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Psycholinguistik

KA
by Kristina A.

Spracherwerb (Lerntheorien)

Behaviorismus

Nativismus, Poverty of Stimulus-Argument

Beim Spracherwerb gibt es verschiedene Lerntheorien, die den Prozess des Erlernens einer Sprache erklären. Zwei prominente Theorien sind der Behaviorismus und der Nativismus. Hier ist eine kurze Erklärung dieser beiden Theorien:

1. Behaviorismus: Der Behaviorismus, entwickelt von B.F. Skinner, betrachtet den Spracherwerb als Ergebnis von Umweltreizen und Verstärkung. Nach dieser Theorie lernen Kinder Sprache durch Imitation und durch die Verstärkung von richtigen sprachlichen Ausdrücken durch ihre Eltern oder Bezugspersonen. Sie erwerben Sprache, indem sie auf Reize reagieren und belohnt werden, wenn sie korrekt sprechen. Der Fokus liegt auf der äußeren beobachtbaren Verhaltensweise.

2. Nativismus, Poverty of Stimulus-Argument: Der Nativismus, vertreten von Noam Chomsky, betont hingegen die angeborene Fähigkeit des Menschen, Sprache zu erwerben. Chomsky argumentiert, dass Kinder mit einem angeborenen Spracherwerbsmechanismus ausgestattet sind, der es ihnen ermöglicht, Sprache zu erlernen, auch wenn die sprachlichen Reize in ihrer Umwelt begrenzt sind. Das "Poverty of Stimulus"-Argument besagt, dass die sprachlichen Eingaben, mit denen Kinder konfrontiert sind, nicht ausreichen, um die Komplexität der Sprache vollständig zu erklären. Daher müssen Kinder über sprachliche Strukturen und Regeln verfügen, die sie in der Umgebung nicht explizit gelernt haben.

Nativistische Theorien betonen die Rolle von angeborenen sprachlichen Fähigkeiten, wie der Universalgrammatik, die es Kindern ermöglichen, sprachliche Strukturen zu erfassen und zu verarbeiten. Die Umgebung liefert dabei lediglich den Input, der den Spracherwerb auslöst und unterstützt. Diese Theorie legt den Fokus auf die interne sprachliche Kompetenz der Kinder.

Beide Theorien haben zur Erforschung des Spracherwerbs beigetragen, und es gibt auch andere Ansätze und Hybridmodelle, die Aspekte aus beiden Theorien integrieren. Der Spracherwerb ist ein komplexer Prozess, der weiterhin ein wichtiges Forschungsfeld in der Linguistik ist.

Sprachverstehen

Ambiguitäten: Lokal, Global, Garden-Path-Sätze

Garden-Path-Modell

Beim Sprachverstehen befasst man sich mit der Art und Weise, wie wir als Hörer oder Leser Sprachinformationen aufnehmen, verarbeiten und interpretieren. Ambiguitäten sind dabei eine wichtige Herausforderung, da sie zu Mehrdeutigkeiten in der Interpretation von Sätzen führen können. Hier sind einige Arten von Ambiguitäten im Sprachverstehen:

1. Lokale Ambiguität: Lokale Ambiguität tritt auf, wenn es innerhalb eines Satzes zu einer mehrdeutigen Phrase oder einem mehrdeutigen Ausdruck kommt. Ein Beispiel dafür ist der Satz: "Sie sah den Mann mit dem Fernglas." Hier kann die Frage entstehen, ob "mit dem Fernglas" sich auf "sie" oder auf "den Mann" bezieht.

2. Globale Ambiguität: Globale Ambiguität bezieht sich auf Mehrdeutigkeiten, die durch den gesamten Satzverlauf entstehen. Ein Beispiel ist der Satz: "Der alte Mann denkt, er kann immer noch gut spielen." Hier ist unklar, ob der alte Mann glaubt, dass er immer noch gut spielen kann, oder ob jemand anderes dies denkt.

3. Garden-Path-Sätze: Garden-Path-Sätze sind spezielle Sätze, die den Hörer oder Leser zunächst in die falsche Richtung führen, bevor sie eine überraschende oder unerwartete Interpretation erfordern. Diese Sätze führen oft zu temporären Missverständnissen und erfordern eine Neubewertung. Ein Beispiel ist der Satz: "Der alte Mann schüttelt die Hand liegt auf dem Tisch." Hier erwartet man zunächst, dass "schüttelt" sich auf den Mann bezieht, aber es bezieht sich tatsächlich auf "die Hand".

Das Garden-Path-Modell ist ein Modell des Sprachverstehens, das sich auf die Verarbeitung und Interpretation von Garden-Path-Sätzen konzentriert. Es postuliert, dass Hörer oder Leser in solchen Sätzen zunächst eine oberflächliche, aber falsche Interpretation wählen, basierend auf den initialen Informationen. Dann erfordert die Aufrechterhaltung dieser Interpretation eine Umstrukturierung oder Reanalyse der bereits verarbeiteten Information. Das Garden-Path-Modell untersucht die kognitiven Prozesse, die bei der Verarbeitung solcher Sätze auftreten, und wie die Mehrdeutigkeiten bewältigt werden können.

Die Untersuchung von Ambiguitäten und Garden-Path-Sätzen trägt dazu bei, unser Verständnis des Sprachverstehens und der kognitiven Prozesse zu vertiefen, die beim Lesen oder Hören von sprachlichen Äußerungen eine Rolle spielen.

Sprachproduktion

Versprecher (Klassifikation)

Versprecher sind sprachliche Fehler oder Unflüssigkeiten, die während der Sprachproduktion auftreten können. Sie können verschiedene Formen annehmen und basieren auf unterschiedlichen Ursachen. Hier sind einige Arten von Versprechern:

1. Lautversprecher: Bei Lautversprechern kommt es zu einer Vertauschung, Substitution oder Verwechslung von Lauten in einem Wort. Zum Beispiel könnte jemand "Kugel" anstelle von "Bugel" sagen.

2. Silbenversprecher: Silbenversprecher treten auf, wenn Silben in einem Wort vertauscht oder falsch platziert werden. Ein Beispiel wäre das Versprechen von "Telefon" zu "Fotelefon".

3. Wortversprecher: Wortversprecher treten auf, wenn ein falsches Wort anstelle des beabsichtigten Wortes verwendet wird. Dies kann auf ähnlichen Klang oder Bedeutung der Wörter zurückzuführen sein. Zum Beispiel könnte jemand "Ich werde das Auto kaufen" anstelle von "Ich werde das Buch kaufen" sagen.

4. Morphologische Versprecher: Bei morphologischen Versprechern kommt es zu einer falschen oder unvollständigen Anwendung von Morphemen in einem Wort. Ein Beispiel wäre die Bildung des Wortes "Laufhaus" anstelle von "Laufschuh".

5. Satzversprecher: Satzversprecher treten auf, wenn die Reihenfolge oder Struktur von Sätzen versehentlich geändert wird. Zum Beispiel könnte jemand sagen: "Ich werde morgen ins Büro gehen, ich meine, in die Schule gehen."

Versprecher können auf verschiedene Faktoren zurückzuführen sein, wie z.B. kognitive Prozesse, sprachliche Verarbeitungsgeschwindigkeit, Aufmerksamkeit oder auch Müdigkeit. Sie sind in der Regel unbeabsichtigt und können bei jedem Menschen gelegentlich auftreten. Sie werden oft als normale Teil des Sprachgebrauchs betrachtet, es sei denn, sie sind sehr häufig oder haben einen erheblichen Einfluss auf die Verständlichkeit der Sprache.

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Kristina A.

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