Afrikanische Schweinepest (ASP): Bekämpfung?
aktuell die wichtigste Infektionskrankheit beim Schwein
verursacht große wirtschaftliche Verluste
International: Listed by the WOAH (World Organisationfor AnimalHealth), Terrestrial Animal Health Code, 2022, 30th Edition (Article 1.3.5)
Anzeigepflicht; EU: Kategorie A, D und E
Strikte Bekämfungsmaßnahmen: weltweit (Eradikation, Tötung erkrankter und verdächtiger Tiere)
hohe Letalität
Taxonomie ASP?
Familie: Asfarviridae
Genus: Asfivirus
Spezies: ASFV (=African Swine Fever an related Viruses)
Wie sieht das ASFV aus, Varianten und welche Besonderheiten hat es?
Genom: dsDNA
170kb -> zählt zu den größten Viren
komplex
kodiert für 150 Proteine
Behüllt, 200 nm
22 Varianten
teilw. ohne Kreuzprotektion
erhebliche Virulenzunterschiede
Das einzige DNA-Arbovirus (ARBO= Arthropod born Viruses)
Bei ARBO-Viren muss sowohl die Übertragung über Athropoden als auch die Vermehrung in diesem gegeben sein!
Was bringt es einem Virus groß und behüllt zu sein?
Mehrere Faktoren, die dem Virus helfen, das Immunsystem des Wirts zu modulieren und zu umgehen, sind eine der Schwierigkeiten bei der Impfstoffherstellung
Was sind Eigenschaften eines DNA-Virus im Allgemeinen?
stabil
wenige Mutationen
eher langsame Evolution
Wie ist die Tenazität in verschiedenen Geweben/ Körperflüssigkeiten bei ASPV?
in Kot bis zu 10 Tagen (ältere Publikationen: >3 Monate unter günstigen Bedingungen)
bis zu 70 Tage in Blut (Raumtemperatur)
bis zu 15 Wochen in gekühltem Fleisch
mehrere Monate in konserviertem Schinken
bis zu 18 Monate in gekühltem Blut
Viele Jahre/Jahrzehnte in tiefgefrorenen Schlachtkörpern
Kann man durch pH-Verschiebungen ASPV abtöten?
Bleibt stabil bei:
pH 4-10
in Anwesenheit von Protein/ Serum bis pH 13,4
=> pH-Stabil
Welche Desinfektionsmittel könnten gegen ASPV eingesetzt werden?
Desinfektionsmittel für behüllte Viren, z.B. Vennovet
Peressigsäure, Ameisensäure, Schwefelsäure...
Hypochlorid, Iod, quarternäre Ammoniumverbindungen
(Kalkmilch), (Branntkalk)
Hitze: 95°C wenige Minuten, 70°C für 20 min; 60°C 30 min...
Was ist das Erregerreservoir für ASPV?
Lederzecke
Ornithodoros moubata:
südöstliches Afrika transovarielle Übertragung des Virus
Ornithodoros erraticus:
iberische Halbinsel, nördliches und westliches Afrika keine transovarielle Übertragung, aber bis zu 5 Jahre Viruspersistenz in der Zecke
weitere Ornithodoros Arten in der Karibik
Zecken spielen bei aktuellem Seuchengeschehen in Europa keine Rolle
Wen befällt ASPV?
Afrikanische Warzenschweine
Buschschweine
Subklinische Infektionen
Europäisches Wildschwein und Hausschweine
Wahrscheinlich alle Spezies aus der Familie Suidae
Keine Zoonose und keine anderen Haustiere betroffen!
Wie wird ASPV übertragen?
Direkte Übertragung durch:
Kontakt zwischen infizierten und empfänglichen Tieren
Indirekte Übertragung durch:
Unerhitzte Speiseabfälle (Primärausbruch!!!!)
Biologische Vektoren: Leberzecken
Unbelebte Vektoren: Kontaminierte Stallungen, Fahrzeuge, Ausrüstung, Instrumente, Kleidung
Wie erfolgt die Virusausscheidung bei ASPV?
Körpersekrete (Nasensekret, Speichel, Urin, etc.)
Kot
Blut: enthält sehr viel Virus
=> infektöses Virus gelangt in die Umwelt
-> Kann auch in Bsp. Waldböden persistieren
Ab welchen Konzentrationen ist ASPV in Kot und Blut infektös?
