Definition: Entscheidungsrationalität
Es können nur Entscheidungen rational sein, die auf einer bewussten Analyse der Werte (=Ziele) aufsetzen
Jedes Individuum hat sein eigenes Wertesystem. Hierbei macht es keinen Sinn, zwischen rationalen und nicht rationalen Werten zu unterscheiden
Nur Entscheidungen, die nicht auf Fehleinschätzungen oder sonstigen Verzerrungen beruhen, können rational sein
Es gibt keine zufällige Rationalität. Eine rationale Entscheidung erfordert ein fundiertes, systematisches Vorgehen
Unter Berücksichtigung von 1) - 4) gilt Entscheidungsrationalität, wenn der Entscheider die Alternative wählt, die ihm bezogen auf sein persönliches Wertesystem den höchsten Nutzen bringt
Werte in Verhandlungs- und Kooperationsbeziehungen
Marktteilnehmer befinden sich in Verhandlungs- und Kooperationsbeziehungen, weil sie damit bestimmte ökonomische Ziele verfolgen
Darüber hinaus sind folgende Werte von Bedeutung:
Vertrauen
Fairness
Vertrauen - als Instrumentalziel
Vertrauen zahlt sich ökonomisch aus bzw. ist zwingende Notwendigkeit für Geschäftsbeziehungen (z. B. Gebrauchtwagenkauf)
=> Große Bedeutung
Vertrauen - als Fundamentalziel
Teilaspekt von hohem Selbstwert: „Ich werde als vertrauenswürdiges Individuum ahrgenommen“
=> Geringere Bedeutung
Determinanten des bilateralen Vertrauens im internationalen Kontext
Gemeinsame Sprache oder Sprachwurzeln (+)
Religiöse Ähnlichkeiten (+)
Vergleichbare rechtliche Rahmenbedingungen (+)
Geographische Entfernung (-)
Frühere Kriege (-)
Unterschiede im Wohlstandsniveau (-)
Ökonomische Konsequenzen des Vertrauens
Höheres Vertrauen zwischen Marktteilnehmern führt c.p. zu:
Höherem Außenhandelsvolumen zwischen Volkswirtschaften
Höheren Mittelzuflüssen von Fonds
Positiveren Empfehlungen von Wertpapieranalysten
Wie honoriert der Kapitalmarkt eine gute Investor Relations Arbeit?
Bestimmungsdeterminanten für Vertrauen
1. die wahrgenommene Fähigkeit („ability“)
2. das wahrgenommene Wohlwollen („benevolence“)
3. die wahrgenommene Überstimmung der Werte („integrity“)
Maßnahmen zur Vertrauensbildung
Positive Erfahrungen: Unternehmen müssen über längere Zeit entsprechendes Image aufbauen
Anreizkonstruktion: Falls Eigennutzmaximierung auch zur Nutzenmaximierung des Vertrauenden führt (z. B. Provisionen für Außendienstmitarbeiter)
Abschöpfen eines schon existierenden Vertrauens in andere Institutionen, z. B. durch TÜV, Stiftung Warentest, … (sog. Zertifikation)
Für einen homo oeconomicus ist „Fairness“ ein Fremdwort
Dem homo psychologicus ist es wichtig als fair wahrgenommen zu werden
In einem anonymen Verhandlungs- oder Kooperationskontext spielt das Motiv nach Fairness als eigenständiger Wert (Idealismus) meist keine große Rolle
Soziale Nähe erhöht die Fairness
Reziprozität
positive Reziprozität:
Bereitschaft, freundliche Handlungen anderer (unter Kosten) zu belohnen
negative Reziprozität
Bereitschaft, unfreundliche Handlungen anderer (unter Kosten) zu bestrafen. Z.B. Ultimatum-Spiel (s.v.).
Last changeda year ago