Wie wurden die heutigen “Substanzgebrauchsstörungen” in älteren Klassifikationssystemen unterschieden?
Es wurden Suchtverhalten, Substanzmissbrauch und Substanzabhängigkeit unterschieden
Wie kennzeichnet sich die Substanzgebrauchstörung?
Bei Personen mit einer Substanzgebrauchsstörung besteht ein starkes Verlangen nach einer Substanz (z. B. Alkohol, Heroin), die auf das zentrale Nervensystem einwirkt und oftmals unmittelbar eine angenehme Wirkung (z. B. Rausch, High) entfaltet
Trotz schädlicher Langzeitfolgen (u. a. körperlich, sozial) wird der Konsum von Betroffenen einer Substanzgebrauchsstörung fortgesetzt
Mit der Zeit entsteht eine sog. Toleranzentwicklung:
Es werden immer größere Mengen der Substanz für den gleichen Effekt benötigt
Mitunter können schwere körperliche und psychische Entzugserscheinungen auftreten, wenn der Konsum reduziert (oder beendet) wird
Bei schweren Verläufen bestimmen Konsum und Beschaffung der Substanz den gesamten Alltag der Betroffenen
Welche Symptome und wie viele müssen bei einer Substanzgebrauchsstörung nach DSM-5 auftreten?
Zur Diagnosevergabe müssen zwei oder mehr Merkmale über einen Zeitraum von mindestens einem Jahr vorliegen:
Einschränkungen in Alltagsbereichen (beruflich, schulisch, sozial)
Verpflichtungen werden vernachlässigt
Substanz wird in gefährlichen Situationen konsumiert
Beziehungsprobleme treten aufgrund des Substanzkonsums auf
Substanz wird trotz dieser Probleme weiterhin konsumiert
Toleranzentwicklung
Entzugssymptome, wenn nicht konsumiert wird (v. a. körperlicher Art)
Kontrollverlust im Hinblick auf Konsum
Konsumreduktion gelingt nicht, Verlust der Steuerungsfähigkeit
Substanzbeschaffung nimmt viel Zeit in Anspruch
Hobbys und andere Aktivitäten (z. B. Arbeit) werden eingestellt oder reduziert
Suchtdruck: starkes Verlangen nach der Substanz (Craving)
Wie ordnen die beiden Klassifikationssysteme (ICD-10 und DSM-5) die Abhängigkeitserkrankungen ein?
Die beiden Klassifikationssysteme ICD-10 und DSM-5 verorten die Abhängigkeitserkrankungen jeweils in einem eigenen Kapitel, welches sich in verschiedene Substanzklassen unterteilt:
ICD-10 (ähnlich im DSM-5):
Alkohol
Opioide (z. B. Heroin, Methadon, Codein)
Cannabinoide
Sedativa/Hypnotika
Kokain (oder Crack)
andere Stimulanzien (z. B. Amphetamine)
Halluzinogene (z. B. LSD, Meskalin und Psilocybin – der Wirkstoff, der in psychoaktiven Pilzen, sog. Magic Mushrooms, enthalten ist)
Tabak
flüchtige Lösungsmittel
multipler Substanzgebrauch oder Konsum anderer psychotroper Substanzen
Warum definiert das DSM-5 die Kriterien des “pathologischen Glücksspiels” im gleichen Kapitel wie die stoffgebundenen Abhängigkeitserkrankungen?
Da Wissenschaftliche Studien zeigen konnten, dass Glücksspiele ähnliche neuronale Bereiche des Gehirns aktivieren (Belohnungssystem) und vergleichbare Verhaltensmuster auslösen wie substanzbezogene Suchterkrankungen.
Wie wirkt Alkohol auf biologischer Ebene?
