Was ist “Erziehung”? (7)
= Lehre von der Kinderführung, “großziehen”/”aufziehen”
Formen eines Individuums für ein erfolgreiches Handeln in allen Lebensbereichen
soziales Handeln, das beeinflusst und absichtlich bestimmte Lernprozesse herbeiführen will (absichtliche Lernhilfe)
Wechselspiel zwischen Erzieher und zu Erziehenden
Versuch, das Verhalten eines Menschen dauerhaft zu verändern
strebt immer ein Ziel an
der zu Erziehende muss bestimmten Lernprozess bewältigen
Was beinhaltet Erziehung? (2)
Erziehungspraxis = alle Formen des erzieherischen Handelns
Erziehungswissenschaften = wissenschaftlicher Beweis, Ziele und Maßnahmen werden begründet
Was sind Gegenstände der Pädagogik? (5)
Vorstellungen über Erziehung
Beziehung
Ziele und Handlungen
Voraussetzungen und Bedingungen
Einrichtungen
Wie wird die Erziehungsnotwendigkeit/-bedürftigkeit begründet? (9)
naturwissenschaftliche Erkenntnisse
Gehirnwesen
Instinktreste
Mangelwesen
Frühgeburt
geistes- und sozialwissenschaftliche Erkenntnisse
weltoffen
geistiges Wesen
sozialkulturell
Welche Folgerungen ergeben sich aus den Erkenntnissen der Erziehungsnotwendigkeit/-bedürftigkeit?
Mensch ist lernfähig und erziehbar (aufrechter Gang, Wortsprache, Denkvermögen, geplantes Handeln) durch organische Unspezialisiertheit und Unfertigkeit, Instinktreduktion und spezielle Struktur des Großhirns
ist auf Lernhilfen angewiesen
Entwicklungsreize sind wichtig für Nervenbahnen
menschliche Lebensweise muss im “Sozialen Mutterschoß” erlernt werden
1. Lebensjahr ist Schlüsselrolle (-> Bindung)
Wo liegen die Grenzen bei Erziehung? (7)
Anlage (endogen) -> Epigenetik, Erscheinungsbild
Umwelt (exogen)
natürliche Umwelteinflüsse
kulturelle Umwelteinflüsse
ökonomische Umwelteinflüsse
soziale Umwelteinflüsse
Selbststeuerung (autogen) -> Kräfte des Individuums
Welche Erziehungstypen gibt es? (2)
Intentional (= erfolgreich)
absichtlich
bewusstes Lernen
zielgerichtet
Funktional
zufällig
nicht zielgerichtet
unbewusstes Lernen
Was beeinflusst Erziehung? (5)
Erzieher mit seinen Eigenschaften und Umwelteinflüssen
zu Erziehende mit seinen Eigenschaften und Umwelteinflüssen
Lernsituation = aktuelle Umwelt
Umwelt der Erziehung
gesellschaftliche Ansprüche
Was ist ein “Erziehungsziel”? (3)
formulieren Vorstellungen über das Ergebnis von Erziehungsprozessen
Soll-Vorstellungen über das gegenwärtige oder zukünftige Verhalten
Orientierung an Werte und Normen: bewusst gesetzte Normvorstellungen wie Erzieher handeln soll
Was sind “Normen” und “Werte”? (8)
Normen
helfen bei Orientierung im Alltag
beim Abwägen des eigenen Handelns
bei der Erwartung und Einschätzung des Handelns von anderen
formelle und informelle Normen
Werte
abgeschwächte Form von Normen
geben gewünschte Verhaltensweisen der Gesellschaft an
Betrachtung von “gut” und “böse”
Muss-, Kann- und Soll-Regeln
Welche Erziehungszielarten gibt es? (2)
Formell = bewusst gesetzte Normen, Leitvorstellungen
Informell = Haltungen, Einstellungen, Werte, Vorstellungen, Erfahrungen des Erziehers
Welche Aufgaben haben Erziehungsziele? (4)
= Erwerb von Selbstständigkeit, Mündigkeit, gesellschaftliche Partizipation
Verwirklichung von Normen und Werten
Orientierungshilfe
Organisation der Erziehung
Reflexion der Erziehung
Wie werden Erziehungsziele begründet? (3)
anthropologisch
pragmatisch
normativ
Welche Lernzielarten gibt es? (3)
Richtziel = übergeordnete Formulierung
Grobziel = benennt eine Handlung
Feinziel = genaue, konkrete Beschreibung einer Handlung
Was bedeutet “SMART”? (5)
= Orientierunghilfe für spezifische Ziele
S = spezifisch: welche Handlung soll verbessert werden?
