Erläutere ein Modell zu Stress am Arbeitsplatz!
Erläutere die arbeitspsychologische Erweiterung des transaktionalen Stressmodells nach Bamberg!
Arbeitsbedingungen / Belastungen
Nenne Kategorien im Zusammenhang mit Arbeitsbedingungen/belastungen und deren Arbeitskontext/inhalt!
Welche 6 Hauptkategorien von möglichen Belastungen / Beanspruchungen aus arbeitspsychologischer Perspektive unterscheiden Richter & Hacker?
Mögliche Belastungen / Beanspruchungen aus Arbeitspsychologischer Perspektive
Richter & Hacker (2004) unterscheiden 6 Hauptkategorien:
Belastungen aus…
Arbeitsaufgabe
Arbeitsrolle
Materielle Umgebung
Soziale Umgebung
„behavior setting“
Personsystem
(! Vergleiche Nerdinger et al. ??)
Gehe näher auf die 6 Hauptkategorien nach Richter & Hacker ein!
1. Belastungen aus der Arbeitsaufgabe
Zu hohe qualitative und quantitative Anforderungen
Unvollständige, partialisierte Aufgaben
Zeit- und Termindruck
Informationsüberlastung
Unklare Aufgabenübertragung, widersprüchliche Anweisungen
Unerwartete Unterbrechungen und Störungen
2. Belastungen aus der Arbeitsrolle
Verantwortung
Konkurrenzverhalten unter den Mitarbeitern (Mobbing)
Fehlende Unterstützung und Hilfeleistung
Enttäuschung, fehlende Anerkennung (Gratifikationskrisen)
Konflikte mit Vorgesetzten und Mitarbeitern
3. Belastungen aus der materiellen Umgebung
Umgebungseinflüsse: Lärm, mechanische Schwingungen, Kälte, Hitze, toxische Stoffe
4. Belastungen aus der sozialen Umgebung
Betriebsklima
Wechsel der Umgebung, der Mitarbeitenden und des Aufgabenfeldes
Strukturelle Veränderungen im Unternehmen
Informationsmangel
5. Belastungen aus dem „behavior setting“
Isolation
Dichte, Zusammengedrängtheit (Pferchung)
6. Belastungen aus dem Personensystem
Angst vor Aufgaben, Misserfolg, Tadel, Sanktionen
Ineffiziente Handlungsstile
Fehlende Eignung, mangelnde Berufserfahrung
Familiäre Konflikte
-> Gehört zu: „Personale Risikofaktoren / Ressourcen“
Erläutere das Person-Environment-Fit Modell nach Caplan & Harrison!
Person-Environment-Fit Modell (Caplan & Harrison, 1998)
Entstehung von Stress bedingt durch ein Ungleichgewicht von Anforderungen und Ressourcen
Ressourcen wie Qualifikation, Fähigkeiten /Fertigkeiten, Kenntnisse, Persönlichkeitsmerkmale sollte den individuellen Arbeits- & Aufgabenanforderungen entsprechen
-> Ausgewogen = fits
-> Unausgewogen = misfits
a) Ability-demands-misfits
Unausgeglichenheit von Fähigkeiten und Anforderungen
b) Needs-supplies-misfit
Ungleichgewicht zwischen Bedürfnissen und Angebot
Nenne personenbezogene Faktoren in Bezug auf Stress!
Stress – (ausgewählte) personale Risikofaktoren und Ressourcen
Personenbezogene Faktoren
Kontrollüberzeugung (locus of Control)
Internal: Eigene Beeinflussbarkeit v. Geschehnissen, aktives Handeln zwecks Situationskontrolle
External: Geschehnissen ausgeliefert, Veränderungsohnmacht, defensiv / passiv -> Kontrollverlust -> Stress
Kohärenzgefühl (Antonowsky, 1997)
Globale Orientierung: Ereignisse sind begreifbar und beeinflussbar; generalisiertes, überdauerndes Gefühl des Vertrauens in
Vorhersagbarkeit, Erklärbarkeit
Handhabbarkeit / Bewältigbarkeit auf Basis von Ressourcen
Anforderungen = Herausforderungen -> Einsatz & Engagement
Hardiness (Kobasa, 1982)
Herausforderungen anstatt Bedrohung
Internale Kontrollüberzeugung
Hohes Commitment & Engagement
Coping-Stile (Lazarus, 1984)
Problembezogen (instrumentell)
Emotionsbezogen (palliativ)
Typ-A Verhaltensmuster (Saarschmidt & Kieschke, 2004)
Misstrauen, Aggressionen, Feindseligkeit -> soz. Isolation, Wegfall sozialer Ressourcen -> Stressanfälligkeit
AVEM – arbeitsbezogene Verhaltens- und Erlebensmuster (Schaarschmidt & Fischer, 2003)
Muster G = Engagement, Widerstandskraft, Wohlbefinden
-> Gesundheitsförderliches Verhältnis zur Arbeit
Muster S = Schonverhalten
-> Schonungsmuster, motiv. Aspekte
Muster A => Selbstüberforderung
-> Risikomuster mit überhöhtem Arbeitsengagement
Muster B => Überforderung, Resignation
-> Risikomuster mit starker Resignationstendenz
Daiagnose Burnout - wie ist Burnout im ICD-10 und DSM IV verortet?
