Depression: Haupt- und Nebensymptome
Hauptsymptome:
Niedergeschlagenheit/ gedrückte Stimmung
Interessenverlust
Antriebslosigkeit
Nebensymptome
Schlafstörungen
unbegründetet Selbstzweifel/ Schuldgefühle
Suizidalität/ wiederkehrende Gedanken an Tod
Appetitverlust oder gesteigerter Appetit
vermindertes Denk-/ Konzentrationsvermögen
psychomotorische Hemmung/ Agitiertheit
—> Vorliegen für mindestens zwei Wochen!
Depression: Einteilung Schweregrade
Immer erfüllt: Symptome länger als zwei Wochen, keine (hypo-) manischen Symptome, Ausschluss substanzinduziert oder organisch
Leicht: Mind. zwei Hauptsymptome + ein-zwei Nebensymptome
Mittelgradig: Mind. zwei Hauptsymptome + drei-vier Nebensymptome
Schwer: Alle drei Hauptsymptome + mind. fünf Nebenkriterien
Schwere depressive Episode mit psychotischen Symptomen: Kriterien einer schweren Depression + Halluzinationen bzw. Wahnideen oder depressiver Stupor
Differenzialdiagnosen unipolare Depression
Bipolare Störung
Dysthymie
Schizophrenie mit dominierender Negativsymptomatik
Anpassungsstörung
Burnout
Prämenstruelle dysphorische Störung
Medikamentös: ACE-Hemmer, Betablocker, AB (Metronidazol), Levodopa, orale Kontrazeptiva, Corticosteroide
Oragnisch: Hypothyreose, Mononukleose, Hirntumoren, Anämie, Lupus
Diagnostik Depression
Exploration
Psychopathologischer Befund
Medikamenten-, Sucht-, Sozial-, Suizidanamnese
gezieltes Abfragen depressiver Symptome
inkl. psychotischer Symptome!
Ausschluss organischer Ursachen
bei Erstmanifestation: Bildgebung Kopf
Labor —> Anämie, Hypothyreoidose
EKG, EEG
Ganzkörperstatus + neurologische Untersuchung
Red Flags organische depressive Ursache
fehlende psychosoziale Belastung
fokalneurologische Defizite
plötzlicher, schwerer Beginn
vorbestehende somatische Grunderkrankungen
psychotische Symptome
starke kognitive Defizite
Komorbiditäten Depression
Insgesamt häufig!
Angststörung
Zwangsstörung
Essstörung
Somatoforme Störung
Substanzmittelabhängigkeit
Persönlichkeitsstörungen
Therapie Depression
Allgemeines
Behandlungsphasen
Präferenz Patient:in —> Shared Decision Making
abhängig von Schweregrad, Verlaufsform, Therapieansprechen und -adhärenz
Akutphase: 6-12 Wochen, Psychoedukation, Behandlungsziele festlegen, Senkung Mortalität durch Suizid, berufliche und soziale Teilhabe herstellen, Symptomreduktion
Erhaltungsphase: Ziel ist Reduktion des Rückfallrisikos durch Fortführen der Akuttherapie, medikamentös 6-12 Monate, Psychotherapie individuell angepasste Dauer
Rezidivprophylaxe: Langfristige Verhinderung von Rezidiven durch Fortführen der Erhaltungstherapie, Dauer medikamentös mind. 2 Jahre, Psychotherapiedauer individuell sehr unterschiedlich
Medikamentöse Therapie bei unipolarer Depression
Wirkstoffgruppen und gängige Vertreter
unzureichende Response
immer im Rahmen eines therapeutischen Gesamtkonzepts
abhängig von Symptomausprägung
alleiniger Einsatz oder Kombi mit Psychotherapie möglich
Wirkstoffgruppen
SSRI (selektive Serotonin Reuptake Inhibitoren): Citalopram, Fluoxetin, Sertralin, Paroxetin
SSNRI (selektive Serotonin Noradrenalin Reuptake Inhibitoren): Venlaflaxin
SNDRI (selektive Noradrenalin Dopamin Reuptake Inhibitoren): Buprion
NSMRI (nicht-selektive Monoamin Reuptake Inhibitoren): Trizyklika wie Amitriptilin, Doxepin
MAO-Hemmer (Monoaminoxidase-Hemmer): Wirken intrazellulär dem Abbau entgegen, Moclobemid
α2AR-Antagonist (α2-Adrenorezeptor-Antagonist): Mirtazapin (Steigerung Noradrenalinfreisetzung an präsynaptischen α2-adrenergen Autorezeptoren, zusätzlich Histamin H1 —> sedierend!)
