Themen der Vorlesung!
Was Sie heute erwartet:
Motorische Entwicklung
Grob- & Feinmotorik
Sensorische Entwicklung
Visuell, auditiv, olfaktorisch, gustatorisch, taktil, intermodal
Sprachentwicklung: ein kurzer Einblick
Erläutere die Motorikentwicklung während der ersten Lebensmonate!
Motorikentwicklung
Ist gekoppelt an die biologisch-körperliche Entwicklung des Kindes
Kinder können sich stark unterscheiden
Ist auch abhängig vom allgemeinen Verhalten, z.B Schlafposition
Erläutere Fein- und Grobmotorik!
Grobmotorik
Mit steigendem Alter wandert der Schwerpunkt des Kindes vom Kopf in den Rumpf (cephalocaudaler Trend)
Große Muskeln werden mehr genutzt
Verbesserung von Gleichgewicht, Kraft, Geschicklichkeit und Flexibilität
Grobmotorische Fertigkeiten verfeinern sich, z.B. Radfahren
Feinmotorik
Kontrolle über Hände und Finger steigt
Feinmotorische Fertigkeiten verfeinern sich, z.B. Schneiden, Zeichnen, Schreiben
Was ist ein Kopffüssler?
Beschreibe das generelle Prinzip der Motorikentwicklung! Erläutere dies am Beispiel Greifen!
Generelles Prinzip der Motorikentwicklung:
1. Einzelne Bewegungsabfolgen lernen
2. Koordination einzelner Bewegungen
3. Integration in längere Verhaltensketten
4. Automatisierung der einzelnen Abfolgen
5. Verfeinerung der Verhaltensabfolgen
Am Beispiel: Greifen
Neugeborene bis ca. 3 Monate: Vor-Greifstadium, Greifen erfolgt unkontrollierbar
Ab 3 Monate: gezielteres Greifen, erste Abstimmung von Hand und Arm (Hand öffnen, Arm bewegen, Hand schließen)
5 Monate:
Kinder können leuchtende Objekte im Dunkeln greifen
Greifen meist noch mit der ganzen Hand
Objekttransfer ist möglich
Ca. 8 bis 14 Monate: Pinzettengriff (Median: 9 Mon.)
Erläutere die Veränderungen der grob- und feinmotorischen Fertigkeiten in der frühen Kindheit!
Erläutere den End-state-comfort-effect!
Exkurs: End-state-comfort-effect
David Rosenbaum beobachtete einen Kellner, der mit verdrehter Handstellung Gläser griff, die mit der Öffnung nach unten standen
Warum wird vom üblichen Bewegungsmuster abgewichen? Zufall oder Absicht, da geplant?
Untersuchungen zeigen, dass unkomfortables (aber vorausschauendes) Greifen generell bei Menschen verbreitet ist
Ist diese Fähigkeit angeboren oder erworben?
Erläutere die visuelle Entwicklung bei Neugeborenen!
Visuell
Neugeborene
Beginnen gleich nach der Geburt ihre Umgebung visuell abzutasten -> dominanter Sinn
Unterscheidung zwischen hell und dunkel möglich
Farben werden mit 3-4 Monaten gut erkannt
Objekte werden anfangs nicht scharf wahrgenommen, 1/20 eines Erwachsenen
Ab 8 Monaten Sehschärfe ähnlich zum Erwachsen
Erläutere die wichtigsten Meilensteine in der Entwicklung des Gehirns!
Erläutere Sehschärfe bei Neugeborenen im Vergleich zu Erwachsenen!
Sehschärfe
Zapfen beim Neugeborenen sind weniger empfindlich
2% des Lichts, das auf die Retina fällt, werden aufgefangen (EA: 65%)
Folge: Schwache Kontrastsensitivität, vor allem hohe Kontraste werden wahrgenommen
Wie erfolgt visuelles Abtasten der Umwelt bei Neugeborenen?
