Was kennzeichnet eine Schizophrenie?
primär durch eine fehlerhafte Wahrnehmung der Realität (z. B. Wahn)
formale Denkstörungen
Ich-Störungen
Veränderungen des Affekts und der Motorik kennzeichnet
Welches Störungsbild wird häufig fälschlicherweise für eine Schizophrenie gehalten?
Die dissoziative Identitätsstörung:
Im Alltagsgebrauch wird das Auftreten verschiedener Persönlichkeiten innerhalb einer Person häufig fälschlicherweise als Schizophrenie bezeichnet anstatt als dissoziative Identitätsstörung
In welche Kategorien werden die Symptome bzgl Affekt, Verhalten und Erleben einer Schizophrenie eingeteilt?
Positive, Negative und Desorganisierte Symptome
Was wird häufig als das zentrale Merkmal schizophrener Störungen angesehen, was ist daran nicht ausreichend?
Halluzinationen werden häufig als das zentrale Merkmal schizophrener Störungen angesehen
Patienten mit Schizophrenie können jedoch eine Bandbreite verschiedener psychischer Beeinträchtigungen aufweisen
Zudem treten Halluzinationen auch bei anderen psychischen Störungen (z. B. bipolare Störung, Substanzmissbrauch) und manchmal auch bei gesunden Personen nach einem belastenden Lebensereignis (z. B. Tod des Partners) auf
Welche Symptome der Schizophrenie zählen zur Kategorie der “Positiven Symptome”?
Symptome, die im Folgenden beschrieben werden, sind dadurch gekennzeichnet, dass mehr wahrgenommen oder erlebt wird als in der Realität vorhanden ist.
Halluzinationen
Wahn (Ich-Störungen)
Formale Denkstörungen
Welche Symptome der Schizophrenie zählen zur Kategorie der “Negativen Symptome”?
Negative Symptome sind dadurch kekennzeichmet, dass bei Betroffenen im Vergleich zu gesunden Personen ein Mangel auf versch Ebenen vorliegt.
Allogie (Sprachverarmung)
Anhedonie
Affektverflachung
Asozialität
Apathie (Teilnahmslosigkeit, Gleichgültigkeit)
Welche Symptome der Schizophrenie zählen zur Kategorie der “Desorganisierten Symptome”?
Diese Symptomgruppe umfasst desorganisierte Sprech- und Verhaltensweisen.
bizarre Verhaltensweisen
Desorganisierte Sprechweise
Körperliche Vernachlässigung
Was sind Halluzinationen?
(Schizophrenie)
Das Wahrnehmen von Reizen, ohne dass eine physikalische Reizgrundlage vorliegt, wird als Halluzination bezeichnet
Halluzinationen können sich auf alle Sinnesmodalitäten beziehen
Die am häufigsten auftretenden Halluzinationen sind akustischer Art
Einige Betroffene hören bspw. ihre eigenen Gedanken, die von einer anderen Stimme ausgesprochen werden, während andere streitende/dialogisierende Stimmen, kommentierende oder befehlende Stimmen wahrnehmen
Das fortwährende Hören der Stimmen erhöht bei vielen Betroffenen den Leidensdruck erheblich und kann mitunter lebensbedrohlich sein, z. B.wenn die Stimmen der Person befehlen, von einer Brücke zu springen
Darüber hinaus können die akustischen Halluzinationen auch non-verbaler Art sein (z. B. Geräusche, wie Zischen oder Klirren).
Was versteht man unter Wahnideen?
Bei den Wahnideen handelt es sich um objektiv falsche Überzeugungen
Betroffene Personen sind bspw. davon überzeugt, von anderen mit Wanzen abgehört, bedroht oder verfolgt zu werden (Verfolgungswahn).
Bei dem sog. Beziehungswahn werden äußere Geschehnisse fälschlicherweise so interpretiert, als würden sie mit der eigenen Person in direktem Zusammenhang stehen
Eine betroffene Person nimmt etwa an, dass der Mord in einer Krimiserie bedeutet, dass sie bald sterben wird
Weitere, häufig auftretende Wahnideen sind z. B. Liebes-, Verarmungs-, Schuld- und Größenwahn
Wahnvorstellungen bei Schizophrenie häufig bizarrer, magisch-mystischer Natur sind
Betroffene berichten vermehrt von paranormalen Erscheinungen, außerirdischen Gestalten oder besonderen Fähigkeiten
Was versteht man unter Ich-Störungen?
