Anämie
Definition
= Verminderung der Hämoglobinkonzentration bzw. des Hämatokrits und/oder der Erythrozytenzahl unter den Normbereich
Hb Wert und Hkt korrelieren miteinander
→ Parameter für die Diagnose einer Anämie
Erythrozyten-Zahl korreliert nicht immer mit dem Hb
→ kein empfindlicher Parameter
Mikro-, normo- und makrozytäre Anämien
Hämoglobin und Hämtokrit
Hämoglobin
Hauptprotein der Erythrozyten
Sauerstofftransport
Hämtokrit
Anteil der zellulären Bestandteile des Blutes
99% des Hämatokrits kommen durch die Erythrozyten zustande
MCV, MCH, MCHC
MCV = Mean Corpuscular Volume
MCH = Mean Corpuscular Hemoglobin
MCHC = Mean Corpuscular Hemoglobin Concentration
Normwerte:
Nomenklatur von Veränderungen des roten Blutbildes
Größe
→ Parameter: Erythrozytendurchmesser, MCV
Makrozytose → großer Erythrozyt (>10 μm), MCV ↑ (Retis sind immer makrozytär)
Mikrozytose → kleiner Erythrozyt (<6 μm; kleiner als Lymphozytenkern), MCV ↓
Anisozytose → starke Größenschwankungen der Erythrozyten (≥3 % aller Erythrozyten)
Erythrozytenformen
→ mikroskopisch, Ausstrichpräparat
Farbstoffgehalt
→ Parameter: MCH
Hypochromie → Erythrozytenanfärbbarkeit ↓, MCH ↓
Hyperchromie → Erythrozytenanfärbbarkeit ↑, MCH ↑
Polychromasie → unterschiedliche Anfärbbarkeit durch unreife Erythrozyten
z.T. rötlich-blau-grau tingiert
Zelleinschlüsse
Howell Jolly-Bodies
Bräunliche, kugelrunde, exzentrisch gelegene Einschlüsse (Kernreste)
Vorkommen: Milzlosigkeit, schwere Störung der Erythropoese
Basophile Tüpfelung
Multiple kleine basophile Einschlüsse (Ribosomen)
Vorkommen: unspezifisch bei Retikulozytose, Thalassämie,
Blei-Intoxikation, Perniziosa, MDS und anderen schweren Anämien
Heinz-Körper
Denaturiertes Hämoglobin (Supravitalfärbung)
Vorkommen: angeborene hämolytische Anämien, medikamententoxische hämolytische Anämien, G6 Phosphatdehydrogenasemangel
Cabot Ringe
Ring- oder achtförmiger, rot gefärbter, fadenartiger Einschluss (Kernreste)
Erythropoese
Ablauf
Ätiologie
Symptome
Blässe (Haut, Schleimhäute, Nagelbett, Konjunktiven)
Ikterus bei Hämolyse
Schwäche, Müdigkeit, Leistungsminderung
Konzentrationsstörungen, Kopfschmerzen, Schwindel
Dyspnoe, Tachykardie, Palpitationen, funktionelles Herzgeräusch (i.d.R. Systolikum)
Aber auch: Verwirrtheit oder auch Depressionen (insb. bei älteren Patienten)
CAVE: Anämie ist ein Symptom → Ursachenabklärung
Diagnostik
Labor!!
Familienanamnese
Risikofaktoren (Infekte, Medikamente, Blutungszeichen, Ernährung)
Körperliche Untersuchung
Rektale Untersuchung (Hämoccult®-Test)
Gastroskopie, Gynäkologische Untersuchung, OBS
ggf. Knochenmarkpunktion mit Zytologie (Aspiration), Histologie und Eisenfärbung
selten notwendig
Diagnostik: Laboruntersuchungen
Hämatologie: Differenzialblutbild, MCV, MCH, Retikulozyten, Blutausstrich
Klinische Chemie:
Routinelabor mit Hämolyseparametern
Bilirubin, LDH, Haptoglobin)
Nierenfunktionsparamete
Gesamteiweiß, Eiweißelektrophorese
CRP
Ferritin, löslicher Transferrin-Rezeptor, Transferrin-Sättigung
Vitamin B12/Folsäure
Coombs-Test
Virusserologie (mit Parvovirus B19)
evtl. Blutgruppe, Erythropoetinspiegel
Therapie
Behandlung der Grunderkrankung!
Supportivtherapie
Substitution von Erythrozytenkonzentraten: enge Indikationsstellung
Erythropoese-stimulierende Faktoren (ESF): in der Onkologie enge Indikationsstellung
Differentialdiagnosen
Formen der mikrozytären Anämie
Eisenmangelanämie
Thalassämie bzw. Hämoglobinopathien
Anämie bei chronischer Erkrankung
Sideroblastische Anämie
Formen der normozytären Anämie
Akuter Blutverlust
Chronischer Blutverlust
Hämolyse
Formen der makrozytären Anämie
Retikulozytose
Lebererkrankung
Vitamin B12 Mangel
Folsäure Mangel
Einteilung der Anämien
Werte: Makro-/ normo-/ mikrozytäre Anämie
Eisenstoffwechsel
Eisenverlust von 1-2mg aus abgeschilferten Epithelien
Tagesration Eisen ca. 10-20mg, davon 5-10% (max. 30%) bedarfsgerecht resorbiert
Menstruationsverlust ca. 25-50mg Eisen/Monat
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