Grundstrukturen paralleler Programme - Stratproblem
Startproblem: welche Programmabläufe werden parallelisiert (bzw. lassen sich überhaupt parallelisieren)?
Lösung sollte (idealerweise) aus dem Problem entwickelt werden, so dass auch ungewöhnliche, neue parallele Grundstrukturen entstehen
Aber: häufig wird auf gewisse, bekannte Grundstrukturen zurückgegriffen
Erstellung des parallelen Programms
Manuell : explizit durch den Programmierer
Halbautomatisch : unterstützt durch geeignete Werkzeuge, die eng mit dem Programmierer kooperieren und diesem Lösungen vorschlagen
Automatisch : parallelisierende Compiler
Prinzip der Parallelprogrammierung
In einem parallelen Programm sollte die Datenverteilung derart vorgenommen werden, dass Datenzugriffe zum überwiegenden Teil (oder nach Möglichkeit fast ausschließlich) als lokale Speicherzugriffe stattfinden
Die Notwendigkeit der Lokalität ermisst sich aus der Architektur und dem tatsächlichen, technischen Verhältnis von lokaler zu entfernter Zugriffszeit, die teilweise signifikant unterschiedlich sein kann (Faktor 100 10.000)
Verhältnis von Berechnungs zu Kommunikationsschritten
Verhältnis von Berechnungs zu Kommunikationsschritten (computation communication ratio) lässt sich daraus ableiten
Wie viele Befehle sollten mindestens sequentiell in den parallelen ausgeführten Programmteilen ausgeführt werden, bis der nächste Synchronisations oder Kommunikationsschritt durchgeführt wird
Entwurf paralleler Software nach Foster Phase 1 & 2
Heuristische Vorgehensweise in 4 Phasen von der Problemspezifikation zum parallelen Programm
1. Partitionierungsphase
Berechnungsschritte und Daten, auf denen die Berechnungen ausgeführt werden, werden in kleine Aufgaben aufgeteilt
Systemspezifika werden ignoriert
Hauptziel: möglichst viel Parallelität entfalten
2. Kommunikationsphase
Kommunikationsanforderungen festlegen, d.h. die zur
Aufgabenkoordination notwendige Kommunikation wird festgestellt und es werden geeignete Kommunikationsstrukturen und Algorithmen definiert
Fokus von Phase 1 und 2:
Entfaltung von Parallelität und guter Skalierbarkeit; Suche nach einem Algorithmus mit diesen Eigenschaften
Entwurf paralleler Software nach Foster (2) Phase 3 & 4
3. Bündelungsphase (Aggregation, agglomeration)
Aufgaben und Kommunikationsstrukturen werden bezüglich der Leistungsanforderungen und ihren Implementierungskosten evaluiert
Falls notwendig, Aufgaben zu umfassenderen Aufgabenbereichen zusammenfassen, um die Leistung zu erhöhen oder Entwicklungskosten zu sparen
4. Abbildungsphase
Zuordnung der Aufgaben zu den Prozessoren unter Berücksichtigung von maximaler Prozessorauslastung bei minimalen Kommunikationskosten
Prozessorzuteilung statisch vom Compiler oder dynamisch zur Laufzeit durch Lastbalancierungsalgorithmen
Fokus von Phase 3 und 4:
Berücksichtigung von Aspekten der Lokalität und weiterer leistungsorientierter Eigenschaften
Soll Möglichkeiten der parallelen Ausführung aufzeigen
Suche nach feingranularer Aufteilung, mit möglichst vielen kleinen
Tasks -> größtmögliche Flexibilität für nachfolgende Stufen des Entwurfsprozesses
Gute Partitionierung unterteilt sowohl die Berechnungsschritte als auch die zugehörigen Daten
Gebietszerlegung domain decomposition
Ausgehend von Datenpartitionierung, danach werden zugehörige Berechnungsschritte hinzugenommen
Funktionszerlegung functional decomposition
Ausgehend von Berechnungsschritten, danach werden die davon abhängigen Daten partitioniert
Komplementäre Techniken, die aber auf unterschiedliche Teile eines Programm gleichermaßen angewendet werden können
Oder zur Gewinnung alternativer Partitionierungen
Gebietszerlegung vs. Funktionszerlegung
Domain decomposition (o.a. Datenparallelität)
Daten werden in Datenbereiche, die minimale Kommunikation und eine gute Lastbalance erwarten lassen, unterteilt
Anweisungsblock, Funktion oder ganzes Programm (SPMD) wird gleichzeitig auf den unterteilten Datenpartitionen angewendet