Visuelles Abtasten der Umwelt
Augenbewegung anfangs ruckartig
Tracking: ab 2-3 Monaten können sich langsam bewegende Objekte verfolgt werden
Scanning:
Ein Monat alte Säuglinge: Äußere Konturen (Kontrast zum Hintergrund hoch)
Zwei Monate alte Säuglinge: Innere Konturen (feinere Wahrnehmung schon möglich)
Wie erfolgt Mustererkennung bei Neugeborenen?
Mustererkennung
Visuelle Präferenzen:
Einfach vor komplex / symmetrisch vor asymmetrisch / kurvig vor gradlinig / Ecken vor Kanten (äußere Kanten vor inneren Kanten) / bewegt vor unbewegt
Untersuchung von Musterergänzungenseffekte
Danach Präsentation des virtuellen Quadrats mit einem anderen Muster
Präferenz für andere Muster (b oder c) wird als Wiedererkennen des Quadrats interpretiert (Dishabituation) > ab 7 Monaten
Erläutere die Tiefenahrnehmung ein Neugeborenen!
Tiefenwahrnehmung
Die räumliche Wahrnehmung von Tiefe ist nicht seit Geburt vorhanden
Klassische Demonstration: Die visuelle Klippe
Visuelle Klippe:
ab etwa 6 Monaten sind Kinder nicht mehr zu bewegen, auf die mit einer Glasplatte abgedeckte tiefere Seite der visuellen Klippe zu gelangen (ziehen o. krabbeln)
es zeigen sich physiologische Reaktionen, die auf Angst hinweisen (steigende Herzfrequenz)
Sensorik- geht mit Motorikentwicklung einher!
Gehe näher auf die auditive Entwicklung ein!
Kinder können schon vorgeburtlich hören
Auditive Fähigkeiten sind bei Geburt noch nicht vollständig ausgebildet, aber schon recht weit
Ab der Geburt: akustische Lokalisation möglich, wenn Ron lange genug anhält
Ab 1 Monat: Unterscheidung zwischen „bah“ und „pah“
Erläutere auditive Präferenzen von Säuglingen!
Präferenz:
Für hohe Töne (erwachsene Stimme wird dahingehend angepasst = Babytalk)
Für lebhafte Rhythmen, für konsonante Klänge
Präferenzen für die eigene Muttersprache:
Japanische Säuglinge könne mit 4 Monaten noch zwischen L und R unterscheiden, mit 1 Jahr nicht mehr
Empfindlichkeit für Unterscheidung entwickelt sich nur, wenn diese in der Muttersprache wichtig ist
Erläutere das Erkennender mütterlichen / väterlichen Stimme!
Erkennen der mütterlichen Stimme
In den ersten Tagen nach der Geburt zeigen Säuglinge Präferenzen für die Stimme der Mutter
Nachweis über Saugfrequenz: Bestimmung der Grundfrequenz des Saugens
Wenn Säugling Saugfrequenz erhöht, Vorspielen der Stimme der Mutter
Wenn Säugling Saugfrequent senkt, Stimme einer anderen Frau
-> Säuglinge passen ihre Saugfrequenz so an, dass sie die Stimme ihrer Mutter hören
Erkennen der väterlichen Stimme
Keine Unterscheidung bei männlichen Stimmen (Vater vs. fremde Stimme), auch nicht, wenn Säuglinge die Stimme in den ersten tagen genauso oft gehört haben, wie die der Mutter > Hinweis auf vorgeburtliche Erfahrungen
Weiterer Indikator für vorgeburtliche Erfahrungen:
Gehe auf die olfaktorische Entwicklung von Säuglingen ein!
Olfaktorisch
Säuglinge sind in der Lage den Geruch der eigenen Mutter zu erkennen
6 Tage alte Neugeborene erkennen die Stilleinlagen von fremden Frauen, 2 Tage alte Neugeborene können dies noch nicht unterscheiden
Gehe näher auf die gustatorische Entwicklung von Säuglingen ein!
Gustatorisch
Bereits nach der Geburt können Säuglinge die Geschmacksrichtung süß, sauer, bitter & salzig unterscheiden
Testbar durch mimische Reaktionen
Präferenz für den Geschmack süß
Gehe näher auf die taktile Entwicklung ein!
