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Politische Partizipation

MG
by Maya G.

Instrumenteller Partizipationsbegriff



• eine weit verbreitete Definition dieser Art hat Max Kaase formuliert -> seine Definition

zählt zu den Standarddefinitionen in diesem Forschungsfeld

—> Politische Partizipation umfasst demnach alle Tätigkeiten, die Bürger*innen freiwillig mit

dem Ziel unternehmen, Entscheidungen auf den verschiedenen Ebenen des politischen

Systems zu beeinflussen


• Definition erfasst Menschen in Rolle als Bürger*innen -> nicht als politische Amts-

träger*innen

• außerdem werden Tätigkeiten erfasst -> mehr als nur politische Anteilnahme

• politische Partizipation ist freiwillig

• politische Partizipation ist zielorientiert & zweckgerichtet -> es geht darum, Re-

gierung & Politik im weitesten Sinne zu beeinflussen


Zweck & Funktion politischer Partizipation:

• Hauptfunktion politischer Partizipation besteht darin, wichtige Anliegen der Bevöl-

kerung an die politischen Akteure in Parlament, Regierung & politische Parteien heranzutragen

-> auf 2 Arten möglich:

• durch die Beeinflussung der politischen Amtsträger*innen selbst

• durch Mitsprache & Teilnahme der Bürger*innen an der Meinungs- & Willensbildung

der Gesellschaft


• manche Forscher*innen sehen auch noch eine andere Funktion politischer Partizipa-

tion:

• indem sich die Bürger*innen politische beteiligen, übernehmen sie auch Mitverant-

wortung für das politische Gemeinwesen

• sie lernen, ihre Anliegen an die Politik zu adressieren, mit Gleichgesinnten für ein Ziel

zusammenzuarbeiten & auf diese Weise soziales Vertrauen aufzubauen & Normen

der Reziprozität zu entwickeln

• politische Partizipation, so die Annahme, dient damit auch der Herausbildung & Einübung demokratischer Bürgertugenden

Formen und Modi politischer Partizipation


Repertoire politischer Partizipation = Summe der empirisch beobachtbaren Formen &

Modi politischer Bürgerbeteiligung


Modus politischer Partizipation = fasst verschiedene Formen der politischen Beteiligung zusammen, die gemeinsame Eigenschaften aufweisen

• eine Person, die eine Beteiligungsform aus einem Modus nutzt, nutzt wahrscheinlich

auch andere Formen, die zu diesem Modus gehören

• ob & - wenn ja, in welchem Maße die Menschen Partizipationsformen unterschiedlicher Modi nutzen, ist nur durch empirische Forschung zu klären


Verba & Nie

• nachfolgende Studie einer Forschungsgruppe um Sidney Verba & Norman Nie

• Ausgangspunkt war die Überlegung: die möglichen Formen politischer Beteiligung

unterscheiden sich nicht nur quantitativ, sie sind auch qualitativ verschieden, denn sie

lassen sich anhand bestimmter Eigenschaften differenzieren


Unterscheidungskriterien:

• Form der politischen Einflussnahme

• Reichweite der betreffenden politischen Entscheidung

• Stärke des Einhergehen mit Konflikten dieser Beteiligungsform

• Aufwand & Notwendigkeit der Zusammenarbeit mit anderen Menschen bei der

Nutzung dieser Beteiligungsform


—>Studie brachte 2 zentrale Ergebnisse hervor:

• fast alle untersuchten Partizipationsformen hängen eng miteinander zusammen

• Vorstellung eines eindimensionalen Partizipationsrepertoires widerlegt -> Verba & Nie

entdeckten 4 Dimensionen politischer Beteiligung -> auf dieser Basis fanden sie 4 Modi politischer Partizipation:

• 1. Modus: Wahlakt

• 2. Modus: Wahlkampfaktivitäten

• 3. Modus: Kommunale Aktivitäten

• 4. Modus: Individuelle Kontakte mit Amtsinhaber*innen

„Political Action“-Studie nach Kaase und Barnes


Die „Political Action“-Studie von 1979 wurde von einer international zusammengesetzten Gruppe von Forscher*innen unter Leitung von Samuel Barnes & Max Kaase durchgeführt


