Adhäsion - Definition
physikalische Zustand einer Grenzflächenschicht
in Kontakt zwischen zwei Phasen
molekulare Wechselwirkungen in Grenzflächenschicht hervorgerufene mechanische Zusammenhalt
verschiedene Adhäsionstheorien gibt.
Adhäsion Unterscheidung
Mechanisch/Mikromechanisch
“Verzahnung mit Unebenheiten der Oberfläche
Chemische Bindungen
Primäre Bindung:
ionisch = 600-1.200 kJ/mol
kovalent = 60-80 kJ/mol
Sekundäre Bindung
Wasserstoffbrücken = 50 kJ/mol
van der Waals-Kräfte = 20-40 kJ/mol
Erfinder der Schmelzätzung
-> Micheal Buonocore, 1955
“A SIMPLE METHOD OF INCREASING THE ADHESION OF ACRYLIC FILLING MATERIALS TO ENAMEL SURFACES”
Applikation von Phosphorsäure auf Schmelz
Adhäsion auf Schmelz - Voraussetzungen
raue Oberfläche
optimale Benetzbarkeit der Oberfläche
niedere Viskosität des Adhäsiv
Schmelz-Ätztechnik (SÄT) - Voraussetzung
zwei Schritte erforderlich
erstens: Conditioner (Säure) -> Aufgabe: retentive Oberfläche
zweitens: Adhäsiv/Bond -> Aufgabe: mikromechanische Verankerung durch dünnfließenden hydrophoben Kunststoff
SÄT bei Fissurenversiegelung
Präarierte Dentinoberfläche
links oben: Diamantbohrer
rechts oben: US-Diamant
links unten: AlO2
rechts unten: Laser
Problematik: Smear layer bedeckt Dentintubuli in fast allen Fällen
Smear layer nach Präparation
1-5 μm dicke Schicht auf präpariertem Dentin aus:
Zahnhartgewebstrümmer
Zelltrümmer
Mikroorganismen
Dentinliquor
Speichelbestandteile
Verschluss der Dentintubuli durch Smear „plugs“ (bis 10 μm)
nicht mit Wasserspray oder Wattepellets entfernbar
CAVE: Haftung nicht stark genug, um direkt adhäsiv auf Smear layer zu befestigen
Vergleich Zahnhartsubstanzen nach Ätzvorgang
Schmelz
Oberflächenvergrößerung
Erhöhung Oberflächenenergie -> bessere Benetzbarkeit
Mikroretentives Schmelzätzmuster
Dentin
Smear Layer aufgelöst -> Tubuli eröffnet
Demineralisation des oberflächlichen Dentins
Freilegung der Kollagenfasern
Adhäsion zum Dentin
Conditioner (Säure)
Aufgabe: retentive Oberfläche
Primer
Aufgabe: benetzbare Oberfläche
Adhäsiv/Bond
Aufgabe: mikromechanische Verankerung
Dentinkonditionierung
Ätzest im Dentin max. 15 Sekunden
Schmierschichtauflösung mit Eröffnung der Tubuli
Partielle Entkalkung am Übergang zum unveränderten Dentin (mikroretentive Strukturen)
Entfernung peritubulären Dentins
Dentinkonditionierung: Trocknen der geätzten Dentinoberfläche
Re-wetting -> Wiederanfeuchten des Kollagenetzwerks
Möglichkeiten:
Wasser
wasserbasierte Primer (bei längerer Applikation)
Amphiphiles Monomergemisch (kurze, kleine Monomere)