Diagnose
Im ICD- 10 ist Burnout in der Störungsgruppe Z geregelt
Z. 73 Probleme mit Schwierigkeiten bei der Lebensbewältigung
Z. 73.0 Erschöpfungssyndrom (Burnout)
Unter Z 00 bis 99 werden Faktoren aufgeführt, die den Gesundheitszustand beeinflussen und zur Inanspruchnahme von Gesundheitsdiensten führen
Im DSM IV gibt es Burnout nicht
Was ist neu beim Burnout (im ICD-11)?
Was ist neu beim Burnout?
Weiterhin nicht als Krankheit, sondern als berufsbedingte Symptomatik definiert
Im Unterschied zur ICD-10 ist der Begriff bzw. die Kriterien in der ICD-11 deutlich genauer definiert:
-> Kriterien: Energielosigkeit und Erschöpfung, eine zunehmende geistige Distanz, negative Haltung oder Zynismus zum eigenen Job sowie ein verringertes berufliches Leistungsvermögen
-> WHO: Burnout ist ein Folge von chronischem Arbeitsstress und bezieht sich ausschließlich auf den beruflichen Kontext – andere Bereiche des Lebens werden als Ursache ausgeschlossen
Erläutere die Konzeptualisierung von Burnout!
Konzeptualisierung
1974 erstmals beschrieben durch Psychotherapeutin H.J. Freudenberger
Betroffene zugehörig v.a. zu Sozialberufen
Nicht mit Depression gleichzusetzen
Depression: drückte Stimmung, Antriebslosigkeit, Interessens-, Freudeverlust mit unterschiedlichsten Ursachen bis hin zu genetischer Disposition
Burnout: Gefühl der Überlastung (kann auch Folge von Depression sein)
Gekennzeichnet durch v.a. emotionale Erschöpfung, Zynismus / Distanzierung / Depersonalisierung und verringerte Arbeitsleistung
Uneinheitliches Beschwerdebild
Keine anerkannte medizinische, eigenständige Diagnose bzw. „Krankheit“
ICD-10: Z73 (Konkretisierung im ICD-11)
Erläutere die Weiter-/Neukonzeption von Burnout durch Christina Maslach!
Weiter- / Neukonzeption durch Christina Maslach
Sozialpsychologin, Univ. California
(erforschte u.a. Krankenhauspersonal „distanzierte Anteilnahme“ und „Dehumanisierung“ und stellt fest, dass sich Krankenhauspersonal oft als fachlich überfordert und emotional distanziert beschreibt und untersucht dieses Phänomen künftig als „Burnout“)
Interviewt Personen aus verschiedenen Berufen mit engem Kunden oder Klientenkontakt
Zusätzlich Erfassung des Verhaltens der Betroffenen im beruflichen Kontext (z.B. nonverbale Distanz zu Klienten) durch Beobachtungen Dritter
Nenne die Symptome von Burnout!
Symptome von Burnout:
Körperliche und psychische Erschöpfung
Negative Selbsteinschätzung der eigenen Belastbarkeit und der beruflichen Kompetenz
Negative Gefühle in Bezug auf die Arbeit
Verlust der mitfühlenden Grundhaltung gegenüber den Klienten
Erläutere den Krankheitsverlauf von Burnout in 3 Phasen!
Aufbauend auf den gewonnenen Daten entwickelte Maslach einen Fragebogen (MBI – Maslach Burnout Inventory)
Krankheitsverlauf in drei Phasen:
(1) emotionale und physische Erschöpfung
(2) Rückzug:
Der Erschöpfung folgen negative Gefühle gegenüber anderen, wie Kollegen, Patienten, Klienten, etc., aber auch gegen sich selbst
Es kommt zu Dehumanisierung und Zynismus und der Betroffene zieht sich verstärkt zurück
Die Arbeit wird auf das Notwendigste reduziert, Veränderungen und Probleme gemieden
(3) terminales Stadium:
Der Widerwillen gegen andere und sich selbst verstärkt sich und ein Gefühl reduzierter Leistungsfähigkeit entsteht
Erläutere das Entstehungsmodell zu Burnout nach Freudenberger (1997)!