• unter dem Eindruck der damaligen Entwicklung ging die Forschungsgruppe entsprechend von einer Kern-Annahme aus: das Partizipationsrepertoire der Bürger*innen hat sich um neue Partizipationsformen erweitert -> Annahme konnten die Forscher*innen

empirisch untermauern

• hinzu gekommen sind demnach v.a. sog. „unkonventionelle Partizipationsformen“ ->

als „unkonventionell“ haben die Forscher*innen solche Partizipationsformen bezeich-

net, die mit den verbreiteten sozialen Normen in vielen Demokratien zu Beginn der

1970er Jahre nicht im Einklang waren


• bedeutende theoretische Innovation von Political Action: modifizierte Konzeptualisierung politischer Beteiligungsformen -> politische Partizipationsformen werden nun auch anhand von Merkmalen konzeptualisiert, die bis zum Zeitpunkt dieser Studie keine Rolle gespielt haben:

—>Verfasstheit

—>Legitimität -> Einstellungen der Menschen gegenüber einzelnen Partizipationsformen

—>Legalität


Dimensionalitätsraum politischer Partizipation

• auf Basis dieser neuen Konzeptualisierung lässt sich der Dimensionalitätsraum

politischer Partizipation im Rahmen von Political Action veranschaulichen:

• zunächst wird grundsätzlich zwischen demokratischen & aggressiven politischen

Partizipationsformen unterschieden

• interessant ist Unterscheidung zwischen konventionellem & unkonventionellem Modus

• dabei können unkonventionelle Partizipationsformen sowohl demokratischen als

auch aggressiven Charakter haben

• unkonventionelle Partizipation besitzt nach den damaligen Ergebnissen der Studie

eine mittleren bis niedrigen Akzeptanz-Grad in der Bevölkerung & sie ist unverfasst

-> Formen unkonventioneller Partizipation sind im Gegenteil zu wahlbezogenen oder

auch parteibezogenen Aktivitäten in keinem Verfassungsdokument genannt

• bedeutet aber nicht notwendigerweise, dass nun alle unkonventionellen Partizipationsformen verboten sind -> tatsächlich muss hier zwischen legalen & illegalen Formen unterschieden werden


Dimensionen & Formen politischer Partizipation


• Formen sind verschiedenen Schwellen zugeordnet

• je weiter man sich in der Abbildung von links nach rechts bewegt, desto anspruchs-

voller werden diese Partizipationsmöglichkeiten -> d.h., sie stellen sehr unterschied-

liche & von links nach rechts immer größere Anforderungen an die Bereitschaft des

Individuums, sich darauf einzulassen

• Political-Action-Forschungsgruppe fragte sich also auch: Wenn eine Person Einfluss

auf politische Entscheidungsprozesse nehmen will - wie weit ist sie bereit zu gehen?

• auf Grundlage der Antworten auf die Frage nach der Beteiligungsbereitschaft an

solchen Partizipationsakten entwickelten die Wissenschaftler*innen eine sog. Protest-

Potenzial-Skala -> auch das war eine Innovation in der politischen Partizipations-

forschung der damaligen Zeit

• besonders niedrigschwellig sind die klassischen, konventionellen Partizipationsformen, z.B. Wählengehen, Mitarbeit in politischer Partei oder Interessengruppe

• niederschwellige unkonventionelle Beteiligungsformen sind z.B. das Unterzeichnen

von Petitionen, die Teilnahme an Demonstrationen

• besonders hochschwellig sind dagegen illegale Partizipationsformen, wie z.B. Hausbesetzungen oder auch politisch motivierte Gewalt gegen Personen oder Sachen


• Political Action fand nun heraus: in allen der damals untersuchten Demokratien wurden

diese Beteiligungsformen von der Bevölkerung genutzt

• darin sahen die Forscher*innen den empirischen Beleg für ihre Kern-Annahme: das

Partizipationsrepertoire der Bevölkerung westlicher Demokratien hatte sich bemerkenswert erweitert

• Max Kaase sprach in diesem Zusammenhang zu Beginn der 1980er Jahre sogar von

einer „partizipatorischen Revolution“



Unkonventionelle Partizipationsformen



• besonders auffällig dabei: politische Beteiligung in unkonventionellen Formen hat

sich de-institutionalisiert -> d.h.