Johanniskraut
Augemenation (Lithium, atypische Antipsychotika)
Wechsel Antidepressivum (eig. nicht erste Wahl, aber häufig gemacht, andere Substanzklasse empfohlen)
Kombination zweier Antidepressiva: CAVE serotonerges Syndrom, unterschiedliche Substanzklassen sinnvoll
Nicht-medikamentöse Therapie bei unipolarer Depression
Psychotherapie
beste Datenlage für kognitive Verhaltenstherapie: Fokus auf Problemverhalten
Interpersonelle Psychotherapie: Psychische Störungen resultieren aus erfolgloser Anpassung an belastende Umweltbedingungen
Dynamische Psychotherapie: Fokus auf Gefühle und Beziehungen
Weitere
Entspannungsverfahren (progressive Muskelrelaxation)
Elektrokrampftherapie
Sport
Schlafentzugstherapie
Depressionen bei älteren
häufige Symptome: Kognitive Defizite, körperliche Beschwerden
Pharmakotherapie: CAVE Trizyklika -> anticholinerges Syndrom, start low go slow
hohes Risiko für Suizidalität
Delir
Definition
Arten
Epidemiologie
Definition: Komplexes hirnorganisches Syndrom mit qualitativer Bewusstseinsstörung
Arten Beispiele
postoperatives Delir
Entzugsdelir
Fieberdelir
30-40% der im Krankenhaus behandelten ü65-Jährigen
auf ITS bis zu 30%
Klinik/ Diagnosekriterien Delir (ICD-10-Kriterien)
A-F muss erfüllt sein!
A: Störung Bewusstsein/ Aufmerksamkeit
B: Störung Wahrnehmung (z.B. Gedächtnisstörung, Desorientierung)
C: Störung Psychomotorik -> Unruhe, auch hypomotorisches Delir möglich, Sprechgeschwindigkeit
D: Störung Tag-Nacht-Rhythmus
E: Akuter Beginn und Fluktuation im Tagesverlauf
F: Ausschluss organischer oder substanzinduzierter Ursachen
CAM (Confusion Assessment Method) -> Delir
Delir gilt als wahrscheinlich, wenn folgende Faktoren vorliegen
akutes Auftreten und fluktuierender Verlauf
Konzentrations- und Aufmerksamkeitsstörung
Denkstörung
Bewusstseinstörung
Risikofaktoren Delir
Alter
Demenz
Alkoholismus/ Einnahme psychotroper Substanzen
Z.n. Delir
Differenzialdiagnosen Delir
Manie
Korsakow
Wernicke-Encephalopathie (Vit. B1 Mangel)
Drogenintoxikation
Delir Ursachen
Vielfältig —> im Grunde alle psychosozialen Stressoren
hirneigen (neurodegenerativ -> Demenz, andere hirnorganische Prozesse -> Encephalopathien)
systemisch (Exsikkose, Hypo-/Hyperglykämien, Sepsis, schwere Infektionen, Urämie)
Medikamente, Drogen
Schmerzen
Ortswechsel, häufiger Wechsel der Bezugspersonen
Diagnostik Delir
vollständige körperliche + neurologische Untersuchung
psychopathologischer Befund
Labor: Toxscreen, Urämie, Elyte, Leberparameter, CRP, kleines BB
Ustix
evtl. Liquordiagnostik
evtl. EKG, Bildgebung Kopf
Therapie Delir
allgemein
nicht-medikamentös
medikamentös
Kausal: Finden und Beseitigen der Ursache!
Allgemein: Flüssigkeitssubstitution, Schutz vor Eigen- und Fremdgefährdung
Nicht-medikamentös: Entspannte Umgebung, feste Bezugspersonen, Anwesenheit von Angehörigen, fester Tag-Nacht-Rhythmus
Medikamentös: Wenn Eigen- oder Fremdgefährdung, ansonsten eher kritische Indikation
niedrigpotente Antipsychotika (Melperon, Pipamperon) bei ausgeprägter Unruhe oder Schlaflosigkeit
hochpotente und atypische Antipsychotika (Haloperidol, Risperidon) bei massiven Erregungszustände, psychotischer Symptomatik
Benzos: Bei Älteren nicht Mittel der ersten Wahl!