Alkohol gelangt, nachdem er im Magen von Enzymen verstoffwechselt wurde, in den Dünndarm und von dort aus ins Blut
Der Abbau erfolgt v. a. in der Leber, die ca. 15 Gramm pro Stunde metabolisieren kann
Im Gehirn wirkt Alkohol auf verschiedene Neurotransmitter-Rezeptoren:
GABA, Serotonin, Dopamin und Glutamat
Die Stimulation der GABA-Rezeptoren wird mit Reduktion von Anspannung assoziiert
Serotonin und Dopamin hingegen erzeugen Wohlbefinden und positive Gefühle
Die Wirkungen des Alkohols auf verschiedene kognitive Funktionen werden mit einer Hemmung der Glutamat-Rezeptoren in Verbindung gebracht
Bereits wenige Stunden später machen sich jedoch die negativen Nachwirkungen eines starken Alkoholkonsums häufig in Form von Kopfschmerzen und Übelkeit bemerkbar.
Wozu kann länger andauernder Alkoholkonsum führen?
Kann zu einer Verschlechterung der Konzentrations- und Gedächtnisleistungen führen
Alle Organe, das zentrale sowie das periphere Nervensystem können erhebliche Schäden davontragen
Das Risiko der Entwicklung eines Korsakow-Syndroms erhöht sich mit zunehmendem und anhaltendem Konsum von Alkohol
Auch die Leber wird durch starken Alkoholkonsum geschädigt
Die Folge kann eine Leberzirrhose sein
Bei Personen, die jahrelang Alkohol konsumiert haben, kann der Abfall des Blutalkoholspiegels ein Delirium tremens auslösen
Betroffene erleben dann verschiedene, meist sehr unangenehme visuelle und taktile Halluzinationen
(z. B. das Kriechen von Insekten über den eigenen Körper oder an den Wänden) -> Delirium tremens
Dies tritt jedoch nur in sehr seltenen Fällen auf.
Herzinsuffizienz
Erektionsstörungen
Bluthochdruck
Schlaganfälle
Was ist das Korsakow-Syndrom?
Das Korsakow-Syndrom ist eine Erkrankung mit starken Gedächtnisstörungen.
Wofür steht GABA?
Gamma-Aminobuttersäure
Wie viele Personen sind schätzungsweise in den vergangenen 50 Jahren in den USA an Folgen des Rauchens gestorben?
Etwa 20 Millionen Menschen
Welche Folgen können durchs Rauchen (Nikotin und Tabak) entstehen?
Eine Reihe verschiedener Krebsarten (z. B. Kehlkopf-, Lungen-, Magen-, Blasenkrebs) werden durch das Rauchen ausgelöst bzw. verschlimmert
Herzkrankheiten
plötzlicher Kindstod
Komplikationen während der Schwangerschaft
Und viele weitere…
Was sind die toxischen Substanzen des Tabakrauchs?
Die zentralen toxischen Substanzen des Tabakrauchs sind…
Nikotin
Kohlenmonoxyd
Teer
Welche interindividuellen und ethnischen Unterschiede zeigen sich im Hinblick auf die Verstoffwechselung von Nikotin?
Studien konnten belegen, dass das Nikotin bei Personen mit schwarzer Hautfarbe länger im Blut bleibt
Asiatisch-stämmige Personen hingegen scheinen weniger Nikotin zu metabolisieren und daher seltener an verschiedenen Arten von Lungenkrebs zu erkranken
Wie kann man an den Folgen des Rauchens leiden, wenn man selbst nicht raucht?
Nicht nur das Rauchen einer Zigarette selbst, sondern auch das indirekte Einatmen des Rauchs („Passivrauchen“) kann zu schwerwiegenden Gesundheitsschäden führen
Was ist neu auf dem Markt und soll die Gesundheitsrisiken des Rauchens eindämmen?
Seit einigen Jahren sind E-Zigaretten auf dem Markt, die die schädlichen gesundheitlichen Risiken eindämmen sollen
Die aktuelle Studienlage hierzu ist noch recht spärlich
Gesundheitsbehörden warnen vor dem Konsum von nikotinhaltigen E-Zigaretten
Was gehört zur Störungsklasse Cannabis und wie werden diese Stoffe hergestellt?
