Warum hatte der Preußische Staat ein Interesse an der Durchsetzung der Schulpflicht?
Etatistisches Interesse: Schulen als Mittel zur Herausbildung eines gemeinsamen Staats‐ und Nationalbewusstseins
Ökonomisches Interesse: Förderung der Wirtschafts‐ und Verwaltungsentwicklung durch qualifiziertes Personal
Emanzipatorisches Interesse des Einzelnen (des Bürgertums): Erweiterung der eigenen Lebensmöglichkeiten in Konkurrenz mit dem Adel (Hintergrund: zunehmender Abbau von Standesprivilegien, Aufstieg über Schule möglich)
Welche Zusammenhänge mit andern Ereignissen gibt es?
Zusammenhänge mit anderen Ereignissen:
® Grund für Niederlage Preußens gegen Napoleon: mangelnde Ausbildung des Militärs und Unterstützung durch das
V olk
® Deshalb umfassende Staatsreform: in Verwaltung, den Städten, dem Gewerbe und Schulen – besonders in höheren
Schulen
® In Preußen zunächst zwei Schultypen: niedere Schulwesen und das höhere Schulwesen
Niederes Schulwesen: erster Unterricht für die Jugend
Höheres Schulwesen: (auch Gymnasia genannt) Vorbereitung der Jugend auf Wissenschaft und Künste
Auf welche Weise reguliert der Preußische Staat das höhere Schulwesen Anfang des 19. Jh?
Vorraussetzung für Abitur-Berechtigung?
Konzentration auf höhere Schulen
Gymnasien damals multifunktionale Anstalten, die nur in der Oberstufe ‚richtige‘ Gymnasien waren
Unterstufe wurde von SuS besucht, welche nur die Erledigung der Schulpflicht anstrebten oder das „einjährige Freiwillige“ (Befreiung vom Militärdienst, später mittlere Reife)
Staat/ das Oberschulkollegium führte aufgrund der Heterogenität der höheren Schulen einheitliche Abschlussprüfungen – das Abitur – in drei Schritten (Reglements) ein
Voraussetzung für Abitur-Berechtigung war Unterricht in wissenschaftlichen Fächern (Oberstufe) von akademisch ausgebildeten LK
Nenne außerdem die 3 Abiturreglmente
Abiturreglement (1788): Nicht verbindlich fürs Studium, aber einheitliche Vorgaben für Prüfungen & verbindlich für Stipendium
Abiturreglement (1812): Verbindlich für Zugang zum Studium mit Staatsexamen
Abiturreglement (1834): Voraussetzung für alle Studiengänge und nur Männer vorgesehen
Welche Folgen auf das höhere Schulwesen hat die Regulation des Preußischen Staats Anfang des 19. Jahrhunderts?
9-jähriges Gymnasium mit 3-jähriger Vorstufe
Wirkungsvoller Selektionsmechanismus = Abitur nur an altsprachlichen Gymnasien
Starke Regulierung des Angebots altsprachlicher Gymnasien und damit der Möglichkeiten zum sozialen Aufstieg (Diskussionen des ‚Akademikerproletariats‘, ‚Überfüllung‘)
Starke Expansion von Realgymnasien (kein Recht auf Abitur)
Ende 19. JH: Ergänzung des humanistischen Typus + andere Typen mit Berechtigung: Realgymnasien,
Oberrealschulen.
Was sind wichtige Merkmale der Entwicklung des Höheren und Niederen Schulwesens im 19. Jahrhundert?
Warum spricht man von Professionalisierung und Standardisierung des Schulwesens im 19. Jhdt.?
Argumente gegen Bildungsbegrenzung
Standardisierung = Durch die Stiehlsche Regulative 1954 wurden eine Vereinheitlichung der Lehrpläne gefordert;
jeder Schüler lernt das Gleiche und hat die selben Fächer
Professionalisierung der Lehrkräfte = mehr Fachunterricht, Ausbau von Volksschullehrerseminaren →
Professionalisierungsschub
Welche Unterschiede gibt es zwischen Höheren und Niederem Schulwesen?
Was bedeutet gewollte Bildungsbegrenzung der Volksschulen in Preußen im 19. Jahrhundert und was sind ihre Gründe?
Bildungsbegrenzung = Fächerbegrenzung auf Lesen, Schreiben, Rechnen und Religion (nur wenig Naturwissenschaften bzw. „Realien“)
LK für Volksschulen besaßen keine akademische Ausbildung (Ausbildung
Häufig einklassig (SuS aller Altersklassen)
Grund: Breite Volksbildung war ökonomisch zunächst weniger wichtig als qualifizierte Beamtenbildung, sondern Fokus auf: Herrschaftskonforme Glaubenserziehung christlicher Untertanen, keine breite Volksbildung!
Aus welchen Gründen kam es zu den Stiehl’schen Regulativen von 1854 und welche Funktion besitzen sie?
Stiehl’sche Regulative = Gesamtstaatlicher Steuerungs- und Normierungsversuch
Grund: Preußische Krone sah die Ursache in der bürgerlichen Revolution 1848/49 bei den Reformtendenzen der
Volksschullehrer: Wollten eine Neugestaltung des Schulwesens
Funktion: Festlegung von Ziel, Umfang und Richtung der Elementarbildung
Stiehl’schen Regulativen von 1854: welche Funktion besitzen sie?
Einheitliche Bestimmung über die gesinnungsethische Ausrichtung der Volksschullehrerbildung und der im Seminar zu erlernenden Methoden, Inhalte und Fertigkeiten → Anpassung an Auftrag der Elementarschule
Welche Merkmale hat die Stiehlsche Regulativen (4)
Vereinheitlichung der Lehrpläne: Ausbildung des Lehrers = Religion, Muttersprache und Rechnen
Stärkung von Religion als Unterrichtsfach
Verstärkung der kirchlichen Schulaufsicht
Einklassenschule wird zum Regelfall erklärt
Welche Unterschiede gibt es zwischen dem Schulwesen in der Weimarer Republik vor und nach 1920?
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