bleibt auf Verdunsten des Lösungsmittels auf Dentin zurück
Aufgabe: Verbesserung der Benetzbarkeit+ Hydrophobisierug
Beispiel: HEMA (Hydroxyethylmethacrylat)
Mögliche Lösungsmittel im Primer + Vor- und Nachteile + Beispiele
gute Wiederaufrichtung kollabierten Kollagengeflechts
schwierige Verdunstung (geringere Flüchtigkeit)
Aceton (z.B. Prime&Bond NT)
empfindlich gegen Dentinaustrocknung -> keine Wiederaufrichtung des Kollagens
leichte Verdunstung
Ethanol bzw. Ethanol/Wasser Gemisch (z.B. OptiBond FL)
Wiederaufrichtung kollabierten Kollagengeflechts
erleichtere Verdunstung
Adhäsiv - Aufgabe
Aufgaben:
Verankerung im partiell entkalkten Dentin + Tubuli
Stabilisation der Hybridschicht
versiegelte Dentinfläche
chem. Verbund zum Restaurationsmaterial
großteil hydrophobes Monomergemisch (längere, größere Monomere)
kein Lösungsmittel
Hybridschicht: Mischzone aus demineralisiertem Dentin (freigelegter „Kollagenschwamm“) und Adhäsiv (niedrigvisköser Kunststoff)
Adhäsivtags in Dentintubuli
Klassifikation der Adhäsivsysteme
3-Step etch&rinse Adhäsivsystem - Beispiele
Beispiele:
Optibond FL
Scotchbond Multi-Purpose
ART Bond
(Syntac Classic)
2-Step self-etch - Beispiele
Primer enthält schwache Säure oder saure Monomere die
ätzen und primen gleichzeitig
Schmierschicht wird aufgelöst aber nicht entfernt
Clearfil SE Bond
AdheSE
Clearfil Protect Bond
Optibond XTR
2-Step self-etch - Vor- und Nachteile
Vorteile:
Nur 2 Schritte
Demineralisationstiefe = Penetrationstiefe
Niedrige Rate an postoperativen Sensibilitäten
sehr gute Dentinhaftung
Nachteile:
Schmelzverbund ungünstiger als bei etch&rinse Adhäsiven
abhängig von Azidität der sauren Monomere
2-Step etch&rinse - Beispiele
Scotchbond 1XT
Optibond Solo
Prime&Bond NT
2-Step etch&rinse - Vor- und Nachteile
guter Schmelzverbund dank Phosphorsäure (vergleichbar wie bei 3- step-Adhäsiven)
Kompromiss zwischen Penetrationsfähigkeit und mechanischer Stabilität
enthalten meistens kein/kaum Wasser -> wet bonding bzw. rewetting zur Vermeidung von Postsensibilitäten erforderlich
In-vitro und in-vivo Daten meist schlechter als für 3-step Adhäsive
oftmals Auftragen in mehreren Schichten empfohlen -> keine Zeitersparnis
1-Step Self Etch - Beispiele
Beispiel:
iBond SE
G-Bond
S3 Bond
One Coat 7
AdheSE One F
1-Step Self Etch - Vor- und Nachteile
Nur 1 Schritt - starke Vereinfachung
Niedrige Rate an postoperativen Sensibilitäten (?)
mehrere Schichten erforderlich um Adhäsion sicherzustellen -> keine Zeitersparnis
stark hydrophile Adhäsivschicht -> dichte Dentinversieglung?
Schmelzverbund?
