Abgrenzung zur Erwartungsnutzentheorie
ökonomische Entscheidungen werden durch eine Reihe von
Wahrnehmungsverzerrungen (Biases) beeinflusst
zwei Phasen des Entscheidungsprozesses unterstellt
Zielsetzung: Erklärung von Entscheidungen die im Widerspruch zur Erwartungsnutzentheorie und der rationalen Erfassung von Wahrscheinlichkeiten stehen
Prospect
Ergebnis einer riskanten Entscheidung mit der dazugehörigen
Eintrittswahrscheinlichkeit
Ein Prospekt mit 2 Ergebnissen x und y, die mit den Wahrscheinlichkeiten p und q eintreten, wird durch den Ausdruck (x;p/y;q) beschrieben
Ist p + q < 1, so bleibt der Status quo mit einer Wahrscheinlichkeit von 1-p-q erhalten
Phase des Entscheidungsprozesses - Editing Phase
Editing Phase => Folgen und Wahrscheinlichkeiten von Entscheidungsalternativen werden durch bestimmte Operationen transformiert, womit die Entscheidung vereinfacht wird.
Simplifikation (z.B. Auf-/Abrunden)
Kombination (Addition der Wahrscheinlichkeiten identischer Ergebnisse)
Segregation: Trennung zwischen sicheren und unsicheren Konsequenzen
Kodierung: Festlegung eines Referenzpunkts (z. B. Einstiegskurs bei WP-Kauf)
Cancelation: sehr unwahrscheinliche Folgen werden komplett ignoriert
=> Bereits aus der Editing-Phase können sich Entscheidungen ergeben, die im Widerspruch zur Erwartungsnutzentheorie stehen
Phase des Entscheidungsprozesses - Evaluation Phase
Evaluation Phase
Evaluation = Bewertung der aufbereiteten Alternativen
Der Wert eines Prospekts V ergibt sich durch
V(x;p / y;q) = π(p)v(x) + π(q)v(y), mit:
v(•) = Wert der Ergebnisse x bzw. y. (value function)
π(•) = Subjektives Gewicht der Wahrscheinlichkeiten p bzw. q (weighting function
Phase des Entscheidungsprozesses - Evaluation Phase (2)
Bewertung erfolgt über zwei Fuktionen
Subjektive Wertefunktion
Gewichtungsfunktion
Wert des Ergebnisses hängt vom Referenzpunkt und der höhe der relative Veränderung ab
Mit der Gewichtungsfunktion werden die Eintrittswahrscheinlichkeiten gewichtet
subjektive Einschätzung wie stark die Wahrscheinlichkeit den Gesamtnutzen der Alternative beeinflusst
Value Function
Konkavität der Kurve im Gewinnbereich: Unterschied zwischen 100/200€ - Gewinn wird stärker wahrgenommen als Unterschied zwischen 1.100/1.200€-Gewinn.
Konvexität der Kurve im Verlustbereich: Verlust von 200 statt 100€ schmerzhaft; Verlust von 20.100 statt 20.000€ von geringer Bedeutung. Kurve hier steiler, weil Menschen Verlusten ein höheres Gewicht beimessen als Gewinnen
Im Gewinnbereich: risikoscheues Verhalten.
Im Verlustbereich: risikofreudiges Verhalten.
Künftige Entscheidungen sind also davon abhängig, ob sich die Position im Gewinn- oder Verlustbereich befindet.
Wertfunktion ist im Verlustbereich steiler als im Gewinnbereich.
Hintergrund: Verlustaversion. Verluste werden etwa doppelt so stark empfunden wie Gewinne.
Die Wertfunktion wird durch einen Referenzpunkt definiert.