• zum einen eine Loslösung von Organisationen mit fester Mitgliedschaft -> die

neuen Beteiligungsformen finden demnach nicht mehr notwendigerweise in strikten Organisationsgrenzen mit formaler Mitgliedschaft statt

• zum anderen die Entwicklung von Partizipationsformen jenseits verfassungsrecht-

licher oder gesetzlicher Regelsetzung -> unkonventionelle Partizipationsformen

nicht mehr unbedingt durch gesetzliche Regeln oder verfassungsrechtliche Vorschriften normiert

• die Grenzen kollektiver Zugehörigkeit sind bei unkonventionellen Partizipationsformen fluide -> hat auch damit zu tun, dass viele dieser Partizipationsformen eher

keinen Ad-hoc-Charakter haben

• außerdem sind unkonventionelle Partizipationsformen typischerweise Issue-orientiert

-> meistens an klar umrissene Themen geknüpft

• bei unkonventionellen Formen der politischen Beteiligung lässt sich ein neuer Stil

beobachten, mit dem die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit gewonnen werden soll

• v.a. politische Protestakte werden & wurden zunehmend medial inszeniert -> die

wachsende Bedeutung der Massenmedien spielte dafür natürlich eine große Rolle

• Grund: wachsende Fragmentierung der Öffentlichkeit -> um überhaupt noch wahr-

genommen zu werden, lassen sich Aktivisten in der medialen Inszenierung ihres

politischen Protests immer mehr einfallen


• Fazit: ein Teil der vormals unkonventionellen Partizipationsformen hat sich längst

konventionalisiert -> sie gehören inzwischen zum selbstverständlichen Repertoire

politischer Partizipation der Bürger*innen etablierter Demokratien

• einschneidende Konsequenz für die Forschung: Trennschärfe zwischen „konventio-

nellen“ & „unkonventionellen“ Partizipationsformen geht immer mehr verloren -> Be-

griffspaar hat inzwischen an analytischer Brauchbarkeit eingebüßt



• konventionelle & unkonventionelle Partizipationsformen stehen

nicht miteinander im Widerspruch

• eine sinkende Wahlbeteiligung ließe sich dann aber auch nicht damit erklären, dass

die Bevölkerung zunehmend andere Formen der politischen Beteiligung nutzt

• der Befund von der Vereinbarkeit konventioneller & unkonventioneller Partizipations-

formen bedeutet aber auch: wir können aus der Expansion des Beteiligungsrepertoires

nicht ohne weiteres schließen, dass auch der Umfang der politischen Beteiligung in den

Bevölkerungen etablierter Demokratien zugenommen hat -> tatsächlich sind die empi-

rischen Befunde in dieser Hinsicht eher widersprüchlich

Postmaterialistischer Wandel nach Inglehart



  • Inglehart nahm an, dass sich in Folge von Modernisierung & postindustrieller Entwick-

    lung in den fortgeschrittenen Demokratien ein schleichender Wertewandel vollzieht

  • neu aufkommende gesellschaftliche Werte würden traditionelle Werte nicht nur ver-

    drängen, diese neuen Werte würden Politik & Gesellschaft in den fortgeschrittenen

    Demokratien auch fundamental verändern & herausfordern

  • diese revolutionäre Entwicklung vollziehe sich aber nicht mit einem großen Getöse oder

    in Form eines abrupten Werteschubs -> Wandel würde leise & allmählich voran-

    schreiten

    —> Inglehart bezeichnet diese Art Wertewandel deshalb als eine „Silent Revolution“, die

    von jungen Generationen getragen wird

    —> im Ergebnis dieses Umwälzungsprozesses würden sog. materialistische Wert-

    orientierungen zunehmend von postmaterialistischen Wertorientierungen verdrängt

  • Materialistische Werte:

reflektieren bestimmte physiologische Sicher-

heitsbedürfnisse

  • Postmaterialistische Werte:

    Bedürfnisse nach Verwirklichung sozialer, kultureller, ästhetischer Ziele & Entfaltung der Persönlichkeit

    Bsp.: Ordnung, Sicherheit, Wohlstand Bsp.: Selbst- & Mitbestimmung, Kreativität

  • Grundlage seiner Theorie sind 2 Kernhypothesen:

    • Mangelhypothese

    • Sozialisationshypothese

    • aus beiden Hypothesen leitet Inglehart seine These vom generationalen Wertewandel

    ab

  • postmaterialistischer Wertewandel förderte mit seiner Betonung von Selbst- & Mitbe-

    stimmung sich das Aufkommen völlig neuartiger Partizipationsformen


Werte


Werte sind neben der Philosophie, auch für die Sozialwissenschaften interessant

• keine allgemein geteilte Definition des Wertebegriffs

• Wertebegriff wird in der Forschung immer wieder mit anderen Konzepten vermischt,

z.B. mit Bedürfnissen, Ansprüchen, Wünschen oder Normen

• hinzukommen Begrifflichkeit, bei denen Werte als Synonyme für Werthaltungen oder

Wertorientierungen verwendet werden

• eine in der Forschung weit verbreitete Definition stammt aus dem Jahr 1951 von Clyde

Kluckhohn: danach sind Werte Vorstellungen vom Wünschenswerten

• auf dieser Basis könnten wir politische Werte als Vorstellungen vom gesellschaftlich

Wünschenswerten bezeichnen

• Bsp. für solche politischen Werte sind Freiheit, Solidarität, Gleichheit oder Gerechtig-

keit

• Werte beeinflussen die Arten, die Mittel & die Ziele unseres Handelns


Merkmale:


in Abgrenzung zu Einstellungen:

• im Vergleich zu Einstellungen sind Werte weitaus stabiler

• sind auch langfristig konstanter als Einstellungen

• allgemeiner & in der Zahl begrenzter

• außerdem abstrakter & auch nicht notwendigerweise objektbezogen

• Werte besitzen eine viel größere gesellschaftliche Verbindlichkeit als Einstellungen


in Abgrenzung zu Bedürfnissen:

• Bedürfnisse sind viel unbewusster als Werte, denn Bedürfnisse werden von einer

diffusen Triebenergie hervorgerufen

• Werte hingegen werden durch kulturelle Deutung geprägt


in Abgrenzung zu Normen:

• im Vergleich zu Normen sind Werte viel allgemeiner & auch unabhängiger von

spezifischen Situationen oder auch einem konkreten Verhalten

• im Gegensatz zu Normen bieten uns Werte auch nur ein potenzielles Orientierungs-

mustern -> Werte formulieren Konjunktive & Normen Imperative

• außerdem sind Wertedifferenzen im Vergleich zu Normabweichungen weder einklag-

bar noch rechtlich sanktionierbar


-als analytische Kategorie:

ein Wert ist etwas, das wir nicht direkt erfassen & auch nicht unmittelbar beobachten

können -> auch Werte gehören also zu den hypothetischen Konstrukten & latenten

Phänomenen

• Was aber tun, wenn wir menschliche Werte nicht als manifeste Sachverhalte studieren

können? -> erforschen systematischer Muster von Werten in Form von Wertorientierungen

• Wertorientierungen können erfragt & anschließend empirisch untersucht werden


Funktionen von Werten


Makroperspektive

makroperspektivisch spielen Werte zunächst eine große Rolle für den Zusammenhalt

einer Gesellschaft

• nicht selbstverständlich, denn es gibt auch andere Möglichkeiten eine Gesellschaft

zusammenzuhalten, z.B. durch Gewalt & Repression


Werte haben auch besondere Bedeutung als Mechanismus sozialer Integration

• eine gemeinsame Wertegrundlage, die von der Mehrheit der Gesellschaftsmitglieder

freiwillig geteilt wird, erleichtert den Umgang miteinander & die Verständigung

untereinander

• v.a. lässt sich auf einer gemeinsam geteilten Wertebasis fundamentalen Konflikten

entgegenwirken

• umgekehrt bedeutet das natürlich auch: Konflikte und Auseinandersetzungen, die wir

in einer Gesellschaft beobachten, könnten auch dadurch verursacht sein, dass es an

einer hinreichend gemeinsamen Wertebasis unter den Gesellschaftsmitgliedern fehlt

-> mögliche Folge: Bildung von Parallelgesellschaften


Werten wird auch wichtige Rolle für die Koordination sozialer Handlungen zugeschrieben