Operation kann auch Daten mehrerer Task benötigen -> Kommunikation erforderlich, um Daten zwischen den Tasks zu transportieren
Zu zerlegende Datenmenge kann die Eingabedaten, die Ausgabedaten oder die Daten, die während der Berechnung anfallen, betreffen
Statische Struktur: Compiler bzw. Programmierer legt die Aufteilung fest; kann nicht auf unterschiedlich lange Aktivitäten reagieren
Dynamische Struktur: Zur Laufzeit vom Programm durchgeführte Last Balancierung sorgt für gleichmäßig Datenzerlegung (i. S. d. Zeitbedarfs zur Bearbeitung)
Daumenregel
Konzentration entweder auf die größte Datenstruktur oder auf die Datenstruktur, auf die am häufigsten zugegriffen wird
Gebietszerlegung vs. Funktionszerlegung (2)
Functional decomposition (o.a. Funktionsparallelität)
Primäre Betrachtung der notwendigen Berechnungsschritte
Zusammenfassung dieser zu Programmkomponenten (Funktionen, Prozeduren, Anweisungsblöcke), die parallel zueinander auf unterschiedlichen Prozessoren ausgeführt werden
Für jede Komponente muss ein eignes Programm , eine eigene Funktion oder ein eigener Anweisungsblock geschrieben werden
Häufig eingeschränkter Parallelitätsgrad und Skalierbarkeit
Anschließend werden die Datenanforderungen der Tasks betrachtet
Idealfall: Daten können disjunkt den Tasks zugeordnet werden
Häufig werden Daten von mehreren Tasks benötigt -> Kommunikation
Z.B. mit Makro Pipeling auf Software --/Programmkomponenten Ebene
Fällt sehr viel Kommunikation an -> ggf. domain decomposition besser
Funktionszerlegung wird seltener angewendet als Gebietszerlegung
Führt oft zu einer guten Problemzerlegung, die bei der Modularisierung der Programme hilft
Typischerweise wird die Berechnung, die von einem Task ausgeführt wird, Daten von anderen Tasks benötigen
Dieser Informationsfluss wird in der Kommunikationsphase bestimmt
Kommunikation zwischen Tasks durch einen Kanal abstrahieren, der die beiden Tasks entweder gerichtet oder ungerichtet verbindet und über den ein Task einem anderen Task Nachrichten senden kann
Kommunikation kann im Algorithmus so spezifiziert werden, dass zunächst die Kanäle festgelegt werden und anschließend die Nachrichten, die über die Kanäle fließen, bestimmt werden
Kommunikationsstruktur lässt sich durch Verwendung von Tasks und Kanälen auch grafisch gut veranschaulichen
2. Kommunikationsphase - Bei Gebietszerlegung vs Bei Funktionszerlegung
Bei Gebietszerlegung:
Kommunikationsanforderungen sind häufig schwer zu bestimmen
Bei Funktionszerlegung:
Kommunikationsanforderungen entsprechen meist einem natürlichen Datenfluss zwischen den Tasks
Charakteristika von Kommunikationsmustern
lokal vs global
Lokale Kommunikation
Jeder Task kommuniziert nur mit direkten (d.h. wenigen) Nachbarn
Beispiel: Gebietszerlegung von matrixstrukturieren Daten
Globale Kommunikation
Jeder Task kommuniziert mit jedem anderen oder mit einer Anzahl nicht benachbarter Tasks
Beispiel: zentralisierter Algorithmus (Master Worker)
strukturiert vs unstrukturiert
Strukturierte Kommunikation
Kommunikationsanforderungen erzeugen ein regelmäßig angeordnetes Muster der Kanäle zwischen den Tasks, z.B. eine Netz --, eine Baum --, eine Ring oder eine Kettenstruktur
Unstrukturierte Kommunikation
Erzeugt einen beliebigen Graphen
Verkompliziert meist die Bündelungsphase
statisch vs dynamisch
Statische Kommunikation
Kommunikationspartner bleiben für die gesamte Berechnung immer die gleichen
Dynamische Kommunikation
Kommunikationspartner werden von Berechnungsergebnissen zur Laufzeit bestimmt und können sich ändern
synchron vs asynchron
Synchrones Kommunikationsmuster
Produzierende und konsumierende Tasks arbeiten in koordinierter Weise
Die Kommunikation geschieht zwischen allen produzierenden und allen
konsumierenden Tasks gleichzeitig
Asynchrones Kommunikationsmuster
Kommunikationsanforderungen entstehen unregelmäßig
Tasks können nicht erkennen, wann andere Tasks ihre Daten benötigen
3. Bündelungsphase
Konkrete Entscheidungen unter Berücksichtigung der Zielarchitektur
Tasks verschmelzen?
