Der sich wandelnde Chrakter von Krieg (Keen)
Konventionelle Modelle von Krieg legen das tatsächliche “Winning” als zentrales Motiv für kriegerische Auseinandersetzungen zu Grund, allerdings nicht einzigst exklusives Motiv
Überzeugung, dass Krieg jener Zustand ist, der jene Umwelt bietet, um auch in Friedenszeiten angestrebten Werten gerecht wird
Krieg als Rahmen zur Verfolgung von Zielen
Akkumulation von Ressourcen
Unterdrückung der Opposition
Was zeichnet neue Kriege aus? (Patrick A. Mello) Hypo1
Fortschreitende Erosion des staatlichen Gewaltmonopols
Alte/herkömmliche Unterscheidungen/Konventionen für Krieg wie die Unterscheidung von Kombattanten und Zivilisten oder dem Schlachtfeld und dem zivielen Raum verschwimmen
Geht einher mit Schwächung staatlicher Strukturen und der gleichzeitig erhöhten Präsenz/Einflussnahme von nicht-staatlichen Akteuren
Nicht-staaliche Akteuere
Alte Def.: Revolutionäre, Oppositionelle,
Neu: Immer mehr auch jene, die eigentlich Teil der staatl. Ordnung sind
Paramilitär bspw. Bonsien-Herzegonvina (starkes Interesse an Aufrechterhaltung des Krieges, Profite aus Kriegsökonomik)
Gemeinsamkeit: Schwächung der staatlichen Ordnung
Zunehmende Gewal an/ Gewaltbetroffenheit der zivilen Bevölkerung
Barabrismus-These: Barbarei als irrationale Kriegsführung (alles bricht zusammen, es gibt kein Halten mehr, Triebe brechen durch) oder als rational (bewusstes Aufrufen zu Gewalt an Zivilisten und Ausbildung dahingehend; Liberia oder Sierra-Leone junge Kämpfer werden unter Drogen gesetzt oder mit Gewaltfilmen angeheizt)
Sexualisierte Gewalt: Alte Kriege: Gewalt an Frauen als dysfunktional, in NKs ist eine Resexualisierung zu erkennen
Hypo 2
NKs werden von wirtschaftlichen Ambitionen angetrieben - Politische oder ideologische Motivationen spielen nur untergeordnete Rolle
Politische Ökonomie der NKs verstärken und verewigen anhaltende Gewalt
starke Verbindung zw. lokalen Konflikten und der globalen Kriegsökonomik, denn Gewaltkonflikte werden eben durch den legalen und illegalen Handel mit Waffen und Drogen, korrupten Regierungen, die Diasporas unterstützen, beeinflusst, getriggert und aufrechterhalten
Paul Collier & Anke Hoffler: Greed und Grevience -> vielmehr Greed, als Unzufriedenheit, die die treibende Kraft ist
Rbellion als Industrie: Profite aus Plünderung und eigene Finanzierung durch Export von Primärressourcen
Guerilla Kriegsführung
Vermeidung von offenem Gefecht, Hit-and-Run-Taktiken gegen wichtige Ziele
Überlegene Intelligenz
Teil eines politischen Kampfes
auf die Unterstützung der lokalen Bevölkerung angewiesen (Informationen, Ressourcen, Unterkünfte)
Hypo 3
NKs sind durch Asymmetrien zw. Akteueren, militärischen Fähigkeiten und den Methoden zur Kriegsführung geprägt
Modus der Kriegsführung gleichen häufig Guerillakriegen, mit dem Unterschied, dass sie nicht eine “hearts and minds” Strategie verfolgen, sondern vor allem auf “Angst und Hassen” basieren
Münkler: 3 Arten von asymmetr. Kriegen
Ressourcenkriege
Regulierungskriege
Zermürbungskriege: ähnlich wie Guerillakriege, da es nicht um das Gewinnen per se geht, sondern um das Überdauern als Antwort der “Schwachen” auf die techn. und wirtsch. Überlegenheit des Gegners
Hypo 4
NKs als identitätsbasierte Kriege
Anfang 1990er Ausbruch gewaltsamer Kriege entlang ethnischer, rassischer und religiöser Konfliktlinien
Identitätsvorstellungen werden zum Zweck der pol. Machtübernahme instumentalisiert (Ruanda Tutsi)
Gewinnen vor allem durch eine Erosion des Staates an Macht/Bedeutung
Bosnien_Herzegownia: Menschen sind nicht ins “Kreuzfeuer” geraten, sondern fielen vor allem einer ethnischen Säuberung zum Opfer für den pol. Machterhalt
Hypo 5
Neue Formen des internationalen Terrorismus als eine moderne Variante von Guerillakriegsführung
Terrorismus ist dabei eine eigenständige politische Strategie, die ihre Angriffe als Selbstzweck zur Verbreitung von Angst und Schrecken
Hauptziel ist die instabile psychologische Infrastruktur der westlichen “postheroischen” Gesellschaften
Sekundäre Ziel ist der wirtschaftliche Bereich, in dem der Schaden indirekt durch Maßnahmen verursacht wird, die postheroische Gesellschaften als Reaktion auf die terroristische Bedrohung ergreifen
Kritik am Modell der NK
Gültigkeit der Unterscheidung zwischen “alten” und “neuen” Kriegen
Klaus Schlichte: Feststellung “neuerKriege” basiert zum Teil auf eurozentristischer und idealisierter Geschichtsschreibung
Konzept fehlt empirische Untermauerung
Neue Art von Kriegen oder eine neue Art der Krigesführung?