Bei den Ich-Störungen werden Gefühle, Gedanken, der eigene Körper oder die Umgebung als fremdartig wahrgenommen (z. B. Depersonalisation/Derealisation)
Betroffene glauben bspw., dass ihre Gedanken nicht ihre eigenen sind, sondern von außen ins Bewusstsein eingegeben werden (Gedankeneingebung)
Zudem kann die Überzeugung vorliegen, die eigenen Gedanken würden aus dem Bewusstsein „gestohlen“ (Gedankenentzug) oder könnten von anderen gehört werden (Gedankenausbreitung)
Ich-Störungen werden im DSM-5 zu den Symptomen des Wahns gezählt
Welche Symptome gehören zu den Negativen Symptomen der Schizophrenie?
Verhaltensdefizite
sozialer Rückzug
verminderter Antrieb
Anhedonie (d. h. Unfähigkeit, Lust oder Freude zu empfinden)
verflachter Affekt und Alogie (z. B. vage Sprache)
Betroffene Personen ziehen sich von anderen zurück und vernachlässigen ihre Körperhygiene
Ihnen fehlt häufig die Energie sowie das Interesse, alltägliche Aufgaben zu bewältigen (Apathie)
Zudem zeigt sich bei ca. zwei Dritteln der Betroffenen ein verflachter Affekt:
Das Gesicht ist unbewegt, der Blick starr und die Stimme tonlos.
Bereits in den 1990er-Jahren konnte jedoch festgestellt werden, dass sich auf der physiologischen Ebene (hier: Hautleitfähigkeit) weiterhin Reaktionen auf emotionale Reize bei Betroffenen finden lassen
Die Anhedonie zeigt sich bei Betroffenen v. a. bei der Aussicht auf ein angenehmes Ereignis (z. B. leckeres Essen, Sex etc.), nicht jedoch während des Ereignisses selbst
Was versteht man unter der formalen Denkstörung?
Verschiedene Störungen des normalen Denkablaufs werden als formale Denkstörung bezeichnet
Diese spiegelt sich in der sprachlichen Ausdrucksweise der Betroffenen wider
Betroffene
denken deutlich langsamer (Denkverlangsamung)
brechen Gedanken ab (Gedankenabreißen)
können keine neuen Gedanken generieren (Gedankenarmut)
Können wesentliche Inhalte nicht von unwesentlichen trennen (umständliches Denken)
Weitere Phänomene sind
sprunghaftes Denken (assoziativ gelockertes Denken)
zerfahrenes Denken (inkohärentes Denken)
Schizophasie
Was ist Schizophasie?
Das Auftreten sinnloser Wort- und Silbengemische wird als Schizophasie bezeichnet.
Was versteht man unter desorganisierten Verhaltensweisen?
Desorganisierte Verhaltensweisen sind etwa das Sammeln von Abfällen oder das Hamstern von Lebensmitteln
Betroffene können ihr Verhalten nicht mehr ordnen und den gesellschaftlichen Normen anpassen
Hierzu zählt auch die Katatonie:
Betroffene führen bestimmte, sonderbare Bewegungsabfolgen aus, die scheinbar ein Ziel verfolgen
Manche zeigen ein deutlich überhöhtes Aktivitätsniveau, während andere sich gar nicht mehr bewegen und mitunter mehrere Stunden in einer bestimmten Position verbleiben (katatoner Stupor)
Es zeigt sich außerdem das Phänomen der wächsernen Biegsamkeit: Betroffene können von außen in eine bestimmte Position gebracht werden, in der sie dann für lange Zeit verharren
Was ist die Katonie?
Die Katatonie ist ein psychomotorisches Syndrom, bei dem unnatürliche Haltungen/Verhaltensweisen auftreten.
In welche Subtypen (inkls Kriterien) unterteilt das DSM-5 die Schiophrenie?
A-,B- und C Kriterien:
A) Zwei (oder mehr) der folgenden Symptome, jedes bestehend für einen erheblichen Teil einer einmonatigen Zeitspanne (oder kürzer, wenn erfolgreich behandelt). Mindestens eines dieser Symptome muss (1), (2) oder (3) sein.
