Hydrocephalus
Definition
Einteilung + Ursachen
Definition: Von der Norm abweichende Erweiterung der (inneren und/ oder äußeren) Liquorräume
Einteilung
Verschlusshydrocephalus (=Okklusionshydrocephalus): Behinderung der Liquorzirkulation, z.B. durch Tumoren, intraventrikuläre Blutungen, Arnold-Chiari-Malformation
Hydrocephalus malresorptivus: Unzureichende/ fehlende Resorption, z.B. durch entzündliche ZNS-Erkrankungen, intraventrikuläre Blutungen
Hydrocephalus hypersecretorius: Gesteigerte Liquorproduktion, z.B. durch Plexuspapillom oder entzündlicher Reizung des Plexus choroideus
Hydrocephalus e vacuo: Bei primärer Hirnatrophie anderer Genese, Erweiterung innerer + äußerer Liquorräume, aber kein Hirndruck!
Normaldruckhydrocephalus: Missverhältnis zwischen Produktion und Absorption, Kommunikation zwischen äußeren und inneren Liquorräumen intakt, Druckspitzen in inneren Liquorräumen -> ventrikelnah verlaufende Bahnen werden geschädigt -> Hakim Trias
Hydrocephalus Diagnostik
Anamnese: Klassische Symptome, Hirndruck, Vorerkrankungen (Diabetes, Hypertonus = Risikofaktoren), Voroperationen, Medikamente
Neurologische Untersuchung
Bildgebung: CT oder MRT, bei Kindern Sono evtl. möglich
Liquordiagnostik: Bei V.a. Okklusionshydrocephalus wegen Einklemmungsgefahr KI
Fragestellung: Entzündung, Demenz
Druckmessung
Spinal-Tap: Ablassen von Liquor führt zu Symptomverbesserung -> Normaldruckhydrocephalus
Symptome Hydrocephalus
Variabel (akut vs. chronisch, Art des Hydrocephalus)
Hakim Trias -> Normaldruckhydrocephalus
Demenz
Gangstörung
Harninkontinenz
Weitere: Erbrechen, Kopfschmerz, Gangstörung, Bewusstseinseintrübung, Antriebsstörungen (chronischer H.),
Kinder: Vertikale Blickparese, Abducensparese, Sonnenuntergangsphänomen, Makrocephalus
Therapie Hydrocephalus
bei Verlegung der Liquorräume -> operative Entlastung
kurzfristig: EVD (Kocher-Punkt = Landmarke für frontale Bohrlochtrepanation)
Shunt, idR VP-Shunt: Wichtige Bestandteile eines Shunts sind Ventil (ermöglicht Einstellen des Öffnungsdrucks von außen) und Reservoir (zur Liquorentnahme + Hirndruckmessung)
bei Normaldruckhydrocephalus und KI OP: Regelmäßige Entlastungs-LPs möglich
Was sieht man in der Bildgebung bei Hydrocephalus?
erweiterte Liquorräume -> Wo? Außen oder innen? Symmetrisch oder asymmetrisch?
evtl. Ursache für Erweiterung -> Tumor, Hirnblutung
Beurteilung des Hirnparenchyms -> Atrophie? Periventrikuläre Hypodensitäten („Polkappen“) im CT: Wahrscheinlich durch den Übertritt von Liquor(Liquordiapedese)
Liquor/ Liquorräume
Produktionsort
Resorptionsort
Übergänge
Produktionsort: Plexus choroidei in inneren Liquorräumen (nicht in allen)
Resorptionsorr: Granulationes subarachnoidales im Subarachnoidalraum
äußerer Liquorraum = Subarachnoidalraum
innere Liquorräume = zwei Seitenventrikel (I+II) -> Foramen Monroi -> dritter Ventrikel -> Aquaeductus mesencephali (cerebri) -> vierter Ventrikel -> lateral: Aperturae laterales ventriculi quarti (Foramina Luschkae)/ dorsal: Apertura mediana ventriculi quarti (Foramen Magendii) -> Subarachnoidalraum
Glasgow Coma Scale
9-12 mittelschwere Vigilanzminderung
<=8 schwere Vigilanzminderung
Basismaßnahmen bei Schädel-Hirn-Trauma
30°-OK-Hochlagerung (bei Polytrauma nicht mgl)
Kopf achsengerecht lagern
Sauerstoffgabe (Ziel 90-94%)
Analgosedierung und Beatmung (GCS <=8)
pCO2 35-40 mmHg
MAP 90-100 mmHg
Volumengabe ung ggf. Vasopressoren
Normothermie
Elektrolyte, HKT, Hb in Norm, BZ <150 mg/dl
Subarachnoidalblutung
Symptome
Definition: Einblutung in den liqurgefüllten Subarachnoidalraum = intrakranielle-extrazerebrale Blutung
plötzlicher Vernichtungskopfschmerz holozephal mit Ausstrahlung in Nacken, Rücken
Vegetativ: Übelkeit, Erbrechen, Schwitzen, Kreislaufstörungen
Meningismus
Vigilanzminderung
Okkulomotoriusparese, Sehstörungen, Paresen anderer Hirnnerven
Prodromi: Heftiges, vorübergehendes Kopfschmerzereignis Tage/ Wochen vor der Blutung durch sogenannte “Warnblutung”
Einteilung SAB
Nach Hunt und Hess: Je höher der Grad, desto schlechter Outcome und desto höher Letalität
1
Asymptomatisch oder leichter Kopfschmerz und/oder leichter Meningismus
2
Mäßige bis starke Kopfschmerzen, Meningismus, möglich: Hirnnervenausfälle
3
Somnolenz und/oder Verwirrtheit und/oder leichte fokal-neurologische Ausfälle
4
Sopor, mäßige bis schwere fokal-neurologische Ausfälle, vegetative Störungen
5
Koma, Zeichen der Einklemmung
Diagnostik bei SAB
cCT: Methode der ersten Wahl! Schnell und universell!