Value Function - Referenzpunkt
Status quo (z. B. aktuelle Vermögenssituation),
Pläne oder Erwartungen (z. B. Branchendurchschnitt),
Ein nahe liegender Vergleichsmaßstab (z. B. Einkommen des Schwagers),
Latente Bezugspunkte (z. B. aus historischer Wertentwicklung)
Reflection Effekt
Der Reflection-Effekt beschreibt eine Änderung des Risikoverhaltens in Abhängigkeit davon ob ein Verlust/ Gewinn zu erwarten ist
Werden objektive Eintrittswahrscheinlichkeiten zugrunde gelegt, verhalten sich die Marktteilnehmer entsprechend der Wertfunktion
Mit steigendem p nimmt auch π(p) zu. Denn: Höhere Wahrscheinlichkeiten implizieren eine höhere Bedeutung für die Entscheidung
Aber!
Objektiv unwahrscheinlichen Ereignissen wird ein höheres Gewicht beigemessen (bzw. zu überbewerten). Dann gilt: π(p)>p
Ereignisse mit objektiv mittlerer oder hoher Eintrittswahrscheinlichkeit werden dagegen oftmals unterbewertet. π(p)<p
=> π kann als Kennzahl der Sensitivität der Präferenzen gegenüber Veränderungen der Eintrittswahrscheinlichkeit verstanden werden
Gewichtungsfunktion (2)
Bei hohen Wahrscheinlichkeiten sind Menschen im Fall von Gewinnen (Verlusten) risikoavers (risikofreudig)
Bei niedrigen Wahrscheinlichkeiten sind Menschen im Fall von Gewinnen (Verlusten) risikofreudig (risikoavers).
Prinzipal Agenten Theorie
Trennung von Management und Eigentum - Informationsasymmetrie zugunsten des Agenten
Agency-Kosten
Prinzipal = Risikoneutral - Agent = Risikoavers
Gleichbleibende Risikoeinstellung
Motivation = Monoton steigende Funktion der Vergütung des Agenten (Agenten nur extrinsisch motiviert)
Agenten rational
Cash Flows werden zeitkontinuierlich abgezinst
Behavioral Agency Model
Agenten gewichten Verluste höher als Gewinne (Verlustaversion). Gewinne und Verluste werden anhand eines Referenzpunkts ermittelt. S-förmige Wertfunktion
Agenten diskontieren zukünftige Cash Flows nicht zeitkontinuierlich. Stattdessen wird hyperbolisches Diskontieren unterstellt: Der Zinssatz wird umso höher, je näher der Ereigniszeitpunkt in der Zukunft liegt
Die Motivation des Agenten hängt von der wahrgenommenen Fairness der Vergütung ab (z.B. im Vergleich zu den Marktnormen)
Agenten können extrinsisch und intrinsisch motiviert sein
Behavioral Agency Model - Implikationen Investitionsvorhaben / Finanzierung
potenziellen Verlusten des persönlichen Einkommen des Agenten => Bevorzugung risikoreicherer Investitionen (alles auf eine Karte setzen)
potenzielle Gewinne bezogen auf das persönlichen Einkommen des Agenten => Bevorzugung risikoärmere Investitionen (alles auf eine Karte setzen)
Behavioral Agency Model - Vergütung
Anreize und Vergütungshöhe müssen mit anderen Managern (derselben Unternehmung oder der Konkurrenten) vergleichbar sein
Vergütung mit Aktienoptionen anstelle einer erfolgsunabhängigen Vergütung kann als Verlust wahrgenommen werden (-> geringer aktueller Vermögenswert des Agenten), aber auch als Gewinn (-> höherer zukünftiger Vermögenswert). Bei hyperbolischer Diskontierung dürfte die Wahrnehmung als Verlust dominieren
Familienunternehmen
Keine Trennung von Eigentum und Management
Beeinflussung von Entscheidung durch socio-emotional wealth
Kontrolle und Einfluss der Familie auf die Unternehmung,
Sozialkapital durch Reputation,
altruistisches Verhalten gegenüber Familienmitgliedern,
Sicherung der Familiendynastie,…
Implikationen des socio-emotional wealth
Weniger Investment in F&E
Diversifikation national und in verwandten Branchen
Höhere Stakeholder orientierung
Höhere Fremdkapitalfinanzierung
Kapitalerhöhung mittels EK => abgeben von Kontrolle
Höheres Underpricing bei IPOs
dadurch vermehrt Kleinanleger
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