Wahn.
Halluzinationen.
Desorganisierte Sprechweise (z. B. häufiges Entgleisen oder Zerfahrenheit).
Grob desorganisiertes oder katatones Verhalten.
Negativsymptome (z. B. verminderter emotionaler Ausdruck)
B) […] Eine oder mehrere zentrale Funktionsbereiche wie Arbeit, zwischenmenschliche Beziehungen oder Selbstfürsorge deutlich unter dem Niveau, das vor dem Beginn erreicht wurde […]
C) Zeichen des Störungsbildes halten durchgehend für mindestens 6 Monate an. Diese 6-monatige Periode muss mindestens einen Monat mit Symptomen (oder weniger, falls erfolgreich behandelt) umfassen, die das Kriterium A (d. h. floride Symptome) erfüllen, und kann Perioden mit prodromalen oder residualen Symptomen einschließen“
Wie unterteilt das ICD-10 die Subtypen der Schizophrenie?
Paranoide Schizophrenie (F20.0)
Hebephrene/ desorganisierte Schizophrenie (F20.1)
Katatone Schizophrenie (F20.2)
Was kennzeichnet die paranoide Schizophrenie (F20.0) nach ICD-10?
Bei der paranoiden Schizophrenie tritt ein krankhaftes Misstrauen auf
Das Hauptmerkmal der paranoiden Schizophrenie bilden ausgeprägte Wahnvorstellungen
meist Verfolgungs- oder Beziehungswahn
Betroffene setzen z. B. das, was sie im Fernsehen sehen oder in der Zeitung lesen, mit sich selbst in Beziehung
Diese Wahnvorstellungen werden von akustischen und visuellen Halluzinationen begleitet
Betroffene geraten häufig in Konflikte:
Sie sind streitsüchtig
zornig
manchmal auch gewalttätig
Im Umgang mit anderen wirken sie steif und förmlich, wobei die emotionale Schwingungsfähigkeit erhalten bleibt
Was versteht man unter der hebephrenen/desorganisierten Schizophrenie (F20.1) nach ICD-10?
Veränderungen des Gemüts-/Gefühlszustands stehen im Vordergrund der hebephrenen Schizophrenie
Die Symptome der hebephrenen Schizophrenie sind diffus und drücken sich bspw. durch eine desorganisierte Sprechweise aus
Der Affekt kann verflacht oder labil sein, d. h. sich plötzlich und ohne Grund verändern
Auch das Verhalten der Betroffenen ist nicht zielgerichtet und ergibt von außen betrachtet oftmals keinen Sinn
Ein weiteres Merkmal dieses Typus ist das Vernachlässigen der Körperhygiene:
Betroffene duschen nicht mehr
wechseln die Kleidung über mehrere Tage nicht
putzen sich nicht mehr die Zähne
Was versteht man unter der Katatonen Schizophrenie (F20.2) nach ICD-10?
Bei diesem Typus zeigen sich vorwiegend die bereits beschriebenen motorischen Störungen (z. B. katatoner Stupor)
Hinzu kommt, dass Betroffene nachsprechen, was andere sagen (Echolalie) und im Erregungszustand unruhig hin und her laufen sowie ununterbrochen und zusammenhanglos sprechen
Es ist schwer, mit den Betroffenen zu kommunizieren
Intrapsychische Vorgänge bleiben anderen Personen daher meist verborgen
Wo liegt die Lebenszeitprävalenz der Schizophrenie?
Bei ca 0,4-0,7%
Welche Altersgruppen zeigen das höchste Risiko an einer Schizophrenie zu erkranken?
Das höchste Risiko, an einer Schizophrenie zu erkranken, weisen Personen auf, die zwischen 20 und 35 Jahre alt sind
Studien mit klinischen Stichproben zeigen, dass etwa 10 % der schizophrenen Störungen zwischen 14 und 20 Jahren und 42 % zwischen 21 und 30 Jahren entstehen
Womit geht ein Störungsbeginn der Schizophrenie vor dem 21. Lebenjahr einher?
Mit einem schlechteren Verlauf
Wie sieht die Epidemiologie der Schizophrenie bei Frauen aus?