Zur Störungsklasse Cannabis gehören sowohl Marihuana als auch Haschisch
Marihuana wird aus den getrockneten und zerriebenen Blättern und Blütenspitzen der Cannabispflanze gewonnen
Haschisch wird aus dem Harz der Cannabispflanze hergestellt
Wie wirkt sich Cannabiskonsum auf die Stimmung aus?
Welche Folgen sind möglich?
Wovon hängt die Wirkung ab?
Abhängig von der Dosis kann der Konsum von Cannabis entspannend und/oder euphorisierend wirken und Glücksgefühle, ein sog. High, auslösen
Auf der anderen Seite können das Reaktionsvermögen und die (Psycho-)Motorik durch den Konsum von Cannabis beeinträchtigt sein
Höhere Dosen können mit Stimmungswechseln einhergehen, das Zeitempfinden verändern und zu Beeinträchtigungen des Gedächtnisses und Denkens führen
Bei sehr hohen Dosen können panikartige Zustände die Folge sein
Insgesamt ist das Wirkspektrum von Cannabis vielgestaltig und hängt u. a. von der Konsumart, der Konsumsituation, der Grundstimmung und der psychischen Konstitution des Konsumenten ab
Wie wirkt Cannabis auf biologischer Ebene?
Die Cannabiswirkung wird vom Cannabinoid Tetrahydrocannabinol (THC) herbeigeführt, welches über die Atemwege rasch aufgenommen wird, die Blut-Hirn-Schranke passiert und an die Cannabinoid-Rezeptoren des körpereigenen Endcannabinoidsystems bindet
Wie sehen die Langzeitfolgen von Cannabiskonsum aus?
Die körperlichen Langzeitfolgen des Konsums überschneiden sich zum Teil mit jenen des Nikotinkonsums
Obwohl gewöhnlich weniger Joints als Zigaretten konsumiert werden, kann langjähriger Cannabiskonsum die Lunge schädigen
Dies liegt u. a. daran, dass der Rauch tiefer inhaliert wird und länger in der Lunge verbleibt
Auch wenn die Studienlage nicht einheitlich ist, scheint Cannabis bei regelmäßigem Konsum das kognitive Funktionsniveau zu beeinträchtigen
Ist mit verschiedenen psychischen Störungen, z. B. mit Angststörungen und Depressionen, sowie dem Auftreten von Psychosen assoziiert
Was zählt zu den Opioiden und wie werden diese hergestellt?
Zu den Opioiden zählen Opiate (Opium, Morphin und Codein) sowie deren synthetisch hergestellte Derivate mit morphinähnlicher Wirkung
Opiate können natürlicherweise aus dem Milchsaft des Schlafmohns gewonnen werden
Welcher “Stoff” ist ein halbsynthetisches Opioid und warum ?
Heroin wird mittels eines chemischen Prozesses aus Morphin hergestellt und ist damit ein halbsynthetisches Opioid
Welche “Stoffe” sind vollsynthetisierte und legale Opiode?
Methadon ist ein vollsynthetisches Opioid, das legal als Schmerzmittel erhältlich ist und in der Substitutionstherapie von Heroinabhängigen zum Einsatz kommt
Legale Schmerzmittel auf Opioidbasis sind Hydrocodon und Oxycodon, die allerdings häufig missbräuchlich verwendet werden
Wie wirken Opiode auf biologischer Ebene?
Opioide entfalten ihre Wirkung primär an den Rezeptoren des körpereigenen Opioidsystems, auch im zentralen Nervensystem.
Wie wirken sich Opioide auf die Stimmung aus?
