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Klausur

JD
by Joel D.

Was versteht man unter Dilemmastrukturen und welche Rolle spielen Regeln, Institutionen und Vertrauen zur Lösung von Dilemmata?

Ein Dilemma bezeichnet eine Situation, in der zwei Handlungsoptionen zur Entscheidung stehen, die beide zu einem unerwünschten Ergebnis führen. Dilemmasituationen bzw. Dilemmastrukturen können die Kooperation erschweren und ein gesellschaftlich positives Ergebnis verhindern.

Eine Dilemmasituation ließe sich im Zwei-Personen-Fall dann auflösen, wenn die beiden Vertragspartner in wiederholten Spielen häufiger Transaktionen miteinander durchführen. Dann könnten sie sich auf eine Verpflichtung zur Einhaltung der Verträge einigen, indem z. B. einer der beiden im Sinne einer Vorleistung Regeltreue signalisiert und darauf vertraut, dass der andere sich ebenfalls vertragstreu verhält - Vertrauen sozusagen als Produktionsfaktor bzw. als Vermögenswert. Ein Vertragsbruch könnte dann bei der nächsten Transaktion sanktioniert (interne Sanktion) werden.

In einer modernen Gesellschaft mit einer großen Teilnehmerzahl wird sich das ZweiPersonen-Dilemma allein durch die Vielzahl von bilateralen Übereinkünften mit verschiedenen Transaktionspartnern zu einem komplexen gesellschaftlichen Dilemma ausweiten. Die Wirtschaftsakteure stehen vor der schwierigen Aufgabe, ihre Vertragspartner und deren Strategien wiederzuerkennen. Zum anderen muss gewährleistet sein, dass die Möglichkeit zur internen – also einer durch den Vertragspartner erfolgenden – Bestrafung von Regelverstößen (interne Sanktion) durch noch folgende Transaktionen in der Zukunft gegeben ist, um zu verhindern, dass vertragsbrüchige Wirtschaftsakteure nicht in der Anonymität verschwinden. Die Auflösung dieses Dilemmas ist nur dadurch möglich, dass die Wirtschaftsakteure auf die Einhaltung der Regeln verpflichtet und Regelverstöße sanktioniert werden; evolutionär entstandene oder bewusst gestaltete Systeme von Regeln, die von den Wirtschaftssubjekten akzeptiert und sanktionsfähig sind, bezeichnet man dabei als Institutionen. Denn mit dem Übergang zu einer modernen, arbeitsteiligen Wirtschaft verringert sich das interne Sanktionspotential, weil die Wahrscheinlichkeit abnimmt, Regelverstöße bei der Vielzahl von bilateralen Verträgen mit verschiedenen Transaktionspartnern aufzudecken. Hinzu kommt erschwerend das TrittbrettfahrerProblem, denn durchgeführte Sanktionen nutzen auch denen, die sich nicht daran beteiligen und dementsprechend keine Kosten für die Kontrolle von potentiellen Regelverstößen und die Durchführung von Sanktionen tragen müssen. Folglich sollte die Kontrolle und Sanktionierung durch eine externe Instanz erfolgen. Dilemmasituationen können mithin zum einen durch die Einführung von Regeln und Institutionen, die Regelverstöße effizient sanktionieren, und zum anderen durch Vertrauen im Sinne einer Vorleistung bzw. Investition in die Regeltreue des Gegenübers überwunden werden.

Erläutern Sie den Begriff Gerechtigkeit

Gerechtigkeit ist ein wesentliches ethisches Handlungsprinzip im Umgang mit anderen Menschen. Sie ist zudem auch eine individuelle moralische Haltung gegenüber den Mitmenschen, die auf jede Art von Übervorteilung verzichtet. Der Begriff der Gerechtigkeit ist facettenreich. In der Marktwirtschaft spricht man von Tauschgerechtigkeit, wenn Individuen freiwillig Leistungen austauschen und Leistungen und Gegenleistungen nach Auffassung der Tauschpartner äquivalent sind. Leistungsgerechtigkeit besagt, dass jedes Individuum in dem Maße vom gesellschaftlichen Wohlstand profitieren soll, in dem es dazu beigetragen hat. Die Chancengerechtigkeit hebt nicht auf das Ergebnis des Wirtschaftens ab, nämlich auf die Erfüllung der Bedürfnisse oder das erzielte Einkommen, sondern darauf ab, dass jeder Mensch gerechte Chancen z. B. auf Bildung und Arbeit hat.

