Autoimmunhämolyse
Formen
Autoimmunhämolyse (AIHA) durch inkomplette Wärmeantikörper (IgG)
Autoimmunhämolyse (AIHA) durch Kälteantikörper/-agglutinine (IgM)
Isoimmunhämolyse: Transfusionszwischenfälle, Rhesus Inkompatibilität
Autoimmunhämolyse (AIHA) durch Wärmeautoantikörper
Pathogenese und Epidemiologie
Hämolyse durch inkomplette Wärmeautpantikörper
IgG (IgM, IgA)
75 % aller autoimmunhämolytischen Anämien
Wärmeautoantikörper vom Typ IgG binden sich bei Körpertemperatur an die Erythrozyten
Ak beladenen Erythrozyten werden durch Phagozytose in Milz und Leber zerstört
= extravasale Hämolyse
→ Destruktion antikörpergebundener Erythrozyten in Milz und Leber
→ Etravaskulare, nicht komplementvermittelte Lyse durch Zellen des RES
Ätiologie
Idiopatisch 50%
Non-Hodgkin-Lymphomen, insbesondere niedrig malignen NHL (CLL)
Autoimmunerkrankungen, z.B. systemischem Lupus, CVID
Virusinfekte, seltener bakterielle Infekte
Medikamentös induzierte Hämolyse
Antibiotika, α-Methyldopa, L-Dopa, Chinin, Chinidin, Röntgenkontrastmittel, Procainamid, Diclofenac, CLL-Patienten unter Therapie mit Purinanaloga
Evans-Syndrom
Allogene Bluttransfusion, allogene hämatopoetische Stammzelltranspl.
Diagnostik
Direkter Coombs-Test positiv
Indirekter Coombs-Test positiv oder negativ
Zeichen einer hämolytischen Anämie
Unterschiedliche Schweregrade möglich, von einer kompensierten, chronischen Hämolyse bis zur akut lebensbedrohlichen hämolytischen Krise -> initial immer wie einen Notfall behandeln
Tx
Kausal:
Therapie der Grunderkrankung!
Absetzen auslösender Medikamente
Symptomatisch:
Kortikosteroide (Standardtherapie):
Prednison 1–2 mg/kg KG/d
Ansprechen 80%.
Häufig Notwendigkeit einer niedrig-dosierten Dauertherapie
Rituximab 375 mg/m2/d i.v. wöchentlich, bei Versagen der Kortikosteroide
Splenektomie: bei therapieresistenter chronischer Hämolyse/Notfalltherapie
Immunsuppressiva: bei Versagen der o.g. Therapien,
z.B. Azathioprin, Cyclophosphamid, Cyclosporin A, Mycophenolat Mofetil
Immunglobuline Ansprechrate 40 %, i.d.R. nur transient
Transfusion nur bei symptomatischer Anämie
Autoimmunhämolyse (AIHA) durch Kälteagglutinine
Komplette Kälteautoantikörper vom Typ IgM, idR. gegen das I-Antigen der Erythrozytenmembran
Autoimmunhämolyse: Bei Absinken der intravasalen Temperatur auf < 20-25 °C
→ Antigen-Antikörper-Bindung
→ Agglutination und komplementvermittelte intravaskulare Hämolyse
15 % aller autoimmunhämolytischen Anämien
Primäre Bildung monoklonaler Kälte-Autoantikörper
„Kälteagglutininkrankheit“
Angeborene Erkrankung, selten, Titer für Kälteagglutinine bis 1:256000
Sekundäre Bildung polyklonaler Kälte-Autoantikörper
„Kälteagglutininsyndrom“
bei niedrig malignen Non-Hodgkin-Lymphomen oder M. Hodgkin
Monoklonale IgM-Gammopathie, Patienten meist über 60 Jahre
Adenokarzinome, Alter meist > 60 Jahre
nach Infekten (Virusinfekte, Mononukleose/EBV-Infekt, Mykoplasmenpneumonie)
Titer für Kälteagglutinine bis 1:1 000
Symptome
Kälteexposition: Hämolyse, bis zur hämolytischen Krise
mit Ikterus, Hämoglobinurie, Fieber etc.
Akrozyanose: Schmerzen/Perfusionsstörung der Akren (Finger/Zehen/Nase)
geringe bis keine reaktive Hyperämie
Schmerzen oder Unverträglichkeit bei kalten Speisen oder Getränken
Diagnostischer Hinweis:
Agglutination der Erythrozyten bei Blutentnahme und
Labortechnischen Analysen, Sturzsenkung
→ für weitere Analysen Lagerung bei 37–40°C!
Positiver Coombs-Test
Therapie
Kausal: Therapie der Grunderkrankung
Schutz vor Kälte!
Schwere akute Hämolyse: Plasmapherese (Entfernung der Autoantikörper), technisch schwierig (durch Agglutination im Plasmapheresesystem)
Chronische Hämolyse: Rituximab (375 mg/m2) ± Fludarabin
Immunsuppressiva, z.B. Azathioprin, Cyclophosphamid oder Chlorambucil
Intravenöse Immunglobuline bei mykoplasmeninduzierter Hämolyse
Transfusion (gewaschene Eks) nur bei Gefahr kardiopulmonaler Störungen, zerebrale Perfusionsstörungen etc.)
Kortikosteroide und Splenektomie sind meist unwirksam
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