Sollte der Terrorismus der 2000er zu den “neuen Kriegen” gezählt werden
Unabhängig an der Kritik an dem Begriff, per Definition neuer Kriege: ja !
Boko-Haram
Terrorismus als nicht-staatlich geprägter Gewaltakt, der die Erosion des Staates bzw. von Staaten, die nicht der eigenen Leitlinie entsprechen zum Ziel hat
Al Qaida, Taliban und IS forderten lokale Regierungen und den “postheroischen Westen” heraus und übten bspw. durch Anschläge destabilisierende Gewalt aus
destabilisierend durch Angreifen der westlichen Psyche (Angst nie guter Radgeber)
Schädigung der eigenen Wirtschaft durch Sanktionen bis hin zu Embargos
zunehmende stärke zivile Gewalt bspw. IS Enthauptungen
Wirtschaftliche Ambitionen zur Eigenfinanzierung
Stark geprägt durch Identitätsvorstellungen, die mit den westlichen nicht vereinbar sind und mit ihm in Konflikt stehen
Moderne Form der Guerillakriege
Angreifen der fragilen westlichen Psychologie
Verbreitung von Angst und Schrecken
Indirekt öjonomisch motiviert, Schädigung westlicher Ökonomien durch Beeinträchtigung des Handels
Würden Sie sich als Rebell eher den ländl. Raum oder die Stadt aussuchen?
William Polk
3 Phasen des Aufstands
kritische Masse gewinnen
Stören herrschender Institutionen und ersatzweiser Aifbau einer Administration
Wechsel von der Guerilla-Taktik zur regulären Kriegsführung
=> Alle 3 Punkten werden am einfachsten und schnellsten durch die Abhandlung Punkt 1 ermöglicht
=> Meiste Potenzial der Gewinnung einer kritischen Masse liegt im ländlichen Raum
häufig sozial und wirtschaftlich Marginalisierung/Vernachlässigung durch Regierung stärker ausgeprägt
Nährboden für Mobilisierung gegen das Regime
Keen: Krieg häufig als jene Umwelt, die wünschenswerten Zustand bringt
“Kämpfen für die gemeinsame Sache” united
Erhöht die bereitschaft für bewaffneten Konflikt gegen Staat
häufig schwache Regierungskontrolle und Präsenz staatl. Sicherheitsapparate
wenig Wissen über Territorium = perfekt für hit&run
erfolgreiche Aufstände werden dann in die Stadt importiert
Demokratien sind bei der Aufstandsbekämpfung nicht erfolgreicher als Autokratien woran könnte das liegen?
COIN = counterinsurgency
Faktoren: Art des Aufstands, die Größe und Stärke der Aufständischen, die Unterstützung der Bevölkerung, die Qualität der Geheimdienste und Sicherheitskräfte sowie die politische Stabilität des Landes¹.
US counterinsurgency guide:
umfassende zivile und militärische Bemühungen zur gleichzeitigen AUfstandsbekämpfung und seiner Grundursachen
kann grundlegend durch die “betroffene” Regierung als auch durch ausl- Regierung erfolgen
Demokratische COIN
Autokratische COIN
In den vergangenen Jahren Wechsel von Zwangs- zur Überzeugungsstrategie
“hearts and minds”
Menschen dazu bringen, staatl. Akteure als ligitim zu akzeptieren
begrenzte Anwendung von Gewalt
Integration entrechteter Gruppen bei gleichzeitiger Wahrung öffentlicher Sicherheit
Große Militärs, wenig Legitimität (wenig Verbundenheit seitens Bev.)