Die soziale Gerechtigkeit stellt darauf ab die Gerechtigkeit eines Systems wie der Marktwirtschaft an gesamtwirtschaftlichen Verteilungsergebnissen festzumachen. Man spricht auch von Bedarfs-, Einkommens- oder auch von Verteilungsgerechtigkeit. Als ethischer Maßstab wird häufig eine Gleichverteilung der Einkommen und Vermögen formuliert. Gerechtigkeit wird hier als Ergebnisgerechtigkeit gesehen. Alternativ hierzu ist die Verfahrens- oder Regelgerechtigkeit zu sehen. Grob formuliert sind Handlungen dann als gerecht zu beurteilen, wenn sie höheren Regeln, sog. Metaregeln, folgen. Die letzten Maßstäbe für Gerechtigkeit finden sich weder in der Ethik noch in vorgegebenen Verteilungsergebnissen, sondern allein im Verfahren der Verfassungsgebung und - entwicklung.

Im Kontext der Diskussion um die Nachhaltigkeit wird das Konzept der intergenerationalen oder Generationengerechtigkeit diskutiert. Unter Generationengerechtigkeit versteht man, dass die Befriedigung der Bedürfnisse der gegenwärtigen Generation nicht zulasten der Bedürfnisbefriedigung zukünftiger Generation erfolgen darf.

Diskutieren Sie mögliche moralische Eigenschaften des marktwirtschaftlichen Koordinierungsprozesses!

Der marktwirtschaftliche Koordinierungsmechanismus kann grundsätzlich einen wesentlichen Beitrag zur Realisierung gesellschaftlicher Interessen leisten und dient somit der Solidarität, die als eine Haltung der Verbundenheit mit bzw. der Unterstützung von Werten, Zielen und Aktivitäten anderer zu verstehen ist. Es geht dabei um den Zusammenhalt zwischen gleichgesinnten oder gleichgestellten Individuen zur Erreichung gemeinsamer Werte. Um ethischen Maßstäben zu genügen, muss ein Wirtschaftssystem dem nachhaltigen (Nachhaltigkeit) Wohl (Wohlstand) der Menschen auf der Basis eines freiheitlichen (Freiheit) und gerechten (Gerechtigkeit) Systems dienen.

Ein Aspekt der moralischen Qualität des marktwirtschaftlichen Systems ergibt sich aus der Leistungsfähigkeit zur Realisierung gesellschaftlicher Interessen im Sinne der langfristigen Erhöhung des Wohlstands, indem es für die Wirtschaftsakteure Anreize setzt, aktuelle und zukünftige Bedürfnisse der Gesellschaft zu befriedigen. Konsumenten profitieren von kontinuierlich verbesserten und kostengünstigeren Produkten und, da Unternehmen die Arbeitsteilung organisieren sowie in Forschung und Entwicklung investieren. Die globale Neuorganisation von internationaler Arbeitsteilung entlang der Wertschöpfungsketten führt dazu, dass immer mehr Menschen in die Produktionsprozesse eingebunden werden, so dass die globale wirtschaftliche und gesellschaftliche Entwicklung unterstützt wird.

Der marktwirtschaftliche Koordinierungsmechanismus eröffnet darüber hinaus Freiheiten für die Akteure, indem er dem Einzelnen ermöglicht, individuelle Lebensentwürfe zu planen und zu verfolgen. Akteure können grundsätzlich z. B. ihre Bedürfnisse und damit auch ihren Konsum selbst bestimmen, sie können ihren Beruf und Arbeitsort sowie ihre Kooperationspartner im gesellschaftlichen Wirtschaften eigenverantwortlich wählen. Die für das Funktionieren der Marktwirtschaft erforderlichen offenen Märkte und die Machtbegrenzung der Akteure ermöglichen grundsätzlich eine Chancen- und Teilhabegerechtigkeit sowie faire Tauschbedingungen für die Akteure. Schließlich muss das marktwirtschaftliche System auf Nachhaltigkeit angelegt sein, um seine eigenen ökonomischen, ökologischen und sozialen Grundlagen nicht zu gefährden.

