Individualpsychologie

• Alfred Adler

  • Impulsgeber für “dritte Kraft” der Psychologie

• Tiefenpsychologische Sichtweise

  • Aber zentrale Unterschiede zu Freud -> lange zusammen gearbeitet, dann abgewendet wegen Menschenbild

• Humanistisch:

  • Mensch als Schöpfer für sich

  • Psyche des Menschen ist unteilbar -> Mensch als Ganzheit (bei Freud: Es, Ich, Über-Ich)

  • In früher Kindheit ist vieles angelegt, jedoch geht es nicht nur um Befriedigung zentraler Bedürfnisse

• Das “Schöpferische Selbst”

• Der “Lebensplan”

• Minderwertigkeit als Antrieb und Komplex

• Kompensation

• Gemeinschaftsgefühl

Schöpferische Selbst:

• Anlage und Umwelt werden durch das Selbst ergänzt

• Mensch macht sich Selbst -> seinen Charakter

• (Trotzdem Erfahrungen in den ersten Lebensjahren sehr bedeutsam)

Lebensplan:

• als Modell des Lebens = Zielstellungen —> “fiktionaler Finalismus” : hat von Anfang an Ziel/Ende

  • Adler interessiert weniger wo Mensch herkommt, sondern eher, wo er hin will

• Umsetzungsstil und Strategien sind bereits bekannt

• Entseht in den erste 5 Lebensjahren

• Wird von Mensch für sich selbst gemacht

• Lebensplanaspekte sind uns nicht bewusst, drängen aber nach Realisierung

Minderwertigkeit als Antrieb und Komplex:

• Minderwertigkeit ist dauerhafter Begleiter des Menschen: wird immer erlebet bereits ab Kindheit (Kind VS. Erwachsene)

• als Antrieb: Neues zu lernen und andere zu übertreffen/Minderwertigkeit überwinden -> gesunder Mechanismus

• Als Minderwertigkeitskomplex:

  • Problem: Wenn Minderwertigkeit nicht überwunden wird führt sie zu Entwicklungsschwierigkeiten -> Organminderwertigkeit oder soziale Benachteiligung

  • Minderwertigkeitskomplex: Verfestigung des Minderwertigkeitserlben ->wird als nicht überwindbar wahrgenommen

• Verfestigung von Komplex -> Störung

1. Gefühl von Hilflosigkeit und Schwäche von Kindern in der Erwachsenenwelt

2. Tatsächliche oder eingebildete Organminderwertigkeit (z.B. Kleinwuchs)

3. Soziale und ökonomische Lage

4. Geschlecht

5. Familienkonstellation

6. Zu harte oder verwöhnende Erziehung

7. Besondere Konfliktsituationen

E: Der kleinwüchsige Riccardo wächst in einer ökonomischen Erwachsenenwelt in einer Patchworkfamilie auf. Seine Eltern verwöhnen ihn und streiten oft.

• Mechanismus, um problematisches Erleben auszugleichen bzw. Zu verarbeiten

• Versucht die erlebten Komplexe zu kompensieren bzw. Auszugleichen

• Mensch ist sehr soziales Wesen

  • Einbindung in Gruppen -> Gemeinschaften tragen Menschen

    • Minderwertigkeit zu überstehen

    • Problem:

      • kann auch zu Isolierung einer Person aufgrund ihrer Problematik kommen

      • “Krankheitsgewinn”: Gefühl der Macht oder Manipulation durch Krankheit

• Anlage: Organisch-erlebte -> Erleben einer Behinderung/Beeinträchtigung

• Umwelt: Psychosozial -> Ungünstige Lebensverhältnisse -> Benachteiligung

Störungen: als Zeichen für einen problematischen Lebensplan (Verfestigung eines Minderwertigkeitskomplex)

• Kinderfehler

  • Einnässen, Ess- oder Schlafproblematiken

  • Ernstnehmen: Anzeichnen für entstehende Auffälligkeit

• “Nervöser Charakter”

  • Verfestigung des Komplexes

  • Ausweichen von Prüfungen des Lebens -> Prüfungen werden als nicht zu bewältigen angesehen

• “Herrschen durch Schwäche”

  • Manipulation der Umwelt durch zeigen von Schwäche -> Signale für Schonung

  • Regression -> Schutz vor der eigenen Anst

  • Entmutigte, passive Person -> stellt sich keine Aufgaben mehr

• Kinder mit minderwertigen Organen (Körperbehinderung als Risiko, aber Mensch hat es selbst in der Hand)

• Verzärtelte Kinder (Überverwöhnt): Erfahrung nichts selbst zu bewältigen

• Gehasste Kinder: Vernachlässigung → Wertlosigkeitserleben

1. Selbstwerterleben

2. WahrnehmungderWelt

3. HandlungsstrategiendesIndividuums(z.B.anderebeherrschen)

4. Soziabilität:ReaktionderUmweltaufdieStrategien

→ Verankerung der Person in der Gesellschaft dadurch?