Bei Frauen fällt die Inzidenz etwas geringer aus
Allerdings zeigt sich bei Frauen ein zweiter Höhepunkt der Störungsentstehung in der Mitte des Lebens
Welche Komorbiditäten zeigen sich im Zusammenhang mit Schizophrenie?
Laut der APA (2013) zeigen sich erhöhte Komorbiditätsraten für substanzbezogene Störungen bei Personen mit Schizophrenie
Des Weiteren zeigen sich häufig Formen von Angst- und Zwangsstörungen
In manchen Fällen liegt vor dem Beginn der Schizophrenie bereits eine schizotypische oder paranoide Persönlichkeitsstörung vor
Wie hoch ist die Lebenserwartung bei Personen mit Schizophrenie und woran liegt das?
Die Lebenserwartung ist geringer als in der Allgemeinbevölkerung
u. a. aufgrund von medizinischen Erkrankungen (z. B. Diabetes, kardiovaskuläre Erkrankungen) und Vernachlässigung der Gesundheitsvorsorge durch Betroffene (z. B. Früherkennung von Krebserkrankungen)
Die Schizophrenie geht außerdem mit einem höheren Mortalitätsrisiko einher:
Ungefähr 20 % der Betroffenen begehen einen oder mehrere Suizidversuche
5–6 % sterben durch einen Suizid
Wie sieht der prototypische Verlauf einer Schizophrenie aus?
Der prototypische Verlauf einer Schizophrenie kann in drei Phasen unterteilt werden:
Prodromalphase
es zeigt sich meist eine Reihe von unspezifischen Symptomen, zu denen z. B. Ängste, Schlafstörungen, Depressionen und sozialer Rückzug gehören
In den meisten Fällen lassen sich Reduktionen im Leistungsniveau der betroffenen Person erkennen
Erkrankt eine Person im jungen bis mittleren Erwachsenenalter, dann liegt oftmals eine Prodromalphase von etwa fünf Jahren vor
Akute bzw floride Phase
es zeigen sich die bereits beschriebenen positiven Symptome sowie desorganisierte Denk- und Verhaltensweisen bei den Betroffenen
Residualphase
Hier zeigen sich vornehmlich die Negativsymptome der Schizophrenie
Wie kann der Verlauf der Schizophrenie vom prototypischen Verlauf abweichen?
Nur bei wenigen Personen zeigt sich ein plötzlicher Beginn der Schizophrenie
Ungefähr 25 % der Betroffenen erleben nur eine akute psychotische Episode
Bei den meisten kommt es jedoch zu wiederholten floriden Episoden, zwischen denen manche Betroffene zu ihrem vorigen Leistungsniveau zurückkehren können
Bei der Hälfte der Patienten zeigen sich mehrere Episoden und zwischen den Phasen unterschiedlich starke Einschränkungen in der Lebensführung
Einige Patienten erleben dauerhaft psychotische Symptome
Welche Faktoren gehören zur Ätiologie der Schizophrenie?
(Siehe s103 ff)
genetische Faktoren
Störungen des Neurotransmitter-Haushalts
Störungen der Gehirnstruktur und -funktion
Schwangerschafts-/ Geburtskomplikationen
Psychosoziale Einflüsse und weitere Einflüsse
Entwicklingspsychologische Faktoren
Multifaktorielle Entstehungsmodelle
Ätiologie der Schizophrenie durch genetische Faktoren?
Eine Vielzahl von Studien konnte mittlerweile belegen, dass genetische Faktoren eine große Rolle bei der Entstehung einer Schizophrenie spielen
Während das Erkrankungsrisiko in der allgemeinen Bevölkerung bei weniger als 1 % liegt, zeigt sich sowohl für Geschwister (7,3 %), als auch für zwei- (12,08 %) und eineiige Zwillinge (44,30 %) ein deutlich erhöhtes Risiko
Ätiologie der Schizophrenie durch Störungen des Neurotransmitter-Haushaltes?