Neben einer schmerzstillenden haben Opioide auch eine entspannende, beruhigende und euphorisierende Wirkung
Heroin löst zusätzlich einen sog. Rush aus, ein warmes Gefühl der Ekstase, das unmittelbar nach der Injektion einsetzt
In den ersten vier bis fünf Stunden nach dem Konsum fühlt sich die Person sorgenlos und „voller Selbstvertrauen“
Warum haben Opioide ein sehr hohes Abhängigkeitspotenzial?
Opioide haben aufgrund der nachfolgenden körperlichen Entzugserscheinungen, ein sehr hohes Abhängigkeitspotenzial
Bereits innerhalb der ersten acht Stunden nach dem jüngsten Konsum kann es bei Heroinabhängigen zu starken Entzugserscheinungen kommen
Was sind (körperliche) Entzugserscheinungen nach Opiod-Konsum?
Die körperlichen Symptome sind vielgestaltig:
Sie reichen von Schweißausbrüchen, Zittern, Gliederschmerzen, Magenkrämpfen, Erbrechen, Durchfall über Schüttelfrost und Hitzewellen bis hin zu lebensbedrohlichen Zuständen mit schweren Krampfanfällen
Zudem können Gefühle der Unruhe, Angstzustände und depressive Phasen, die mit Selbstmordgedanken einhergehen, auftreten
Welche sozialen Folgeschäden sind mit dem Konsum von Heroin verbunden?
Mit dem Konsum von Heroin sind gravierende soziale Folgeschäden verbunden, weil die Drogenbeschaffung den Alltag der Betroffenen dominiert und sie zu kriminellen Aktivitäten anstiftet
Die Mortalitätsrate ist deutlich erhöht
Was bezeichnet man als Stimulanzien?
Psychotrope Substanzen, die primär die Wachheit ankurbeln und eine anregende Wirkung auf das zentrale und sympathische Nervensystem ausüben, werden als Stimulanzien bezeichnet
Was sind (nicht-)natürliche Stimulanzien und wie werden diese jeweils hergestellt?
Kokain ist ein natürliches Stimulans, das aus den Blättern der Kokapflanze hergestellt wird
Amphetamine sind synthetisch hergestellte Stimulanzien
Wie wirkt die Konsumart von Kokain/Heroin auf die Wirkung?
Aus den Blättern der Kokapflanze wird mittels eines chemischen Verfahrens weißes, kristallines Pulver gewonnen
Wird es intravenös verwendet oder geraucht, erfolgt die aufputschende Wirkung rasch, verschwindet aber auch innerhalb von zehn Minuten wieder
Beim sog. Schnupfen hält die Wirkung etwa 20 bis 60 Minuten an
Wie wirkt Kokain auf biologischer Ebene?
Kokain erhöht die Ausschüttung der körpereigenen Neurotransmitter Dopamin, Noradrenalin und Serotonin und blockiert deren Wiederaufnahme, was zu einer gesteigerten Wachheit, erhöhter Leistungsfähigkeit sowie einer euphorischen Stimmung führt
Was sind Entzugserscheinungen und Folgen bei Kokain-Konsum?
Auf körperlicher Ebene sind die Konsumenten am Ende des Rausches müde und erschöpft
Psychische Nachwirkungen können z. B. Angstzustände, Schuldgefühle, Selbstvorwürfe und Suizidgedanken sein
Aufgrund seiner gefäßverengenden Wirkung erhöht Kokain das Risiko für einen Herzinfarkt
Wozu kann eine Überdosis Kokain führen?
Eine Überdosis kann schwerwiegende Halluzinationen auslösen, z. B. von Insekten, die über oder unter der Haut krabbeln (Dermatozoenwahn)
Was ist Methamphetamin?
Methamphetamin (umgangssprachlich Crystal Meth, Meth, Ice, Crystal) ist das am häufigsten verwendete vollsynthetische Amphetaminderivat
Bereits seit dem Jahr 1941 unterliegt es aufgrund seines hohen Suchtpotenzials dem Betäubungsmittelgesetz
Das Verlangen kann nach Beendigung des Konsums mitunter noch Jahre anhalten
Was löst der (langfristige) Konsum von Methamphetamin aus?