Die Ursachen von Marktversagen können grundsätzlich mit marktwirtschaftlichen Instrumenten und Maßnahmen behandelt werden, so dass die Lern- und Anpassungsfähigkeit des dezentralen marktwirtschaftlichen Koordinationsmechanismus zum Zuge kommen können.

Erläutern Sie, warum man ein Unternehmen als verantwortlichen Akteur ansehen kann und nennen Sie Gründe für eine eigenständige Unternehmensethik!

Im Unterschied zu natürlichen Personen tragen Unternehmen weder einen Selbstzweck noch die Personenwürde in sich. Außerdem sind sie auch nicht mit eigenem Selbstbewusstsein und Willen ausgestattet. In einem Unternehmen handeln stets natürliche Personen wie Führungskräfte und Mitarbeiter für das Unternehmen. Unternehmen sind eigenständige soziale und produktive Organisationen, die eigene Ziele (in der Regel: die langfristige Wertsteigerung) setzen, die über die Zielsetzungen ihrer Mitglieder (Führungskräfte, Mitarbeiter) hinausreichen und von den Zielen der Mitglieder in der Regel abweichen, zielorientiert handeln und sich selbst organisieren, und die Handlungen ermöglichen, die aufgrund der Handlungsinterdependenzen innerhalb der Unternehmen und mit unternehmensexternen Akteuren (Stakeholder: Lieferanten, Banken, Staat, Kunden etc.) nicht auf die Mitglieder reduzierbar sind. Unternehmen sind somit korporative Akteure, die die potentiell freien Handlungen der an ihnen beteiligten Menschen im Hinblick auf die Erbringung bestimmter Leistungen koordinieren und durch ihre Repräsentanten handeln. Unternehmen tragen für ihr Handeln Verantwortung und diese Verantwortung wird ihnen durch die Gesellschaft auch zugeschrieben und zugerechnet. Darüber hinaus schreibt man ihnen auch Vertrauenswürdigkeit zu. Mithin kann man Unternehmen als moralische, verantwortliche Akteure beschreiben. Ausgangspunkt der Überlegungen sind die Überlegungen von Milton Friedman “The Social Responsibility of Businesses is to Increase its Profits". Darin stellt er pointiert fest, dass ein Unternehmen sich unter bestimmten Bedingungen auf die Gewinnerzielung beschränken kann. Dabei wird zum einen unterstellt, dass Verfügungsrechte wie z. B. Eigentumsrechte immer vollständig definiert sind bzw. die mit Externalitäten und öffentlichen Gütern verbundenen Probleme gelöst sind, und zum anderen, dass Verträge vollständig sind, also keine Ermessens- und Handlungsspielräume existieren, die zulasten des Anderen genutzt werden können. Unterstellt man nunmehr, dass das Unternehmen die Spielregeln ohne Täuschung und Betrug gegenüber den Stakeholdern einhält, und dass es sich an die gesetzlichen sowie an die ethischen Normen hält, dann kann das Unternehmen seine Verantwortung auf die Verfolgung des Gewinnziels beschränken.

1. Kritikpunkt: die Annahme vollständiger Verträge, da hierdurch moralische Probleme trivialisiert werden. Unvollständige Verträge eröffnen also Handlungsspielräume: man kann Gewinne auf unverantwortliche Art und Weise erwirtschaften.

2. Kritikpunkt: Vernachlässigung individuellen moralischen Fehlverhaltens. Menschen verhalten sich nicht immer moralisch. Das Unternehmen sollte dementsprechend durch Verhaltensregeln und Handlungsempfehlungen das moralische Verhalten von Arbeitnehmern und Managern fördern und somit seine Unternehmensverantwortung wahrnehmen.

3. Kritikpunkt: mangelnde Berücksichtigung normativer Vorstellungen in der Gesellschaft. Selbst wenn Unternehmen das Wertsteigerungsziel in verantwortlicher und nachhaltiger Art und Weise im Diskurs mit den Stakeholdern verfolgen, ist dadurch nicht auch die Akzeptanz von Unternehmen und ihres unternehmerischen Handelns gewährleistet. Sollte die Gesellschaft unberechtigte Forderungen im Namen der Unternehmensverantwortung stellen, ist es wenig hilfreich, die Verantwortungsübernahme mit dem Hinweis darauf abzulehnen, dass sie nicht mit dem Gewinnziel in Einklang steht. Unternehmen müssen in der Lage sein, mit den Anforderungen an die Unternehmensverantwortung argumentativ umgehen zu können. Die Argumentation muss anschlussfähig sein an die Vorstellungen, Hoffnungen und Ängste in der Gesellschaft. Unternehmen müssen ihre Entscheidungen und ihr Handeln in der Öffentlichkeit erklären. Unternehmen haben die Aufgabe daran mitzuwirken, ökonomische und moralische Zusammenhänge zu vermitteln. Dazu gehört, dass auch die Grenzen der Verantwortungsübernahme kommuniziert werden sollten, damit der Gesellschaft begründete und nachvollziehbare Anhaltspunkte vermittelt werden, was sie von einem Unternehmen im Rahmen seiner Verantwortung erwarten kann und was nicht.