Alkoholabhängigkeit Defintion
Substanzgebundene Abhängigkeit von Alkohol, meist mit
Vernachlässigung anderer Interessen
Toleranzentwicklung
Kontrollverlust
Differenzialdiagnosen Alkoholabhängigkeit anhand Fall
Depression
andere Substanzabhängigkeit
Diagnosekriterien ICD-10 (6 Stück)
Craving
Vernachlässigung anderer Interessen/ Aktivitäten
Fortführen des Konsums trotz körperlicher Symptome
Entzugssymptome
CAGE
Einfacher Screening Test zur groben Orientierung
C (Cut down drinking): „Haben Sie jemals daran gedacht, weniger zu trinken?“
A (Annoyed): „Ärgert Sie die Kritik Ihres Umfelds an Ihrem Alkoholkonsum?“
G (Guilty): „Empfinden Sie Schuldgefühle aufgrund ihres Trinkverhaltens?“
E (Eye opener): „Brauchen Sie morgens nach dem Aufwachen Alkohol, um leistungsfähig zu werden?“
Jede positiv beantwortete Frage entspricht einem Punkt
Zwei oder mehr Positiv-Antworten: Wahrscheinlicher Alkoholmissbrauch bzw. Alkoholabhängigkeit
Alkoholentzugssyndrom
Verlauf
Symptome
Komplikationen
Beginn innerhalb weniger Stunden nach Dosisreduktion/ Abstinenz
Dauer ca. 3-7 Tage
vegetativ: Schwitzen, Tachykardie, Hypertonie, Tremor
psychisch: Konzentrationsstörungen, psychomotorische Unruhe (Nesteln), ängstliche Stimmung, depressive Verstimmung
Weitere: Übelkeit, Erbrechen, Diarrhoe, Kopfschmerzen, Muskelkrämpfe
vegetativ/ somatisch: Herzrhythmusstörungen, hypertensive Krise, Elektrolytentgleisunge, Krampfanfälle
Therapie Alkoholabhängigkeit/ Entzugstherapie
Allgemein: Veränderungsmotivation schaffen!
körperliche Entgiftung (keine ausreichende alleinige Therapie)
qualifizierter Entzug (Motivierungsphase, interdisziplinäres Team, stationär oder teilstationär, i.d.R. 3 Wochen)
Entwöhnung (Postakutbehandlung)
Adaptation: Wiedereingliederung Alltag
Nachbetreung
Medikamente: Anticraving-Substanzen (z.B. Naltrexon), bei Alkoholentzugssyndrom Benzos ODER Clomethiazol, Carbamazepin (Antikonvulsivum) MONOTHERAPIE möglich (bei Anfällen in der Vergangenheit additiv)
Somatische Begleiterkrankungen Alkoholabhängigkeit
Gastritis, Ösophagitis
Vitaminmangelerkrankungen (B1, B12)
ethyltoxische Leber
Pankreatitis
Kleinhirndegeneration
Dermatozoenwahn Definition + Ursachen
Defintion: Überzeugung, dass Insekten oder andere Tiere in der Haut leben, Sonderform der organischen Halluzinose
Ursachen: Andere psychiatrische Erkrankungen
Schizophrenie
tritt im Rahmen zerebraler Arteriosklerose auf
substanzinduziert (Amphetamine, Kokain)
Differenzialdiagnosen Dermatozoenwahn/ Krankheiten mit massivem Juckreiz
Leberinsuffizienz
Urämie
juckende Dermatosen
tatsächlicher Parasitenbefall
Lymphome
Diabetes mellitus
Hypochondrie
Diagnostik bei Dermatozoenwahn
Eigen- und Fremdanamnese
Ausschluss somatischer Erkrankungen
Therapie Dermatozoenwahn
Schwierig! Feste Überzeugung somatisch erkrankt zu sein!
Behandlung einer eventuellen Grunderkrankung
Antipsychotika (z.B. Risperidon, Olanzapin, Quetiapin)
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