M = messbar: in welchem Ausmaß?
A = akzeptiert/attraktiv: Wünsche/Bedürfnisse berücksichtigen
R = realistisch: erreichbar?
T = terminiert: in welchem Zeitraum?
Welche Lernzielbereiche werden angestrebt? (2)
Affektiv-sozial
Gefühlsleben/-erleben, Gemütsstimmung
Entwicklung/Entstehung von Einstellungen, Interessen, Gefühlen, Überzeugungen, Wertschätzungen
Psychomotorisch
motorische Fähigkeiten
Umgang mit Materialien/Gegenständen
neuromuskuläre Koordination
Was sind “Erziehungsstile”? (2)
Verhaltensweisen eines Erziehers
erzieherische Grundeinstellung/Haltung
Welche Erziehungsstile (nach Lewin) gibt es? (3)
autoritär = hoher Machtanspruch
demokratisch = partnerschaftlich
laissez-faire = totaler Verzicht auf Machtanspruch
permissiv = nachgiebig
verwöhnend
vernachlässigend
überbehütend
autoritativ
Wie ist der “autoritativer Erziehungsstil”? (6)
Anforderungen
Verlagen Einhaltung von Regeln und Forderungen mit Begründung
Akzeptanz, Kind als ernstzunhemender Gesprächspartner
Ermutigung zur Autonomie/Mündigkeit
umfangreiche Unterstützung/emotionale Wärme
Kind muss viel Eigenverantwortung zeigen
Was sind Vor- und Nachteiler des autoritativen Erziehungsstils? (6)
+ selbstsicher, verantwortungsvoll
+ hohe soziale kompetenzen, Gerechtigkeitssinn
+ gute Fügung in die Gesellschaft
+ Wüsche/Gefühle klar ausdrücken
+ Konsequenzen werden immer zu 100% erfüllt
- wenig Spielraum/Führung
Was für Einflussfaktoren auf den Erziehungsstil gibt es? (7)
Verhältnis/Beziehung zwischen Erzieher und Kind
Persönlichkeitsstrukturen
Umwelt, Lebensstil, Erfahrungen
Vorerfahrungen mit Erziehungsstilen
Schichtzugehörigkeit
soziales Umfeld
Familienkonstellation, gesamtgesellschaftliche und kulturelle Situation
Was wir Lernmodelle gibt es? (2)
behavioristisch = klassische und operante Konditionierung
kognitivistisch = Modelllernen, Entwicklungsstufenmodell
Erkläre die klassiche Konditionierung. (9)
= Reiz-Reaktion
US -> UR
NS -> keine Reaktion
US + NS -> UR
CS -> CR
NS = neutraler Stimulus
US = unkonditionierter Stimulus
UR = unkonditionierte Reaktion
CS = konditionierter Stimulus
CR = konditionierte Reaktion
Was bedeutet “Reizgeneralisierung”, “Extinktion” und “Gegenkonditionierung” in Bezug auf die klassische Konditionierung? (3)
Reizgeneralisierung = ähnliche Reize lösen CR aus
primär: physikalische Ähnlichkeit
sekundär: semantische Ähnlichkeit
Extinktion = Löschng der CR
Gegenkonditionierung = CR wird neu konditioniert (systemische Desensibilisierung)
Was für eine Bedeutung hat die klassische Konditionierung für die Therapie? (5)
positiver CS -> positive CR
Erzieher = positiv
sofortiges Reagieren!