Aus diesen Überlegungen ergibt sich eine eigenständige Rolle der Unternehmensethik. Die Aufgabe der Unternehmensethik ist es, zu untersuchen, wie Unternehmen ökonomische Interessen und (berechtigte) moralische Forderungen miteinander in Einklang und unter marktwirtschaftlichen Bedingungen in der Unternehmensführung zur Geltung bringen können.

Was versteht man unter Ethik-Management? Wie sollte eine moralisches Handeln fördernde Organisationsstruktur und -kultur aussehen?

Ethik-Management hat die Aufgabe, verbindliche Handlungsmaßstäbe zielgerichtet, systematisch und konsistent in alle unternehmerischen Entscheidungsprozesse und Unternehmensstrukturen einzubauen. Ethik-Management zeigt Instrumente auf, mit denen moralische Anliegen unternehmensintern zwischen Mitarbeitern und Unternehmensführung sowie in Beziehungen gegenüber Marktpartnern und der Öffentlichkeit behandelt werden können.

• Grundsätzlich lassen sich folgende Merkmale einer moralisches Handeln fördernden Organisationsstruktur nennen:

• Dezentralisierung von Entscheidungskompetenzen, um die Motivation und das Eigeninitiative zu stärken,

• Stärkung von Teamentscheidungen und Teamarbeit, um über die Diversität der Beteiligten die Qualität der Entscheidung zu verbessern,

• Eigenkontrolle der Mitarbeiter statt Fremdkontrolle, um über verstärktes Vertrauen Identifikation mit dem Wertekanon des Unternehmens zu erzielen. Allerdings sind für ethisch sensible Handlungsbereiche entsprechende Schutzmaßnahmen vorzusehen:

• Klare Trennung der Aufgaben Auftragsakquise, Auftragsvergabe und Rechnungsstellung und Verteilung auf voneinander unabhängige Mitarbeiter.

• Mitarbeiterrotation auf korruptionsgefährdeten Positionen, um unerwünschte, meist durch langfristige Kooperation entstehende Korruptionsbeziehungen mit Externen zu verhindern.

• Teamentscheidungen für korruptionsanfällige Entscheidungen, um durch voneinander unabhängige Teammitglieder die Früherkennung möglicher Korruptionsfälle zu stärken. Alternativ können zusätzliche ethikfreundliche Strukturen geschaffen werden: Implementierung von Ethik-Direktoren oder Ethics Committee, Ethics-Officers, EthikHotlines sowie Ethik-Kommissionen.

• In der Wissenschaft wird überwiegend die Auffassung vertreten, dass es keine optimale, moralisches Handeln fördernde Organisationskultur gibt, sondern lediglich bestimmte beobachtbare und kulturrelevante Merkmale. Kulturen, die einen Konsens bei fundamentalen Werten entwickeln und zugleich ausreichend Raum für unterschiedliche Werthaltungen in Teilbereichen der Unternehmenskultur lassen, werden als zielführend angesehen. Dieser grundlegende Wertekonsens entsteht am wirkungsvollsten in einer Organisationskultur, die durch die offene Partizipation aller Unternehmensangehörigen charakterisiert ist. Für das Ethik-Management bedeutet dies:

• Jeder Mitarbeiter kann anliegende moralische Dilemmata in den Diskurs einbringen.

• Der unternehmensinterne Diskurs über moralische Dilemmata wird garantiert.

• Bestehende moralische Normen dürfen zur Fehlerkorrektur jederzeit bei begründetem Bedarf infrage gestellt werden.