Nativ: Nachweis von subarachnoidalem Blut (hyperdens) insbesondere in basalen Zisternen und Sulci
CT Angio: Wenn Nativ + Angio negativ -> 99% keine SAB (aktuelle Leitlinien: Statt Angio erst LP), kann Aneurysmen > 3mm darstellen
LP: Nur wenn Nativ CT nicht eindeutig + keine Hirndruckzeichen! 8-12h nach Symptombeginn, Drei-Gläser-Probe (bei SAB konstanter Blutgehalt), Zelldifferenzierung (hämosiderinhaltige Makrophagen)
Digitale Subtraktionsangiografie: Zum Nachweis Aneurysma, innerhalb 72h nach Symptombeginn, möglichst früh, Entscheidung über Therapie
Coiling (kann währenddessen erfolgen)
Clipping
ggf. MRT bei subakuter Symptomatik und zur differenzialdiagnostischen Abklärung (bessere Darstellung kleiner Blutunsareale)
Ursachen und Risikofaktoren SAB
Traumatisch (bei schwerem SHT)
Nicht-traumatisch
nicht-aneurysmatisch (AVM, Durafistel)
aneurysmatisch (häufigste!)
Circulus arteriosus wilisii (A. cerebri anterior/ communicans anterior 40%, A. carotis interna 30%, A. cerebri media 20%, A. basilaris/ vertebralis 10%)
RF: Rauchen!, Arteriosklerose, Hypertonus, Alkoholabusus
Therapie SAB
Basismaßnahmen
Analgesie (Metamizol, Opiod)
Vermeidung Vasospasmen (30-70%, 4-14d, Calciumantagonist Nimodipin)
MAP 60-90 mmHg, Vermeidung RR-Spitzen
Aneurysmaversorgung möglichst innerhalb 72h
Coiling
Komplikationsmanagement
Krampfanfall: Antikonvulsiva
Hydrocephalus: EVD, Shunt
Rezidivblutung
Eigentliche Subduralblutung wird innerhalb 2-3 Wochen resorbiert
Subduralhämatom
Formen
Definition: Venöse Blutung zwischen Arachnoidea und Dura mater durch Abriss der Brückenvenen (drainieren in Sinus)
akut: Meist im Rahmen von SHT
Symptome: Kopfschmerz, Vigilanzminderung, Übelkeit, Erbrechen
chronisch: Meist Bagatelltrauma (nicht erinnerlich)
Kopfdruck, psychomotorische Verlangsamung, Gedächtnisstörungen
Diagnostik Subduralhämatom
Suturenüberschreitende, sichelförmige, glatt begrenzte Blutung!
cCT: Methode der Wahl!
akut: Hyperdens zum Kortex
subakut: Densität abnehmend, nach 10-14d isodens zum Kortex
chronisch: Hypodens zum Kortex (evtl. isodens zum Liquor)
evtl. KM bei unklaren Befunden
cMRT: Bei V.a. SDH ohne positives CT
Akut: Hypo- bis isointens zur grauen Substanz
Subakut: Meist hyperintens
Chronisch: Mit zunehmendem Alter des Hämatoms meist isointens
Therapie SDH
Basismaßnahmen SHT
Operative Versorgung
Indikationen: Klinische Zeichen für Hirndruck oder Einklemmung und/oder Verschlechterung Neurostatus
Bohrlochtrepanation mit Einlage Drainage (eher chronisch)
Kraniotomie (eher akut)
Konservativ: Wenn keine OP-Indikation, schmales SDH <1cm ohne fokalneurologisches Defizit
immer Bedenken: Absetzen eventuelller Antikoagulation?
Epiduralhämatom
Definition: Akute Blutung (meist A. meningea media) zwischen Dura mater und Schädelkalotte (meist nach Trauma, evtl. nach intrakraniellen Eingriffen)
Kopfschmerz, Übelkeit, Erbrechen, Vigilanzminderung
Typisch: Bewusstlosigkeit -> symptomfreies Intervall -> Eintrübung (durch steigenden ICP)
Ipsilaterale Mydriasis: Druck auf N. occulomotorius
Kontralaterale Herdsymptome/ Hemiparese: Druck auf Kerngebiet Kortex
Meist junge Männer!
Diagnostik Epiduralhämatom
cCT
Bikonvexe , hyperdense Raumforderung
Meist temporoparietal lokalisiert , scharf abgegrenzt
Ggf. begleitende Kalottenfraktur
respektiert Suturengrenzen
Therapie Epiduralhämatom
Sofortige Entlastung!
Operative Trepanation (meist temporal nach Krönlein)
bei rechtzeitiger Behandlung 70% Überlebenschance
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