HIV: Typen
HIV 1 und 2 sind phänotypisch nicht zu unterscheiden, aber genotypisch nur zu 50% equivalent
HIV-1: höhere Pathogenität und Infektiösität —> Verursacher der weltweiten Pandemie
HIV 1: Häufigster Typ weltweit
Hauptgruppen: M,N,O,P
Gruppe M (maior) ist weltweit am häufigsten
HIV 2: überwiegend in Westafrika (seltener)
Hauptgruppen: 6 (A - G)
Doppelinfektionen mit verschiedenen Subtypen können vorkommen
HIV: Laborparameter die für eine Progression sprechen:
Für eine Progression der HIV-Infektion sprechen folgende Laborparameter:
Anstieg der Viruslast (siehe unten)
Abfall der T-Helferzellen
HIV: Transmissionwege
Sexuell
Parenteral
Vertikal
HIV: Bestimmung der T Helferlymphozyten
CD4 Zellzahl = Auskunft über das Ausmaß des Immundefektes
< 200/μl ist das Risiko für Auftreten von AIDS ist groß = Anpassung der Therapie nötig
wird für die Stadieneinteilung der CDC-Klassifikation herangezogen
HIV: HIV Erstnachweis
Serologie
Einverständniserklärung muss vorliegen!
Screeningtest: Bestimmung von HIV-Antikörpern und HIV-1 p24-Antigen
mittels Elisa
hohe Sensitivität (cave: falsch-positiv)
Bestätigungstest (bei positivem Ergebnis): HIV-PCR
mittels Immunoblot (z.B. Westernblot)
hohe Spezifität
Kategorie A: Akutes retrovirales Syndrom ARS
ca. 30 % der Infizierten 1 bis 6 Wochen nach Erstinfektion
Symptome: Fieber, Lymphknotenschwellungen, stammbetonter makulopapulöser Hautausschlag, Splenomegalie, Pharyngitis, Myalgien, evtl. Diarrhö, Gewichtsverlust
HIV-AK Test meist noch negativ
HIV-AK werden positiv in der Regel 1 bis 3 Monate nach der Infektion
HIV: Epidemiologie
Globale Schätzung im Jahr 2021
Menschen die mit HIV leben: 38.4 Millionen
Neue HIV Infektionen 2021: 1.5 Millionen
Todesfälle: 650.000
ca. 50% der Infizierten sind Frauen
Rückgang der Neuinfektionen in Deutschland im Jahr
ua. durch COVID: Sexualpartner, Mobilität, Testangebote ↓
außerdem: PrEP und Therapie ↑
HIV: Virusquantifizierung
z.B. PCR
Maßeinheit der Virusmenge (Viruslast) z.B. RNA-Kopien/ml Plasma
CDC Klassifikation: Kategorie A
Akute HIV Krankheit, Akutes retrovirales Syndrom
Asymptomatische Infektion
Persistierende generalisierte Lymphadenopathie (PGL)
Lymphadenopathie-Syndrom (LAS)
HIV: Vertikale Transmission
Übertragung von einer HIV-infizierten Mutter auf das Kind
Durch antiretrovirale Therapie sinkt das Risiko < 1 %
HIV: Therapieziel
Therapieziel: Absinken der HIV-Replikation unter die Nachweisgrenze
< 20 - 50 Kopien/ml ist das Therapieziel
CDC Klassifikation: Kategorie B
Nicht-Aids-definierende Erkrankungen: Kategorie B
= Erkrankungen, die durch einen Immundefekt begünstigt werden
Febrile Temperaturen (≥ 38,5 °C)
Chronische Diarrhö (> 1 Monat)
Idiopathische thrombozytopenische Purpura
Entzündungen des weiblichen kleinen Beckens;
Zervikale Dysplasie oder Carcinoma in situ
HIV-assoziierte periphere Neuropathie (ca. 40 %)
Bazilläre Angiomatose
(Err.: Bartonella henselae oder B. quintana; Th.: Erythr. oder Doxycyclin)
Listeriose
Oropharyngeale oder vulvovaginale Candidosen (> 1 Monat)
Herpes zoster, Befall mehrerer Dermatome (Gefahr intraokulärer Komplikationen)
Orale Haarleukoplakie (OHL): Beläge am Zungenrand
HIV: Parenterale Transmission
i.v.-Drogenmissbrauch (sehr hohes Risiko bei Nadeltausch!): 3 - 4 %
Therapie mit Blut(produkten):
HIV Ak Test von Blut/-produkten (Ende 1985)
In DE Risiko bei fast 0%
HIV: Verlauf
HIV: Late presenter
CD4 Zellzahl <200/µl und AIDS definierte Erkrankungen
Höhere Morbidität und Mortalität
Schlechteres Ansprechen auf ART
Höhere Kosten durch Krankenhausaufenthalte
ca. ein Drittel der HIV-Infizierten sind noch nicht diagnostiziert
⇒ Risikoverhalten
⇒ höheres Transmissionsrisiko
HIV: Diagnostisches Fenster
Viruslast entspricht nicht immer der Schwere der Symptomatik!