• danach erleichtern gemeinsam geteilte Werte eine Verständigung über die Arten,

Mittel & Ziele gesellschaftlichen Handelns

• umgekehrt erschweren fundamentale Wertekonflikte Handlungskonsens & darauf

basierende gemeinsame Handlungsprogramme, Bsp. gemeinsame Migrations- & Asylpolitik der EU


Werte sind auch von großer Bedeutung für die Stabilität sozialer & politischer Systeme


Mikroperspektive

2 wichtige Funktionen:

Werte geben Orientierung:

• schaffen z.B. Rangfolgen der Bevorzugung

• wir orientieren uns an diesen Rangfolgen, wenn es darum geht, bestimmten Gütern,

Zielen, sozialen Gruppen oder auch Verhaltensstilen Vorrang vor anderen zu geben

• Werte spielen dementsprechend eine große Rolle dafür, auf welche Weise wir die

Welt wahrnehmen, & sie bieten uns Bewertungsstandards für soziale Tatbestände

• diese Funktion erfüllen sie in dem Maße, indem sie den Menschen erlauben,

Präferenzen zwischen verschiedenen Wünschbarkeiten zu bilden


Werte steuern individuelles Verhalten:

• Werte übernehmen zwar eine verhaltenssteuernde Funktion, aber sie üben keine

verhaltensdeterminierende Wirkung aus -> denn ob & - wenn ja - wie wir in einer

bestimmten Situation handeln, ist von vielen Einflussgrößen abhängig

• verhaltenssteuernde Funktion von Werten ist bei gesellschaftlichen Werten von besonderer Bedeutung -> gesellschaftliche Werte sind hier generalisierte Aussagen über die kulturelle & politische Entwicklung einer Gesellschaft, eines Kulturkreises oder sogar der gesamten Menschheit

• für Menschen, die sich diesen Werten verpflichtet sehen, stellen gesellschaftliche

Werte umfassende soziale Handlungsdirektiven dar


Funktionsvoraussetzung von Werten

• Mindestvoraussetzung für die Wirksamkeit von Werten: sie müssen verhältnismäßig

stabil sein

• Stabilität erhalten Werte durch ihre doppelte Verankerung im Individuum & in der

Gesellschaft

—>im Individuum:

• bei uns Menschen werden Werte durch Internalisierung verankert

• diese Verinnerlichung bedeutet: sie werden psychische Realität -> d.h., diese Werte

sind nicht nur in unseren Köpfen kognitiv präsent, sondern müssen auch in unseren

Gefühlen wirksam werden

• Internalisierung von Werten bedeutet also: Wir identifizieren uns mit bestimmten

Werten & machen sie uns deshalb auch zu Eigen -> verinnerlichte Werte schaffen um

Grunde unser Gewissen

• psychisch verankert, sind Werte bewährungskräftig & langfristig konstant


—>in der Gesellschaft:

• in der Gesellschaft werden Werte durch Institutionalisierungsprozesse verankert

• das erstreckt sich sowohl auf formale Institutionen, z.B. Verfassungen & Gesetze, als

auch auf informelle Regeln in Form von Konventionen & Bräuchen

Mangelhypothese nach Inglehart



• sieht einen Zusammenhang zwischen den Wertorientierungen einer Person & der

sozioökonomischen Umwelt, in der diese Person lebt

• unsere individuellen Wertorientierungen reflektieren unsere sozioökonomische Um-

welt, & zwar so, dass wir knappen Dingen eine höhere Priorität zuweisen -> Dingen,

an denen wir Mangel leiden, geben wir den Vorzug vor anderen Dingen

• für die Formulierung & die Begründung der Mangelhypothese hat sich Inglehart Pers-

pektiven aus 2 anderen Wissenschaftsdisziplinen ausgeborgt: Psychologie & Wirt-

schaftswissenschaften

• zum ersten hat sich Inglehart von den Arbeiten des US-amerikanischen Psychologen

Abraham Maslow inspirieren lassen -> Bedürfnispyramide

• danach befinden sich die grundlegendsten physischen Bedürfnisse des Menschen

im Fuß der Pyramide -> Bedürfnisse nach Nahrung & Obdach—> wenn diese Bedürfnisse annähernd befriedigt sind, entwicklen wir das Bedürfnis

nach Sicherheit & Schutz—>wenn diese Bedürfnisse gedeckt sind, entwickeln wir auf den nächsten Stufen Bedürfnisse nach sozialen Kontakten & nach Wertschätzung & Anerkennung