Der Konsum löst, ebenso wie Heroin, zunächst einen „Rush“ aus, bevor die negativen Nachwirkungen (z. B. starke Reizbarkeit) einsetzen
Der längerfristige Konsum von Methamphetamin geht mit starken gesundheitlichen Beeinträchtigungen sowie starken körperlichen Verfallserscheinungen einher
Eine Studie konnte zeigen, dass chronische Methamphetamin-Konsumenten Schädigungen am Hippocampus aufweisen
Häufiger Konsum kann die Gefäße vorzeitig altern lassen und das Herz schwer schädigen
Chronischer Missbrauch von Methamphetamin wurde mit dem Auftreten von Psychosen assoziiert
Welche Substanzen zählen zu den Halluzinogenen?
LSD
Ecstasy
Was ist LSD und wie wirkt es?
Lysergsäurediäthylamid – kurz LSD – ist eine Substanz, die Halluzinationen erzeugen und das Zeitgefühl verändern kann
Die Droge wird häufig mit einer Erweiterung des Bewusstseins in Verbindung gebracht:
Die Umgebung (z. B. Bilder und Geräusche) wird auf eine völlig neue Art und Weise wahrgenommen
Bei einigen Konsumenten kann diese Wirkung zu einem Angstanfall („Horrortripp“) führen.
Was ist Ecstasy wie wird es hergestellt und wie wirkt es?
Ecstasy ist eine Substanz, die aus MDMA (Methylendioxymethylamphetamin) besteht und sowohl halluzinogene als auch amphetaminerge Verbindungen enthält
Bei jungen Leuten ist es sehr beliebt und wird häufig auf Partys konsumiert, da es die Stimmung und das Selbstbewusstsein steigern kann
MDMA wirkt primär über das serotonerge System
Die Substanz hemmt u. a. die Wiederaufnahme von Serotonin aus dem synaptischen Spalt
Negative körperliche Wirkungen von Ecstasy können z. B. Zähneknirschen, Kieferpressen, Übelkeit oder Schüttelforst sein.
Außerdem können negative Affekte, Verwirrtheit und dissoziative Zustände auftreten
Welche Erkrankungen zählen zu den “Substanzabhängigen Suchterkrankungen”?
Nikotin und Tabak
Cannabis
Opioide
Stimulanzien
Halluzinogene
Was ist ein Derivat?
Ein Abkömmling (hier: chemischer Art) einer Substanz wird auch Derivat genannt.
Wie werden substanzUNabhängige Suchterkrankungen in den Alten und neuen Klassifikationssystemen eingeordnet?
Abgesehen vom pathologischen Glücksspiel werden sie in den alten Klassifikationssystemen nicht als eigenständige Störungsbilder geführt
Die neue Version der International Classification of Diseases (ICD-11) hat jedoch die „Gaming Disorder“ als eigenständiges Störungsbild aufgenommen
Was ist die Gaming Disorder?
Der Begriff Gaming Disorder bezeichnet die Sucht nach Computer- und Videospielen.
Welche Konsequenzen haben Verhaltenssüchte im Vergleich zu substanzbezogenen Erkrankungen?
Verhaltenssüchte können die Gesundheit ebenso schädigen wie substanzbezogene Erkrankungen und gravierende soziale und psychische Konsequenzen haben
Welche sind häufig auftretende Verhaltenssüchte?
Spielsucht “pathologisches Glücksspiel”
Kaufsucht
Internet- und Computersucht
Wie kennzeichnet sich eine Spielsucht “pathologisches Glücksspiel”?
Wo liegt die Lebenszeitprävalenz?