Unternehmenskulturen sind gewachsen und nur langfristig und in Grenzen veränderbar, sie können nicht einfach gestaltet oder manipuliert werden. Ein sog. Kulturmanagement durch Kopie eines Vorbild-Unternehmens, dass man z. B. durch eine Benchmark-Analyse identifiziert hat, sollte angesichts der Tatsache, dass Organisationskulturen gewachsene, hochkomplexe und gegenüber externen Einflüssen offene Systeme sind, wohl scheitern. Veränderungsprozesse müssen langfristig angelegt werden, wenn man die Kultur als entscheidenden Einflussfaktor ernst nimmt, da das Beharrungsvermögen eingeübter Verhaltensmuster bei den Mitarbeitern berücksichtigt werden muss. Organisatorische Lernprozesse greifen nur allmählich Platz.

Erläutern Sie das Ziel der Corporate Governance! Welche Zielrichtung verfolgt der Deutsche Corporate Governance Kodex und wie werden Verstöße gegen den Kodex sanktioniert?

Opportunistisches Verhalten macht Unternehmen anfällig für wirtschaftsethische Probleme. (Good) Corporate Governance sucht nach internen (Regelung des Verhältnisses von Verantwortlichkeiten und Kompetenzen Organe des Unternehmens) wie externen (Kontrolle durch den Markt für unternehmensgebundene Finanztitel und Unternehmensübernahmen) Kontrollmechanismen, so dass das Vertrauen in Unternehmen und ihr Handeln gestärkt wird. Der Deutscher Corporate Governance Kodex (DCGK) ist als eine freiwillige Selbstbindung der Unternehmen hinsichtlich der Umsetzung von Grundsätzen guter Unternehmensführung zu sehen. Dabei nimmt der Kodex vielfach Bezug auf bestehende rechtliche Muss-Vorschriften (z. B. aus dem Aktienrecht). Darüber hinaus enthält er SollVorschriften u. a. mit Empfehlungen für die Veröffentlichung der Vorstandsvergütungen, die mittlerweile gesetzlich verankert sind, und für sog. Abfindungs-Caps (Beschränkung der Abfindung für vorzeitig ausscheidende Vorstandsmitglieder auf eine Summe von maximal zwei Jahresgehältern). Wenn Unternehmen den Regeln des DCGK nicht folgen, drohen allerdings keine Konsequenzen, börsennotierte Aktiengesellschaften müssen lediglich nach §161 AktG jährlich publizieren, ob sie den Regeln des DCGK gefolgt sind und Abweichungen von den Regeln inhaltlich begründen. Der Kodex bietet gleichwohl eine gute Grundlage, durch Transparenz das Vertrauen in das verantwortungsvolles Verhalten und Handeln von Unternehmen zu stärken.

Wie definiert die EU-Kommission Social Responsibility und welche Kernpunkte lassen sich erkennen?

Die EU Kommission definiert CSR als „... die Verantwortung von Unternehmen für ihre Auswirkungen auf die Gesellschaft ... Nur wenn die geltenden Rechtsvorschriften und die zwischen Sozialpartnern bestehenden Tarifverträge eingehalten werden, kann diese Verantwortung wahrgenommen werden. Damit die Unternehmen ihrer sozialen (gesellschaftlichen, Anmerkung des Autors) Verantwortung in vollem Umfang gerecht werden, sollten sie auf ein Verfahren zurückgreifen können, mit dem soziale, ökologische, ethische, Menschenrechts- und Verbraucherbelange in enger Zusammenarbeit mit den Stakeholdern in die Betriebsführung und in ihre Kernstrategie integriert werden. Auf diese Weise

• soll die Schaffung gemeinsamer Werte für die Eigentümer/Aktionäre der Unternehmen sowie die übrigen Stakeholder und die gesamte Gesellschaft optimiert werden.

• sollen etwaige negative Auswirkungen aufgezeigt, verhindert und abgefedert werden.“ Folgende Kernpunkte werden genannt:

• Unternehmen tragen als moralische Akteure Verantwortung für die Auswirkungen ihres Handelns auf die Gesellschaft.

• Unternehmen müssen geltende Rechtsvorschriften und Tarifverträge müssen einhalten.

• Eine multidimensionale Betrachtung der sozialen, ökologischen und ethischen Auswirkungen (incl. Auswirkungen auf Menschenrechts- und Verbraucheraspekte) ist erforderlich.