—> an der Spitze der Pyramide steht schließlich das Bedürfnis nach individueller Selbstverwirklichung


• wenn das Überleben nicht sicher scheint, tendieren die Menschen dazu, ihre Reihen

hinter einem starken Führer zu schließen & eine vereinte Front gegen Outsiders zu

Formen -> menschliche Überlebensstrategie, die er als „autoritären Reflex“ bezeichnet


zum zweiten bediente sich Inglehart für die Begründung seiner Mangelhypothese bei

der ökonomischen Grenznutzentheorie

• sobald ein Mangel befriedigt ist, orientiert sich unsere Aufmerksamkeit neu, denn von dem, was wir nun in ausreichendem Maße besitzen, geht kein zusätzlicher Nutzen mehr aus

• lässt sich auch grafisch darstellen:

• x-Achse steht für das Maß, nachdem wir etwas

besitzen (materielle Dinge & immaterielle Dinge)

• y-Achse steht für den Nutzen, den wir aus dem Besitz dieser Güter ziehen

• ist unser Bedarf an diesem Gut gesättigt, ziehen wir keinen zusätzlichen Nutzen mehr

daraus & die Kurve verflacht

• Inglehart hat die Maslowsche Bedürfnishierarchie zum einen auf Werte übertragen, zum

anderen hat er sie durch Dichotomisierung vereinfacht -> im Ergebnis stehen sich 2

voneinander verschiedene Wertearten gegenüber:

• Wandel von materialistischen hinzu postmaterialistischen Werten ist allerdings nur eine

Komponente in einem breiter angelegten Wandel von Überlebenswerten hin zu Selbst-

entfaltungswerten


in Bezug auf postmaterialistischen Wertewandel:

• gewinnen p.-m. Werte an Bedeutung, muss es auf Seiten der m. Werte zu einer

Abnahme kommen -> die Verbreitung p.-m. Werte muss in einer Gesellschaft ab-

nehmen, wenn die Bedeutung materialistischer Werte anwächst

Sozialisationshypothese nach Inglehart



• für Sozialisationshypothese folgt Inglehart dem Primacy-Modell politischer Sozialisation

• Annahme: die grundlegenden Wertprioritäten eines Menschen werden in seinen

„formative years“ geprägt & danach bleiben sie im weiteren Lebensverlauf weitgehend

stabil -> lebenszyklische Modelle des Wertewandels widersprechen dieser Sichtweise



• Wertprioritäten, die wir mit 16 oder 17 Jahren haben, sind mehr oder weniger die

gleichen, die uns auch noch als 40- oder 50-jährige wichtig sind

• Wertewandel wird dementsprechend nur durch einen Austausch der Generationen

ausgelöst -> für Inglehart ist das ein evolutionärer Prozess

• dieser Prozess entzieht sich dementsprechend der direkten Steuerung durch Eliten

• stattdessen sieht Inglehart die gesellschaftlichen, ökonomischen & politischen Ent-

wicklungsprozessen in den entwickelten Demokratien als Katalysator dieses Werte-

wandels

• die frühen Sozialisationsjahre der Kriegs- & Nachkriegsgenerationen waren von

physischer Bedrohung & Not geprägt

• entsprechend der Mangelhypothese geben diese Generationen materialistischen

Werten den Vorrang & halten daran aufgrund ihrer Sozialisationsprägung auch dann

noch fest, wenn sich die Zeiten gebessert haben

• die nachwachsenden jüngeren Generation erlebten ihre prägende Sozialisationsphase

aber in Zeiten wachsenden Wohlstands, politischer Stabilität & friedlicher Koexistenz

• die Sättigung grundlegender Bedürfnisse nach Nahrung & Obdach, Sicherheit &

Frieden schuf in diesen Generationen Raum für neue Bedürfnisse & damit für das

Aufkommen postmaterialistische Werte der Persönlichkeitsentfaltung & Selbst-

verwirklichung, der politischen Selbst- & Mitbestimmung

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Maya G.

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