Akute Infektion kann sich unterschiedlich äußern
Kategorie A: Asymptomatische Infektion (Latenzphase)
HIV-AK-Test: 1 bis 3 Monate nach Erstinfektion positiv
Virusvermehrung in lymphatischem Gewebe
Eindämmung der Viruslast durch körpereigenes Immunsystem
Hohe Proliferation kompensiert Depletion von CD4+-T-Zellen
Bei ersten Symptomen: Kategorie B —> Dauer ca. 10 Jahre
CDC Klassifikation: Kategorie C
Aids-definierende Erkrankungen: Kategorie C
Wasting Syndrom: Gewichtsabnahme von >10%
AIDS definierte Malignome
Kaposi Sarkom
Invasives Zervix Karzinom
Opportunistische Infektionen
Protozoen Infektionen z.B. Zerebrale Toxoplasmose
Pilzinfekte z.B. Pneumocystis jirovecii-Pneumonie PCP
Candidose von Bronchien, Trachea, Lunge oder Ösophagus
Kryptokokkose, extrapulmonal
Bakterielle Infekte z.B. Salmonellen Sepsis, Tuberkulose
Virusinfekte: Cytomegalie, Herpes simplex/ zoster,
Progressive multifokale Leukenzephalopathie (PML)
CDC Stadieneinteilung
HIV: Sexuelle Transmission
Hohes Risiko bei Promiskuität und “unsafe sex”
z.T. auf Urlaubsreisen in Hochprävalenzgebiete
Generell erhöhen STD`s/ Schleimhaut-Defekte das Übertragungs Risiko
Transmission immer auch abhängig von Viruslast
Analverkehr: rezeptiv > insertiv (Ejakulation)
Vaginalverkehr: Frau > Mann (infektiös für beide Partner)
Oralverkehr: geringes Risiko
Wann sollte ein HIV-Test veranlasst/empfohlen werden?
„Risikogruppen“
Sexuell übertragbare Erkrankungen, memo: Hepatitis B/C HIV-Indikatorerkrankungen
AIDS-definierende Erkrankungen
rez. Pneumonien (> 2/Jahr), PjP, Lymphome, Tuberkulose etc.
Mononukleose-ähnliches KH-Bild (nach Risikoprofil?)
Leuko-und Thrombopenie (nicht erklärbar)
Seborrhoische Dermatitis/ exanthem
Zervix bzw. Analkarzinom bzw. Dysplasie
Wie verhindern wir das Auftreten von Late Presentern?
HIV Indikatorerkrankungen
Blutbildveränderungen bei HIV Infizierten
Symptome und Befund „Warnlampen“
Parameter die nach einem positiven Testergebnis bestimmt werden:
HIV Parameter: HI Viruslast, HIV Resistenztestung, CD4 Zellzahl
Sexuell übertragbare Erkrankungen
Lues
Chlamydien
Serologie auf Viruserkrankungen
Hepatitis-Viren (Hep A,B,C)
Herpes-Viren (CMV, EBV, HSV, VZV)
Weitere Infektionskrankheiten, z.B.:
Toxoplasmose- Serologie
Quantiferon-Test (TBC?)
Organstatus
Blutbild mit Diffrential-Blutbild
Apparative Untersuchung
Klassische HIV Befunde
Schluckbeschwerden, Lymphknotenschwellung → Hinweis auf ARS
B Symptomatik → Hinweis auf fortgeschrittene Erkrankung mit Immundefekt
Gewichtsverlust, Fieber, Nachtschweiß
Laborveränderung → häufige Veränderungen der chronischen HIV Infektion
!Thrombopenie!
(Lymphozytose, Monozytose): Leukopenie????
HIV: Therapiestandard
Kombinationsbehandlung mit mind. 3 antiretroviralen Substanzen —> Resistenzentwicklungen verhindern/verzögern
1x täglich, 1xTablette (Kombi-Präparate)
Faktoren mit Einfluss auf die Therapieentscheidung:
Viruslast und CD4-Status
Resistenztest, HLA-Typisierung
Opportunistische Erkrankungen/ HIV-Organmanifestationen
Begleiterkrankungen, Medikamenteninteraktionen Individualisierte Therapie
Individuelle Toleranz gegenüber möglichen Nebenwirkungen
Herkunft, Alter, Geschlecht, Beruf und Lebenssituation
(vermutetes) Adhärenz Niveau
„Soft factors“: Tablettenanzahl, - größe, - farbe;
Einnahmemodalitäten (1x/d oder 2x/d); Verfügbarkeit als Saft etc.