Zeitstrahl dentaler Adhäsion
Haftwerte verschiedener Adhäsive
Randspaltanalyse
Self-etch Adhäsivsystem - Haftung im Dentin vs 2-step self etch
Bessere in-vitro + in-vivo Daten für 2-step self-etch Adhäsiv (Clearfil SE Bond) im Vergleich zu verschiedenen 1-step self-etch Adhäsiven
Problematik stark hydrophiler Adhäsivsysteme
Dünne und hydrophile Adhäsivschichten wirken als semipermeable Membran
keine Verhinderung von Diffusion von Dentinliqour durch Adhäsivschicht auf Kontaktfläche zum hydrophoben Komposit
Kompensation der Schwächen vereinfachter Adhäsivsysteme
mehrere Schichten
zusätzlich hydrophobe Deckschicht
zusätzliches Ätzen + hydrophobe Deckschicht
CAVE: ähnlicher Aufwand wie 3-step Systeme
Fazit Adhäsiver Verbund
vereinfachte Adhäsivsysteme meistens mit schlechterer Effektivität
Etch&rinse Systeme (Phosphorsäureätzung) führen zu besseren Rändern im Schmelz
sehr gute Dentinhaftung für einige 2-step self-etch
3-step (etch-and-rinse) Adhäsive (Optibond FL) als „Goldstandard“ für Schmelz und Dentin
auch sehr gute Effektivität für 2-step self-etch Systeme im Dentin
Dentinadhäsion - Probleme
Reduktion der Haftwerte mit der Zeit
Nanoleakage: Penetration von oralen und pulpalen Flüssigkeiten in die Porositäten im Bereich der Hybridschicht -> Nachweis mit Silbernitrat)
Kollagendegradation
Hydrolyse und enzymatischer Abbau durch Matrix Metalloproteinasen (MMPs)
(Spaltung von Peptidbindungen)
Verhinderung der Biogradation
CHX kann Kollagendegradation nur hinauszögern aber
nicht verhindern
Weiterentwicklung der self-etch Adhäsive
sehr gute Haftwerte auf Dentin
verbesserte Effektivität auch für neuere 1-step-self-etch Systeme
Unterschiede self-etch Adhäsive
Chemische Haftung zum Dentin
-> AD concept (adhesion-decalcification concept)
Phase 1:
ionische Bindung sauren Monomers an Ca2+ im HAP und Herauslösen von PO4^3- und OH-
Phase 2:
in Abhängigkeit von der Löslichkeit des entstandenen Kalziumsalzes (Ca + Monomer) entweder stabile chemische Bindung oder Debonding
10-MDP Monomer
effektivstes funktionelles Monomer
erreicht Dentin Bonding
möglicherweise: Hydrolyse inhibieren und Ermüdungsbrüche
Strategie für dauerhafte Adhäsion
mildes self-etch Adhäsiv (2-step oder 1-step)
Spezielle funktionelle Monomere (z.B. MDP) mit hoher Affinität zu Hydroxylapatit
Selektive Schmelzätzung
Versehentliche Dentinätzung mit Phosphorsäure bei self-etch Adhäsiven schädlich?
The enamel bonding performance of the tested 2-step self-etching adhesives is improved when phosphoric acid is applied on enamel selectively.
When self-etching adhesives were used under etch-and-rinse conditions, marginal quality in dentin was significantly reduced
Phosphoric acid etching has to be strictly limited on enamel for AdheSE and Clearfil SE Bond.
Universaladhäsive
toleranz gegenüber Dentinätzung ( gleiche Haftwerte im Dentin im etch&rinse oder im self-etch Modus)
Chemische Haftung an Hydroxylapatit (Kalzium) durch 10-MDP Monomer
Primer für indirekte Werkstücke (mit Silanfunktion)
Bessere Penetration ins Dentin im etch&rinse Modus
keine signifikanten Unterschiede in der Dentinhaftung zwischen self-etch und etch&rinse Anwendungsmodus
Universaladhäsive: macht eine hydrophobe Deckschicht Sinn?
...the universal adhesives seemed to benefit from a highly filled extra bonding layer, considering that the higher bond strength was most often recorded when the universal adhesives were applied as primer and followed by the extra bonding layer.
Universaladhäsive: keine Biodegradation im Dentin im self-etch Modus?
Selbstadhäsive Komposite
routine clinical application of SACs should be carefully considered
Moderne Adhäsivtechnik
Universaladhäsiv reduzieren Aufwand, Techniksensitivität und Fehleranfälligkeit bei nahezu vergleichbarer Effektivität wie konventionelle Mehrfalschenadhäsive
„Selektive“ Schmelzätzung für optimale Schmelzhaftung auch bei Universaladhäsiven
aber: Mehrflaschenadhäsive sind bei korrekter Anwendung nach wie vor der Maßstab
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