Daten replizieren?
Berechnungsschritte mehrfach ausführen?
Abhängig von der Zielarchitektur kann die Anzahl der Tasks, welche durch die Bündelung erreicht werden soll, genau der Anzahl der Prozessoren der Zielmaschine entsprechen oder größer sein
Bündelungsphase wird von drei häufig in Konflikt stehenden Zielen beherrscht
1. Reduzieren der Kommunikationskosten durch Erhöhen der Berechnungs und Kommunikationsgranularität
2. Beibehalten der Flexibilität bezüglich Skalierbarkeit und für die Abbildungsphase
3. Reduzieren der Kosten des Softwareengineering
Heuristiken zur Senkung der Kommunikationskosten
Bei Verschmelzen von Tasks steht die Reduktion der Kommunikations häufigkeit im Vordergrund
Hohe Kosten durch Warten auf Empfang von Nachrichten
Senkung durch weniger und weniger häufiges Übertragen von Daten
Senkung durch Verschmelzen von Daten
Oberfläche versus Volumen Effekt (Surface to Volume Effect) vs Replizierte Berechnungen
Oberfläche versus Volumen Effekt (Surface to Volume Effect)
Kommunikationsanforderungen eines Tasks sind proportional zu der Oberfläche des Teilbereichs, auf der er arbeitet, während die Berechnungsanforderungen proportional dem Volumen des Teilbereichs sind
Replizierte Berechnungen
Kommunikationskosten können eingespart werden, wenn dafür Berechnungen von verschiedenen Tasks mehrfach ausgeführt werden
Verschmelzen nacheinander auszuführender Tasks
vs
Erhalten der Flexibilität
Kommunikationskosten können eingespart werden, wenn eine Anzahl von Tasks nicht parallel ausgeführt werden kann
Skalierbarkeit des Algorithmus sollte nicht unnötig beeinträchtigt werden
Wichtig für Portierbarkeit und Skalierung des Algorithmus ist, dass eine variierende Anzahl von Tasks erzeugt werden kann
Zu starkes Verschmelzen der Tasks kann hinderlich sein
Festlegung auf welchen Prozessoren die Tasks ausgeführt werden
Ziel: Minimierung der Gesamtausführungszeit , wobei zwei Strategien benutzt werden:
Tasks werden so platziert, dass parallel ausführbare Tasks auf verschiedenen Prozessoren ausgeführt werden
Tasks, die häufig miteinander kommunizieren, werden auf demselben Prozessor oder zumindest auf benachbarten Prozessoren angeordnet
Einschränkende Randbedingungen
Beide Strategien können im Konflikt zueinander stehen
Begrenzung der Anzahl der Tasks pro Prozessor kann vorhanden sein
Abbildungsproblem ist NP vollständig, doch gibt es effiziente
Heuristiken
Heuristiken für die Tasks Prozessorabbildung
Gebietszerlegung: oft feste Anzahl etwa gleich großer Tasks und strukturierte lokale oder globale Kommunikationsmuster
Tasks so platzieren, dass Interprozessorkommunikation minimiert wird
Eventuell weitere Aggregation von Tasks, die auf demselben Prozessor abgebildet werden
Ungleichmäßig großen Tasks oder bei unstrukturierten Kommunikationsmustern: Verwendung eines dynamischen Lastbalancierungsalgorithmus
Ebenso falls die Anzahl der Tasks oder die Berechnungsmenge der einzelnen Tasks sich dynamisch ändert
Funktionszerlegung: oft viele kurzlebige Tasks, die sich zu Beginn oder am Ende der Programmausführung mit anderen Tasks koordinieren
Task Scheduling Algorithmen sind zu empfehlen, die Tasks auf Prozessoren verteilen, sobald diese untätig sind
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