Entfernung des nicht gewünschten Verhaltens (UR/CR)
verhaltenstherapeutische Techniken
…
Was ist die “operante Konditionierung”? (6)
= Reaktion-Reiz
Verstärkung folgt auf bestimmte Verhaltensweise
S = Stimulus
R = Reaktion
Verstärkung = Verhalten wird daurch öfter gezeigt
Löschung = positiver Verstärker bleibt aus
Erkläre den Ablauf der operanten Konditionierung. (4)
Bestimmung der Basisrate eines Verhaltens ohne verstärker
Konditionierung mit Verstärker
Löschung des unerwünschten Verhaltens
Spontanerholung des unerwünschten Verhaltens ohne Verstärker
Welche Verstärker gibt es? (7)
positive Verstärkung = + angenehmer Reiz
negative Verstärkung = - unangenehmer Reiz
positive Bestrafung = + unangenehmer Reiz
negative Bestrafung = - angenehmer Reiz
primär: zur Bedürfnisbefriedigung
sekundär: materiell/sozial
aversiv: Abneigung
Was ist “Shaping” bezogen auf die operante Konditionierung? (3)
schrittweises, sukzessives Erlernen von komplexen Verhaltensweisen durch BElohnung von Teilsequenzen
nach jeder Sequenz werden die Anforderungen erhöht
Annäherung an das gewünschte Verhalten
Welche Bedeutung hat die operante Konditionierung für die Therapie? (3)
Methode des Ignorierens
Lob, Belohnungssystem
schrittweises Anleiten
Was bedeutet “Lernen am Modell”? (3)
Auftreten einer Ähnlichkeit
Beziehung zwischen Beobachteter und Lernender
Nachahmungsreaktion
Was begünstigt eine Nachahmungsreaktion (Bedingungen)? (7)
bedeutsame, emotionale, wichtige Beziehung zum Modell
erreichbares Verhalten
Erfolg, Verstärkung als Konsequenz
Geschlecht, Alter, Interesse (Identifizierung/Ähnlichkeit)
Rollenspiele
sozialer Status und Macht des Modells
stellvertretende Verstärkung (Konsequenz -> Handeln)
Welche Bedeutung hat das Modelllernen für die Therapie? (4)
Therapeut = Vorbild
modellierender Effekt
Teilprozesse
z. B. Graphomotorik
Welche Lerneffekte hat das Modelllernen? (4)
modellierend = Motivation für erlernbares Verhalten
hemmend = negative Konsequenz nach Verhalten
enthemmend = fördert negatives Verhalten (keine/positive Konsequenz)
auslösend = erlerntes Verhalten wird situativ angewendet
Wie läuft das Modelllernen ab und welche Voraussetzungen müssen für die Phasen erfüllt sein? (6)
Aneignungsphase
A. Aufmerksamkeitsprozesse (Identifikation, Art der Person, Erfolg), Voraussetzung: Interesse/Neugier/Motivation/Begeisterung
B. Gedächtnisprozesse (Speicherung auf unbestimmte Zeit, Verhalten muss nicht direkt ausgeführt werden), Voraussetzung: kognitive Fähigkeiten
Ausführungsphase
C. Motorische Reproduktionsprozesse (Verhalten nach Erwartungen ausführen), Voraussetzung: physische/psychische Fähigkeiten, je komplexer, desto mehr üben, korrigieren, wiederholen
D. Motivationsprozesse (Verstärker, Attraktivität, aktuelle Konsequenz)
Erkläre das Entwicklungsstufenmodell nach Piaget. (5)
= geistige/kognitive Entwicklung des Kindes
Verstand hat Einfluss auf Verhaltensweisen
Entwicklung geht fließend in eine Richtung ineinander über
Kontinuierliche Prozesse
Diskontinuierliche Prozesse
Was beinhalten die kontinuierlichen Prozesse? (5)
Schemata = Grundbaustein des menschlichen Wissens (Wissens-/Verhaltensmuster -> individueller logischer Zusammenhang (Kategorien zur Einordnung))
Adaptionen = Anpassung der Schemata (lebenslang)
Assimilation = Eingliederung neuer Erfahrungen oder Erlebnisse in ein bereits vorhandenes Schema (verändern/umdeuten)
Akkommodation = Erweiterung/Anpassung eines Schemas an eine wahrgenommene Umwelt (kognitive Strukturen/Neuschaffen)