Wenige Einschränlungen bei der Wahl der Strategie
-> Zwangsstrategie
Umsiedlungen/Deportationen, ethn. Säuberungen (vgl. NK Verwendung exklusiver Identitätsvorstellungen zum Zweck pol. Machtausübung)
ABER
Unzuverlässigkeit der Wehrpflichtigen (vgl. NK)
Politisierte Rekrutierung bringt schlechte Offiziere hervor
Repression macht Aufstände wahrscheinlicher
Glaubwürdigkeitsproblem bei Verhandlungen
Taktiken gehen häufig über diese Grundsätze hinaus, keine einheitliche Anwendung (USA - Afghanistan)
Lyall: Regimetyp hat keinen Einfluss auf den Erfolg einer COIN oder die Dauer eines Kriegs
Viel mehr müssen die Interventionen selbst stärker in den Blick genommen werden
Strategie muss an den Zeitpunkt und auf die Ausgangsbedingungen angepasst sein, weiter könnte man auch sagen Reime-Typ-Unabhängig
Demokratien erfahren weniger Aufstände, da sie i.d.R. weniger Unzufriedenheit in der Bevölkerung auslösen, da sie öffentliche Güter bereitstellen
Demokratische Besetzer tendieren dazu auch nach einer Niederlage ihre COIN-Strategie nicht zu verändern
Würden Sie eher eine hearts-and-minds-Strategie wählen oder Zwangsstrategie?
hearts and minds
zielt im wesentlich auf die Überzeugung und den Gewinn der Zivilbevölkerung ab, was anders als Zwang, das commitment zu dem Ausgehandelten und den pol. Akteuren erhöht
wesentlich weniger einhergehend mit struktureller Gewalt und der Verletzung von Menschenrechten
Bezieht auch enteignete Gruppen mit ein = positiver Frieden
Konfliktgegenstand wird teilbarer, da ein Aushandlungsprozess stattfindet
Oft mit Entwicklungszusammenarbeit sprich humanitärer Hilfe und Bereitstellung öffentlicher Güter verbunden
Lyall&Jason (2010) zeigen, dass dies die Aufstandwahrscheinlichkeit minimiert
Wenn man bedenkt, dass Aufstand häufig im ländl. Raum beginnt, da dieser marginalisierter ist, könnte man auch hier das erneute Aufflammen eines Aufstands minimalisieren
So kann Zivilbevölkerung davon überzeugt werden, dass Aufstand/Krieg nicht der exklusive Weg hin zu ihrem erstrebten Zustand ist
Zwangsstrategien führen eher zu negativem Frieden, der sehr fragil ist, da er keine Auskunft über die tatsächliche Abwesenheit von Konfliktursachen gibt
Große Militärs erfahren weniger Zustimmung
Zwangsstrategien führen häufig zum Einmischen internationaler Akteure und je nachdem zu Sanktionen
Hybride Kriegsführung
Ziel:
Soll eine Grauzone bei der Verifizierung und Zuordnung von Tatsachen schaffen
Kausalverbindungen verunklaren
Verantwortungszuweisungen umgehen
Destabilisierung anderer Staaten
Akteure:
staatliche und nicht-staatliche Akteure
Verursachen kann als Agressor agieren und Mediator vorgeben
Methode:
verbindet militärische und paramilitärische Instrumente und Taktiken
basiert auf psychologischer Kriegsführung
Charakter:
häufig (nicht immer) klarestin (im Geheimen)
subversiv angelegt (unterwandernd, zerstörend)
Outcome:
HK schafft Unklarheit und erschwert dadurch Verantwortungszuweisung und somit inernationale Gegenreaktionen
Verstärker:
repressive Medien
wenig persönliche Freiheit
Beispiel: Hacking/Cyberangriffe auf Infrastruktur
Hat der Begriff “hybride Kriegsführung” einen Mehrwert? Worin besteht dieser ggf.? Was sind Gegenargumente?
Wolfgang Schreiber
Mehrwert:
Begriffsgebung ermöglicht grundsätzlich immer Dinge zu benennen wie hier neuste Wandlung der Kriegsführung
Völkerrechtlich bislang nur wenig Regulierungs- und Reaktionsmöglichkeiten, da nicht genau festgehalten
Bietet die Benennung neuer hybrider Bedrohungen
Gegenargument:
Kombination versch. militärischer Taktiken kein neues Phänomen, historisch vielmehr die Regel als die Ausnahme
Verbindung militärischer und nicht-mili ebenso, Kriegsparteien bedienen sich immer nicht-mili
bspw. Wirtschaftssanktionen
Propaganda
Welche völkerrechtl. Probleme werfen hybride Kriege auf?
Grundlegend:
Völkerrecht bislang auch nur wenig Regulierungs- und Reaktionsmöglichkeiten, da nicht genau festgehalten
Genauer:
Merkmal hybrider Kriege ist eben, dass sie häufig klarestin sind und darauf abzielen Tatsachen und Verantwortungen verblassen zu lassen oder in Grauzonen zu bringen
d.h. Beweise fehlen i.d.R.
Wie definiert sich Gewalt? Nur direkte Gewalt oder eben auch virtuelle Gewalt?
Sind Staaten für das Handeln von Hackern verantwortlich? Vor allem, wenn die Hacker ihre pol. Agenda bedienen?
Last changeda year ago