Betroffene verspüren den starken Drang, Glücksspiele zu spielen oder Geldwetten abzuschließen
Daraus resultieren vor allem finanzielle und soziale Schwierigkeiten, da die Betroffenen nicht aufhören können, auch wenn sie nicht (mehr) über die finanziellen Mittel verfügen
Lebenszeitprävalenz schwankend: 0,4 %–3,4 % in europäischen Ländern
Wodurch kennzeichnet sich eine Kaufsucht?
Wo liegt die Punktprävalenz in den USA?
Kaufsüchtige Personen erleben einen inneren Zwang, sich immer neue Dinge kaufen zu müssen, auch wenn diese nicht benötigt werden oder die finanziellen Mittel nicht zur Verfügung stehen
Punktprävalenz: ca. 6 % der Bevölkerung (in den USA)
Wodurch kennzeichnet sich eine Internet- und Computersucht?
Wie lauten die diagnostischen Kriterien?
Wo liegt die 12-Monats-Prävalenz versch Altersgruppen/Geschlechter in Deutschland?
Betroffene spielen regelmäßig und exzessiv Computer bzw. verbringen extrem viel Zeit im Internet
Kriterien:
starke gedankliche Beschäftigung
Unruhe/Gereiztheit, wenn Angebote nicht genutzt werden können
Vernachlässigung anderer wichtiger Lebensbereiche
12-Monats-Prävalenz: (DE 2015)
5,8 % der 12- bis 17-jährigen Jugendlichen
2,8 % der 18- bis 25-jährigen jungen Erwachsenen
In der Altersgruppe der 12- bis 17-Jährigen sind Mädchen (7,1 %) stärker betroffen als Jungen (4,5 %)
Warum sollten Diagnostiker bei Suchterkrankungen mehrere Informationsquellen nutzen?
Für viele Betroffene ist das Thema mit starker Scham verbunden, weswegen einige ihren Konsum verheimlichen, verleugnen oder bagatellisieren
Vor allem bei Betroffenen, die illegale Substanzen konsumieren und aufgrund dessen strafrechtliche Konsequenzen befürchten
Was zählt zu den relevantesten, fremdanamnestischen Quellen bei der Diagnostik von Suchterkrankungen?
Zu den relevantesten, fremdanamnestischen Quellen zählen…
biologische Untersuchungsverfahren (z. B. Drogentests)
Verhaltensbeobachtungen
die Befragung dritter Personen
Was ist “Spice”?
Der Begriff Spice bezeichnet eine Droge, die aus synthetischen Cannabinoiden hergestellt wird.
Welche Störungsbilder zählen zu den am häufigsten vorkommenden bei Erwachsenen in Deutschland?
Substanzbezogene Störungen
Angsterkrankungen
somatoforme Störungen
depressive Störungen
Welche Substanz wird am häufigsten missbräuchlich konsumiert?
Was zeigte eine Studie zum Gebrauch psychotroper Substanzen in Deutschland bei 9084 Personen zw 18 und 64 Jahren?
In dieser Studie gab jeder siebte Erwachsene (14,2 %) an, innerhalb der vergangenen 30 Tage einen riskanten Alkoholkonsum (> 12 bzw. 24 Gramm Reinalkohol pro Tag in den vergangenen 30 Tagen für Frauen bzw. Männer) gezeigt zu haben
Im Jahr 2013 gab ein Drittel der Befragten an, im vergangenen Monat geraucht zu haben
4,5 % der Befragten hatten im vergangenen Jahr Cannabis konsumiert
Bei allen anderen untersuchten illegalen Drogen lag der selbstberichtete Konsum bei unter einem Prozent (0,8 % für Kokain, 0,7 % für Amphetamine, 0,2 % für Heroin und Spice und 0,1 % für Crack)
Die Studienergebnisse zeigen, dass Männer häufiger illegale Drogen konsumieren als Frauen
Unterschiede zeigen sich außerdem im Alter der Konsumenten:
Amphetamine, Ecstasy und LSD am häufigsten von 25- bis 29-Jährigen konsumiert wurden
Konsum von Opiaten und Kokain in der Gruppe der 30- bis 39-Jährigen am höchsten
Schmerzmittel waren in der Untersuchung von Pabst und Kollegen (2013) das Arzneimittel, das am häufigsten eingenommen wurde (12-Monats-Prävalenz: 61,9 %).
