Konflikt (Definition v. Bonacker & Imbusch)
Spezifische Form der sozialen Beziehung
Umfasst mindestens zwei Parteien
Beruht auf sozialen Unterschieden oder divergierenden Interessen
Konflikt (Dimensionen/-gegenstand)
Kann ein Konflikt durch Aufteilung gelöst werden?
Konfliktgegenstand kann
1) teilbar (teilweises Erreichen der Ziele/ Ringen um das mehr oder weniger; Interessen Wirtschaftsingteressen) VS. Unteilbar (“alles oder nichts”; politische Macht, religiöse Überlegenheit) sein
2) Poisitivspiel (Kooperation; win-win), VS. Nullsummenspiel (wenn einer was gewinnt, verliert der andere etwas), VS. Negativsummenspiel (beide verlieren)sein
3) Symmetrisch (ausgeglichen bspw. Informationsstand, Ressourcenzugang) vs. asymmetrisch
4) Manifest (offen ausgetragen) vs. latente Konflikte (inoffiziell, diverted conflict= umgeleiter Konflikt, bewusstes Anzetteln eines Konflikt bspw. durch die Regierung, um von eigentlichen Konflikten abzulenken
5) Gewaltsame VS gewaltfreie Konfliktführung
Gewaltsame Konflikte sind immer politisch und nie irrational
Konfliktebenen
1) Mikroebene: Intra- oder interpersonell
2) Mesoebene: zwischen Gruppen/innerstaatlich/ gesellschaftlich
3) Makroebene: zwischen Nationen und Gesellschaften/international
Mikro & Mesoebene: Hier können Konflikte das Resultat und gleichzeitig der Grund für soziale/gesellschaftliche Veränderung oder Entfernung sein
Konflikt als Ergebnis einer individuellen Störfunktion/ pathologische Erscheinung
konservative Gesellschaftstheorien
Reduzierung des Konflikts ausschließlich auf psychologische semantische Probleme
Funktion von Konflikt ausschließlich negativ
Bedrohung für soziale Ordnung und muss bekämpft werden
Aufgaben politischer Instituionen
Probleme des kollektiven Handelns lösen
Wieso soll eine Partei aufgeben, wenn die andere verbissen weiter macht oder ihre Bedürfnisse weiterhin untergräbt/nicht anerkennt?
Individuelle Fähigkeiten zur Gewaltanwendung regulieren
Konflikt als Ergebnis einer Dysfunktion
Ausgangspunkt einer normativen Ordnung
Konflikt als störende Abweichung eines eigentlich bereits existierenden Ideals
Anerkennung das Konflikt das Produkt gesellschaftlicher Strukturen ist
ABER Konflikt als Dysfunktion, da der Konflikt eigentlich funktionsfähige Strukturen als fehlerhaft darstellt und somit eine Stürfunktion besitzt
Sind Konflikte eher hinderlich oder förderlich für soziale Integration?
Förderlich
sozialwissenschaftliche Theorien sehen Konflikte als normales Phänomen von Gesellschaften an
Konflikt als Instrument sozialer Integration
Gerade das koexistieren konfliktionärer Interessen steht für die Integration aller Interessen
Demokratien als System, indem, per Definition, alle Meinungen akzeptiert sind und das offene Aussprechen und debattieren einen symbolischen integrativen Raum für alle bietet
Hier wirkt der Konflikt wie Klebstoff, denn auch Politiker*innen zeigen durch die Austragung inszenierter Konflikte über die Ziele für Gesellschaft, dass sie Teil dieser sind
Georg Simmel: Ohne Austragung der Konflikt bleiben gesellschaftliche Differenzen/Unterschiede und Spannungen verdrängt
Konflikt als Motor sozialen Wandels/gesellschaftlicher Transformation
Grundsätzlich positive Funktion
Konflikt als Förderer/Auslöser sozialen Wandels
Der durch den Konflikt ausgelöste Wandel, wird aners als in konservativen Theorien, als Funktion des Konflikts gesehen und nicht der Konflikt als Resultat des Wandels
Gerade durch Konflikte werden Misstände deutlich und ermöglichen so eine Neu-Adjustierung
Im entwicklungspol. Kontext, kann man davon ausgehen, dass Konflikte eben jene Indikatoren aufzeigen, die für gelingende und vor allem bedürfnisgerechte Entwicklungspolitik mitgedacht werden müssen
neben policy bsüw. auch Migration, Internet, Gesetz, unterschiedliche Interessen
Marx & Engels; haben sozialen Konflikt, in Form von Klassenkämpfe, als DAS zentrale Element für Entwicklung angesehen
Wie unterscheiden sich Demokratien von Autokratien bei dem Umgang mit Konflikten?
