Circadiane Periodik (zyrkadiane Rhythmus)
zeitlicher Verlauf versch. Messgrößen bei einer VP, die unter strenger 24-Stunden-Routine lebt
Dargestellt sind von oben nach unten:
Aktivitätszustand
Rektaltemperatur, kontinuerlich gemessen
Kalium-Ausscheidung im Urin
maximale Rechengeschwindigkeit, gemessen mit einem Pauli-Testgerät
Geschwindigkeit der Zeitschätzung, gemessen an der Herstellung eines 10-s-Intervalls
Nachts wurde die Person zu den Messungen geweckt
Schlafdauer
-> Im Laufe einer 7-8 stündigen subj. Nacht erfolgt alle 80-90 min eine REM-Phase getrennt durch Schlafphasen mit synchronisiertem, langsamen EEG
->Die Periodendauer eines NREM-REM-Zyklus beträgt bei jungen Menschen 90 Min, zu Beginn der Nacht (70-80)
Durchschnittliche tägliche Schlafdauer versch. Säugetierarten
Riesenfaultier
Mensch, Kaninchen, Meerschweinchen, Schwein
Damhirsch, Pferd
20h
8h
2h
Verteilung der gewöhnlichen Schlafadauer bei 800.000 gesunden Personen (Kripke 1979)
6h-5%
7h - 10%
8h - 30%
9h - 45%
10h - 5%
Nucleus suprachiasmaticus
Teil des Hypothalamus
Liegt über dem chiasma suprachiasmyticus
Hauptzeitgeber der inneren Uhr des Menschen
generiert endogenen zinkiaden Rhytmus (Schrittmacher)
-> reagiert auf hell und dunkel
Melatoninausschüttung wird generiert
Störungen der Periodik
Es gibt etliche Lebensbereiche, die von Störungen der zirkadianen Periodik betroffen sind:
Akute Katastrophe/ Unfälle
Arbeits- und Reisestress (Rund-um-die-Uhr-24-h-Dienste), Schichtarbeit, Leistungsdruck in Arbeit und Schule, Jetlag)
Medizinische Diagnose und Behandlung ( Diagnoseverfahren, die lange Zeiträume benötigen; schwere Krankheiten, die an bestimmten Zeitpunkten der zirkiadianen Periodik beginnen; Behandlungszeiten, die nicht der zirkadianen Periodik folgen)
Schlaf-Wach-Störungen und Affektstörungen (Extreme Lichtbedingungen: bewohner der Arktis und Antarktis, Rhythmen bei Blinden, Schlaf-Wach Problem bei Studierenden und Schüler:innen, Rhythmen bei alten Menschen)
Methoden der Schlafforschung
Elektroencephalographie (EEG)-> es lassen sich versch. Grade des Wachseins und die versch. Arten des Schlafens unterscheiden
Elektrokulographie (EOG)
Elektromyographie (EMG)
Elektrokardiographie (EKG)
Atmung
Bewegungen
etc.
Schlafstadien
EEG
EOG
(Augen-bewegung)
EMG(Finger-zucken)
Wach
alpha, beta, gama
möglich
angespannt
Stadium 1
(einschlafen, leichter traum)
niedrig schnelle Beta-Aktivität, niedrige Theta-Aktivität, Vertexzacken (hängt mit dem einschlafen zusammen)
keine/langsame
entspannt
Stadium 2
(leichter Schlaf)
niedrige schnelle Aktivität mit Spindeln (Wachimpulse) und K-Komplexen (reaktionen auf Geräusche)
/
Stadium 3
(mittlerer Schlaf)
20-50% der zeit Delta-Aktivität
Stadium 4
(Tiefschlaf)
mehr als 50% der Zeit Delta-Aktivität
REM
niedrige Theta-Wellen, vermehrte Gamma-Wellen, Beta
REMs (rapid eye movements)
gelähmt
Neurobiologie des Schlafes
Serotonerge /noradrenerge Einflüsse beim Einschlafen (Non-REM-Schlaf, REM-Off)
Cholinerge Aktivität fördert (REM-On)
-> Solange die hemmend wirkenden aminergen REM-Neurone (wie im Wachzustand) aktiv sind, unterdrücken sie die REM-On-Zellen. Wenn dann ihre Aktivität im Non-REM-Schlaf abnimmt, steigert sich die Aktivität der cholinergen REM-On-Neurone. und generiert so den Wechsel von REM- und Non-REM-Schlaf.