Kot: 10 - 100 HAD50/ml
Blut: 10^6 - 10^8,7 HAD50/ml
=> Blut ist um einiges infektöser
Wann trat ASPV das erste mal auf und wie verlief es danach?
erstmals 1921 in Kenia beschrieben
1957 erstmaliges Auftreten außerhalb Afrikas in Portugal
Weitere Ausbrüche in Portugal: 1960-1990, 1993,
1999 (22 Ausbrüche)
Auftreten auch in Spanien, Frankreich, Malta, Italien, Belgien,
Niederlande
Sardinien: Seit 1978 endemisch -> sind seit diesem Jahr seuchenfrei
In den 1980er Jahren: Kuba, Brasilien, DomRep, Haiti -> erfolgreich bekämpft
2007: Georgien
Danach weitere Verbreitung:
Armenien, Aserbaidschan, Russische Föderation (RF), Ukraine, Weißrussland
2014: Polen, Litauen, Lettland, Estland
2017: Rumänien, Tschechien
2018: Ungarn, Bulgarien, Belgien
2018: China -> Vietnam, Mongolei -> Golbal sehr wichtig, da 50% der weltweit gehandelten Schweine in China leben
Seit 2020 in Deutschland
Problem: viele Länder testen nicht und melden nicht
Wie viele Tiere sind in Deutschland bisher an ASPV erkrankt?
Wildschwein: > 5300 Fälle
Hausschweine: bislang 8 Bestände (Brandenburg, Sachsen, Mecklenburg- Vorpommern, Baden-Württemberg, Niedersachsen)
Symptome der ASPV?
Hausschwein:
nach ungefähr vier Tagen erste Anzeichen einer Erkrankung: Hohes Fieber (SWINE FEVER!), Bewegungs- und Fressunlust, die Tiere liegen in „Haufen“, Stille im Stall, auch zur Fütterungszeit
Manche Tiere entwickeln Bindehautentzündungen und Magen-Darm-Symptome (Durchfall, Erbrechen)
Im Verlauf der Erkrankung werden die Tier zunehmend teilnahmslos, desorientiert und haben Atemnot
In der Finalphase können flohstichartige bis landkartenähnliche Blutungen und Blauverfärbungen der
Haut sowie Krampfanfälle und Blutungen aus Körperöffnungen auftreten
Wildschwein:
Die Symptome bei Haus- und Wildschweinen unterscheiden sich nicht!
Keine Unterschiede in den Altersklassen nach Infektion mit hochvirulenten Virusstämmen!
Unter Feldbedingungen: Verlust der Scheu, Desorientiertheit
Sehr junge Tiere scheinen etwas häufiger zu überleben (Beobachtung aus Experimenten)
Welche Organveränderungen treten bei ASPV aus?
Veränderungen der Lymphknoten, der Lungen, der Nieren und teilweise der Milz
Ebenholzfarbene, blutige und vergrößerte Lymphknoten im Magen-Leberbereich, im Kehlbereich und im Bereich der Nieren
Schaum in Lunge und Luftröhre, Lungenblutungen
Flohstichartige Blutungen in den Nieren und Niereninfarkte
Blutungen in anderen Organen
Welche Möglickeiten des Virusnachweises gibt es bei ASPV?
DD zu ASPV?
Nur durch Labordiagnostik abzuklären:
Klassische Schweinepest
Porcine dermatitis and nephropathy syndrome
(PDNS)
PRRS
Ähnliche Krankheitsbilder
Rotlauf
Pasteurellose
Salmonelleninfektionen
Eperythrozoonose
Septikämien anderer Genese
Wie erfolgt die Bekämpfung der ASP?
Schnelle Diagnose, erste Maßnahmen bereits vor Bestätigung durch die Labordiagnose
-> limitiert die Hochrisikoperiode
Einrichtung von Sperrbezirken und Beobachtungsgebieten
stand still (Transportverbote, Einschränkungen der Vermarktung)
Tötung infizierter und ansteckungsverdächtiger Tiere
-> Entschädigung durch Tiersuchenkasse
Epidemiologische Untersuchungen
Surveillance
Welche Probleme gibt es in Asien bei der Bekämpfung von ASP?
Verfütterung von Speiseresten
viele Kleinsthaltungen
Milionen Schweinehalter
Grenzüberschreitender Handel
infizierte Tiere gelangen an den Schlachthof und werden teilweise illegal vermaktet/ entsorgt
impfen mit nicht zugelassenen Impfstoffen, die nicht wirklich schützen und Klinik der ASP auslösen können
Welche Probleme gibt es bei der Bekämpfung von ASP?
Unzureichende Biosicherheitsmaßnahmen
Weltweit viele Millionen Kleinsthaltungen (Hygienestandard?)
Verfütterung von Speiseabfällen
Unkontrollierter Handel
Wildschweine:
stetige Zunahme der Population
voll empfänglich; typische Erkrankung
akzeptieren keine Grenzen
hohes Risiko einer endemischen Etablierung
Wie erfolft die Impfung bei ASPV?
Es gibt keinen Impfstoff dezeit, weil
Klassische Ansätze (inaktivierte Präparationen und attenuiertenLebendvakzinen) sind fehlgeschlagen
Fehlendes Wissen zur Infektionsbiologie und Immunität
Komplexität des Virus, Funktion vieler Proteine unbekannt
Geeignete Expressionssysteme?
Wissen um Proteinstruktur und –funktion etc. fehlt
Sicherheit von neuen Lebendvakzinen (GVOs) muss sehr gut geprüft werden (Immunpathologie als späte Nebenwirkung?)
Impfung wäre nur ein Werkzeug einer Bekämpfungsstrategie!!!
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