Taktil
In den ersten Monaten: orale Exploration
Ab vier Monaten: Erkundung mit den Händen kommt hinzu
Entwicklung der Motorik erleichtert die taktile sowie visuelle Wahrnehmung
Erläutere die intermodale Entwicklung von Säuglingen!
Intermodal
Intermodale Wahrnehmung: Verknüpfung von Informationen aus mehreren Sinnesmodalitäten
Verknüpfung visueller und haptischer Information:
Visuelles Wiedererkennen eines Schnullers, mit dem zuvor haptische Erfahrungen gesammelt wurden
Der überwiegende Teil der Säuglinge (einen Monat alt) betrachtete den Schnuller länger, an dem sie zuvor gesaugt hatten (ohne ihn gesehen zu haben) (glatter Schnuller / genoppter Schnuller)
4 Monate alte Säuglinge spielen unter einer Decke mit zwei Ringen, die fest oder variabel miteinander verbunden sind
Nach Habituationsphase Präferenz für das noch nicht bekannte Ringepaar
Weist auf Wiedererkennen des Objekts, mit dem sie gespielt haben, hin
Verknüpfung visueller und auditiver Information:
Säuglinge im Alter von 5 Monaten reagieren beunruhigt, wenn die Stimmer der Mutter nicht synchron zu den Lippenbewegungen ist
Säuglinge im Alter von 7 Monaten können glückliche und ärgerliche Stimmen entsprechenden Gesichtern zuordnen
Säuglinge im Alter von 8 Monaten können männliche und weibliche Stimmen den jeweiligen Gesichtern zuordnen
Intermodale Wahrnehmung verfeinert sich
Erläutere die Sprachentwicklung!
Sensible Periode für den Spracherwerb
Wahrnehmung und Abgrenzung von Sprachlauten
1 Monat: Unterscheidung zwischen „bah“ und „pah“
Identifikation von relevanten Lauten
6-8 Monate alte Säuglinge können besser zwischen Lauten diskriminieren, als 10-12 Monate alte Säuglinge
Lautpotenzial grenzt sich mit der Zeit ein > Einschränkung auf das Lautpotenzial der sprachlichen Umgebung
Nutzung von Gesten: Arme hochheben, zeigen
2 bis 9 Monate: Gurren, Lallen, Lachen, Plappern
Das Sprachverständnis entwickelt sich schneller als die Sprachproduktion
Passiver Wortschatz > aktiver Wortschatz
Erläutere die lexikalische Entwicklung!
Lexikalische Entwicklung
Ab ca. 10 Monaten
Erste Worte, zuerst meist spezifische Objekte („Ball“) und soziale Wörter („winke“)
Mit 12 Monaten: 1 Wort; mit 16 Monaten: 40 Wörter
Verschiedene Arten von Fehlern
Sprachliche Überdehnung: „Hund“ wird auf alle Tiere angewandt
Vereinfachungsstrategien (Fant statt Elefant)
Laute oder Silben werden verdoppelt oder ausgelassen
Wortschatzexplosion mit ca. 18-20 Monaten
Mit 24 Monaten
150 bis 200 Wörter, wenn nur 50 Wörter > late talker > Risiko für spätere Sprachentwicklungsstörung
Mit 30 Monaten
500 Wörter; vor allem Verben kommen hinzu
Jugendlicher: ca. 12.000 Wörter
Erwachsene: Sehr große Unterschiede; Unterscheidung zwischen aktiv und passiv; Angaben reichen von 3.000 bis 216.000; Messung schwierig
Erläutere die synaktische Entwicklung!
Synaktische Entwicklung
Zuerst Ein-Wort-Sätze („holophrasische Phase“)
Ab 14 Monaten: Wortkombinationen
Ab 18 Monaten: Zwei- und Dreiwortsätze
„telegraphische Sprache“ einzelne Satzelemente werden ausgelassen („Hase wege“)
Beachtung formaler Regeln (Geschlecht, Anzahl)
Beachtung der Wortordnung (Subjekt – Verb – Objekt)
30 Monate: Sätze mit mehreren Phrasen
4 Jahre: Beherrschung der Satzkonstruktion
-> Beispiele aus Vorlesung
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