Thrombozytopenie (< 150 Giga/l): 8-30%
Anämie ( < 10 g/dl): 2,5-34%
Leukopenie (v.a. Lymphopenie)
Frühe, asymptomatische Infektion: 5-10%
Späte Infektionsphase/AIDS: 50-70%
Verhalten bei Kontamination mit pot. inf. Material
HIV: Therapie Möglichkeiten
Gesunde Lebensführung und Vermeidung resistenzmindernder Faktoren
Kombinierte antiretrovirale Therapie (cART - früherer Name: HAART)
Prophylaxe und Therapie opportunistischer Infektionen u.a. Komplikationen
Psychosoziale Hilfe
Sexuell (STD) oder durch Blut-Blut-Kontakt übertragbare Erkrankungen
Lues, Gonorrhoe, Herpes genitalis, HepB HepC, Chlamydien
Dermatologische Erkrankungen z.B Herpes Zoster <65 LJ.
Hals-Nasen-Ohren: Oropharyngealer Soor, orale Haarleukoplakie
Unspezifische Symptome: unklarer Gewichtsverlust, Fieber länger als sieben Tage, wiederkehrende oder chronische Diarrhoe, Persistierendes, Mononukleose ähnliches Krankheitsbild
Maligne Erkrankungen: Lymphome, Zervikale bzw. anale Karzinome
Blutbildveränderungen: Unklare Leukopenie und/oder Thrombozytopenie
Ungünstige Prognose Parameter:
Erhöhte Viruslast (> 10.000 Kopien/ml) zum Zeitpunkt der ersten Untersuchung
Anstieg der Viruslast, persistierende Viruslast > 10.000 Kopien/ml
Niedrige T Helferzellzahl zum Zeitpunkt der Diagnose (late presenter)
Abfall der T Helferzellzahl im weiteren Krankheitsverlauf
Anstieg des β2 Mikroglobulin Spiegels
Progression des klinischen Staging
Empfehlungen zum Therapiebeginn:
Symptomatische HIV-Infektion:
Immer Indikation zur antiretroviralen Therapie
Asymptomatische HIV-Infektion:
Jedem Patienten mit HIV-Infektion word eine antiretrovirale Therapie angeboten werden
Unabhängig von der CD4-Zellzahl.
Frühtherapie reduziert die Rate an Aids-bedingten Erkrankungen und die Mortalität!
Zur Senkung der Infektiosität (um die HIV-Transmission zu reduzieren), „treatment as prevention“
HIV: Präventionsmöglichkeiten
ART: Bei bekannter HIV-Infektion (Treatment as Prevention (TasP))
Regelmäßige Verlaufskontrollen unter ART
Sicherstellung der Adhärenz
PrEP: Reduktion des Infektionsrisikos für Nicht-Infizierte vor Exposition
Anwendung von antiretroviralen Substanzen bei HIV negativen zum Schutz vor Ansteckung
Probleme: NW: Niere, Knochen; Resistenz, STIs, Koinfektion mit HepB
PEP: Reduktion des Infektionsrisikos für Nicht-Infizierte nach Exposition
Kein Teilen von Injektionsnadeln: Substitutionstherapie
Maßnahmen zur Vermeidung einer Mutter-Kind-Transmission siehe: HIV in der Schwangerschaft
Male Medical Circumcision (MMC)
Freiwillige Beschneidung von Männern in Hochprävalenzregionen
Ziel: HIV Transmissionsrisiko reduzieren
Nadelstichverletzung: Infektionsrisiko
500.000 Nadelstichverletzungen pro Jahr in Deutschland!
Schulungen und Nadelabwurfbehälter: 60% Reduktion der Nadelstichverletzungen
Gebrauch von Handschuhen: 50% Reduktion der übertragenen Blutmenge
Infektionsrisiko nach Nadelstichverletzung
Hepatitis B: 1 : 250
Hepatitis C: 1 : 6 500
HIV: 1 : 650 000
Infektionsrisiko nach Nadelstichverletzung an positiver Indexperson
Hepatitis B: 1 : 3
Hepatitis C: 1 : 30
HIV: 1 : 300
Kategorie A: PGL/ LAS
HIV AK Test: positiv
Generalisierte Lymphadenopathie: Persistierende (> 3 Monate)
Di.: Biopsie + Histologie
HIV: Ursprung
1920: vermutlich zoonotische Übertragung von Primaten auf Menschen
SIV = Simian Immundefizienzvirus der Primaten
HIV 1: Übertragung von SIV aus Schimpansen
HIV 2: Übertragung von SIV aus Rauchmangaben
Risiko einer ARS Therapie:
Risiko: Immunrekonstitutionelles inflammatorisches Syndrom (IRIS)
Klinische Verschlechterung einer infektiösen oder inflammatorischen Kondition
im zeitlichen Zusammenhang mit ART überschießende Entzündungsreaktion
HIV: Indikatorerkrankungen
AIDS-definierende Erkrankungen unter den PLHIV (People living with HIV – mit HIV lebende Menschen);
Krankheiten verbunden mit einer nicht diagnostizierten HIV-Prävalenz von > 0,1 %
Erkrankungen, bei denen eine Nicht-Identifizierung des Vorliegens einer HIV-Infektion erheblich nachteilige Auswirkungen auf die klinische Behandlung dieser Person haben kann
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