Inwiefern hat sich der Drogenkownum seit dem aktuellen Drogen- und Suchtbericht 2004 verändert?
Während laut dem aktuellen Drogen- und Suchtbericht im Jahr 2004 noch 21,2 % der Jugendlichen zwischen 12 und 17 Jahren regelmäßig (mindestens einmal in der Woche) Alkohol konsumierten, zeigte sich in den vergangenen Jahren ein deutlicher Rückgang:
Im Jahr 2019 waren es nur noch 8,7 % der Jugendlichen
Wie sieht die Epidemiologie bzgl des Rauchens aus?
Untersuchungen konnten wiederholt zeigen, dass in sozioökonomisch schwächer gestellten Bevölkerungsschichten vermehrt geraucht wird
Zudem rauchen Männer häufiger als Frauen
In welchen Phasen entwickelt sich eine Abhängigkeit (von einer psychotropen Substanz)?
positive Einstellung (der Substanz gegenüber)
Experimentieren (probieren versch Substanzen)
Regelmäßiger Konsum
Starker Konsum
Physische Abhängigkeit/Abusus
(durch Toleranzentwicklung und Entzugserscheinungen)
Welcher ist der bewährteste ätiologische Ansatz bzgl Suchterkrankungen?
Das Bio-Psycho-soziale Modell
Welche Neurobiologische Faktoren erklären die Ätiologie von Abhängigkeitserkrankungen?
Für Abhängigkeitsstörungen wurden bedeutsame genetische Prädispositionen aufgezeigt
Der relevanteste Neurotransmitter im Hinblick auf substanzbezogene Abhängigkeitserkrankungen ist das Dopamin
Der Konsum von Drogen führt zur vermehrten Ausschüttung von Dopamin, welches das Belohnungs- und Lustzentrum im Gehirn stimuliert
Studien zeigen, dass insbesondere das mesolimbische Dopaminsystem durch den Drogenkonsum aktiviert wird
Aktuell wird davon ausgegangen, dass sowohl die positive Wirkung der Droge auf das Dopaminsystem als auch die negativen Folgen des Konsums (körperliche Entzugserscheinungen, unangenehme Gefühle) die Fortführung des Konsums erklären können
Incentive-Sensation-Theorie
Des Weiteren konnte bei Menschen mit einer Substanzgebrauchsstörung eine sog. Verstärkerabwertung festgestellt werden
Das bedeutet, dass sie sich eher für eine sofortige, aber kleinere Belohnung (z. B. heute fünf Euro) entscheiden als für eine spätere, aber dafür höher ausfallende Belohnung (z. B. morgen 20 Euro)
Relevante Hirnareale, die im Zusammenhang mit der Abwertung der verzögerten Belohnung stehen, sind die Amygdala und der Nucleus accumbens
Was ist das mesolimbische System?
Das mesolimbische System ist relevant für Freude, Lust und Motivation.
Was besagt die Incentive-Sensitization-Theorie von Robinson und Berridge?