Äquilibrien = Gleichgewichtsstreben beider Anpassungsformen = Intelligenzentwicklung, optimale Anpassung an die Umwelt
Was sind “diskontinuierliche Prozesse?” (1)
= abgeschlossener Prozess (Stufenmodell)
Was beinhaltet die “sensomotorische Phase” (0-2 J.) des Entwicklungsstufenmodells? (2)
Umweltwahrnehmung durch Sinnesorgane und Motorik (zunehmend koordiniert und variiert)
Intelligenz = motorische Aktivität als Reaktion auf sensorischen Reiz
Was beinhaltet die “präoperationale Phase” (2-7 J.) des Entwicklungsstufenmodells? (7)
vorzeitig, nicht komplexe handlungen möglich
Denken wird von Wahrnehmung beherrscht -> logische Irrtümer
Personifizierungen
magisches Denken
fehlender Mengenbegriff
Egozentrismus
fehlender Gesamtplan (nur ein Merkmal aufeinmal merken)
Was beinhaltet die “konkret-operationale Phase” (7-12 J.) des Entwicklungsstufenmodells? (6)
gesitige Handlungen und konkrete Denkoperationen möglich
Denken wird weniger von Wahrnehmung beeinflusst
mehrdimensionales Denken
reversibel Denken
Regelwerke verstehen und transferieren
hypothetisch-deduktives Denken möglich
Was beinhaltet die “formal-operationale Phase” (12-15 J.) des Entwicklungsstufenmodells? (5)
wird nicht von jedem erreicht
Probleme hypothetisch lösen
logische Schlussfolgerungen ziehen
komplexes Denken
geistige Varriationen möglich (Mathematik, Physik etc.)
Welche Bedeutung hat das Modell von Piaget für die Therapie? (4)
Analyse/Einordnung des Entwicklungsstandes
Assimilationsschema muss bestehen!
einfache Sprache
Mengenverständnis berücksichtigen -> reduzieren
Was sind “Erziehungsmittel”? (4)
Mittel zur Erreichung (Eintreten) einer Änderung im psychischen Dispositionsgefüge (-> Ideal)
Ziele erreichen (Selbstständigkeit, Mündigkeit, Urteilsfähigkeit, Verantwortung, Eigenverfügbarkeit)
jeder Erzieher muss seine eigenen Erziehungsmittel auswählen
hängen mit Erziehungsstil und -ziel zusammen
Was sind Beispiele für Erziehungsmittel in der Therapie? (9)
Lob, Anerkennung
Aufmunterung, emotionale Wärme
Kommunikation, Offenheit
Freiräume, Grenzen
Belohnung
Hilfestellung
Vorbildfunktionen
Beratung
Geduld
Welche Systematiken verfolgen Erziehungsmittel? (8)
direkt
indirekt
psychoemotional
machtorientiert
unterstützend
gegenwirkend
positiv
negativ
Welche Ebenen von Verstärkern gibt es? (4)
materiell
immateriell
sozial
Handlungsverstärker
Welche Vorteile hat Lob? (5)
Motivation
Beziehung wird gestärkt
angenehme Atmosphäre
Selbstvertrauen
direktes Feedback
Welche Nachteile hat Lob (12)?
keine Motivation bei Ausbleiben
keine Hinterfragung des Verhaltens
Probleme werden versteckt, geringe Problemlösekompetenz
Ausbleiben = Strafe, ggf. Doppelstrafe
Korrumpierungseffekt (ex. verdrängt in. Motivation -> Qualität nimmt ab)
Tätigkeit ohne Verstärkung = weniger wertvoll/unwichtig (zukünftiges Verhalten kontrollieren, statt Selbstbestimmung)
Belohnung = selbstverständlich
müheloses Lob motiviert nicht
Lob als Taktik funktioniert dauerhaft nicht (Verhalten nimmt ab, Lob = nichts Besonderes mehr)
zu viel Lob, dann Ausbleiben -> Druck, Frust, Angst zu enttäuschen, Informationsaufnahme nimmt ab
negative Formulierung motiviert nicht -> “doch noch”
Welche Folgerungen erschließen aich aus den Nachteilen von Lob? (7)
unerwünschtes Verhalten korrigieren
positive Formulierung
gewünschtes Verhalten selbst zeigen -> Vorbildfunktion
Lob nicht ankündigen
richtiges, statt häufiges Loben
sofortiges Loben
Loben muss man üben!
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