(Dopamin-Exzess-Hypothese, weitere Neurotransmitter)
Die sog. Dopamin-Exzess-Hypothese wurde bereits in den 1960er-Jahren aufgestellt
In der Behandlung schizophrener Patienten zeigte sich, dass die Gabe von Medikamenten, die Dopamin hemmen, zu einer Verbesserung der psychotischen Zustände führte
Evidenz für einen Überschuss an Dopamin konnte v. a. für die mesolimbische Dopaminbahn gezeigt werden
Es wird jedoch mittlerweile angenommen, dass es sich bei der mesokortikalen Dopaminbahn gegenteilig verhält:
Eine unterdurchschnittliche Dopaminaktivität im präfrontalen Kortex könnte Forschungsergebnissen zufolge für die Negativsymptome der Schizophrenie verantwortlich sein
Folgender Zusammenhang zwischen den beiden Bahnen wird mittlerweile postuliert:
Zeigen die Dopaminneurone im präfrontalen Kortex eine geringe Aktivität, dann hemmen sie die Dopaminneuronen im limbischen System nicht
In der Folge ist das mesolimbische Dopaminsystem überaktiviert
Da es sich bei der Schizophrenie um eine komplexe Störung mit einer Vielzahl verschiedener Symptome handelt, ist sich die Forschung heute einig darüber, dass neben Dopamin weitere Neurotransmitter (Serotonin, GABA und Glutamat) an der Entstehung der Symptomatik beteiligt sind
Was ist die Mesolimbische Dopaminbahn?
Die mesolimbische Dopaminbahn beginnt im ventralen Bereich des Tegmentums und führt zum Hypothalamus, der Amygdala, dem Hippocampus und dem Nucleus accumbens
Was ist die Mesokortikale Dopaminbahn?
Die mesokortikale Dopaminbahn beginnt im ventralen Bereich des Tegmentums und führt zum präfrontalen Kortex
Ätiologie der Schizophrenie durch Störungenen der Gehirnstruktur- und funktion?
Es liegt Evidenz dafür vor, dass bei Personen mit Schizophrenie spezifische Veränderungen im präfrontalen Kortex vorliegen (u. a. verringerte Aktivität, Verlust grauer Substanz)
Desorganisierte Symptome werden auf eine fehlerhafte Kommunikation der Neuronen im Gehirn zurückgeführt, welche durch den Verlust von dendritischen Dornen entsteht
Des Weiteren liegen Hinweise dazu vor, dass die Verbindung zwischen verschiedenen Hirnarealen (Konnektivität) bei Personen mit Schizophrenie herabgesetzt ist
Ätiologie der Schizophrenie durch Schwangerschafts-/ Geburtskomplikationen?
Obwohl die Schizophrenie meist erst im Jugend- bzw. jungen Erwachsenenalter ausbricht, legen Forschungsbefunde nahe, dass verschiedene Einflüsse bereits während der Schwangerschaft oder der Geburt wirken
Viele Untersuchungen konnten zeigen, dass bei Personen mit Schizophrenie Komplikationen während der Geburt aufgetreten sind
Eine mangelhafte Versorgung mit Sauerstoff während der Geburt ist bspw. mit einer Reduktion grauer Substanz im Kortex sowie mit einer Vergrößerung der Hirnventrikel verbunden
Zudem konnte die Infektion mit Influenzaviren der Mutter während des zweiten Schwangerschaftstrimesters wiederholt mit einer signifikant höheren Erkrankungsrate assoziiert werden
Ätiologie der Schizophrenie durch Psychosoziale Einflüsse und weitere Einflüsse?
Verschiedene Studien konnten zeigen, dass die Prävalenz einer Schizophrenie bei Personen am höchsten ist, die der niedrigsten sozialen Schicht angehören
Es scheint so zu sein, dass Betroffene im Verlauf ihrer Erkrankung einen sozialen Abstieg (Social Drift) erleben, z. B. aufgrund von Schulabbrüchen, Arbeitsplatzverlust und weiteren Folgen der Erkrankung
Personen mit Schizophrenie zeigen außerdem soziale Kompetenzdefizite in Interaktionen mit anderen (z. B. weniger verbale und non-verbale Fertigkeiten) sowie Schwierigkeiten, interpersonelle Probleme zu lösen und emotionale Gesichtsausdrücke korrekt zu identifizieren
Auch das familiäre Klima ist von Bedeutung
So zeigte sich wiederholt, dass die Rückfallrate schizophreniekranker Personen in Familien höher ist, in denen mehr kritische Kommentare und feindselige Äußerungen getätigt werden
Auch ein höheres Maß an Überbesorgtheit der Eltern geht mit höheren Rückfallraten einher
Diese drei Kennzeichen werden als Expressed Emotion (EE) bezeichnet
Kritische Kommentare in Familien mit hoher EE führen einerseits zu mehr seltsamen Aussagen der erkrankten Person; andererseits führen aber auch seltsame Aussagen der erkrankten Person zu mehr kritischen Kommentaren durch Angehörige
Es kann somit von einer wechselseitigen Beeinflussung ausgegangen werden
Der Konsum von Cannabis wurde im Zusammenhang mit Schizophrenie vielfach untersucht
Studien zufolge erhöht der Konsum der Droge bei Personen mit einer genetischen Vulnerabilität das Risiko, an der Störung zu erkranken
Zudem verstärkt der Konsum von Cannabis eine bereits bestehende Symptomatik
Ätiologie der Schizophrenie durch entwicklungspsychologische Faktoren?