• Unternehmen sollen ein CSR-Management einführen, umsetzen und weiterentwickeln, das dazu dienen soll, negative Auswirkungen aufzuzeigen, zu verhindern oder abzumildern.

Beschreiben Sie die Grundideen, Prinzipien und Bausteine des „Shared Value Chain“-Konzepts

Shared value Chain ist die Grundidee einer „Kette gemeinsamer Wertschöpfung“, die neben ökonomischen auch gesellschaftlichen und ökologischen Mehrwert erzeugt. Prinzipien sind die Verankerung dieses Konzeptes in der Unternehmensstrategie, die Betrachtung des gesamten Produktlebenszyklus und die Akzeptanz einer Unternehmensverantwortung für die gesamte Wertschöpfungskette. Bausteine wiederum sind

• die Entwicklung einer Wertschöpfungsstrategie aus der allgemeinen Unternehmensstrategie; • die Entwicklung und Herstellung nachhaltiger Produkte (z.B. unter Berücksichtigung der Kriterien Effizienz, Konsistenz und Suffizienz)

• operativ nachhaltiges Wirtschaften unter Abstimmung der Beschaffungsvorgänge mit allen anderen betrieblichen Prozessen;

• eine das zuvor angesprochene nachhaltige Wirtschaften ermöglichende betriebliche Organisationsstruktur;

• die intensive Kooperation mit den Anspruchsgruppen entlang der Wertschöpfungskette mit Blick auf die Wünsche und Notwendigkeiten einerseits aber auch hinsichtlich der realistischen Umsetzungsmöglichkeiten andererseits;

• eine integrierte Geschäftsplanung, die auf Veränderungen sowohl in der Lieferkette als auch in den Vertriebskanälen reagiert und darüber hinaus auch erwartete Veränderungen z.B. der Kundenanforderungen oder der technischen Möglichkeiten in der Lieferkette antizipiert.

• die kontinuierliche ganzheitliche Kostenkontrolle im Sinne der Erfassung aller aktuellen und möglichst adäquaten Abschätzung zukünftiger Kosten, auch solcher erwarteter Kosten von bislang nicht umgesetzter aber zukünftig möglicherweise notwendiger Maßnahmen; dies beinhaltet auch die aktuell noch von der Gesellschaft kompensierten externen Kosten entlang der Wertschöpfungskette, die beispielsweise im Zuge umweltpolitischer Maßnahmen zukünftig internalisiert werden könnten;

• der systematische Aufbau von Netzwerken entlang der gesamten Supply Chain

Wenden Sie das in Kapitel 4.4.2.2. vorgestellte Beurteilungsraster auf einen aktuellen Nachhaltigkeitsbericht eines nach den in Kapitel 3.2.2.4 vorgestellten Rankings beurteilten Unternehmens an und vergleichen Sie Ihre Beurteilung mit der des professionellen Rankings

In der konkreten Ausführung dieser Aufgabe werden regelmäßig Analysen in der Größenordnung von ca. 12 DIN A4-Seiten erstellt. Dabei kommt es darauf an, die in den CSR-Berichten gefunden Informationen mit den Themen des vorliegenden Lehrbuches zu verknüpfen und entsprechende Praxisbeispiele für die konkrete Umsetzung dieser Themen zu erhalten und dann hierüber im Überblick zu berichten. Eine solche berichtende Zusammenfassung der Informationen gilt für die in 4.4.2.2. genannten Gliederungspunkte 1 bis 5. In den darauffolgenden Gliederungspunkten sind eigene Überlegungen und Bewertungen notwendig: Da viele Berichte nach wie vor kaum konkrete Hinweise auf die gesellschaftlichen Wirkungen (Impacts) der CSR-Maßnahmen aufweisen, geht es im Gliederungspunkt (GP) 6 um die Identifikation indirekter Hinweise hierauf. Eigene Bewertungen sind hinsichtlich der logischen Konsistenz des untersuchten Berichts (passen die Aussagen in den jeweiligen Berichtsteilen zueinander, können die dargestellten operativen CSRMaßnahmen mit von den aus dem Leitbild entwickelten strategischen Informationen abgeleitet werden) im GP 7 vorzunehmen. In GP 8 sind die vom Unternehmen veröffentlichen Informationen kritisch an den zur Verfügung stehenden Informationen externer Quellen und Berichte/Analysen zu spiegeln. Eine abschließende Bewertung greift dann die Ergebnisse des GP 8 auf und kommentiert die Aussagen des Unternehmens. Die entsprechenden Schlussfolgerungen könnten schließlich genutzt werden, um das Unternehmen in einer der Stufen des von Schneider entwickelten Reifegradmodells (Abb. 3.10) einzuordnen. Hier gibt es keine „richtige“ Einordnung, aber eine richtig, d.h. stringent begründete

