Paulus in Korinth
Ca.49 oder 50 n.Chr., er verbrachte 1,5 Jahre in Korinth. Ap 18. Während dieser Zeit verfasst er den Römerbrief.
Paulus hat nach großen Zentren der Mission gesucht, was hat Korinth so besonders gemacht?
Korinth war ein wichtiger Ort des Handels und des Austausches, sie war international und hat deshalb einen besseren Ausgangsort für Mission dargestellt, als beispielsweise Athen, das eher ein philosophisches Zentrum war.
Korinth wurde ca. um 900 v.Chr. Gegründet und war die zweitgrößte Stadt nach Athen. 146 v.Chr. wurde die Stadt völlig von den Römern zerstört, weil sie ein Zentrum des griechischen Widerstandes gegen die Römer darstellte. Cäsar hat die Stadt 44 v.Chr. Aufgrund ihrer Lage wieder aufgebaut und entwickelt sich zu einer bedeutenden Stadt Griechenlands.
Korinth war neben Handel für Keramik, Teppiche, Metallproduktion und -verarbeitung bekannt. Die wirtschaftliche und religiöse Bedeutung der Stadt war wesentlich.
Angeblich gab es 260.000 bis zu 500.000 Sklaven in der Stadt, dazu 200.000 freie Menschen.
Die Bevölkerung war sehr gemischt. Es gab viele verschiedene Kulturen. Die Volkssprache war griechisch. Latein wurde nur bei den Römern oder für offizielle Dokumente genutzt.
Religion: Vertreten waren Gottheiten und Kulte des alten Griechenlandes, die ägyptischen Mysterienreligionen, wie auch die Institutionen des Kaiserkults. Es gab Heiligtümer, Altäre oder Statuen des Apollo und der Aphrodite, der Athene und des Ascleius, der Artemis und des Poseidons, der Isis und des Serapis und vielen anderen.
Korinth war das Las Vegas des ersten Jahrhunderts und hatte nicht unbedingt einen guten Ruf. Korinth wurde etwa auch als Verb benutzt um auszudrücken: "Unzucht treiben wie in Korinth". Die Einwohner galten als Genusssüchtig. Es gab auch viele Prostituierte. Die Isthmischen Spiele brachten alle zwei Jahre viele Menschen nach K.
Man schätzt, dass die Gemeinde in Korinth ungefähr 100 Gemeindeglieder gehabt haben könnte, das würde mehrere Hausgemeinden erfordern. Hausgemeinden waren in den Häusern von Aquila und Priscilla, von Stephanas, von Gaius und von Krispus. Gastgeber waren eher reichere Menschen, die im Atrium ihres Hauses ca. 30-50 Leute aufnehmen konnten. In der Gemeinde gab es ehemalige Heiden und ehemalige Juden. Mehrheitlich waren sie aus ärmeren Schichten.
Der erste Korintherbrief
1 Kor wurde nicht vor 51 n.Chr. geschrieben, Paulus befindet sich in Ephesus, wo er drei Jahre verbrachte. Der Brief wird auf ca. 55 n. Chr. datiert. Er ist der zweite Brief an die Korinther (1 Kor 5,9) und er ist eine Antwort auf einen Brief der Korinther (1 Kor 7,1).
In Kap 1-6 antwortet Paulus vielleicht auf den Bericht der Chloe-Leute (1,11), ab Kap 7 auf den Brief der Korinther (5,9).
Paulus ist zusammen mit einer Delegation der Korinther (16,17), Sostenes (1,1), Apollos (16,12), Aquilla und Priscilla (16,19).
Grundlegend für die Gemeinde in Korinth ist die Frage der Einheit und wie Paulus sie für die Gemeinde in Korinth erreichen will. Jedes der Probleme hat das Potential, die Gemeinde zu spalten.
Korinthische Theologie
Kann aus Parolen der Korinther in den Briefen rückgeschlossen werden, die Paulus aufgreift, etwa 1 Kor 6,12.
Korinther sind an Weisheit und Erkenntnis interessiert.
In der Gemeinde gab es verschiedene, einander gegengesetzte Strömungen: Starke - Schwache, Askese - Ausschweifung, Enthusiasten - Skeptiker, soziale Spannungen, Heiden - Juden.
Prägnostische Tendenzen: Trennung von Körperlichkeit und Geistlichkeit, der Körper wird abgewertet (vgl 1 Kor 6,13 und 15 -> Auferstehung).
Es geht viel um Ehre und Schande. -> Paulus zeigt was ehrenvolles Verhalten ist.
Paulus Ratschlag: Ausrichtung auf Gott und den Nächsten, alles soll zu seiner Ehre geschehen. Achtung des Schwachen.
Er stellt sich selbst als Vorbild dar, das mit der Gemeinde kämpft, leidet und an Lösungen mitwirkt. Der Brief ist eine pastorale Antwort auf die Situation in Korinth.
Die Theologie des Paulus
Er verweist auf das Kreuz (4,17). -> Kreuzestheologie
Es geht ihm um die Einheit der Gemeinde, deshalb setzt er sich für die Reinheit der Gemeinde ein. Sie ist die Voraussetzung für diese Einheit. Das kann auch zu Ausschluss führen (Kap. 5).
Die Liebe wird der Erkenntnis gegenüber gestellt. Das Problem ist eine verfehlte Christopraxie: Wie benimmt sich ein Christ? Christus und die Liebe stehen im Mittelpunkt.
Die Rhetorik des Paulus
Paulus ist ein guter Rhetoriker
Gattungen der Rhetorik des Paulus:
Judicale: für Anklage und Verteidigung im Gericht zur Beurteilung eines in der Vergangenheit liegenden Tatbestands
Redner wollte bei Hörern ein Urteil über Vorfälle der Vergangenheit herbeiführen und war auf Wahrheit und Gerechtigkeit aus
Deliberative: als Beratung für politische Versammlungen auf dem Forum; Es war eine Regierungsrhetorik für öffentliche Veranstaltungen – unter gesellschaftlich Gleichgesetzen.
Demonstrative: zum Lob oder Tadel von Personen oder Gemeinschaften Überzeugen, gegenwärtige Haltungen und Werte zu halten
Der 1. Korintherbrief handelt vor allem von der deliberativen Rhetorik, da Paulus auf Augenhöhe spricht. Es fehlt aber auch nicht an demonstrative.
Die Tätigkeit des Redens:
Inventio: das Heraufinden dessen, was man sagen will und wie es geschehen soll
Dispositio: Organisierung vom Material
Elocutio: Artikulation und Ausdrückung
Memoria: Einprägung im Gedächtnis
Pronuntiatio: Vortrag
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