Restuartive und circadiane Schlaftheorie
restaurativer Faktor: Der Schläfrigkeitsgrad, der durch den den postulierten restaurativen Faktor bei einem Probanden entsteht, der eine Nacht geschlafen und anschließend zwei Nächte nicht geschlafen hat
circadianer Faktor: Der Schläfrigkeitsgrad, der durch den postulierten circadianen Faktor hervorgerufen wird
-> der Schläfrigkeitsgrad, den der Proband tatsächlich erlebt, besteht aus einer Überlagerung von circadianen und restaurativen Faktoren
Mentale Prozesse im Schlaf
NREM
Träume
81%
7%
Gedanken
2%
28%
Keine Erlebnisse
17%
65%
Stadium
2
Urteil
wach
geschlafen
38%
62%
21%
79%
Erlebnisse
traumartig
26%
16%
14%
69%
gedankenartig
42%
3%
-> Traumberichte sind in allen Schlafphasen erzielt worden, nach REM-Phasen enthalten sie mehr sensorische Inhalte, nach NREM sind sie abstrakter
-> Die Trauminhalte werden mit Dauer und Nacht zunehmend vitaler und aktiver, was aber auch daran liegen kann, dass sie länger werden und daher insgesamt mehr Inhalte berichtet werden
Aktivierungs-Synthese-Modell ( Hobson & McCarley, 1977)
Pontiner REM-Schlaf-Generator (PGO-Wellen: Ponto-genikulo-okzipitale Kortex-Wellen)
Freisetzung des Neurotransmitters Acetylcholin (Ach)
Gleichzeitig Hemmung und Freisetzung der Freisetzung von Noradrenalin (NA) und Serotonin (5HT)
Aktivierung höherer hirnstrukturen führt zu Erzeugung bewusster Vorstellungsbilder
-> Aktivationssynthese-Theorie, Alternative zur Freudschen Traumtheorie, beruht auf der Beobachtung, daß während des REM-Schlafes viele Schaltkreise des Gehirns aktiv werden und den cerebralen Cortex mit neuronalen Signalen bombardieren.
Traumregionen im Gehirn
pontine und mesenzephale und cholinerge, aminerge und histaminerge Kerne: von PGO erzeugte “chaotische” visuelle Abfolge
dienzephale Strukturen (basales Vorderhin, Teile des Hypothalamus): Instinkt, Sex, Bewusstseinshöhe
vordere paralimbische Strukturen (Amygdala, hippocampus, mediale frontale Regionen, G.cinguli ): Emotionen, negativer Affekt, emotionale Aufmerksamkeit
dorsolateraler Frontalkortex: Verlust von Kontrolle, Alogik, Vergessen, Orientierungsverlust
Basalganglien: Auslösen von bewegungen, vor allem automatische und repetitive (laufen, fliegen)
thalamische Kerne: PGO-Übermittlung, konzentrative Fixierung
primär sensomotorischer Kortex
(Output & Input blockiert):
sensorische und motorische Halluzinationen und Kommandos
unterer Parietalkortex: räumliche Organisation von Träumen
primäres visuelles Areal: keine aktuelle Information von Außen
visuelle Assoziatiosareale: visuelle Erlebnisse
-> Hypothetischer Zusammenhang zwischen Aktivierung und Hemmung jener Hirnstrukturen, die für verschiedene Traumerlebnisse verantwortlich sind
Neuropsychoanalytische Traumtheorie ( Marc Solms, 1997)
REM-Schlaf wird im Hirnstamm ausgelöst, die Träume entstehen aber erst durch das Zusammenspiel von Frontalcortex und limbischen System:
Marklager des Frontallappens (Dopamin: Gabe von L-Dopa führt zur Steigerung der Traumaktivität. Dopaminantagonisten (Neuroleptika) reduzieren die Traumaktivität)
Diese Hirnstrukturen spielen eine wesentliche Rolle bei motivationalen Prozessen („Wünsche“)
Im Traum ist ebenfalls eine gesteigerte Aktivität des limbischen Systems zu beobachten, hier werden emotionale Informationen verarbeitet
-> Betonung der emotionalen und motivationalen Ebene der Träume
partielle Schlafdeprivation
Totale Schlafdeprivation
Erste Versuche :
1896 an der University of Iowa, 90 Stunden totaler Schlafentzug bei drei gesunden jungen Männern:
Verlauf der ersten Nacht relativ problemlos, die zweite war jedoch von einem starken Schlafbedürfnis geprägt war. Die Zeit um die Morgendämmerung war die schwierigste.
