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8_Ruanda

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by Lea L.

Strukturelle Faktoren der genozidalen Gewalt 1990-1994

1) Ethnisierte Herrschaft: Das Regime von Gregoire Kaybanda

Ethnokratie mit verengter Machtbasis

  • autoritäre bis diktatorische Einparteienherrschaft der MDR-Parmehutu, gestützt auf die Heimatregion in zentral Rwanda

    • Ausschluss der Hutu im Norden

    • Exklusion von Tutsi

  • limitierte Machtbasis da adurchaus verfeindete Gruppen

Ressourcenmangel und Landrechtsverletzung/-konflikte

  • Unter Kaybanda kein nationales Entwicklungsprojekt (hin zu Modernisierung)

  • Flüchtlingsgemeinschaften

Selektiver Genozid in Burundi 1972 von Tutsi an Hutu

  • Ausgelöste Flüchtslingsbewegung destabilisierte Rwanda

2) Gescheiterte Modernisierung: Das Regime von Juvenal Habyarimana (73-94)

  • 1973 nutzte er das durch Fluchtbewegung, Ressourcenmangel instabile System für einen Staatsstreich

Modernisierungs Ethnokratie

  • Veränderte Herrschafts- und Entwicklungsmodell

    • Bäuerlicher Kapitalismus, bei starker außenwirtschaftlicher Abhängigkeit, Verbleib im primär Sektor, keine Tendenz für Strukturwandel

    • Keine Lösung für ethno-soziale Frage oder Flüchlingsproblematik

Machtbasis

  • Militär und ethno-regionale Unterstützung aus dem Norden und seiner Heimatregion

  • “politisch gesäubert” Autokratie / Entwicklungsdiktatur

    • Einheitspartei

    • Fassadenwahlen

Reform Tendenzen

  • Im Geschäftsleben, Bildungsbereich und öffentlichen Diensten konnten Tutsi Fuß fassen

  • Zugnag zu politischer Macht blieb verschlossen

3) Unterstützung internationaler Entwicklungshilfen als Verfestigung des bäuerlichen Kapitalismus und Blockade für Strukturwandel im Sinne einer Tertiärisierung

  • Modell des bäuerlichen Kapitalismus als moderne marktwirtschaftliche Entwicklung wurde 1989-90 stark durch hohe Entwicklungshilfeleistungen unterstüzt, die auch Staatsausgaben enorm hebelten ABER

  • Modernisierungsideologie allerdings wenig erfolgreich, da Rwanda am Ende ein armer Agrarstaat geblieben war

    • geringe Industrialisierung, enorm abhängig von außenwirtschaftlichen Schwankungen

  • Hohe Bevölkerungsdichte verbunden mit Landknappheit und der Frage nach Bodenrechten als sozialer Sprengstoff

    • Gerade bei bäuerlichem Kapitalismus-Modell Landrechte von essenzieller Bedeutung




Akteursanalyse im internen Eskalationsprozess

  • Starke Zersplitterung und Konkurrenz innerhalb verschiedener Akteursgruppen

Reformer (bis 1994):

  • MDR: Nachfolger der MDR-Parmehutu (Einparteienherrschaft unter Kaybanda) vertraten insbesondere Interessen der Hutu im Süden des Landes

  • Sozial-demokratische Parteien, christ-demokratische Parteien und liberale Parteien, die teilweise auch Unterstützung von Tutsi-Leuten erfuhren

(vermeintliche) Bewahrer:

  • Partei des Hutu-Präsidenten Habyarimana

  • Umbenennung seiner Partei in Mouvement Republican pour le Developpement et la Democratie (MRND)

  • Etikettenschwindel; lediglich auf internationalen Druck war Habyarimana bereit ein Mehrparteiensystem einzuführen, wobei er sich weitreichende Vollmacht vrobehielt (limited spoiler, da eingeschränkt durch internationalen Druck/Aufmerksamkeit)

Spoiler:

  • formatierten sich in der CDR (gegründet aus extremistischen Anhängern Habyarimanas Partei MRND und Habyarimana’s Unterstützung) und zeichneten sich durch Hutu-Chauvinismus aus (rassisitsch), bauten sich systematisch in Milität, Milizen und Medien (extremistisches Radio) eine Machtbasis auf

  • Kleiner engerer Machtzirkel (Akazu = “kleines Haus”), vor allem aus dem Nordwesten Rwanda’s, der durch Verbindung Chauvinismus und Militär geprägt war (u.a. Habyarimana’s Frau teil dessen)

    • Ethnokratie mit limitierter Machtbasis, denn spiegelten nur einen Teil der Hutu wieder

  • Aufbau von Milizen, die MRND (Habyarimanas direkte Partei) und CDR nahestanden

    • Ab 1990 starke Zunahme der Mitglieder; Maßnahmen zur sozialen Ligitimation fruchteten (Fußballclubs für Straßenkinder)

    • 1992 wurden Milizen trainiert und ausgebildet, Waffenlager angelegt

=> Vorbereitung auf Völkermord der Tutsis


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Lea L.

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