Mikrozytäre Anämie
Ursachen und Befunde
Eisenmangel
Chronische Errkankung
Thalassämie
Eisenmangelanämie
Vorkommen
Häufigste Form der Anämie (80% aller Anämien)
M:W 1:5 (80% sind Frauen)
10-20% der Frauen in gebärfähigem Alter zeigen latenten Eisenmangel
Messparameter
FerritinSerum (Akutphase-Protein)
TransferrinSerum korreliert mit zirkulierendem Eisen bzw. Bedarf
↑ bei Eisenmangel
Löslicher Transferrinrezeptor bei Eisenmangel i.d.R. erhöht
Ätiologie
Blutverlust (Menstruation, obere/untere gastrointestinale Blutung, u.a.)
Mangelhafte Zufuhr (Alkoholiker, Vegetarier, u.a.)
Mangelhafte Resorption (Magenresektion, atroph. Gastritis, HP, Sprue, CED)
Gesteigerter Bedarf (Wachstum, Gravidität, Stillzeit, chron. Hämolyse, u.a.)
Insekten/Parasiten (weltweit häufigste Ursache: Hakenwurminfektion)
Funktioneller Eisenmangel: Speichereisen vorhanden aber nicht bioverfügbar
Diagnostik
Gastroskopie, Koloskopie, gynäkologische Untersuchung, u.a.
Peripheres Blut: mikrozytäre, hypochrome Erythrozyten, Poikilozytose, Anisozytose
Knochenmark: Eisenfärbung (Berliner-Blau-Reaktion): fehlendes Speichereisen
Eine KM Punktion ist zur Diagnose einer Eisenmangelanämie NICHT nötig
Labor
MCV ↓, MCH ↓
Reaktive Thrombozytose, Retikulozyten, „Zigarrenformen“
Ferritin ↓, Serumeisen ↓, Transferrin ↑, löslicher Transferrin-Rezeptor ↑
Beweisend für eine Eisenmangel: TSAT <20% und Ferritin ↓
Symptome
Haut- und Schleimhautsymptome
Hautatrophie, Koilonychie (Hohlnägel)
Mundwinkelrhagaden
Schleimhautschädigung, bis zum „Plummer-Vinson-Syndrom“
evtl. unspezifische psychologische, neurologische Störungen
Kopfschmerzen
Konzentrationsmangel
Müdigkeit
Schlafstörungen, „restless legs syndrome“
Allgemeine Anämiesymptome
Blässe, Schwäche, Tachykardie
Therapie
Behandlung der Ursache!
Eisensubstitution
Orale Substitution
Gabe von Eisen-(II)-Präparaten, 100-200mg/d, nüchtern
Therapiekontrolle nach 14 Tagen
Therapiedauer 2-6 Monate
Einnahme bis zur Normalisierung des Hb- Wertes ist NICHT ausreichend
Parenterale Substitution
nur bei Unverträglichkeit/Versagen von ≥2 oralen Therapien
CAVE: strenge i.v.-Gabe
ggf. Prämedikation (Antihistaminika, Steroide)
z.B. Ferrlecit®, Ferinject®, Venofer®
Erythrozytentransfusion ist in der Regel nicht indiziert
Ausnahme: Blutung
β Thalassämie
Definition
Quantitative Störung der Hämoglobinsynthese durch genetischen Defekt der Globinkettensynthese
Mutation des β Globin Gens auf Chromosom 11p.15.5 → Produktion der βGlobinketteen ↓ → Anämie
β Thalassämie: Störung der ß-Ketten Synthese
Mittelmeer, Afrika, Asien
α Thalassämie: Störung der α-Ketten Synthese (selten)
Südostasien, Afrika
Formen
Heterozygote Patienten: Thalassaemia minor
Homozygote Patienten: Thalassaemia major
Klinisch meist asymptomatisch
z.T. geringgradige chronische Hämolyse, Anämie und Splenomegalie
Chronische Hämolyse, Ikterus
Hepatosplenomegalie
Herzinsuffizienz
Infektneigung
Osteoporose mit Fehlbildungen
Endokrine und metabolische Störungen
Diagnose und Labor
Mikrozytäre, hypochrome Anämie (Hb ↓, Hkt ↓, MCV ↓, MCH ↓)
Ferritin normal/↑, Serumeisen normal/↑, löslicher Transferrin-Rezeptor normal
Blutausstrich: Targetzellen, Polychromasie, einzelne Normoblasten
Chronische erythropoetische Hyperplasie des Knochenmarks
→ Knochenmarkszintigraphie oder Röntgen-Schädel („Bürstenschädel“)
Hämoglobinelektrophorese: erhöhter Anteil von HbF und HbA2
Molekulargenetischer Nachweis des defekten Globingens (PCR)
Kurativ:
Allogene Stammzelltransplantation
vom HLA-identen Familienspender im Kindesalter
bei Homozygotie/schwerer Hämolyse
Supportiv:
Transfusionen
Behandlung der Hämosiderose (Deferoxamin, Deferasirox, Deferipron)
Splenektomie
Infektprophylaxe
Substitution von Calcium, Vitamin D, Zink, Folsäure
Bisphosphonattherapie
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