Unterschiede des Shareholder Value-Ansatzes von Friedman und Stakeholder Value von Joly, unter Berücksichtigung der Idee einer "human organization":


  • Shareholder Value-Ansatz von Friedman: Der Shareholder Value-Ansatz basiert auf der Idee, dass Unternehmen primär dazu verpflichtet sind, den Aktionären Gewinne zu maximieren. Nach Friedman ist es die Verantwortung von Unternehmen, den Geschäftsinteressen ihrer Eigentümer nachzukommen und den freien Marktmechanismus zu fördern. Der Fokus liegt dabei auf der Maximierung des Shareholder Value, also des Unternehmenswerts für die Aktionäre.

  • Stakeholder Value-Ansatz von Joly: Im Gegensatz zum Shareholder Value-Ansatz betrachtet der Stakeholder Value-Ansatz Unternehmen als "human organizations", die eine Verantwortung gegenüber einer Vielzahl von Stakeholdern haben. Jean-Pascal Tricoire, CEO von Schneider Electric, hat diesen Ansatz geprägt. Dabei geht es darum, dass Unternehmen nicht nur den Aktionären, sondern auch den Mitarbeitern, Kunden, Lieferanten, Gemeinschaften und der Umwelt verpflichtet sind. Der Fokus liegt auf einer ausgewogenen Berücksichtigung der Interessen aller Stakeholder und der Schaffung langfristiger Werte.

Die Idee einer "human organization" betont, dass Unternehmen nicht nur auf den wirtschaftlichen Nutzen ausgerichtet sein sollten, sondern auch eine soziale und ethische Verantwortung tragen. Sie sollten das Wohl der Menschen in den Mittelpunkt stellen und sicherstellen, dass ihre Geschäftspraktiken die Rechte und Interessen aller Betroffenen berücksichtigen.

Begriff der Nachhaltigkeit, Umweltethik und Umweltgerechtigkeit beschreiben und in einen sinnvollen Zusammenhang bringen



  • Nachhaltigkeit: Nachhaltigkeit bezieht sich auf die Fähigkeit, die Bedürfnisse der aktuellen Generation zu befriedigen, ohne die Fähigkeit künftiger Generationen zu gefährden, ihre eigenen Bedürfnisse zu erfüllen. Es geht um eine ausgewogene Berücksichtigung von ökonomischen, sozialen und ökologischen Aspekten, um langfristige Stabilität und Wohlstand zu gewährleisten.

  • Umweltethik: Umweltethik beschäftigt sich mit moralischen Fragen im Zusammenhang mit der Beziehung zwischen Menschen und der natürlichen Umwelt. Sie betrachtet die Verantwortung des Menschen gegenüber der Natur und dem Schutz der Umwelt. Die Umweltethik befasst sich mit Fragen wie dem Wert und den Rechten von Naturressourcen, dem Schutz der Artenvielfalt, der Nachhaltigkeit und der Verantwortung für zukünftige Generationen.

  • Umweltgerechtigkeit: Umweltgerechtigkeit bezieht sich auf die faire Verteilung von Umweltressourcen und die gerechte Verteilung von Umweltbelastungen. Sie betont, dass alle Menschen das Recht haben, in einer gesunden und sicheren Umwelt zu leben, unabhängig von ihrer sozialen, wirtschaftlichen oder ethnischen Zugehörigkeit. Umweltgerechtigkeit fordert gleiche Chancen und Schutz vor Umweltverschmutzung für alle Menschen.

Diese Konzepte stehen in einem sinnvollen Zusammenhang, da Nachhaltigkeit und Umweltethik darauf abzielen, eine harmonische Beziehung zwischen Mensch und Natur herzustellen. Umweltgerechtigkeit stellt sicher, dass die Auswirkungen von Umweltentscheidungen und -belastungen gerecht verteilt werden und keine soziale Benachteiligung oder Ungleichheit entsteht.

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Joel D.

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