In verschiedenen Studien wurde prospektiv und retrospektiv untersucht, welche Unterschiede zwischen gesunden Kindern bzw. Jugendlichen und denjenigen vorliegen, die im weiteren Verlauf des Lebens an einer Schizophrenie erkranken
Personen, die später an Schizophrenie erkranken, bereits in der Kindheit emotionale, motorische, soziale und kognitive Auffälligkeiten zeigen
Menschen mit Schizophrenie zeigen bereits im Kindesalter mehr negativen Affekt, sind verschlossener, abweisender und motorisch ungeschickter als gesunde Menschen
Betroffene erzielen in kognitiven Leistungstests bereits als Kinder schlechtere Ergebnisse als Gesunde
Was versteht man unter prospektiver Forschung?
vorausschauend
Bei einer prospektiven Studie wird zunächst die Fragestellung definiert und die Daten werden danach zielgerichtet erhoben
So lassen sich bspw. die im Laufe der Zeit an Schizophrenie Erkrankten mit den zuvor zielgenau erhobenen Daten charakterisieren
Prospektive Studien haben eine höhere Validität, benötigen aber viel Zeit, bis genug auswertbare Daten gesammelt wurden.
Was versteht man unter retrospektiver Forschung?
rückschauen
Retrospektive Studien werten rückschauend Daten aus, die bei Studienbeginn bereits vorliegen
Hier: Studien, die von bereits an Schizophrenie Erkrankten ausgehen und dann vorhandene Daten retrospektiv auswerten, um Anhaltspunkte dafür zu bekommen, wodurch die Betroffenen vor Ausbruch der Erkrankung charakterisiert waren.
Ätiologie der Schizophrenie durch multifaktorielle Entstehungsmodelle?
Dem Vulnerabilitäts-Stress-Modell zufolge führen bereits geringfügige Stressoren und Belastungen zu psychotischen Symptomen, wenn eine hohe Vulnerabilität vorliegt
Keiner der vorab beschriebenen Faktoren kann für sich allein genommen die Entstehung einer Schizophrenie erklären
Die Erkrankung muss daher als ein komplexes Zusammenspiel von biologischen, psychologischen und sozialen Faktoren verstanden werden
Wie genau diese Faktoren im Detail miteinander interagieren, ist jedoch bis heute noch nicht vollständig geklärt
Welche weiteren psychotischen Störungen gibt es neben der Schizophrenie?
schizoaffektive Störung
Wahnhafte Störung
Was versteht man unter der schizoaffektiven Störung?
Bei der schizoaffektiven Störung handelt es sich etwa um eine gemischte Störungsform, bei der sowohl Symptome einer Schizophrenie als auch Symptome einer affektiven Störung (uni- oder bipolar) gleichzeitig über einen Zeitraum von mindestens zwei Wochen vorliegen
Wann liegt eine wahnhafte Störung vor? Wie unterscheiden sich die Geschlechter?
Personen, bei denen sich für einen Zeitraum von mindestens einem Monat ein (oder mehrere) Wahnphänomen(e) zeigen (z. B. Liebeswahn, Verfolgungswahn oder Eifersuchtswahn), leiden vermutlich unter einer wahnhaften Störung
Wichtig für die Vergabe der Diagnose ist, dass die betroffenen Personen niemals das A-Kriterium der Schizophrenie erfüllten
Ein Drittel der Frauen, die „Stalking“ betreiben, an einem Liebeswahn leidet
Bei männlichen Stalkern ist es ungefähr ein Viertel
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