Albert O. Hirschmann: Konflikte können als Klebstoff und als Lösemittel für Gesellschaften wirken
Wesentlicher Outcome ist von verschiedenen Bedingungen beeinflusst u.a. durch as Konfliktverhalten/Umgang mit Konflikte
Vor allem bei unteilbaren Konfliktgegenständen ist das Konfliktpotenzial für einen sich manifrstierenden Konflikt hoch
Dubiel: demokratisch verfasste Systeme verfügen über ausreichend psychisches und kulturelles Potenzial für einen Konflikttypus, bei dem (auch bei unteilbaren Konfliktgegenständen) ein gewisses Maß an Teilbarkeit erreicht werden kann
Mindestmaß an Bereitschaft zur Selbstzurücknahme und Zivilisierung
Konflikte hier Klebstoff
tragen wensentlich zur Selbsterhaltung bei
Wesentliches Plädoyer an Demokratie, denn Demokratien liegen zwischen den Zweiextremtypen von Konflikten, Ideal sollte nicht völliger rationaler Konsens sein, wie es bei Teilbarkeit ist, sondern auch emotionalen Konsens, Unteilbarkeit, wiederspiegeln
Gerade weil Demokratier nicht verlangt, dass unversöhnliche Orientierungen sich einem imaginären aufopfern müssen
Konflikt als symbolisch integrierendes Kapital, denn in dem Maß zudem sich pol. Akteure in öffentlichen inszenierten Konflikten streiten, betätigen sich sich als Mitglieder der selben Gmeinschaft und schaffen ohne Aufgabe der Gegnerschaft einen integrierenden Raum (eben auch für gegnerische Meinungen)
Autokratien verlangen das Gegenteil
Gewalt (Galtung)
Gewalt führt dazu, dass die aktuelle potenzielle somatische und mentale eigene Realisation eines Menschen von der Potenziell möglichen nach unten abweicht/ nicht erreicht werden kann
Physische Gewalt
1) physische Gewalt:
direkt
Ziel der Schädigung, Verletzung bis hin zur Tötung anderer Personen
immer manifest und intendiert ausgetragem
Heinrich Popitz: Gewalt als Instrument des menschlichen Repertoires
Gewalt als Befreiung von Handlungszwängen und -hemmungen (Gewalt ist instinktgebunden und wird auch so ausgelebt)
Jederzeit einsetzbar, was gewisse Ruhe gibt
Kulturell voraussetzungslos, wird universell verstanden bedarf keinem weiteren Verständnis
Psychische Gewalt
schwer feststellbar, da latent
basiert auf Worten, Bildern, Gebärden, Symbolen, Einschüchterung
Ursache-Wirkungs-Zusammenhang unklar
Wirkung teilweise nicht unmittelbar, da Opfer bspw. durch Verdrängung die Wirkung unterlaufen
Strukturelle Gewalt Galtung
Prägung durch Ergänzung zum direkten Gewaltbegriff
Gewalt, die aus systemischen Strukturen resultiert
Untergrabung von Menschenrechten bspw. der ökonomischen, politischen Erfüllung
Galtung Aktuelle <-> Potenzielle
Keinen direkten Täter, wodurch Gewalt nicht mehr indivuduell zurodbar ist
Dennoch Form der Gewalt, die einen Dauerzustand einnimt, da sie sich in den Strukturen des Systems manifestiert hat
Massenverelendung oder Massensterben
Um Gewaltbegriff nicht zu sehr zu strapazieren hat Galtung soziale Ungerechtigkeit
Frieden
Keine einheitliche Definition
Imm Allgemeinen Frieden als Abwesenheit schwerwiegender, organisierter physischer Gewalt
Negativer Frieden (Galtung)
Abwesenheit physischer Gewalt (kriegerischer Auseinandersetzung oder direkter personaler Gewalt)
OECD Frieden und Maßnahmen des peacekeepings (Einschreiten in Kriegsregionen bspw. im Nahen Osten) weitestgehend negativer Frieden
Abwesenheit physischer Gewalt bedeutet nicht, dass Abwesenheit von Gewalt herrscht oder es kein Potenzial für Konflikt und Gewalt gibt
bspw. psychische Gewalt, die latent ausgeübt wird
strukturelle Gewalt als Unterdrückung des Konflikts der Minderheiten
Ein Staat, indem keine physische Gewalt herrscht kann dennoch gewaltvoll sein
Für langfristigen Frieden bedarf es Präventivmaßnahmen des peacekeepings
Positiver Frieden
Abwesenheit struktureller Gewalt
Verwirklichung umfassender sozialer Gerechtigkeit
Potenzielle und Aktuelle entsprechen einander
geht über formale-juristische Gleichheit der Staaten und Individuen hinaus
peacebuilding als Möglichkeit der Schaffung von positivem Frieden
Ausbau und Stärkung von Maßnahmen die präventiv wirken und einen strukturell gerechten Staat ermöglichen
Am besten gekoppelt an ein Verständnis von “Konflikt als Motor für sozialen Wandel und integrativ”
Konflikt zeigt auf welche Variablen beachtet werden müssen für bedürfnisgerechte Maßnahmen
Stellt die Abwesenheit struktureller Gewalt (=positiver Frieden) eine sinnvolle Leitorientierung dar?