Von der zweiten Nacht an traten in einem Fall Wahrnehmungsstörungen auf. Diese Sinnestäuschungen waren bereits nach der ersten, zehneinhalb Stunden dauernden Schlafperiode vollständig verschwunden.
Die zwei anderen Versuchspersonen in dieser Studie überstanden die Schlafentzugsperiode zwar ohne Wahrnehmungsstörungen, hatten aber ebenfalls große Mühe, wachzubleiben. Auch sie fühlten sich nach dem ersten Erholungsschlaf völlig ausgeruht.
Totale Schlafdeprivation - Weltrekord
1965, Randy Gardner, damals siebzehnjähriger kalifornischer College-Student
Zunächst in der Gesellschaft zweier Freunde. In den letzten neunzig Stunden des Experiments übernahmen der Schlafforscher William Dement und seine Mitarbeiter die Aufsicht.
Nach vier bis fünf Tagen zunehmende Reizbarkeit und Misstrauen.
Wachträume, Wahrnehmungsstörungen
Gedächtnisstörungen.
Insgesamt 264 Stunden und 12 Minuten ohne Schlaf, danach ein Erholungsschlaf von 14 Stunden und 40 Minuten
Was sind die Folgen totaler Schlafdeprivation?
Physiologische Veränderungen (Verminderung der Körpertemperatur, physiologischer Aktivierung, Hormonauschüttungen etc.)
Anstieg subjektiver Müdigkeit (Schlafdrang, Müdigkeitssymptome)
Abfall der kognitiven Leistungsfähigkeit (Wachsamkeit, Aufmerksamkeit, Verarbeitungsgeschwindigkeit, kognitive Kontrolle, Reaktionsgeschwindigkeit und -genauigkeit)
Höhere Aggressivität und Reizbarkeit, weniger Vertrauen in sozialen Situationen
Verminderte Lernfähigkeit
->Alle Folgen der Schlafdeprivation nehmen v. a. nachts stark zu, tagsüber kommt es zu vorübergehenden Minderungen der Effekte.
->V. a. Funktionseinbußen des präfrontalen Kortex scheinen für die kognitiven Effekte Verantwortlich zu sein
Immunreaktion auf Schlafdeprivation
Schlaf reguliert Funktionen des Immunsystems, auch hier gibt es ein Gedächtnisfunktionen
Untersucht wurde der Einfluss von Schlafmangel auf der Erfolg einer Impfung gegen Hepatitis
Schlaf (insbesondere Tiefschlaf) fördert das Lernen des Immunsystems massiv, bereits eine Schlafdeprivation von einer Nacht halbiert die auf die Impfung bezogene Leistung des Immunsystems langfristig
Schlaf in der Nacht nach der Impfung (oben schwarz)
Schlafdeprivation in der Nacht nach der Impfung (unten weiß)
2-Prozess-Theorie
Zwei-Prozeß-Modell des Schlafs, eine Theorie des Schweizer Pharmakologen Borbély, um den Ablauf der Schlaf-Wach-Rhythmik zu erklären. Die Aktivität der langwelligen Delta-Wellen ist abhängig von der vorherigen Wachphase (S-Prozeß); der C-Prozeß verläuft parallel der Körpertemperatur. Die Wechselbeziehung zwischen beiden Prozessen bestimmt das Schlaf-Wach-Verhalten (Schlaf).
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