• Annäherung an Innenleben (Selbstwerterleben, Wahrnehumg von sich und der Welt, Handlungsstrategien wie Kompensation und Lebensstil, Eingebundenheit)

• Heranziehen verfügbarer Informationsquellen: Seit wann und in welcher Situation treten die Klagen auf? War das Kind vorher schon auffällig? Macht es oft Schwierigkeiten? Ist es Kontaktfreudig? Hat es Führerneigungen? Wie ist das Benehmen in der Schule?

• Adlers Vermeidungsfrage: Was würdest du tun wenn du das Leiden nicht hättest?

• Organdialetik: Organische Störung hat etwas mit psychischer Situatin zu tun

Vernooij: Pädagogentraining mit drei Instrumenten

• Analyse von Kindheitserinnerungen: im Bezug zu dem Lebensplan

• Analyse von Fortsetzungsgeschichten: Kinder müssen Geschichten beenden

• Analyse von Kinderzeichnungen („Familie in Tieren“): Infos über Familie und Erfahrungen mit dieser

Ziel: „basale Ermutigung“ → grundsätzliche Ermutigung Probleme anzugehen

Explorative (Probleme finden) und interventive Phase (therapeutisch)

1. AufbaueinervertrauensvollenBeziehung

2. ErgründenundVerstehendesLebensplanes

3. InformationüberdenLebensplan(vonTherapeutanKlient;Deutung)

4. Unterstützung und Ermutigung zur „Umfinalisierung“ → Lebensplan verändern

➔ Ziel: Befreiung vom Ich-haften bzw. problematischen Lebensplan

KontaktzwischenFördererundKind

2. EntlastungvonBelastungen

3. EnthüllungdesLebensplanes

4. NeubelastungmitneuenAufgabendenensieausdemWeggegangenist

5. AblösungdesKlientenvondemBetreuer

➔ Ziel: Gemeinschaftliches Selbstbild stärken und integrieren

• Selbstständige Energie fördern

• Minderwertigkeitsgefühl minimieren

• Konstruktives Wachsen lassen der Person

• Selbsterkenntnis fördern

• Gemeinschaft ermöglichen

• Freiheit nutzen zur Einordnung in die Gemeinschaft

• —> Grundsätzlich Aktiivierung und Stärkung des Gemeinschaftsgefühs

Vernooji: Bezogen auf Kinder

- Stärkung des Selbstwertgefühls: Hinter V steht großer Komplex

- Unterstützung von sozial akzeptablen Kompensationen: Möglichkeiten suchen

- Behutsame Arbeit an Mustern des Erlebens: Umwelt positiv, unterstützend

• Wie erlebt Kind bestimmte Situationen, welche Minderwertigkeitsgefühle auslösen?

• Konstruktives Ausleben von Verhaltensweisen -> nicht auf Kosten anderer

• Frühe Prävention!

Mehr als individuelle Förderung: Relevanz für die Sonderpädagogik

• Erziehung als Prävention gegen das entstehen verfestigter Komplexen nutzen

• Pädagogen als „korrektiv“: Gefährdungen erkennen und Gegenpol bilden

• Pädagogische Einrichtungen so Ausrichten → das sie Arbeit leisten können

• Risikogruppen: Erleben als entscheidender Faktor (klassische Behinderungen und soziale Beeinträchtigungen)

• Hinterfragung der eignen Form von Autorität, des eigenen Wunsches zum „Lehrer-Sein“

Verhaltensauffälligkeiten

• Als neurotische Fehlhaltung: zeigen sich im Erleben und Verhalten

• Vernooij: Arten der Auffälligkeiten

  • Fehlkompensationen (externale Auffälligkeiten)→Hyperaktivität, Aggression

  • Dekompensationen (internale Auffälligkeiten) – Rückzug → Angst, Depression

• Um der eigenen Mutlosigkeit zu entkommen als „zielgerichtetes Arrangement“ sowie stabiles System mit „Krankheitsgewinn“

  • Ziel: eigener Mutlosigkeit entkommen → Rechtfertigung für Rückzug

  • Stabiles System trägt Betroffene aber die Problematik bessert sich nicht → Entlastung durch andere (heimliches Herrschen über andere)

  • “Krankheitsgewinn“: Krankheit wird durch Entlastung verschlimmert

    ➔ Nicht Gene und Milieu sind entscheidend, sie sind nur ein Rahmen → dasIndividuum entwickelt sich selbst