydramnion
nicht ins Becken eingetretener vorangehender Teil
tiefer Plazentasitz
Intervention:
Amniotomie
vaginale Manipulation
äußere Wendung
innere Wendung auf den Fuß
intrauterine Druckmessung
Höchstes Risiko besteht bei vorz. BSP bei dorsosuperiorer QL!
Wie kann man einen Nabelschnurvorfall vorbeugen?
Bei Schräg-/Querlagen und instabilen Lagen
Klinikaufnahme ab der 37. SSW oder rascher Transport bei Geburtsbeginn
Bei Nicht-Schädellage und vorzeitigen Wehen
Amniotomien vermeiden, besonders bei beweglichem vorangehendem Teil
VU bei Blasensprung und beweglichem vorangehenden Teil möglichst vermeiden (besonders das Hochschieben zur Diagnosestellung „abschiebbar“)
Wie lässt sich ein Nabelschnurvorfall diagnostizieren?
Absinken der FHF plötzlich nach Blasensprung
Tasten der Nabelschnur neben oder vor dem VT bei der vaginalen Untersuchung
sichtbare Nabelschnurschlinge im oder vor dem Scheideneingang
Welche Maßnahmen ergreift man bei einem Nabelschnurvorfall?
sofortige Hypoxie -> sofortige Entbindung
nur wenn vaginale Beendigung der Geburt schneller verlaufen würde als Sectio -> vaginale Entbindung indiziert
Planen: Hilfe rufen (inklusive Kinderklinik) und Beckenhochlagerung, Notsectio
Handeln: Eingehen der Hand in die Scheide, falls nötig Hochschieben und
Hochhalten des VT zur Entlastung der Nabelschnur bis zur Geburt, venöser Zugang, Sectiovorbereitung veranlassen. Eventuell Notfalltokolyse i. v.
manuelle Reposition der Nabelschnur nicht empfohlen
Keine Manipulation an vor Vagina liegenden NS -> Gefäßspasmus vermeiden
Was sind Risikofaktoren für eine Fruchtwasserembolie? (5 Punkte)
mütterliches Alter ≥ 35 Jahre
Sectio caesarea
Placenta praevia
Mehrlingsschwangerschaft
FWE ist klinische Diagnose nach Ausschluss anderer Ursachen für akute kardiovaskuläre Dekompensation wie Lungenembolie oder Herzinfarkt
Was ist das Gefährliche an der FWE?
führende Ursache direkter Müttersterbefälle
56 % der Frauen überleben ersten zwei Stunden nach dem akuten Ereignis nicht
Diagnosestellung schwierig, wenn kein direkter Gewebenachweis
Was sind die klinischen Symptome einer FWE? (3 Punkte)
Hypotension, kardiale Arrhythmien, Herzstillstand
pulmonale und neurologische Symptome
diffuse Blutungen infolge einer disseminierten intravasalen Gerinnung
Wie verläuft eine FWE?
rasch eintretende Symptomatik (30–60 min)
-> initial Konstriktion der Lungengefäße mit folgender pulmonaler Hypertonie -> akutes Rechtherzversagen -> Ateminsuffizienz mit Abfall der O2-Sättigung im mütterlichen Blut und Linksherzversagen mit Herz- /Kreislaufstillstand
bei 12% parallel oder konsekutiv disseminierte intravasale Gerinnung (DIG) und Nierenversagen
Bei Tod einer Schwangeren unklarer Ursache -> rechtsmedizinische Obduktion
histologischer Nachweis geformter Fruchtwasserbestandteile fetalen Ursprungs in der pulmonalen Strombahn -> diagnose-weisend
enge zeitlicher Korrelation zu Wehen und Geburt oder bis 48 Stunden pp.
in Einzelfällen auch im Verlauf der Schwangerschaft nach intrauterinen Eingriffen (zum Beispiel Schwangerschaftsabbruch) oder stumpfem Bauchtrauma
Was können Differentialdiagnosen eine FWE sein?
Lungenembolie (Thromboembolie)
Luftembolie
akuter Myokardinfarkt (bei bestehender oder peripartaler Kardiomyopathie oder Überdosierung kardiovaskulär wirksamer Medikamente, z.B. Oxytocin)
septischer Schock (bei AIS)
anaphylaktischer Schock (cave: nach Gabe von kolloidaler Infusionslösung, z.B. HES)
anästhesiologische Komplikationen (z.B. hoher spinaler Block, Reaktion auf Lokalanästhetika)
geburtshilfliche Komplikationen (vorzeitige Plazentalösung, Eklampsie, Uterusruptur, Atonie)
Welche Blutungen können unter Geburt auftreten? (6 Punkte)
Vasa praevia
Uterusruptur
vorzeitige Plazentalösung
Plazenta praevia
Randsinusblutung
Insertio velamentosa
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