(Ätiologie Suchterkrankungen)
Robinson und Berridge (1993) entwickelten die sog. Incentive-Sensitization -Theorie, die die Bedeutung von Umgebungsreizen für die Aufrechterhaltung einer substanzbezogenen Abhängigkeitserkrankungbetont
Das Verlangen nach der Droge bezeichnen die Autoren als „Craving“ oder „Wanting“
Das positive Gefühl, das durch den Konsum der Droge entsteht, wird „Liking“ genannt
Die Theorie besagt, dass das „Liking-System“ durch Umgebungsreize, die mit dem Konsum der Droge verknüpft sind (z. B. Spritzen, Zigarettenpapier), aktiviert wird
In der Folge entsteht ein starkes Craving nach der Droge, welches die Person zum Konsum antreibt
Der Theorie zufolge nimmt das Liking mit fortschreitendem Konsum ab, während das Craving gleichbleibt und so die Suchtproblematik aufrechterhält
Sowohl bei Personen mit einer Alkoholgebrauchsstörung als auch bei Rauchern waren in einer Untersuchung erhöhtes Craving und Liking mit einem erhöhten Konsum und Rückfallrisiko verbunden, welches sich zudem bei den betroffenen Rauchern in der Gehirnaktivität widerspiegelte
Was bedeutet Incentive Sensation?
Mit Incentive Sensitization ist Anreizsensibilisierung gemeint.
Welche psychologischen Faktoren zeigen Studien bzgl der Ätiologie von Suchterkrankungen?
Verbesserung der Stimmungslage
Anxiolytischen(angstlösenden) Effekt von Alkohol
Jugendliche, die eine höhere Anzahl negativer Affekte und negativer Ereignisse erlebt hatten, rauchten vermehrt
Weniger das Nikotin als vielmehr das Inhalieren des Rauchs führt zu einer Reduktion negativer Affekte
In der Studie ließ sich kein Unterschied zwischen Rauchern finden, die eine nikotinhaltige Zigarette bekamen, und Rauchern, die keine nikotinhaltige Zigarette rauchten
Die Erwartung an die Wirkung der Droge scheint eine entscheidende Rolle bei der positiven Empfindung zu spielen:
In einer klassischen Untersuchung verhielten sich Personen, die glaubten, Alkohol getrunken zu haben, zunehmend aggressiv.
In Wahrheit hatten sie jedoch eine alkoholfreie Substanz konsumiert
Welche Zusammenhänge zeigen sich bzgl Drogenkonsum und Persönlichkeitsmerkmalen?
(Ätiologie Suchterkrankungen: psychologische Faktoren)
Es zeigen sich Zusammenhänge von Drogenkonsum und bestimmten Persönlichkeitsmerkmalen.
Beispielsweise haben Personen, die immer wieder neue, aufregende Erfahrungen suchen (Sensation Seeking), ein höheres Risiko, in ihrem Leben eine Substanzgebrauchsstörung zu entwickeln
Eine Studie aus dem Jahr 2012, an der fast 4.000 Personen teilnahmen, zeigte folgende Ergebnisse:
Höhere Ausprägungen in Neurotizismus, Extraversion und Offenheit sowie niedrigere Ausprägungen in Gewissenhaftigkeit und Verträglichkeit konnten einen erhöhten Substanzkonsum zum zweiten Messzeitpunkt (zehn Jahre später) verlässlich vorhersagen
Wie können soziokulturelle Faktoren die Ätiologie von Suchterkrankungen erklären?
In Deutschland ist der Konsum von Alkohol gesellschaftlich weitestgehend akzeptiert bzw. sogar erwünscht
Alkohol ist in allen Ländern die am häufigsten konsumierte psychotrope Substanz
Frauen trinken aufgrund gesellschaftlicher Normen weniger Alkohol als Männer
Sozialer Einfluss:
Wird innerhalb der eigenen Familie oder des Freundeskreises geraucht oder vermehrt Alkohol konsumiert, so erhöht sich auch die Wahrscheinlichkeit für den eigenen Gebrauch
Soziale Selektion:
Menschen suchen sich ihr soziales Netzwerk so aus, dass es dem eigenen Drogenkonsum ähnelt
In einer Langzeitstudie zeigte sich, dass der Effekt der sozialen Selektion im Vergleich zum sozialen Einfluss zu überwiegen scheint
Positive Präsentation von Alkohol oder Zigaretten in den Medien kann die Wahrscheinlichkeit des Substanzkonsums ebenfalls erhöhen
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