Anders als bei negativem Frieden und der ausschließlichen Abwesenheit von physischer Gewalt, liegt bei Abwesenheit struktureller die Verwirklichung sozialer Gerechtigkeit vor
In diesem werden die Interessen der Minderheiten beachtet und Menschenrechte geachtet
Potenziell und Aktuell kann sich annähern
bspw. ökonomische und psychische Erfüllung
Liegt strukturelle Gewalt vor ist diese i.d.R. dramatischer als physische Gewalt
Langfristiger Frieden wird wesentlich durch die Achtung und Zustimmung aller wahrscheinlicher
Gerade aufgrund des fehlenden direkten Täters sollte S.G. als Leitorientierung im internationalen Kontext mitgedacht werden
Kontra: Schwammhaftigkeit des Begriffs, starke Politisierung des Begriffs und Etikettierung einer Fülle von Misständen
Catch-all-Charakter, Differenzierung/Ansatzpunkt schwer
Krieg (qualitativ) / der Gwaltsame Massenkonflikt (AKUF Hamburg, völkerrechtl. Definition)
Mind. zwei bewaffnete Konfliktpartein
dabei mindestens eine reguläre Streitkraft
Mindestmaß an Organisation beider Seiten
gewisse Kontinuität bewaffneter Operationen
Krieg (quantitativ)
correlates of war project
Unterschied zw. Krieg und kollektiver Gewalt wird meist rein quantitativ bestimt
Krieg fordert min. 1000 kampfbedingte Todesfälle pro Kalenderjahr
Uppsala Conflict Data Program (UCDP)
Definition einer Operationalisierung von bewaffneten Konflikten
Anders als correlates of war project Krieg bereits ab 25 konfliktbedingten Todesfällen
Datengrundlage sind zeitgenössische Medien und reports von NGOs
Nachteile quantitaiver Kriegsdefinitionen UCDP
bspw. UCDP (25) oder correlation war project (1000)
Quantifizierung ermöglicht statistische Analyse (Trends, Polarisierung, Zusammenhänge)
Anzahl der durch den Konflikt gestorbenen sschwer zu quantifizieren
Zahl der Todesfälle ist immer wichtiges Symbol, um historische Wahrheit zu etbalieren und weiterzutragen, wird aber auch häufig manipuliert
UCDP auf Basis zeitgenössicher Medien
Abhängigkeit von deren “Wahrheit”
Regierungen und Rebellen übertreiben die Zahl der Todesfälle
Definition (bspw. 25 oder 1000 kriegsbedingte Todesfälle) definiert den Datensatz und somit das Ergebnis
Datensätze beinhalten immer nur die dokumentierten Fälle
Die Welt ist so gewalttätig wie der benutzte Datensatz
Vorteile quantitativer Kriegsdefinition
Erlauben in gewisser Weise Operationalisierung von Kriegen
Können Überblick Entwicklungen schaffen
Basis ist immer die Anzahl der Todesfälle, die vor allem für langfristige Etablierung der historischen Wahrheit wichtig ist
Wieso sind binäre Unterscheidungen in Kriegs- und Friedenszustände heute empirisch schwer zu rechtfertigen?
Grenzen zwischen Krieg und Frieden verschwimmen
Vielzahl an Konflikttypen, die sich nicht in Krieg und Frieden einteilen (hybride Kriege Ost-Ukraine, asymmetrische Kriege)
Frieden als allgemeingültig erstrebenswerter Zustand, aber die Frage welcher Frieden herrscht vgl. Galtung
Aber wie friedlich ist ein Regime, dass strukturell gewalttätig ist bzw. von welcher Qualität und Dauer ist dieser Zustand?
Lange Dauer innerstaatöicher Kriege verdeutlicht dies, denn hier Flammen sie immer wieder auf, da der Frieden häufig von fragilen Waffenruhen und pol. Instabilität geprägt ist
Frieden ist unteilbar bspw. regionaler Frieden als Paradox in sich, denn Frieden kann es nur im Ganzen geben, insbesondere in einer globalisierten Welt (Friedenn, dann wenn Weltfrieden herrscht)
Schwarz/Weiß besser Graubereich Egbert Jahn
Krieg, Unfrieden und stabiler Frieden
Erfasst auch Prozesse, in denen sich negativer Frieden in Krieg umwandelt
Krieg wandelt sich und entfernt sich von ursprünglicher Definition bspw. hybride Kriegsführung, Rebellenkriege, allgmein entfernt sich Krieg immer weiter von dem Staat d.h. reguläre Kriegsdefinitionen erfassen heutige Kriege nicht mehr
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