Gerbstoffe
“Gerben”
Überführen von tierischer Haut in Leder
Irreversible Fixierung und Vernetzung von Proteinen, vor allem Kollagenen, der Haut
verschiedene Verfahren, heute vor allem Mineralsalze (Chrom-, Aluminium-, Zirkoniumsalze)
bis vor ca. 100 Jahren Nutzung von Gerbstoffen pflanzlichen Ursprungs (“Tannine”)
Pflanzliche Gerbstoffe
Übersicht
Hydrolysierbare Gerbstoffe
Gallotannine
Ellagitannine
Kondensierte Gerbstoffe
syn: Catechingerbstoffe,
(kondensierte (eher selten)) Proanthocyanidine
Mischform: “komplexe Tannine”
“Lamiaceengerbstoffe
Phlorotannine aus Algen
Ester aus Zucker (auch Cylite/Zuckeralkohole) und Gallussäure, bzw. ihren Derivaten
Es können sich auch Esterbindungen zwischen mehreren Gallussäuren bilden —> Depside
Ester aus Zucker (auch Cyclite/Zuckeralkohole) und Gallussäure, bzw. ihren Derivaten
Oxidative Kopplung der Galloyleinheiten
Pflanzengallen
Abnormes Wachstum aufgrund von Reizen eines tierischen Fremdorganismus
Bsp.: Eiablage durch Gallwespen auf den Vegetationspunkt der austreibenden Knospen bestimmter Quercus-Arten
Stich von Blattläusen in Rhus-Arten
Gewinnung von “Tannin” aus Gallen:
Gemisch aus Estern der Glucose mit Gallussäure und 3-Galloylgallussäure
wässrige Extraktion und anschließende Aufreinigung der Galläpfel
Galle <—> ellaG
wichtig für die Bezeichnung der Ellagsäure
Syn.: Catechin-Gerbstoffe
Syn.: Proanthocyanidine
Monomere Einheiten: Flavan-3-ole
Biosynthese —> nach der Biosynthese der Flavonoide
Shikimisäureweg (Cumaroyl-CoA) + Polyketidweg (3x Malonyl-CoA)
Anthocyanidin-Reaktion:
Struktuelle Variationen und Nomenklatur
Sonstige Gerbstoffe
Depside: Ester organischer Carbonsäure
Rosmarinsäure:
Kaffeesäure + Hydroxymilchsäure
Lamiaceengerbstoffe: Schwach adstringierend
Phlobaphene
“Gerbstoffrote”
Hochmolekulare Oxidationsprodukte aus niedermolekularen Proanthocyanidinen durch Trocknen und Lagerung
keine adstringierenden Eigenschaften
keine Proanthocyanidinreaktion, vermutlich keine typischen C-4—> C-8 Interflavanverknüpfungen
chemisch nicht definiert
nicht wasserlöslich
farbgebende Pigmente (rot bis dunkelbraun) vieler Gerbstoffdrogen (Ratanhia-, Tormentillwurzel, u.a)
Adstringierende Eigenschaften
Reversible Wechselwirkungen
Vor allem Wasserstoffbrückenbindung und hydrophobe Wechselwirkungen: reversibel
Wirkung abhängig vom Polymerisationsgrad
DP3 bis ca. DP8: “oligomere Proanthocyanidine”
Anzahl OH-Gruppen, Galloylierung verstärkt die Wirkung
Hydrophobizität
sehr große sind besonders gut wasserlöslich
eher ein Nachteil
Bindung mit Wassermolekülen negativ für die Bindung mit den Proteinen
Flexibilität
Gallotannine leicht im Vorteil gegenüber Ellagitannine
Gilt auch für hydrolysierbare Gerbstoffe
Irreversible Wechselwirkungen
Irreversible Wechselwirkungen durch kovalente Bindungen
Oxidation zu Chinonen
Nucleophile Addition von bspw. Thiolen und Aminen in ortho-Position möglich
Definition “(pflanzliche) Gerbstoffe”
Meist phenolische, wasserlösliche Verbindungen, die mit Proteinen kovalente wie auch nicht-kovalente Bindungen eingehen und aufgrund dessen adstringierende Wirkung besitzen.
Gerbstoffhaltige Zubereitungen
Normalerweise lokale Anwendung auf Oberflächen und Schleimhäuten
unspezifische Durchfälle
Entzündungen des Mund- und Rauchenraums
Entzündungen des Genital- und Analbereichs
Oberflächliche Wunden
Herpes simplex labialis/genitalis
Bei Herpes:
Assoziation von Gerbstoffen mit Proteinen der obersten Haut- und Schleimhautschichten
Koagulationmembran
Abdichtung der Oberfläche
Interaktionen mit Proteinen der Virushülle, Bakterienzellwand etc.
Wirkung: Reizmildernd, entzündungs- und sekretionshemmend
Tormentillwurzelstock (Tormentillae rhizoma)
Ratanhiawurzel (Ratanhiae radix)
Eichenrinde (Quercus cortex)
Hamamelisblätter (Hamamelidis folium/cortex)
Weitere Gerbstoffdrogen
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