Arten der Marktforschung
Explorative Marktforschung
Ausgangspunkt: geringe Problemkenntnis
Ziele: Einsicht in die Art des Problems
Erfassung möglicher Alternativen / relevanter Variablen Generierung von Hypothesen
Deskriptive Marktforschung
Ausgangspunkt: Problemstruktur bekannt, aber keine Daten über die Marketing-
Umwelt
Ziel: Beschreibung der Marketing-Umwelt
Kausale Marktforschung
Ausgangspunkt: Hypothesen über Wirkungszusammenhänge
Ziele: Test dieser Hypothesen
Bestimmung der Stärke von Zusammenhängen
Welche Datenquellen unterscheidet man?
Sekundärdaten: existieren bereits
Unternehmensintern (z. B. Marketing-Aktivitäten, Transaktionsdaten, Kundendatenbanken, Online-Verhalten)
Extern (z. B. amtliche Statistiken, Veröffentlichungen von Verbänden, wissenschaftliche Publikationen, Kundenäußerungen online)
Primärdaten: werden speziell für den Untersuchungszweck erhoben
➢ Regel: immer erst prüfen, ob Sekundärdaten vorhanden sind
Formen der Datenerhebung
/
Welche Formen der Datenerhebung existieren?
Qualitative Datenerhebung:
besonders geeignet für explorative MF
Vorbereitung und Ergänzung quantitativer Forschung
(hiermit sollen Probleme besser verstanden werden
Quantitative Datenerhebung
besonders geeignet für deskreptive und kausake MF
(hier wird Hypothese getestet)
-> deskriptiv: Welt beschreibend
-> kausal: Wirkungszusammenhänge
Beschreibe die Wirkung einer Preisveränderung an:
Experiment / Nicht-Experiment
Beobachtung / Befragung
Experiment: was ist das und Beispiel
Definition Experiment:
Empirische Untersuchung zur Überprüfung von Kausalhypothesen
Systematische Variation der Test-Variablen unter Kontrolle aller anderen Variablen / Bedingungen
NUR EXPERIMENTE LASSEN KAUSALAUSSAGEN ZU
Alternative Erklärungen:
Zufall - problematisch bei kleinem Datensatz
Das Unternehmen hat gleichzeitig die Werbung erhöht. / Ein Wettbewerber hat den Markt verlassen.
Das Unternehmen hat den Preis gesenkt, weil es einen höheren Absatz erwartet hat.
Beispiel: Ein Unternehmen senkt den Preis, und der Absatz steigt. → Kann man sagen, dass die Preissenkung wirksam war?
Wie kann man Kausalität prüfen und was ist das?
➢ Kausalität: Wenn ich eine Variable ändere (z. B. Preis), ändert sich eine andere
Variable (z. B. Absatz) als Konsequenz davon.
➢ Hypothesen über Kausalität ergeben sich aus Theorien – Empirische Überprüfung der Hypothesen führt zur Anpassung von Theorien
➢ Prüfen von Kausalität bei nicht-experimentellen Daten:
Häufiges gemeinsames Auftreten von zwei Ereignissen
Zeitliche Reihenfolge der Ereignisse
Ausschließen alternativer Erklärungen Besser mit Experiment
Wie kann ich Test-bzw. Experimentalvariablen variieren?
WIe unterscheiden sich Labor-und Feldversuche und was sind deren Vor-und Nachteile?
Probleme von Experimenten
➢ Probleme der internen Validität (Kontrolle von Störeinflüssen):
Nichtvergleichbarkeit von Test- und Kontrollgruppe
Sterblichkeit von Testpersonen
Äußere Einflüsse
Veränderungen über die Zeit
Änderung des Erhebungsinstrumentes
Test-Effekte (Probanden verhalten sich anders, weil sie getestet werden)
Raten von Hypothesen
➢ Problem der externen Validität (Realitätsnähe):
• Wenig realistische Aufgabenstellung
Formen der Beobachtung
Teilnehmende Beobachtung
Marktforscher als Außendienstmitarbeiter oder Verkäufer (z. B. um Kundenargumente und Verwendungsprobleme zu ermitteln)
Marktforscher begleitet Außendienstmitarbeiter
Marktforscher als Kunde (z. B. Mystery Shopping)
Nichtteilnehmende Beobachtung
Unternehmensdaten (z. B. Absatzzahlen, Werbebudgets)
Scanning
Online-Verhalten (z. B. über Cookies)
Content aus sozialen Medien (z. B. Produktbewertungen)
Kameras, Video (z. B. Aufzeichnung von Einkaufsverhalten am Regal)
Apparative Beobachtung
Blickaufzeichnungsgerät (z. B. bei Anzeigen)
Pupillometrische Kamera (z. B. für Aktivierungsprozesse)
Galvanometer: Schweißabsonderung (z. B. für Aktivierungsprozesse)
Brainscans
Audimeter (z. B. für Fernsehbeteiligung)
Neuroscience
➢ Ziel: Messung kognitiver und affektiver Prozesse
➢ Neurophysiologische Techniken:
Elektrische Aktivität, z. B. Elektroencephalographie (EEG)
Stoffwechsel-Aktivität, z. B. Magnetresonanztomographie (MRT)
➢ Voraussetzung für die Interpretation: Kartographie des Gehirns ➢ Beispielhafte Erkenntnisse:
Testimonials von Experten führen zur Aktivierung von Gedächtnisstrukturen und steigern die Kaufabsicht
Für die Entstehung von Kundenloyalität sind Hirnstrukturen des Belohnungs- systems von Bedeutung
Markenpersönlichkeiten und menschliche Persönlichkeiten werden im Gehirn unterschiedlich verarbeitet
➢ Z. T. von Unternehmen genutzt für Werbe-Pretests
Vorteile der Beobachtung und Befragung
Vorteile Beobachtung
Vorteile Befragung
Unabhängig von Auskunftsbereitschaft und Verbalisierungsfähigkeit der Probanden
Präferenzen, Einstellungen und Erinnerung nicht beobachtbar
Erfassung von unbewusstem, unreflektiertem Verhalten
Geringere Erhebungsdauer und Kosten
Körperreaktion nicht abfragbar
Interviewereinfluss entfällt
Fazit:
Beobachtung sinnvoll zur Erfassung von Verhalten
Befragung sinnvoll zur Erfassung von Präferenzen, Einstellungen, Erinnerung
Messen und Skalieren
Erklären Sie folgende Begriffe:
Konstrukt
Item
Messen
Skalieren
➢ Konstrukt: Etwas, das man messen will z. B. Absatz, Persönlichkeitseigenschaften
➢ Item: Einzelnes Objektmerkmal, das gemessen wird Komplexe Konstrukte werden häufig über mehrere Items erfasst („Multi-Item-Skalen“) z. B. Markentreue: „Bei den meisten Produkten bevorzuge ich eine bestimmte Marke.“
„Um meine bevorzugte Marke zu kaufen, nehme ich einigen Aufwand in Kauf.“
„Normalerweise ist es mir wichtig, welche Marke ich kaufe.“
➢ Messen: Empirischer Vorgang, bei dem die Ausprägungen von Objektmerkmalen festgestellt werden z. B. Scanning, Befragung
➢ Skalieren: Abstrakter Vorgang, bei dem diesen Ausprägungen Zahlenwerte zugewiesen werden
z. B. 50 Stück, Einstellungswert 5 („stimme voll zu“)
Skalenniveaus
Typische Skalen für die Einstellungsmessung –Rating-Skalen
was ist die optimale Anzahl an Skalenpunkten?
Wie viele? Trade-Off:
Je größer die Anzahl der Skalenpunkte, desto höher der Informationsgehalt
Je kleiner die Anzahl der Skalenpunkte, desto höher die Antwortbereitschaft und die Reliabilität
Kompromiss: 5 - 7 Skalenpunkte
Gerade oder ungerade Anzahl? Trade-Off:
Bei gerader Anzahl von Skalenpunkten (ohne neutralen Punkt) müssen die
Befragten sich entscheiden.
Bei ungerader Anzahl von Skalenpunkten (mit neutralem Punkt) höhere Antwortbereitschaft und Reliabilität
Häufiger verwendet: Ungerade Anzahl von Skalenpunkten
Spezielle Rating-Skalen
➢ Likert-Skala:
Zustimmung zu Statements (mehrere zu einem Konstrukt)
Analyse von einzelnen Items oder Multi-Item-Skalen
➢ Semantisches Differential:
Endpunkte mit bi-polaren Labels
Typische Skalen für die Einstellungsmessung –Vergleichende Skalen
Paarvergleich, Rangordnung→Conjointanalyse ➢
Konstantsummen-Skala:
Sie haben insgesamt 100 Punkte: Verteilen Sie diese bitte auf verschiedene Produkt- eigenschaften, je nachdem, wie wichtig diese für Sie beim Kauf eines Notebooks sind:
____ Prozessorleistung
____ Größe des Displays
____ Marke
____ Preis
Auswahl der Erhebungseinheiten
Auswahlplan
Verfahren der nichtzufälligen Auswahl
Quotenauswahl
Konzentrationsverfahren
Auswahl so, dass die Verteilung bestimmter Merkmale (Quotenmerkmale) in der Teilauswahl mit der Verteilung dieser Merkmale in der Grundgesamtheit übereinstimmt; Vorgabe von Quotenanweisungen an die Interviewer
Typische Quotenmerkmale: Alter, Geschlecht, Beruf
Schwierigkeiten: - Auswahl geeigneter Quotenmerkmale - gewisse Willkür
- detaillierte Quoten schwer zu erfüllen
Am häufigsten angewendetes Verfahren (einfach, recht gute Ergebnisse)
Bewusste Konzentration auf einen Teil der Grundgesamtheit
Beispiel: typische Städte, Heavy User
Achtung: Auswahl aufs Geratewohl (Convenience Sampling) ist keine bewusste Auswahl, sondern Willkür
Verfahren der Zufallsauswahl
Einfache Zufallsauswahl
Klumpenauswahl (Cluster Sampling)
Jedes Element der Grundgesamtheit besitzt die gleiche Wahrscheinlichkeit, in die Auswahl zu gelangen.