Erläutere das Bedingungmodell zu Burnout nach Nerdinger!
Nenne Bedingungsfaktoren von Burnout!
Bedingungsfaktoren von Burnout
Arbeitsbedingungen:
(sehr) hohe Arbeitsbelastung
Unklare / wechselnde Erfolgskriterien
Große Verantwortung unter Zeitdruck
Einfache Routinen / Unterforderung
Mangelnde Kontroll- und Einflussmöglichkeiten
Arbeitszeitsystem, Schichtdienst
Mangelnder Austausch mit Kollegen
Schlechtes Betriebsklima
Mangelnde Anerkennung
Angst um den Arbeitsplatz
Personensystem:
Hohes Engagement
Hohe Ansprüche an sich selbst, Perfektionismus
Gering ausgeprägtes Selbstwertgefühl
Geringe Toleranz für Kränkungen, Enttäuschungen oder Frustration
Großes Harmoniebedürfnis, Schwierigkeiten, „nein“ zu sagen, Kompromisse einzugehen oder Aufgaben abzugeben
Fehlende sachliche Distanz zur Arbeit
Starke Identifikation mit dem beruflichen Erfolg, Misserfolge als persönliche Niederlage
Erläutere weitere Reaktionen / Symptome von Burnout!
Reaktionen / Symptome
Schlafstörungen
Chronische Müdigkeit
Fehlendes Entspannungserleben
Erholungsfähigkeit ist beeinträchtigt
Kreisende Gedanken
Psychosomatische Beschwerden
Herz-Kreislauf-Erkrankungen
Magen-Darmbeschwerden
Tinnitus
Chronische Schmerzen
Gefäßerkrankungen
Infekthäufigkeit
Diabetesrisiko wird erhöht
Stresshormonungleichgewicht
Konzentrationsstörungen
Dauerhafter Alarmzustand
Libidoverlust
Suchtgefahr
Antriebsstörung
Schwächegefühl
Aussichtslosigkeit
Depressivität / Aggressivität
Suizidgedanken
Erläutere die Messung von Burnout anhand des MBI!
Messung von Burnout
MBI (Maslach Burnout Inventar) (Maslach & Jackson)
Fragebogen erfasst 3 Dimensionen von Burnout anhand 22 Items
Emotionale Erschöpfung (9 Items)
Dehumanisierung (5 Items)
Reduzierte persönliche Leistungsfähigkeit
7-stufige Antwortskala
Niemals (1) – ein paar Mal im Jahr – monatlich – ein paar Mal im Monat – wöchentlich – ein paar Mal in der Woche – täglich (7)
Erläutere das Ausmaß an Arbeitsunfähigkeit aufgrund von Burnout!
Burnout und Arbeitsunfähigkeit
Zwischen 2011 und 2020 haben sich die Arbeitsunfähigkeitstage aufgrund der Diagnosegruppe Z73 je 1.000 AOK-Mitglieder von 96,9 auf 131,7 Tage um fast 36% erhöht
Alters- und geschlechtsbereinigt hochgerechnet auf die mehr als 40. Mio gesetzlich krankenversicherten Beschäftigten bedeutet dies, dass ca. 180.000 Menschen mit insgesamt 4,5 Mio. Fehltagen im Jahr 2020 wegen eines Burnouts krankgeschrieben wurden
Im Jahr 2020 wurden durchschnittlich 3,6, Arbeitsunfähigkeitsfälle aufgrund eines Burnout-Syndroms je 1.000 weibliche beschäftige BKK-Mitglieder gezählt
Stresserleben deutscher Erwerbstätiger – repräsentative Ergebnisse
-> Die Zunahme der Arbeitsunfähigkeit aufgrund psychischer Erkrankungen ist seit Jahren die bei Weitem auffälligste Entwicklung im Arbeitsunfähigkeitsgeschehen
Erläutere die Verteilung der wichtigsten Diagnoshauptgruppen der AU-Tage!
Nenne die Krankheitskosten durch psychische und Verhaltensstörungen!
Erläutere die Stressbelastung von Befragten in ausgewählten europäischen Ländern!
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