Einfacher und am häufigsten angewandter Typ der Zufallsauswahl
Untersuchungseinheiten werden in Gruppen ausgewählt (z. B. Haushalte,
Unternehmen)
Vorteile: - z. T. Auswahlbasis einfacher zu beschaffen - Befragung einfacher durchzuführen
Vorteile:
Berechenbarkeit des Zufallsfehlers
Vermeidung grober Verzerrung durch Auswahl
Nachteile:
Höhere Kosten für Planung und Durchführung
keine Substituierbarkeit der ausgewählten Einheiten (Bias durch Antwortverweigerung
Probleme einer geringen Antwortquote
Determinanten der Antwortquote
➢ Interesse am Untersuchungsgegenstand
➢ Länge der Befragung
➢ Aufmachung des Fragebogens
Begleitschreiben mit persönlicher Anrede, Zusicherung der Anonymität,
Beschreibung des Befragungszweckes, „Dank im voraus“
Interessante Eröffnung
Animation durch Format, Farbe, Grafiken, etc.
➢ Anreize
Bei Konsumenten z. B. Werbegeschenk, Vergütung, Teilnahme an Verlosung
Bei Unternehmen z. B. Bereitstellung einer Zusammenfassung der Ergebnisse
➢ Vorankündigung der Befragung
➢ Nachhaken (schriftlich oder telefonisch)
Güte der Datenerhebung
Reliabilität und Validität
Reliabilität
Validität
➢ Reliabilität = Freiheit von Zufallsfehlern → Erreicht man das gleiche Ergebnis bei Wiederholung der Messung?
➢ Überprüfung:
Test-Retest-Reliabiliät: Vergleich der Ergebnisse von zeitlich aufeinander-
folgenden Messungen eines Messobjektes mit demselben Messinstrument
Split-Half-Reliabilität: Aufteilung des Samples in zwei Hälften und Vergleich der Messergebnisse
➢ Validität = Freiheit von systematischen Fehlern → Misst man das, was man messen will?
Inhaltsvalidität (Content Validity, Face Validity): Plausibilität der Messergebnisse
Konstruktvalidität: Übereinstimmung der Messung eines Konstrukts mit dem wahren Wert des Konstrukts (nicht erfassbar, daher Ersatzkonzepte):
Konvergierende Validität: Unterschiedliche Messmethoden führen für den gleichen Sachverhalt zu gleichen Ergebnissen
Diskriminierende Validität: Eine Messmethode führt bei Anwendung auf unterschiedliche Sachverhalte zu unterschiedlichen Ergebnissen
Kriteriumsvalidität: Übereinstimmung der Messergebnisse mit einem „Kriterium“
Concurrent Validity: Kriterium gleichzeitig gemessen
Prognosevalidität (Predictive Validity): Kriterium später gemessen
Generalisierbarkeit
➢ Generalisierbarkeit = Übertragbarkeit → Kann man die Ergebnisse auf andere Objekte, Regionen, Zeiten übertragen?
➢ Generalisierbarkeit in
Sachlicher Hinsicht
Beispiel: Sind Preiselastizitäten für Schokolade ähnlich wie die für Joghurt?
Räumlicher Hinsicht Beispiel: Verhalten sich Konsumenten in Deutschland so wie die in den
Niederlanden?
Zeitlicher Hinsicht Beispiel: Werden heute die gleichen Anforderungen an ein Smartphone gestellt wie vor 3 Jahren?
Common Method Variance (CMV)
➢ Synonym: Common Method Bias
➢ Systematischer Messfehler, insbes. bei Befragungen
➢ Zusammenhang zwischen Variablen ist verzerrt, weil abhängige und unabhängige Variablen aus der gleichen Quelle stammen
→ Zusammenhang kann stärker oder schwächer erscheinen, als er ist
➢ Beispiel:
Forschungsfrage: Wie wirkt die Organisation auf den Unternehmenserfolg?
Befragung von einem Manager pro Unternehmen
Befragte neigen dazu, für sie konsistente Antworten zu geben
Ursachen von CMV
Umgang mit CMV
➢ Ex ante (Vermeidung von CMV durch das Forschungs-Design):
Möglichst objektive Daten
Verschiedene Quellen für abhängige und unabhängige Variablen
Nutzung verschiedener Skalen-Typen, Veränderung der Reihenfolge der Items
➢ Ex post:
Komplexes Modell → reduziert die Wahrscheinlichkeit von CMV
Statistische Methoden zur Entdeckung von CMV, z. B.
- Harman‘s Ein-Faktor-Test (häufig eingesetzt, aber wenig effektiv) - Marker-Variable
Last changeda year ago